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Brief LVIII.

London, den 4. Januar 1712-13.

Ich habe meinen letzten mit der traurigen Nachricht vom Tode der armen Lady Ashburnham geschlossen. Der Bischof von Clogher und Dr. Pratt zwangen mich heute, gemäss einer Zusage, die ich vergessen hatte, bei Lord Mountjoy zu essen. Lady Mountjoy sagte mir, Macartney sei wohlbehalten aus unseren Klauen entkommen, sie hätte mit einem gesprochen, der aus Holland einen Brief von ihm erhalten hätte. Andere sagen dasselbe. Es ist schlimm, dass ein solcher Hund entkommen kann. Als ich Lord Mountjoy verliess, sah ich den Herzog von Aumont, den französischen Gesandten, von Lord Bolingbroke, bei dem er gegessen hatte, zur Königin gehn, bei der er eine private Audienz erhalten hat. Ich folgte ihm und ging zu Hofe, wo ein grosses Gedränge war. Ich plauderte im Schlafzimmer neben dem Kamin mit dem Herzog von Argyle, als der Gesandte von der Königin zurückkam. Argyle stellte mich ihm vor, und Lord Bolingbroke und wir plauderten eine Weile mit einander. Er ist ein stattlicher Herr, ein wenig dem Herzog von Ormond ähnlich, und er gibt genau so viel Geld aus. Nach der Kirche habe ich heute dem Bischof von Clogher bei Hofe gezeigt, wer die Leute sind. Nacht, meine beiden lieben Halunkinnen.

5. Unser Frost ist gewichen, aber es ist blutig kalt. Lord Schatzmeister hat sich erholt und ist heute Abend zur Königin gegangen. Ich habe bei Lady Oxford gegessen und dann beim Lord Schatzmeister gewartet, als er fort ging. Er gab mir einen Brief von unbekannter Hand, der sich auf Dr. Brown, den Bischof von Cork bezog, und ihn für einen besseren Bischofssitz empfahl; er sei ein Mann, der Lord Wharton entgegen getreten, und deshalb Bischof geworden sei; er wird als grosser Politiker gefeiert. usw.; kurz, alles widerspricht seinem Charakter aufs Haar, und ich erkühnte mich, den zu skizzieren. Was für Hunde es in der Welt gibt! Heute morgen habe ich den armen Herzog und die Herzogin von Ormond aufgesucht. Der Herzog sass mit Herrn Southwell und noch zwei Herren in seinem Empfangszimmer. Als Southwell und ich mit ihm allein waren, sagte er von Lord Ashburnham, er fürchte, die Whigs würden ihn wieder für sich gewinnen. Er hielt sich so gut er konnte; als aber zufällig im Gespräch ein paar Worte fielen, rollten ihm die Tränen aus den Augen, und ich blickte fort, um ihm Gelegenheit zu geben, dass er sie sich mit dem Taschentuch abwischen konnte. Ich habe niemals etwas so Rührendes gesehn, noch auch eine solche Mischung von Geistesgrösse, Zärtlichkeit und Takt. Nacht, MD.

6. Lord Bolingbroke und Parnell und ich haben auf Grund einer Einladung bei meinem Freund Darteneuf gegessen, von dem sie mich haben reden hören. Lord Bolingbroke hat Parnell ungeheuer gern; und es ist ein hübscher Anblick, wie einer, der in Irland kaum etwas galt, hier mit ein wenig freundschaftlicher Förderung seinen Weg macht. Es ist schäbiges Regenwetter, und ich bin heute kaum draussen gewesen, und weiss auch von nichts, was vorgeht. – Lord Schatzmeister hat sich ganz erholt, und ich hoffe, er wird vorsichtig sein, um wohlauf zu bleiben. Die Herzogin von Marlborough verlässt England, um zu ihrem Herzog zu stossen; sie macht allerlei Freunden Ringe zum Geschenk, die, so sagt man, das Stück 200 Pfund wert sind. Ich bin überzeugt, sie müsste mir auch einen geben, obwohl der Herzog tat, als glaubte er, ich sei sein grösster Feind; er liess mir das durch andere sagen und mir auch ganz milde mitteilen, wie gern er mich versöhnt hätte. Ich bat eine Dame, die mit ihm und mir bekannt war, ihm zu sagen, dass ich manche Bitternis, die sich wider ihn richtete, verhindert hätte; nicht um seinetwillen, sondern weil mir war, als sähe sie niedrig aus; und ich wünsche, dass ihm alles bleibe, nur nicht die Macht. Nacht, MD.

