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Brief XV.

London, den 31. Januar 1710-11.

Ich will Ihnen morgen meinen vierzehnten schicken, aber da mein Kopf ein wenig in Unordnung ist, so geraten all meine Tagebücher in Verwirrung. Ich war heute früh bei Herrn Staatssekretär St. John und konnte also nicht meine Morgenzeilen für MD kritzeln. Man gedenkt hier, alle kleinen Groschendruckschriften mit einer Steuer von einem halben Penny für den halben Bogen zu belegen, was Grub Street vollends zugrunde richten wird, und ich bemühe mich, es zu verhindern. Ausserdem habe ich die Anklage gegen eine gewisse grosse Persönlichkeit befürwortet; das waren zwei meiner Angelegenheiten bei dem Staatssekretär: waren sie nicht würdig? Es war Fords Geburtstag, und ich habe die Einladung des Staatssekretärs abgelehnt und mit Ford gegessen. Wir haben hier so scharfen Frost, wie ich ihn nur je erlebt habe; schönes Marschierwetter; der Kanal und der Rosamundenteich sind voller Leute, die gleiten und Schlittschuh laufen, wenn Sie wissen, was das ist. Das Wasser für Patricks Vogel gefriert in seinem Krug und meine Hände im Bett.

Den 1. Februar. Ich war heute morgen bei der armen Lady Kerry, der es mit ihrem Kopf weit schlechter geht als mir. Sie schickt mir Flaschen voll von ihrem bittern Trank, und wir haben einander so lieb, weil unsre Leiden die gleichen sind; wissen Sie das nicht, Frau Stella? Habe ich nicht gesehn, wie Sie mit Joes Frau und einigen andern Krankheiten studierten, Bursche? Ich ging um des Spaziergangs willen zum Essen in die Altstadt; denn wir müssen, wie Sie wissen, um der armen kleinen MD willen auf Prestos Gesundheit acht geben. Aber ich ging verdammt vorsichtig, denn ich fürchtete, wider Willen zu gleiten; ich habe viel zu tun.

2. Heute morgen kam Herr Ford zu mir, um mit mir in die Altstadt zu gehn, wo er Geschäfte hatte, und dann bei Batesman Bücher zu kaufen; ich habe ein Pfund und fünf Schilling für einen Strabo und einen Aristophanes ausgegeben; und jetzt habe ich wieder Bücher genug, um ein neues Brett einzurichten; ich will noch mehr haben oder es soll mich einen Sturz kosten; und als wir zurückkamen, haben wir in Ben Tookes Wohnung eine Flasche echten französischen Weins getrunken; und als ich nach Hause kam, schickte Frau Vanhomrigh mir Bescheid, ihre älteste Tochter sei plötzlich schwer erkrankt Zester Vanhomrigh, die berühmte Vanessa; siehe Einleitung zu Band III., und sie bat, ich möchte kommen und sie besuchen, ich ging hin und fand, dass es ein alberner Streich der Frau Armstrong war, der Schwester Lady Lucys, die dort mit Moll Stanhope zu Besuch war; ich habe aber die Tochter ausgezankt.

3. Heute habe ich bei Lady Lucy gespeist; Sie wissen, ich bin lange nicht mehr bei ihr gewesen; sie sind verwünschte Whigs; besonders die Schwester Armstrong, die unerträglichste aller Frauen, die ohne Geschmack auf Witz Anspruch machen. Sie riss den letzten Examiner herunter, den hübschesten, den ich noch gelesen hatte; er enthielt eine Charakterskizze des gegenwärtigen Ministeriums. Ich verliess sie um fünf und ging dann nach Hause. Aber ich vergass, Ihnen zu sagen, dass heute morgen mein Vetter, der Drucker Dryden Leach, mit einer schweren Klage zu mir kam; Harrison, der neue Tatler, habe ihn abgeschoben und wieder die früheren Drucker des Tatler angenommen. Er schwor Rache; ich gab eine würdevolle Antwort, und so verliess er mich, und ich habe Patrick Befehl erteilt, mich in Zukunft zu verleugnen; und abends kommt ein Brief von Harrison, in dem er mir dasselbe sagt und sich entschuldigt, weil er es ohne mein Wissen getan habe, weil er den ganzen Tadel tragen wollte; und in seinem heutigen Tatler erzählt er die Geschichte: er habe die alten Leute wieder genommen, und es sei ein demütiger Brief von Morphew und Lilly, den früheren Druckern, eingelaufen, in dem sie ihn um Verzeihung bäten, usw. Und schliesslich schickt mir heute morgen Ford aus dem Kaffeehaus, wohin ich kaum je noch komme, zwei Briefe, einen vom Erzbischof von Dublin und den andern von ... Von wem, meinen Sie wohl, war der andre? – – – – Ich will's Ihnen sagen, weil Sie meine Freundinnen sind; ei, er war von meiner lieben, kleinen MD, Nummer 10.0, aber ich will ihn noch nicht beantworten, nein, neieiein, ich will ihn zwischen den beiden Bogen aufbewahren; da liegt er, eben darunter; o, ich habe das Blatt aufgehoben und ihn da gesehn: lieg still, du sollst noch nicht beantwortet werden, kleiner Brief; denn ich muss zu Bett gehn und für meinen Kopf sorgen.

