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Brief XXX.

d. 8. September 1711.

Ich liess den Kutscher halten und brachte heute um zwei Uhr meinen neunundzwanzigsten selbst auf die Post, als ich zum Lord Schatzmeister ging, bei dem ich gegessen habe; viertel nach acht waren wir hier; aber der Mond schien, und so waren wir nicht in Gefahr umzuwerfen; er freilich macht sich daraus nicht für einen Dreier, und er lacht nur, wenn ich ihn ausschelte. Es war niemand bei uns, nur er und ich, und wir haben zusammen mit Herrn Masham und Dr. Arbuthnot, dem Lieblingsarzt der Königin, einem Schotten, zu Nacht gegessen. Ich konnte mich nach dem Essen nicht mehr wachhalten, tat aber was ich konnte, um es zu verbergen; und meinte, ich wäre unbemerkt davon gekommen; aber beim Abschied sagte er mir, ich hätte mein Schläfchen schon dahin. Es ist jetzt ein Uhr; aber er hebt es nun einmal, spät aufzubleiben.

9. Die Königin hat immer noch die Gicht, ist aber in der Besserung; sie hat nach der Kirche in ihrem Schlafzimmer empfangen; aber das Gedränge war so gross, dass ich sie nicht sehn konnte. Um die grossen Sonntagstafeln in Windsor, die ich hasse, zu vermeiden, habe ich mit meinem Bruder Sir William Wyndham und einigen andern von unsrer Gesellschaft gegessen. Beim Lord Schatzmeister ass heute die gewöhnliche Gesellschaft zu Nacht: der Lord Siegelbewahrer, der Staatssekretär, George Granville, Masham, Arbuthnot und ich. Aber die Regenschauer haben mich heute am Spazierengehn gehindert, und das liebe ich nicht. Herrliches Obst und ich wage nicht ein Stück zu essen. Ich habe heute eine Feige gegessen und zuweilen esse ich ein paar Maulbeeren, weil es heisst, dass sie gesund sind; und Sie wissen, ein guter Name tut viel. Ich werde morgen nach London zurückkehren, obwohl ich eine Woche zu bleiben gedachte; ich brauche Musse für etwas, was ich schreibe. Aber ich will es bis zum nächstenmal aufschieben, denn ich werde nächsten Samstag wieder herkommen, und dann soll unsre Gesellschaft beim Staatssekretär zu Nacht essen. Mein Leben verläuft hier sehr regelmässig; Sonntag morgens besuche ich stets den Lord Siegelbewahrer und speise stets mit der gleichen Gesellschaft beim Lord Schatzmeister. Ich war heute Nacht nicht schläfrig; ich hatte beschlossen, nicht schläfrig zu werden; und doch ist es, während ich dies schreibe, nach Mitternacht.

London, d. 10. Lord Schatzmeister und Masham und ich haben Windsor heute Nachmittag um drei verlassen; Masham haben wir in Kensington bei seiner Frau abgesetzt, und wir kamen um sechs nach Hause. Es war sieben, ehe wir uns zum Essen setzten, und ich blieb bis nach elf. Patrick kam mit dem Staatssekretär nach Hause; ich habe mehr Plackerei mit Patrick und meinem Mantelsack als mit mir selber. Ich vergass Ihnen zu sagen, dass ich Samstag auf dem Wege nach Windsor Lady Giffard und Frau Fenton einholte, die in einem Wagen nach Sheen gingen, so vermute ich. Ich sass auch im Wagen, in dem des Bruders des Lord Schatzmeisters, der mit dem Schatzmeister zu tun hatte; My Lord kam nach und holte mich in Turnham Green ein, vier Meilen von London; da machte der Bruder kehrt, und ich stieg zum Lord Schatzmeister in die Kutsche; so kam es, dass diese Leute mich sahen, und zwar nicht mit dem Lord Schatzmeister. Frau Fenton hat mich vor etwa einer Woche besucht und bat, ich möchte ihrem Sohn in die Karthause verhelfen.