7. Ich habe heute bei Lord und Lady Masham gegessen, und heute abend mit Frau Vanhomrigh lediglich um der Unterhaltung willen Ombre gespielt. Die Minister haben meine Papiere an sich genommen, und lesen sie weder, noch geben sie sie mir zurück; und ich kann kaum irgend etwas tun. Sehr warmes, schmutziges Wetter; aber es ist mir doch gelungen, einen Spaziergang zu machen; und doch ist mir die Hälfte davon verloren gegangen, da ich Lord Rochester abschütteln musste, der ein guter, höflicher, einfacher Mann ist. Der Bischof von Ossory wird zu seinem und seiner Frau grossem Kummer nicht Bischof von Hereford. Und was treibt MD jetzt, möcht' ich wissen? Spielt sie mit dem Dechanten und Frau Walls Karten? Ich glaube, es ist noch nicht sicher, dass Macartney entronnen ist. Ich werde von schlechten Autoren geplagt, die mir ihre Bücher und Gedichte schicken, in Prosa und Versen, den gemeinsten Schund, den ich gesehn habe; aber ich habe meinem Diener ihre Namen genannt, damit er sie nie zu mir hereinlässt. Ich habe schlechte Tinte; sie ist sehr weiss; und ich merke nicht, dass sie jemals schwarz würde. Ich will lapi dehn; es ist nach zwölf. – Nacht, MD.

8. Sie müssen wissen, dass ich gut im Gange bin, und einen Schokoladentopf habe, ein Geschenk der Frau Ashe von Clogher; Schokolade aber von meinem Bruder Ormond, und ich bewirte die Leute bisweilen. Ich habe heute um fünf Uhr beim Lord Schatzmeister gegessen, und war zugegen, als er und Lord Bolingbroke Geschäfte erledigten, denn es gebührt sich, dass ich alles kennen lerne, was jetzt vorgeht, denn usw. Der Herzog von Ormond hat mich heute dazu benutzt, mit dem Lord Schatzmeister über eine Angelegenheit zu reden, und ich habe es getan; und der Herzog hatte selbst schon zwei Stunden zuvor mit ihm gesprochen, was mich ärgerte; und ich werde den Herzog deshalb ausschelten. Ich will Ihnen eine hübsche Geschichte erzählen; im Ministerium sitzt nicht einer, der mich nicht genau so ernsthaft dazu benutzt, mit dem Lord Schatzmeister zu reden, als wäre ich ihr oder sein Bruder; und ich tue es ebenso ernsthaft; obwohl ich weiss, dass sie es nur tun, um sich nicht die Mühe zu machen; oder weil es ihnen lieber ist, wenn ich eine abschlägige Antwort erhalte, als wenn sie sie bekommen. Ich glaube, unser Friede wird noch in zwei Monaten nicht zum Abschluss kommen; denn mir scheint, als müssten wir erst von Spanien eine Antwort auf einen Boten haben, der erst nächsten Sonntag aufbricht. Lord Schatzmeister hat mich eingeladen, morgen wieder bei ihm zu essen. Keatly, Ihr Kommissionär des Landessiegels soll anwesend sein. Nacht, liebste MD.