4. Ich vermeide es noch aus Furcht um meinen Kopf, in die Kirche zu gehn, obwohl er seit fünf oder sechs Tagen viel besser ist, seit ich nämlich Lady Kerrys Bittern genommen habe. Unser Frost hält fest wie ein Drache. Ich ging zu Herrn Addison und habe mit ihm in seiner Wohnung gegessen; ich hatte ihn seit drei Wochen nicht mehr gesehn; wir sind gewöhnliche Bekannte geworden: und doch, was habe ich nicht für seinen Freund Steele getan? Herr Harley hat mir, als ich ihn das letztemal sah, Vorwürfe gemacht, weil er sich mir zu Gefallen mit Steele hatte versöhnen wollen; er hatte versprochen, ihn zu empfangen, und eine Verabredung getroffen; aber Steele kam nicht. Harrison, den Herr Addison mir empfohlen hatte, habe ich dem Staatssekretär vorgestellt; und der hat mir versprochen, für ihn zu sorgen; Addison selber habe ich dem Ministerium so geschildert, dass man jetzt zu seinen Gunsten denkt und spricht, obwohl man ihn zuvor gehasst hat. – Nun, er steht jetzt in meiner Schuld, und das ist alles; ich habe nie die geringste Verpflichtung gegen ihn gehabt, und das ist wiederum alles. Heute abend erhielt ich eine Botschaft von Herrn Harley, er wollte wissen, ob ich noch lebte, und er lud mich ein, morgen bei ihm zu essen. Sie essen so spät, dass ich es vermieden habe, zu ihnen zu gehn, seitdem mein Kopf so krank war. Patrick ist seit zehn Tagen in Ungnade gewesen; ich spreche trocken und unwirsch mit ihm und habe ihn doch drei- oder viermal Freund genannt. Aber Burschen, macht, dass ihr fortkommt.

5. Morgens. Ich will heute morgen Prior besuchen, der mit mir bei Harley speist; daher kann ich nicht länger bleiben, um schon frühmorgens mit den lieben, kleinen Bälgen zu schwatzen und zu plaudern, und es ist furchtbar kalt. Ich wollte, meine kalte Hand wäre an der wärmsten Stelle bei Ihnen, junge Frauen; dafür würde ich von Herzen gern zehn Guineen geben; o, sie erfriert meinen Schenkel; deshalb will ich aufstehen und Ihnen guten Morgen sagen, meine beiden Damen; guten Morgen! Kommen Sie, treten Sie zurück und lassen Sie mich aufstehn; Patrick, nehmen Sie die Kerze fort! Brennt ein hübsches Feuer? – Also – auf! – Abends. Herr Harley setzte sich erst um sechs, und ich blieb bis elf; hinfort werde ich ihn, wenn ich es einrichten kann, lieber abends besuchen und nicht mehr bei ihm essen. Das stört all' meine Massnahmen und schadet meiner Gesundheit; mein Kopf ist in Unordnung, aber nicht krank, und ich hoffe, es wird besser werden.