11. Heute morgen schickte mir der Drucker einen Bericht über Priors Reise; es ist eine Zweigroschenbroschüre; ich denke mir, Sie werden sie zu sehn bekommen, denn ich wette, dass sie gehn wird; es ist von Anfang bis zu Ende eine methodische, ernste Lüge. Bis auf die letzte Seite, die ich diktiert und der Drucker geschrieben hat, habe ich alles selbst geschrieben. Der Staatssekretär liess mich bitten, da zu essen, wo er ässe; nämlich bei Prior; als ich eintrat, zeigte mir Prior die Broschüre, schien wütend zu sein und sagte: »Da haben wir unsre englische Freiheit«; ich las ein Stück daraus und sagte, sie gefiele mir riesig, und ich beneide den Halunken um seine Idee, denn wenn sie mir eingefallen wäre, so hätte ich die Broschüre selbst geschrieben. Wir blieben bis nach zehn bei Prior, da erhielt der Staatssekretär einen Brief mit der Nachricht, dass Bouchain genommen ist; morgen werden die Kanonen abgefeuert. Prior gab zu, dass er in Frankreich gewesen ist, denn es war nicht mehr zu leugnen; es scheint, dass er von einem Halunken in Dover verraten wurde, der positiven Befehl hatte, ihn passieren zu lassen. Ich glaube, wir werden bald Frieden haben.

12. Es ist furchtbar regnerisches Wetter, und das hat mich heute drei Schilling für Wagen und Sänften gekostet; und doch bin ich obendrein noch schmutzig geworden. Ich war heute morgen drei Stunden in wichtigen Geschäften beim Staatssekretär; dann ging ich zum Essen in die Altstadt. Der Drucker sagt mir, er habe gestern tausend Exemplare von Priors Reise verkauft, und er habe noch fünfhundert gedruckt. Sie wird ausgezeichnet gehn, glaube ich, und es ist eine famose Fopperei. Und was treibt MD die ganze Zeit über? Wieder bei den Karten, bei den Walls, dem Dechanten, den Stoytes und dem Rotwein? Bitte empfehlen Sie mich Herrn Stoyte und Katharina. Sagen Sie Gevatterin Stoyte, sie sei mir einen Berg Mittagessen schuldig, ich werde bald hinüberkommen und sie mir einfordern. – Habe ich Ihnen von dem letzten Brief des Erzbischof von Dublin erzählt? Er hatte in mehreren seiner frühern Briefe gesagt, dass er mir in Kürze über mich selber schreiben würde; mir scheint, als hätte er irgendwelche Absichten für mich; endlich kommt es heraus, und es besteht aus zwei Teilen. Erstens rät er mir, mich jetzt, da ich Freunde habe, um irgend eine Stellung zu bewerben; und zweitens rät er mir, da ich Talente und Gelehrsamkeit und eine glückliche Feder besässe, auf ein neues theologisches Thema zu sinnen, das andre noch nicht bearbeitet haben; ich würde es besser machen als irgend jemand sonst. Ein seltener Geistesblitz, zum Henker, aber ich werde ihm ebenso selten antworten. Mir scheint, er hätte mich hinüberrufen sollen und mir einige Hoffnung oder einige Versprechungen geben. Aber er soll sich hängen lassen! Und also gute Nacht, usw.