9. Dr. Pratt hat heute morgen bei mir Schokolade getrunken, und dann sind wir spazieren gegangen. Ich war gestern mit ihm bei Lady Betty Butler, die sich um ihre Schwester Ashburnham grämt. Die Dirne lag in aller Form im Bett, und sie machte solche Phrasen, dass mir übel wurde. Tom Leigh treffe ich jeden Tag im Park, wo er seine Gesundheit erhält. Er ist rot wie eine Rose und sagt mir, sein Bischof von Dromore erhole sich sehr; dieser Bischof ist nämlich dem Tode nahe gewesen. Der heutige Examiner spricht von dem Spiel: »Was ist das, was ...?« Und sie werden glauben, er sei von mir, und damit hineinfallen, denn ich habe mit all diesen Blättern nichts mehr zu tun. Ich habe beim Lord Schatzmeister gegessen, und werde es morgen wieder tun; denn morgen ist der Tag, an dem sich alle Minister bei ihm versammeln. Er nennt es den Prügeltag. Es ist immer der Samstag, und in der Tat fallen wir fast immer an diesem Tage wegen seiner Fehler über ihn her. Ich gehörte schon zu dem ursprünglichen Klub, als nur erst der arme Lord Rivers, Lord Siegelbewahrer und Lord Bolingbroke kamen; jetzt aber drängen sich Ormond, Anglesia, Lord Hofmarschall, Dartmouth und andrer Pöbel ein, und ich schelte darüber; aber sie erheben jetzt ebenso gute Ansprüche wie ich; und freilich bin ich manchen Samstag nicht einmal dort. Da soviel Gäste kommen, mag ich es nicht mehr. Nacht, MD.

10. Als wir um sieben heut Abend beim Lord Schatzmeister bei Tische sassen, meldete ein Diener, dass Lord Peterborow an der Tür wäre. Lord Schatzmeister und Lord Bolingbroke gingen ihm entgegen, und holten ihn herein; er kam gerade aus dem Ausland, wo er länger als ein Jahr gewesen ist. Kaum sah er mich, so liess er den Herzog von Ormond und andere Lords stehn, lief auf mich zu, und küsste mich, ehe er noch mit den andern sprach; aber er schalt mich furchtbar aus, weil ich ihm nicht geschrieben hätte; und seit er dieses letztemal ins Ausland ging, habe ich es allerdings nie getan, denn ich wusste nicht, wo er war; auch wechselte er seinen Aufenthalt so oft, dass kein Brief ihn je hätte erreichen können. Er hatte England mit einer Quetschung verlassen, denn er war mit seiner Kutsche umgeschlagen; er spie Blut und war so krank, dass wir mit jeder Post erwarteten, von seinem Tode zu hören; aber er hat es durch Reiten oder Trinken überwunden, und ist kräftiger nach Hause zurückgekehrt als je. Er ist wenigstens sechzig, und dabei steckt mehr Leben in ihm als in irgend einem jungen Burschen, den ich in England kenne. Er hat das alte Oxforder Reiterregiment bekommen, und wird, so glaube ich, auch das Hosenband erhalten. Ich habe den Galgenvogel riesig lieb. Nacht, liebe MD.

11. Der Hof war heute gedrängt voll, weil jeder den französischen Gesandten sehn wollte; aber er kam nicht. Habe ich Ihnen noch nie gesagt, dass ich Sonntags zu Hofe gehe, wie in ein Kaffeehaus, um Bekannte zu sehn, die ich sonst keine zweimal im Jahr zu sehn bekäme? Der Rektor und ich hatten uns verabredet, bei Ned Southwell zu essen, um Ihr Königreich in Ordnung zu bringen, wenn man meinen Plänen folgen wollte; aber ich fürchte, unser Ministerium wird zu langweilig sein. Sie werden sicherlich ein neues Parlament erhalten; aber man wünscht, dass das noch Geheimnis bleibe. Unser Parlament hier wird noch drei Wochen vertagt bleiben. Die Gelbschnäbel, die Holländer, wollen noch nicht zustimmen, obwohl sie sich angeblich der Königin in allem zu fügen bereit sind; aber sie möchten zuerst gern einmal ausprobieren, wie unsre Sitzung beginnt, denn sie hoffen, dass wir mit dem Oberhaus in Schwierigkeiten geraten; und wenn man meinem Rat gefolgt wäre, so hätte die Sitzung schon begonnen und wir hätten dem Parlament so viel vertraut, dass es die bereits zum Zweck des Friedensschlusses unternommenen Schritte gut geheissen hätte; und vielleicht hätten wir dann schon eine Adresse von ihnen, die anriete, ohne die Holländer Frieden zu schliessen, wenn sie nicht beistimmen wollten. – Auch andere sind meiner Ansicht, aber es scheint, man hält es nicht für so sicher; ich zweifle aber daran, dass der Friede schon in drei Wochen zum Abschluss bereit sein wird; doch das ist ein Geheimnis. Nacht, MD.