6. Hier ist infolge des Geburtstags der Königin viel Aufruhr gewesen; viel schöne Kleider, und der Hof so gedrängt voll, dass ich nicht hinging. Der ganze Frost ist vorüber. Sonntag hat es getaut, und es taut noch; aber auf dem Kanal (ich meine nicht den von Laracor, sondern den in St. James' Park) liegt noch immer Eis, und die Kinder gleiten darauf. Herr Ford drängte mich, in seiner Wohnung mit ihm zu essen. Habe ich Ihnen nicht schon gesagt, dass Patrick einen Vogel gekauft hat, einen Hänfling, den er Dingley mitnehmen will? Er war erst ganz zahm, und jetzt ist er der wildeste, den ich je gesehn habe. Er hält ihn in einer Kammer, wo er eine furchtbare Schmutzerei macht; aber ich sage nichts mehr; ich bin zahm wie ein Wischtuch. Wann müssen wir MD's Brief beantworten? Eins jener wunderlichen Versäumnisse. Dieser ist eine Woche alt, wie Sie sehn, und noch nicht weiter gediehen. Herr Harley bat mich, ich möchte heute wieder mit ihm essen; aber ich habe abgelehnt, denn ich habe mich gestern mit ihm überworfen und will ihn nicht eher wiedersehn, als bis er sich entschuldigt; und jetzt gehe ich zu Bett.

7. Ich war heute früh bei Herrn Lewis im Sekretariat und sah einen Brief, den Herr Harley ihm geschickt hatte; denn er will gern mit mir versöhnt sein; ich aber blieb taub gegen alle Bitten, und ich habe Lewis gebeten, zu ihm zu gehn und ihm zu sagen, dass ich weitere Genugtuung verlange. Wenn wir dulden, dass diese grossen Minister sich zuviel anmassen, so sind sie nicht mehr zu lenken. Er verspricht, mich zu beruhigen, wenn ich nur kommen und ihn besuchen will; aber das tue ich nicht; er soll es durch einen Dritten erledigen oder ich lasse ihn fallen. Die Ursache unsres Streits will ich Ihnen sagen, wenn ich Sie sehe; dann sollen Sie richten. Er hat etwas getan Harley hatte ihm ein Geschenk von 50 Pfund geschickt, die Swift ablehnte., was er als Liebenswürdigkeit dachte; ich aber habe es ganz anders aufgenommen; denn mir missfiel sowohl die Sache selbst, wie auch die Art, in der sie geschah; und das Ganze hat mich von Herzen geärgert; und alles, was ich gesagt habe, ist die Wahrheit, obwohl es aussieht wie ein Scherz: ich habe mich absolut geweigert, mich seiner beabsichtigten Liebenswürdigkeit zu fügen, und ich erwarte weitere Genugtuung. Herr Ford und ich haben bei Herrn Lewis gegessen. Wir haben ungeheure Schneemengen, und das hat mich heute zwei Schilling für Sänfte und Wagen gekostet; und ausserdem bin ich zu Fuss gegangen, bis ich schmutzig war. Ich weiss gar nicht mehr, was es heisst, nachdem ich im Bett bin, zu lesen oder zu schreiben. Das letzte, was ich tue, bevor ich mich lege, ist, dass ich unsern MD ein wenig schreibe; dann steige ich ins Bett, blase meine Kerze aus und schlafe, so schnell ich kann, ein. Aber morgens schreibe ich ein wenig im Bett, wie Sie wissen.

8. Morgens. Ich habe Apronia gebeten, stets vorsichtig zu sein, besonders mit den Beinen. Bitte, können Sie irgendwie bedeutenden Witz in diesem Satz entdecken? Ich muss offen gestehn, ich kann es nicht. Aber die Partei siegt heutzutage über alles, und welchen Lärm habe ich über den Witz dieses Satzes gehört, der in jeder halben Stunde hundertmal bewundernd wiederholt wird. Bitte, lesen Sie ihn sofort noch einmal wieder über und überlegen Sie ihn sich. Ich glaube, es muss »geraten« heissen, nicht »gebeten«. Es wäre mir nicht wieder eingefallen, wenn ich es nicht so oft gehört hätte. Nun – ja – Sie müssen wissen, ich hatte ihn eben geträumt, und als ich erwachte, schwebte er mir auf der Zunge. Sind Sie hereingefallen oder nicht, Burschen? Ich traf Herrn Harley im Gnadengerichtshof, und er fragte mich, seit wann ich den Kunstgriff gelernt hätte, an mich selber zu schreiben. Er hatte Ihren Brief im Kaffeehaus durch das Glas gesehn und wollte darauf schwören, dass es meine Handschrift wäre; und Herr Ford, der ihn mit nahm und mir schickte, war derselben Meinung. Ich entsinne mich, dass auch schon andre dasselbe gesagt haben. Ich glaube, ich war einmal der kleinen MD Schreiblehrer. Aber hören Sie, was ist denn hier los? Schreibe ich frühmorgens an junge Frauen? Ich habe andre Fische zu braten; also guten Morgen, meine Damen, guten Morgen! Vielleicht werde ich Ihren Brief heute Abend beantworten, vielleicht auch nicht. Je, wie dem naseweisen kleinen Presto die Laune steht. – Abends. Ich bin heute trotz des Wetters wie immer, wenn es nicht direkt regnet, im Park spazieren gegangen. Wissen Sie, wie es gegangen ist? Wir haben drei Tage lang Tauwetter gehabt; dann einen ungeheuren Schmutz und Schnee, und jetzt friert es über unserm Schnee wie ein Topfdeckel. Ich habe zum erstenmal, seit ich nach England gekommen bin, bei Lady Betty Germaine gegessen; da blieb ich wie ein Hansnarr bis acht Uhr sitzen und sah ihr und einer andern Dame beim Piquet zu, obgleich ich genug andres zu tun hatte. Es war nach meinem Gefühl der kälteste Tag in diesem Jahr.