13. Es hat den ganzen Morgen bis etwa zwölf Uhr wütend geregnet und ein paar Mal gedonnert; ich zitterte um meine Schillinge, aber es klärte sich auf, und es gelang mir, im Park einen Spaziergang zu machen; dann ging ich mit dem Staatssekretär zum Essen zum Lord Schatzmeister. Donnerstags ist immer eine ausgewählte Gesellschaft dort; wir hatten heute den Herzog von Shrewsbury, Lord Rivers, die beiden Staatssekretäre, Herrn Granville und Herrn Prior da. Die Hälfte von ihnen ging um sechs in den Kronrat; aber Rivers, Granville, Prior und ich blieben bis acht. Prior stellte sich oft ergrimmt wegen des Berichts über seine Reise nach Paris; und die beiden letzten Seiten, die der Drucker von jemand anders hat hinzufügen lassen, sind denn auch so romantisch, dass sie alles übrige verderben. Dilly Ashe behauptete mir gegenüber, dass er nur auf 14 Tage nach Oxford und Cambridge ginge, und dann zurückkommen würde. Ich konnte ihn nicht mehr sehn, wie ich mich neulich mit ihm verabredet hatte; aber einige seiner Freunde sagen mir, er habe von ihnen Abschied genommen, als ginge er nach Irland; und dasselbe sagte man in seiner Wohnung. Ich glaube, der Halunke schämte sich, mir das zu sagen, weil ich ihm geraten hatte, den Winter über zu bleiben; und er hatte versprochen, es zu tun. Ich merke, er ist in eine famose Gesellschaft lumpiger Bekanntschaften geraten, und ich dachte, er hätte seine Zeit recht lustig verlebt; aber ich denke mir, er sehnte sich nach Balderig und dem Rotwein von Dublin; und im Grunde dünkt mich, er hat recht; denn er kann drüben besser essen, trinken und sich unterhalten als hier. Bernage war heute morgen bei mir; er besucht mich hin und wieder; er hat eine furchtbare Angst vor dem Friedensschluss. Er sagt, sein Befinden sei nie so gut gewesen wie in Portugal. Er ist ein Günstling seines Obersten.

14. Ich war heute in grosser Verlegenheit, denn ich wusste nicht, wo in aller Welt ich essen sollte; die Stadt ist so leer; ich traf H. Coote und dachte, er würde mich einladen, aber er tat es nicht; Sir John Stanley fiel mir nicht ein; so begnügte ich mich mit Frau Van und ass mit ihr und ihrer verdammten Wirtin, die, nach ihren Augenbrauen zu schliessen, eine Kupplerin ist. Heute abend bin ich im Park Addison und dem Hirten-Lied Philips begegnet und habe mit ihnen in Addisons Wohnung zu Nacht gegessen; wir haben uns sehr gut unterhalten, und ich weiss immer noch keinen Menschen, der mir auch nur halb so angenehm wäre wie er. Ich habe bis zwölf mit ihm zusammen gesessen, und also können Sie sich denken, dass es spät ist, junge Frauen; immerhin aber wollte ich mich ein wenig mit MD unterhalten, ehe ihr Presto ins Bett geht, denn dann schlafe ich gut ein und träume usw. Wahrhaftig, dieser Brief kommt recht langsam vorwärts, Burschen, aber ich kann nicht viel auf einmal schreiben, bis Sie nach Ihrer Reise wieder ganz zur Ruhe gekommen sind, wissen Sie, und all Ihre Besuche gemacht und bei Ombre Ihr Geld verloren haben. Sie spielen niemals mehr Schach, Stella. Das erinnert mich an Dick Tighe; ich glaube, ich habe Ihnen gesagt, dass er seine Frau hier zu prügeln pflegte; und sie hatte es verdient; und jetzt ist er entschlossen, sich von ihr zu trennen, sie fahren in getrennten Wagen nach Irland. O Himmel, ich bin überzeugt, ich habe all das schon einmal gesagt. Gehn Sie zu Bett, Burschen.

Windsor, d. 15. Ich habe den Staatssekretär in Brentford halten lassen, weil wir erst um zwei heute Nachmittag aufbrachen und mir das Fasten nicht bekam. Ich hatte die Absicht, nur ein Stück Brot und etwas Butter zu essen, aber er wollte durchaus Feuer machen lassen, und so assen wir wie die Scheunendrescher Roastbeef. Er zwang mich, ihn und noch zwei Herren zu bewirten; potztausend, das hat mich eine Guinee gekostet; ich liebe solche Scherze nicht, aber gefallen hat es mir auch sehr. Heute Abend versammelte sich unsre Gesellschaft beim Staatssekretär, neun von uns waren da; wir haben ein neues Mitglied aufgenommen, den Grafen von Jersey, dessen Vater vor kurzem gestorben ist. Es ist nach eins und ich habe mich fortgeschlichen.