12. Pratt und ich sind zu Fuss in die Altstadt gegangen; zu einem gewissen Batemann, einem berühmten Buchhändler, der antiquarische Bücher vertreibt. Ich habe wie ein Narr vier Pfund angelegt, und wir haben in einer Winkelbierstube wie die Kaiser für zwei Schilling und zwei Pence gegessen. Lassen Sie sehn; ich habe mir einen Plutarch in zwei Bänden gekauft, 30 Schilling, usw., aber ich will Ihnen nichts mehr davon sagen; Sie verstehen kein Griechisch. Wir haben keine Neuigkeiten, und ich habe heute nichts mehr zu sagen, und ich kann meine Arbeit nicht beenden. Diese Minister finden durchaus keine Zeit, zu tun, was ich getan haben möchte. Also Nacht, meine lieben Burschen.

13. Ich sollte heute beim Lord Siegelbewahrer essen, wollte aber nicht, weil jener Kerl, Sir John Walters, von der Gesellschaft sein sollte. Sie entsinnen sich vielleicht, er zog letzten Sommer vor einem Jahr in Windsor über mich her und hat mich nie um Verzeihung gebeten, obgleich er versprochen hatte, es zu tun; und Lord Mansel, der gleichfalls geladen war, hätte uns sicherlich aus blosser Schelmerei und Lust am Unheil aufeinander gehetzt. So ass ich denn beim Lord Schatzmeister, wo nur noch Lord Bolingbroke war. Ich blieb bis acht, und ging dann zu Lady Orkney, die krank gewesen ist; und bei ihr habe ich bis zwölf gesessen, woraus sie entnehmen können, dass es spät ist, Burschen. Das Parlament ist heute, wie ich Ihnen schon sagte, auf drei Wochen vertagt worden. Unser Wetter ist sehr schlecht und schmutzig, und ich werde mir meinen neuen Hut verderben (ich habe mir einen neuen Hut gekauft) oder meine Taschen leeren. Bezahlt Hawkshaw die Zinsen, die er schuldig ist? Lord Abercorn plagt mich zu Tode. Ich habe jetzt nicht mehr als sechs Leute zu versorgen, und ebenso viele, denen ich gute Dienste leisten soll; und dreimal so viel, für die ich nichts tun werde und auch nicht könnte, wenn ich wollte. Nacht, liebe MD.

14. Heute habe ich die Runde meiner Morgenbesuche gemacht. Ich ging zur Herzogin von Ormond, und sie selber, Lady Betty und Lord Ashburnham sassen beisammen; es war das erstemal, dass Mutter und Tochter sich seit dem Tode Lady Ashburnhams sahen. Beide schwammen in Tränen, und ich schalt sie, weil sie beisammen sässen und liess Lady Betty in ihr eigenes Zimmer gehn; dann sass ich eine Weile bei der Herzogin und ging schliesslich Lady Betty nach; und alles war gut; diese Art der Trauer, sie mag noch so ernsthaft sein, hat stets etwas Possenhaftes. Die Leute stellen sich stets, als grämten sie sich mehr als sie es wirklich tun, und das beeinträchtigt ihren wirklichen Gram. Dann ging ich zur Herzogin von Hamilton, die sich nie gegrämt, wohl aber gerast und gestürmt und gehöhnt hat. Sie ist jetzt ganz ruhig, aber stets in einer teuflischen Laune. Lord Siegelbewahrer und sein Sohn, beide mit ihren Frauen, und ich, haben heute bei Herrn Caesar, dem Schatzmeister der Flotte gegessen, und zwar in seinem Hause in der Altstadt, wo er auch seine Bureaus hat. Wir sprachen zufällig von Brutus, und ich sagte etwas zu seinem Preise; aber gleich darauf fiel es mir auf, dass ich damit einen Schnitzer gemacht hätte; da raffte ich mich zusammen und sagte: »Herr Caesar, ich bitte Sie um Entschuldigung.« Wir mussten lachen, usw. Nacht, meine liebsten, reizenden Halunkinnen MD.