9. Morgens. Als ich gestern Abend schon eine Stunde im Bett gelegen hatte, musste ich aufstehn und die Wirtin und das Mädchen rufen, damit sie das Feuer in einem untern Zimmer löschten, weil mein ganzes Schlafzimmer voll Rauch war, obwohl ich kein Feuer darin hatte. So ist es mir jetzt schon zweimal gegangen. Ich habe in meinem Leben noch keine Stunde so elend gelegen. Ist das nicht verdammt ärgerlich? Es hat die ganze Nacht geschneit, und jetzt regnet es. Also, wo ist MD's Brief? Kommen Sie, Frau Brief, treten Sie auf ... Hier bin ich, sagt sie, antwortet sie mir ins Gesicht hinein. Ei, potztausend, es tut mir leid, dass Sie meinen zwölften so bald erhalten haben; ich fürchte, auf die andern werden Sie um so länger warten müssen. Ich fürchte, Sie werden meinen vierzehnten schon erhalten, während ich diesen noch schreibe; und ich möchte, dass immer ein Brief von Presto gelesen wird, dass einer unterwegs ist, und dass er einen schreibt. Was die Kiste angeht, so glaube ich jetzt, dass sie verloren gegangen ist. Sie ist an Herrn Curry in Capel Street usw. adressiert. Gestern erhielt ich einen Brief von Dr. Raymond aus Chester; er sagt, er habe seinen Diener überall herumgeschickt und könne sie nicht finden; und Gott weiss, ob Herr Smyth besseren Erfolg haben wird. Sterne hat mit ihm gesprochen, und ich habe ihm gleichzeitig mit der Flasche Lähmungswasser einen Brief geschickt; diese Flasche, so hoffe ich, wird nicht verloren gehn: ich sehne mich danach, zu hören, dass Sie sie haben. Ich bin in allen Dingen, ausser in solchen, die MD betreffen, ziemlich nachlässig, und ich hätte Sterne nicht vertrauen sollen. Aber so soll es noch nicht gehn; ich will noch einmal anheben. Was Sie von Goodman Peasley und Isaak sagen, darauf antworte ich wie zuvor ... Pfui, Kind, Sie müssen nicht tun, als glaubten Sie dergleichen; und dann können Sie mir, nur um der Wissenschaft halber, sagen, welchen Anklang diese Dinge finden und wie sie Ihnen gefallen; ob Sie sie über den gegenwärtigen Gang der Dinge aufklären, und ob Sie in Ihrer Stadt gedruckt werden oder nur von hier aus hinüber kommen. Sir Andrew Fountaine hat sich erholt; also nehmen Sie Ihre Sorge zurück; aber behalten Sie sie nicht, sondern werfen Sie sie den Hunden vor. Und geht die kleine MD spazieren, wirklich? Das freut mich von Herzen. Ja, wir sind hier mit der Pest fertig. Es war naseweis von Ihnen, zu tun, als hätten Sie sie vor denen, die mehr sind als Sie. Ihre Nachricht, dass die Geschichte von den Offizieren, die abgehn mussten, falsch sei, ist wundervoll. Jeden Tag können Sie sie alle drei hier sehn, und sie sind so wenig im Heer wie Sie selber. Zwölf Schilling für die Ausbesserung des Geldschranks? Dass heisst dafür, dass er für einen Heller Eisen auf eine Angel getan und es vergoldet hat? Geben Sie ihm sechs Schilling, und ich will sie bezahlen, und nehmen Sie ihn oder seine Leute niemals wieder. Nein, wahrhaftig, ich schiebe das Predigen hinaus, solange ich kann. Ich lebe hier auf einem andern Fuss: niemand ahnt hier, ob ich predigen kann, und Sie sind Närrinnen. Was Sie von der Wochenschrift sagen, stimmt zu uns hier. Herr Prior wäre fast auf der Strasse beschimpft worden, weil man ihn für den Verfasser hielt; aber eine der letzten Nummern hat ihn von dem Verdacht gereinigt. Niemand weiss, wer es ist; nur die wenigen Eingeweihten. Ich denke, das Ministerium und der Drucker. Stellas arme Augen! Gott behüte sie und mache sie besser! Bitte, schonen Sie sich und schreiben Sie nicht mehr als zwei Zeilen am Tage in hellem Tageslicht. Wie sieht Stella aus, Frau Dingley? Recht gut; immer noch eine hübsche junge Frau. Wird sie in der Menge noch durchgehn? Wird sie in einer Landkirche eine Rolle spielen? – Warten Sie ein wenig, schöne Damen. In diesem Augenblick habe ich Patrick zu Sterne geschickt: er bringt Bescheid, dass Ihre Kiste wohlbehalten bei der Schwester eines Herrn Earl in Chester liegt und dass Oberst Edgeworths Witwe nächsten Montag nach Irland geht; sie wird die Kiste in Chester in Empfang nehmen und sie Ihnen übermitteln; also ist jetzt einige Hoffnung. Also, jetzt zu Ihrem Brief. Der Befehl in betreff der Erstlinge ist erlassen worden. Die Königin schickt keinen Brief, sondern es wird hier ein Freibrief ausgestellt werden, und das wird Zeit in Anspruch nehmen. Herr Harley