16. Ich will hier diese Woche ganz allein bleiben, einer Arbeit wegen, die ich übernommen habe und die viel Zeit erfordern wird. Dr. Adams, einer der Domherren, lud mich zum Essen heute ein. Sonntags sind hier alle Tische so besetzt, dass es schwer ist, in enger Gesellschaft zu essen, und Dr. Adams weiss, dass ich das liebe, was sehr liebenswürdig ist. Die Königin hat in ihrem Schlafzimmer empfangen; sie sieht sehr gut aus, aber sie setzte sich. Ich habe wie gewöhnlich beim Lord Schatzmeister zu Nacht gegessen und bin wie gewöhnlich bis nach eins geblieben, und zwar mit unsrer gewöhnlichen Gesellschaft; nur der Lord Siegelbewahrer fehlte, der diesmal nicht mit nach Windsor gekommen ist. Ich hasse diese Soupers auf den Tod; aber ich esse selten etwas.

17. Lord Schatzmeister und der Staatssekretär bleiben bis morgen hier; irgend ein Geschäft hält sie zurück, und das tut mir leid, denn sie hindern mich einen Tag lang. Herr Lewis und ich wollten um ein Uhr nüchtern bei einem kleinen Freund vom Hofe essen; aber Lord Harley und Lord Dupplin hielten mich mit Gewalt zurück und sagten, wir sollten beim Lord Schatzmeister essen, der um vier nach London zu fahren gedenke; ich Narr blieb also und ging mit den beiden jungen Lords zum Lord Schatzmeister, der uns alle drei hübsch zur Tür hinauswarf. Sie waren beide beim Herzog von Somerset eingeladen, aber er war zu einem Pferderennen gefahren und konnte nicht vor fünf zurück sein; so sahen wir uns gezwungen, in eine Schenke zu gehn und vom Lord Schatzmeister Wein holen zu lassen; der aber, so hörten wir schliesslich, wollte erst morgen in die Stadt hinunterfahren; und da assen wir beim Lord Schatzmeister zu Nacht, den ich bat, mir zu erlauben, vier Schilling zu der Rechnung, die ich ihm gab, hinzuzuschreiben. Wir blieben bis zwei Uhr auf, und doch muss ich noch an die kleine MD schreiben.

18. Heute in der Frühe sind sie alle fortgefahren, und ich bin allein zurückgeblieben, um mir mein Glück zu suchen; aber Dr. Arbuthnot lädt mich für meine Mahlzeiten ein; gestern liess er mich für heute Ort, Gäste und Speiseliste des Mittagessens bestimmen. Ich wählte Frau Hill, eine der Kammerfrauen und Schwester der Frau Masham; ausser uns dreien sollte niemand kommen, und wir sollten eine kleine Hammelkeule essen; die bekamen wir auch; nur war ausserdem zuviel zu essen vorhanden; und die Frau des Doktors war auch noch da. Und morgen sollen Frau Hill und ich bei dem Doktor essen. Bei Hofe habe ich einen Burschen gesehn, der mir bekannt vorkam; ich fragte, wer es wäre, und man sagte mir, es sei der Oberpförtner; da fiel es mir ein; er ist ein Bekannter von Killy (ich will nicht sagen von Ihnen), ich glaube, er heisst Lovet oder Lovel oder so ähnlich. Ich glaube, er kennt mich nicht, und bei meiner gegenwärtigen Stellung wird es mir nicht angenehm sein, alte Bekanntschaften zu erneuern; ich glaube, ich habe ihn viel bei den Bradleys gesehn; und nebenbei, Frau Bradley habe ich, seit ich in England bin, noch nicht gesehn. Ihren Brief habe ich wie ein Narr in London gelassen und kann ihn also nicht eher beantworten, als bis ich wieder dort bin, also nicht vor nächstem Montag; dieser muss demnach länger warten als vierzehn Tage bis nach meinem letzten; aber in meinem nächsten werde ich das wieder einholen; also fort, und gehn Sie bei diesem schönen Wetter um Ihrer Gesundheit willen zu Fuss zum Dechanten.