15. Ich vergass, Ihnen zu sagen, dass mir gestern Abend ein Geschenk zugeschickt worden ist (ich fand es, als ich nach Hause kam, in meinem Zimmer): nämlich das schönste Wildgeflügel, dass ich jemals gesehn habe; und dabei lag der gemeinste Brief von dem gemeinsten Dichter der Welt, der es mir als Bestechung schickte, damit ich ihm ein Amt verschaffte. Ich wusste nicht, wo der Halunke wohnte, und konnte es also nicht zurückschicken; und also verschenkte ich es ebenso freigebig, wie ich es erhalten hatte; und ich habe meinem Diener befohlen, den Dichter niemals heraufzulassen, wenn er kommen sollte. Der Halunke hätte wenigstens die Flügel für seine Muse behalten sollen. Einer der Vögel war ein grosser Phasankapaun, fett wie ein Huhn. Ich habe heute mit einem Freund einen Teil davon gegessen. Wir haben jetzt jeden Mittwoch, Donnerstag und Samstag um ein Uhr Hofzirkel. Die Königin zeigt sich nicht, aber all ihre Minister, alle Ausländer und vornehmen Personen sind anwesend. Ich war heute da; und als Lord Schatzmeister auf mich zukam, wich ich ihm aus, und er jagte mich dreimal durchs ganze Zimmer. Ich beachte ihn absichtlich in der Kirche und bei Hofe niemals. Er weiss es, denn ich habe es ihm gesagt; und heute abend gab er der Versammlung bei Lord Masham Bericht darüber; mein Grund ist der, dass es mir viel Quälerei einbringt, wenn die Leute mich mit ihm reden sehn. Ich will Ihnen sagen, was mir eben einfällt, dass ich nämlich nie gewusst habe, ob MD Whigs oder Torys sind, und ich schätze unsre Unterhaltung um so höher, als sie sich niemals diesem Thema zugewandt hat. Ich denke mir, dass Ppt ein Tory ist, und zwar ein erbitterter. Ich weiss nicht, weshalb; aber mir ist, sie sieht danach aus, und DD sieht nach einem Wetterhahn aus. Habe ich recht? Ich habe dem Examiner über diese Vertagung einen Wink gegeben, damit er die Königin für ihre Liebe zu den Holländern preise, da sie ihnen noch mehr Zeit lässt, ehe sie sich fügen. Das passt zu der gegenwärtigen Lage. Nacht, MD.

16. Ich habe heute im Bureau des Staatssekretärs gearbeitet, und bin bis nach drei dort geblieben. Der Herzog von Ormond und ich sollten bei Lady Orkney essen. Der Herzog sass in der Kommission, und also dachte ich, alles wäre in Ordnung. Als ich hinkam, waren sie mit dem Essen fast fertig; denn der Herzog hatte sich entschuldigen lassen, wovon ich nichts wusste. Ich kam um sieben nach Hause und begann eine kleine Grille, die mir in den Kopf kam, und die eine Dreigroschenbroschüre ergeben wird. Sie wird in einer Woche fertig und erschienen sein; und wenn sie Erfolg hat, so sollen Sie auch erfahren, was es ist; sonst aber nicht. Ich kann dies heute morgen nicht abschicken und will es bis nächsten Samstag behalten, weil ich viel zu tun habe. Also werden meine Tagesberichte kurz sein, und Ppt muss Geduld haben. Also Nacht, liebe Burschen.

17. Dieser Halunke Parnell hat sein Gedicht noch immer nicht korrigiert, und ich möchte es gern heraus haben. Ich habe heute beim Lord Schatzmeister gegessen; er hatte seine Samstaggesellschaft; wir waren im ganzen neun. Die anderen gingen um sieben, und Lord Schatzmeister und ich haben nachher noch eine Stunde beisammen gesessen und geplaudert. Nach Tisch sprach er mit den Lords über die Rede, die die Königin halten muss, wenn das Parlament zusammentritt. Er fragte mich, wie ich sie abfassen würde? Ich wollte gerade ernsthaft antworten, weil die Frage ernsthaft gestellt wurde, aber ich habe es scherzhaft gewendet. Und da sie gerade von der Herzogin von Marlborough geredet hatten, die dem Herzog nach Flandern folgt, sagte ich, die Rede müsste so beginnen: My Lords und meine Herren, im Interesse meiner eigenen Ruhe und der meiner Untertanen habe ich es für geraten gehalten, die Herzogin von Marlborough dem Herzog ins Ausland nachzuschicken. Das schlug ein und gab der Unterhaltung eine andere Wendung. Ich muss Ihnen sagen, dass mir der gegenwärtige Stand der Dinge keineswegs gefällt; und denken sie daran, dass ich es Ihnen gesagt habe. Die Dinge müssen auf eine andere Grundlage kommen, oder wir sind alle vernichtet. Ich hasse es, dass man dem Unheil fast bis auf einen Zoll zutreibt. Nacht, MD.