hat jüngst nichts mehr davon gesagt, dass er mich der Königin vorstellen will; als ich es Ihnen gegenüber erwähnte, wurde ich übersehn. Es lastet eine solche Menge von Geschäften auf ihm, dass er nicht an alles denken kann; aber er hat mir längst, ehe ich ein Wort davon fallen liess, drei- oder viermal davon gesprochen. Wie, ist die Geschichte mit Frau Walls noch nicht vorüber? Ich hatte Hoffnung, sie wäre längst wieder auf und ganz wohl, und das Kind wäre tot. Sie haben recht daran getan, mir endlich Ihre Abrechnung zu schicken; aber ich hatte nicht darauf gewartet; ich danke Ihnen. Ich hoffe, Sie haben meine Anweisung erhalten, die ich im letzten Brief schickte; und bald werden bei Hawkshaw acht Pfund Zinsen fällig sein; bitte, sehn Sie auf seinem Schuldschein nach. Ich hoffe, Sie halten gut Haus, und wenn ich das sage, so hoffe ich, Stella wird nicht glauben, ich wolle, dass sie sich den Wein entziehe. Aber wenn Sie in jene teure Wohnung ziehn, so brauchen Sie einiges Kapital. Ich wollte aus mehreren Gründen, Sie wären geblieben, bis ich komme. Die Französin Stellas neue Wirtin in Dublin. wird in Kürze wieder brummen, und wenn Sie irgendwo aufs Land eingeladen werden, so werden Sie sich ärgern, dass Sie auch in Ihrer Abwesenheit bezahlen müssen; und vielleicht wird das Land für der armen Stella Gesundheit nötig sein; aber tun Sie, was Sie wollen, und schelten Sie den armen Presto nicht. O, aber Sie nennen Ihre Gründe. Nun, ich habe sie schon gelesen; tun Sie, was Ihnen recht ist. Ja, Raymond sagt, er müsse länger bleiben, als er beabsichtigt hatte, weil er seine Angelegenheiten nicht erledigen kann. M... ist auf dem Lande bei irgend einem Freund; kommt im Frühjahr in die Stadt und will sich dann in Herefordshire niederlassen. Ihr Mann ist ein verdriesslicher Kerl von schlechtem Charakter und sorgt nicht dafür, dass sie irgend jemanden sieht. O Himmel, sehn Sie nur, was ich da gemacht habe: zwei Zeilen sind zu kurz geraten; daran ist der scheussliche Fleck im Papier schuld. – – Ich glaube, Sie lügen bei der Geschichte mit dem Feuer, um sie noch merkwürdiger zu machen. Bernage muss nach Spanien gehn, und ich will sehn, ihn an den Herzog von Argyle, seinen General, zu empfehlen, wenn ich den Herzog das nächstemal sehe; aber die Offiziere sagen mir, es wäre im höchsten Grade entehrend für ihn, wenn er jetzt verkaufte, und er würde dann niemals befördert werden; also muss er gehn, wenn er es nicht für immer aufgeben will. Sagen Sie ihm das, und ich würde schreiben, wenn ich wüsste, wohin ich adressieren soll. Ich habe das schon achtzigmal gesagt. Beinahe alles wäre mir lieber, als dass Sie sich anstrengen, einen Brief abzuschicken, wenn es unbequem ist; das haben wir doch schon erledigt. Ich werde schreiben, wenn ich kann, und MD ebenso. Und bei aussergewöhnlichen Gelegenheiten will ich auch schreiben, und wäre es auch nur eine Zeile; und wenn wir nicht schnell nacheinander zwei Briefe erhalten, so wissen wir, dass alles in Ordnung ist; das ist für ewig ausgemacht, und also halten Sie den Mund. Nun, Ihre Nadeln sollen Sie haben; aber was die Kerzenstümpfe angeht, so kann ich das nicht versprechen, denn ich brenne sie vollständig aus; ausserdem fällt mir ein, was Stella vor vielen Jahren über sie zu Dingley gesagt hat, und vielleicht denkt sie dasselbe von mir. – Und Dingley soll ihre Scharnierbrille haben. Arme, liebe Stella, wie konnten Sie jene beiden Zeilen beim Kerzenlicht schreiben, zum Henker? Ja, dieser Brief soll morgen abgehn, denke ich; dann folgt er dem letzten nach zehn Tagen, junge Frauen; das ist zu schnell, auf Ehre und Gewissen: aber die Antwort auf den Ihren hat ihn so schnell gefüllt, und ich denke Sie nicht an drei Folioseiten zu gewöhnen, nein, neieiein. All dies ist die Arbeit eines Morgens im Bett. Und also guten Morgen, kleine Halorgen; das ist um des Reimes willen. Sie wollen Politik? Ach, mir fällt keine ein, aber vielleicht werde ich Ihnen abends einiges sagen. Kommen Sie, rücken Sie vom Bett ab, und lassen Sie mich aufstehn, ja? – Abends. Ich habe heute bei meiner Nachbarin Vanhomrigh gegessen; es war so scheussliches Wetter, dass ich nicht weiter gehn mochte. Ich habe mit meinem Kopf ein paar Drohungen gehabt, aber keine Anfälle mehr; ich trinke immer noch Dr. Radcliffes Bittern und werde das fortsetzen.