19. Die Königin will nächste Woche hier Tanz und Kartenspiel haben; daher vermuten wir, dass sie länger bleiben wird als wir gedacht hatten. Frau Masham befindet sich nach ihrem Wochenbett nicht wohl; ich denke mir, sie wird sich erkältet haben; sie lahmt auf dem einen Bein infolge rheumatischer Schmerzen. Dr. Arbuthnot und Frau Hill gehn morgen nach Kensington, um sie zu besuchen und abends wieder hier zu sein. Frau Hill und ich haben heute bei dem Doktor gegessen. Heute morgen bin ich mit dem Doktor ausgeritten, um mir Cranburn anzusehn, ein Haus Lord Ranelaghs und das Jagdhaus der Herzogin von Marlborough und den Park. Was Natur und Pflanzungen angeht, so ist es der schönste Besitz, den ich je gesehn habe; und nirgends reitet man auf künstlichen Strassen schöner als dort; sie sind eigens für die Königin angelegt worden. Arbuthnot bat mich, ihm einen Scheinprospekt über ein Buch zu entwerfen, das den Titel führt: »Geschichte der Ehrendamen seit Heinrich VIII.« Darin wird nachgewiesen, dass sie die besten Ehefrauen abgeben, und es enthält eine Liste aller Ehrendamen, die seither gelebt haben; eine Krone soll in bar gezahlt werden und eine zweite bei Lieferung des Buches; und was der Förmlichkeiten in diesen Dingen mehr sind. Wir haben den Prospekt von einem andern Herrn ins Reine schreiben lassen, weil meine Handschrift zu bekannt ist, und haben ihn den Ehrendamen hineingeschickt, als sie zum Abendbrot kamen. Wenn sie anbeissen, so wird das einen sehr guten Hofscherz ergeben; und die Königin wird sicherlich davon erfahren; Frau Hill haben wir nichts davon gesagt.

Heute hatte Oberst Godfrey, der die Schwester des Herzogs von Marlborough geheiratet hat, die durch König Jakob die Mutter des Herzogs von Berwick wurde, ins Hofmarschallamt eingeladen; ich muss Ihnen diese Dinge erst sagen, weil sie vor Ihrer Geburt liegen; aber ich entschuldigte mich, und der junge Harcourt (der Sohn des Lord Siegelbewahrers) und ich haben bei meinem nächsten Nachbar, Dr. Adams, gegessen. Frau Masham geht es besser; sie wird in drei oder vier Tagen herkommen. Es war nötig, denn man sagt, dass die Herzogin von Somerset täglich an Boden gewinnt. – Wir haben Ihnen noch nicht all Ihre Gesetze hinübergeschickt, und ich glaube, Ihre Geldbill haben wir geändert. Der Herzog von Ormond wird hier von den Machthabern wegen seines sehr falschen Verhaltens in der Sache des Bürgermeisteramts scharf getadelt. Er lässt sich von Narren leiten, und dabei hat er meist weit mehr Verstand als seine Ratgeber, aber er richtet sich nie danach. Ich muss wissen, wie es jetzt nach Wexford mit Ihrer Gesundheit geht. Gehn Sie spazieren und machen Sie sich Bewegung, Sie beiden Burschen; und suchen Sie sich jemand, der mit Ihnen Schlagball spielt, Frau Stella, und gehn Sie zu Fuss zum Dechanten und nach Donnybrook.

21. Oberst Godfrey hat heute wieder zu mir geschickt; daher habe ich im Hofmarschallamt gegessen; wir hatten nur elf zu Tisch; das ist wenig für diese Tafel, denn der Hof ist bis Samstag abend immer dünn besucht. Diese neue Tinte und diese Feder machen sich seltsam; ich muss grösser schreiben, ja, das muss ich, sonst wird Stella dies nicht lesen können. S. S. S. Da haben Sie Ihre Esse, Stella. Die Ehrendamen sind hereingefallen und haben sämtlich ihre Krone gezahlt und quälen auch andre, damit sie auf das Buch subskribieren. Ich werde es morgen dem Lord Siegelbewahrer und dem Lord Schatzmeister sagen; und ich glaube, die Königin wird davon hören. Heute abend bin ich ein wenig spazieren gegangen und habe dann den Rest meiner Zeit in Herrn Lewis Wohnung vergeudet, während er und Dr. Arbuthnot Pikett spielten. Ich finde daran jenes törichte Vergnügen, das ausser mir, glaube ich, nur noch die alte Lady Berkeley geniesst. Doch als ich ging, ärgerte ich mich; ich will nicht mehr so bummeln, denn ich habe verdammt viel Arbeit auf dem Hals, und sehr wenig Zeit, um sie zu verrichten. Die Broschürenschreiber beginnen sich gegen das Ministerium zu regen; ich habe den Staatssekretär gebeten, an zweien oder dreien ein Exempel zu statuieren; und er versichert mir, dass er es tun wolle. Sie sind gar zu verwegen und schmähsüchtig.