18. Wir hatten heute einen ungeheuer vollen Hofzirkel. Dilly war mit mir in der französischen Kirche und erbaute sich sehr. Herzog von Ormond und ich haben bei Lord Orkney gegessen; aber ich verliess sie um sieben und ging zu meiner Grille nach Hause. Ich habe grosse Fortschritte gemacht. Mein grosser Traktat steht baumstill. Einige halten es für zu gefährlich, ihn zu veröffentlichen und möchten, dass ich nur das drucke, was sich auf den Frieden bezieht. Ich weiss noch nicht, was ich tun werde. Der Bischof von Dromore liegt im Sterben. – Gestern glaubte man, er habe keine zwei Stunden mehr zu leben; und doch ist er noch am Leben, aber ganz hoffnungslos. Gehn Sie an die Karten, Burschen, und Nacht, MD.

19. Ich war heute morgen beim Herzog und der Herzogin von Ormond. Der Herzog von Aumont trat herein, als ich beim Herzog von Ormond war, und wir haben einander Komplimente gemacht wie die Drachen. Ein armer Bursche hat mit einem Pakete Orangen, die er mir zum Geschenk machen wollte, an der Tür meiner Wohnung vorgesprochen. Ich befahl meinem Diener, zu fragen, wie er heisse und woher er komme. Er schickte mir Bescheid, er heisse Bun, und ich kenne ihn sehr genau. Ich liess ihm durch meinen Diener sagen, ich sei beschäftigt und könne ihn nicht empfangen; und seine Orangen solle er nicht da lassen. Weiter weiss ich nichts davon; aber ich bin sicher, dass ich den Namen niemals gehört habe, und ich werde von Fremden keine solchen Geschenke annehmen. Vielleicht war es nur irgend ein Bettler, der ein wenig Geld haben wollte. Vielleicht auch etwas Schlimmeres. Sie mögen ihr Gift für ihre Ratten behalten. Ich mag es nicht. Diese Lücke da war ein Schnitzer. Nacht, liebe MD.

20. Eine Kommission unsrer Gesellschaft hat heute beim Kanzler des Schatzamtes gegessen. Unsre Gesellschaft versammelt sich nicht mehr wie früher, wofür man mich tadelt. Aber solange Lord Schatzmeister uns nicht das Recht zugesteht, Gelder und Ämter zu verleihen, habe ich eine Abneigung dagegen; und er gibt uns nichts als Versprechungen. Bischof von Dromore lebt immer noch und weiter nichts. Wir erwarten von Tag zu Tag, dass er sterben wird, und dann muss Tom Leigh heimkehren; wenigstens ein Nutzen, den die Stadt davon hat. Ich glaube, Pratt wird nach einem dieser Bischofssitze streben. Unser englischer Bischofssitz ist immer noch nicht vergeben. Ich glaube, der Friede wird bis zum Beginn der Sitzung noch nicht abgeschlossen sein. Nacht, MD.