10. Heute morgen habe ich den Staatssekretär besucht und ihn gebeten, dem Herzog von Argyle in meinem Namen für Bernage ein Pro Memoria zu überreichen. Der Herzog ist ein Mann, der Leute von Verdienst zu unterscheiden weiss, und ich will selbst mit ihm reden; aber wenn der Staatssekretär uns unterstützt, so wird das sehr wirkungsvoll sein, und ich will dafür sorgen, dass es wirkt. Bitte, sagen Sie Bernage das; ich glaube, nichts kann für ihn glücklicher sein, und ich wolle durchaus, dass er gehe. Ich werde es so einrichten, dass der Herzog ihn zu sich rufen lässt, wenn sie in Spanien sind; oder, wenn er keinen Erfolg hat, dass er ihn freundlich aufnimmt, wenn er ihm seine Aufwartung macht. Kann ich mehr tun? Ist das nicht viel? Ich schicke diesen Brief jetzt ab, damit Sie nicht zu warten brauchen. Ich habe heute an seinem Operntag mit Ford gegessen und bin jetzt nach Hause gekommen und will arbeiten; massen Sie sich nicht an, etwas zu erraten, Burschen, Sie unverschämten, lieben Naseweisen! Am Schlusse eines Briefes kann ich nicht mehr »Naseweisen« sagen, ohne »lieben« davor zu setzen. Ist das nun nicht recht? Leben Sie wohl! Dieser sollte länger sein, nur dass ich ihn heute Abend abschicke.

O alberner, alberner Tölpel!

Ich schicke mit dieser Post einen Brief an einen Herrn Staunton, und ich adressiere ihn an Herrn Acton in St. Michaels Lane. Früher hat er dort gewohnt, aber er hat mir nicht gesagt, wohin ich adressieren soll. Bitte, schicken Sie zu diesem Acton, ob der Brief angekommen ist und ob er ihn Staunton geschickt hat.

Wenn Bernage seine Stellung verkaufen will, um zu Hause zu bleiben, so lassen Sie es ihn mir bitte sagen, damit meine Empfehlung an den Herzog von Argyle nicht vergeblich ist.


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