21. Ich war heute bei meinem Drucker, um ihm eine kleine Broschüre zu geben, die ich geschrieben habe; aber keine Politik. Sie wird Montag erscheinen. Wenn sie Erfolg hat, will ich Ihnen davon schreiben; sonst nicht. Wir haben heute fabelhaftes Tauwetter gehabt, genau so schlimm wie Regen; und doch habe ich den ganzen Tag als braver Junge zu Fuss gemacht. Der Bischof von Dromore atmet noch immer, kann aber nicht mehr länger als zwei Tage leben. Mein grosses Buch liegt still. Manche Leute meinen, ein grosser Teil sollte jetzt noch nicht gedruckt werden. Ich glaube, ich habe Ihnen das schon einmal gesagt. Der Brief soll nicht vor Samstag abgehn; dann ist er genau drei Wochen alt; und MD gestatte ich sechs Wochen, die aber fast verstrichen sind; Sie müssen also wissen, dass ich fubbedoll bald einen Brief erwarte, um zu hören, dass MD sich fubbedoll wohl befinden; und also Nacht, liebe MD.

22. Heute ist einer unser Hofzirkeltage, und ich war dort. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass Mittwochs, Donnerstags und Samstag Zirkel stattfinden. Die Hamiltons und Abercorns quälen mich nicht mehr; Abercorn, höre ich, geht tatsächlich nach Frankreich. Lord Schatzmeister hat bei Hofe mit mir gezankt, weil ich vier Tage lang nicht mehr bei ihm gegessen habe; ich habe also heute bei ihm gegessen, und er hat endlich meinem Projekt (so nennt er es) zugestimmt, Halfpence und Farthings wie Medaillen mit Bildern zu prägen, und zwar zu Ehren der Königin, und das Bild alljährlich zu ändern. Ich wollte, es geschähe. Nacht, MD.

23. Herzog von Ormond und ich hatten uns heute bei Ned Southwell verabredet, um darüber zu reden, wie man Ihre Parlamentsangelegenheiten in Irland regeln kann; aber es war ein Gemisch von Gästen dort und der Herzog von Ormond hatte es eilig, so dass nichts geschah. Wenn Ihr Parlament diesen Sommer zusammentritt, so muss es ein neues sein; aber ich sehe, dass manche der Ansicht sind, es sollte zwei Jahre lang überhaupt keins zusammentreten. Ich werde mich nicht mehr darum kümmern. Es war meine Absicht, dem Herzog von Ormond einen Dienst zu leisten. Dr. Pratt und ich haben heute abend beim Bischof von Clogher gegessen und um drei Pence Ombre gespielt. Das, so denke ich mir, ist für Sie ein niedriger Satz. Ich fand, als ich nach Hause kam, einen Brief von MD vor, Nummer 37. Ich werde ihn diesmal noch nicht beantworten, sondern erst in meinem nächsten. Es tut mir leid um die arme Ppt. Bitte, gehn Sie zu Fuss, so oft sie können. Ich habe wieder eine furchtbare neue Erkältung, ehe meine alte ganz fort ist, und ich weiss nicht, woher ich sie habe. Ich werde DD's Geld bald aus dem Schatzamt ziehen. Der Bischof von Dromore ist endlich tot. Nacht, MD.

24. Ich war heute bei Hofe, und es war komisch anzusehn, wie Lord Abercorn mir seine Verbeugung machte, aber nicht mit mir sprach; und Lord Selkirk ebenso Ich habe beim Lord Schatzmeister mit seinem Samstagsklub gegessen; und als alle anderen fort waren, bin ich noch zwei Stunden geblieben und habe offener mit ihm über die Geschäfte geredet, als, so fürchte ich, andre es tun, die mehr ausrichten könnten. All seine Freunde murren und zucken die Achseln; aber sie wollen nicht so offen mit ihm reden, wie sie sollten. Es ist eine wunderliche Geschichte; das Parlament steht kurz vor dem Zusammentritt, und es werden keine Ämter vergeben. Man sagt, sie sollen in wenigen Tagen verteilt werden. Es ist ein neuer Bischof von Hereford ernannt worden; Ossory also hat seine Enttäuschung erlebt. Ich habe das seinen Freunden schon vor zwei Monaten angedeutet, damit er aufhöre, sich Illusionen zu machen und sich so unvorsichtig zu verhalten, wie er es tat. Ich habe nur eben noch Zeit, dies abzuschicken, ohne es dem Nachtwächter geben zu müssen. Nacht, liebste, reizende MR. Liebe MD MD MD FW FW FW ME ME ME. Lala lala lala.

Mein zweite Erkältung ist jetzt besser. Lala lala lala lala.


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