22. Da wir heute den Tag haben, an dem die Minister nach Windsor kommen, so habe ich in Herrn Lewis Wohnung nur ein paar Bissen gegessen, denn ich muss beim Lord Schatzmeister zu Nacht speisen; und um halb zwei musste Herr Lewis mich zu Fuss die Allee hinauf begleiten, die zwei Meilen lang ist; im ganzen sind wir etwa fünf Meilen weit marschiert; aber dieses langsame Gehn hatte mich so müde gemacht, dass ich ihn hier verliess und zwei Meilen weit in der Richtung nach London ging. Ich hoffte, den Lord Schatzmeister zu treffen und mit ihm zurückzufahren; doch es begann zu dunkeln, und ich musste auch zu Fuss zurückgehn; so bin ich im ganzen neun Meilen gegangen; und der Lord Schatzmeister kam erst nach acht; das war sehr unrecht, denn der Mond schien nicht, und ich sage ihm oft, wie schlecht er daran tut, sich solcher Gefahr auszusetzen; aber er macht nur einen Scherz daraus. Ich habe bei ihm zu Nacht gegessen und bin bis jetzt geblieben; es ist halb drei. Er ist so lustig und sorglos und unbekümmert wie ein junger Erbe mit einundzwanzig. Es ist wahrhaftig spät.

23. Der Staatssekretär ist nicht gestern abend, sondern erst heute nachmittag um drei gekommen; ich habe ihn noch nicht gesehn, aber ich glaube wirklich, sie suchen so schnell wie möglich zu einem Friedensschluss zu kommen, denn ohne den werden sie sich nicht halten können. Die Königin war heute in der Kirche, liess sich aber in einer Sänfte hintragen. Ich und Herr Lewis haben allein mit Herrn Lowman, dem Küchensekretär, gegessen. Heute morgen habe ich den Lord Siegelbewahrer aufgesucht und ihm den Scherz von den Ehrendamen erzählt; der Lord Schatzmeister hat ihn schon gestern abend erfahren. Der Halunke Arbuthnot schiebt ihn ganz auf mich. Bei Hofe war es heute sehr voll; ich hatte erwartet, der Lord Schatzmeister würde mich zum Abendbrot einladen; aber er verneigte sich nur, und wir haben im Zirkel nicht miteinander gesprochen; wenn er es nicht noch tut, so werde ich es ihm zum Vorwurf machen, und er wird mich zum Schein ausschelten, weil ich nicht von selbst gekommen bin. Also leben Sie wohl, bis ich zu Bett gehe, denn ich will fleissig sein. Es ist jetzt nach zehn, und ich bin hinuntergegangen, um die Diener nach dem Staatssekretär zu fragen; sie sagen mir, die Königin sitze noch im Kronrat; sie sei erst zum Abendbrot gegangen und erst nachher in den Kronrat. Es ist sicher, dass sie an einem Friedensschluss arbeiten. Ich will zu Bett gehn und damit Schluss. Es ist jetzt elf, und es ist noch ein Bote vom Lord Schatzmeister gekommen, ich möchte mit ihnen essen; aber ich habe mich entschuldigt und freue mich, dass ich im Bett liege, denn sonst müsste ich bis zwei Uhr aufbleiben und trinken, bis mir heiss ist. Jetzt will ich schlafen gehn.

London, den 24. Ich bin gegen sechs mit dem Lord Schatzmeister in die Stadt gekommen und bis zehn Uhr bei ihm geblieben. Dass die Königin hinausgegangen wäre, um erst zu Nacht zu speisen und dann wiederzukommen, ist eine Lüge; das hat mir der Staatssekretär heute morgen gesagt; aber ich sehe, dass die Minister sich viel mit Herrn Prior zu schaffen machen, und ich glaube, er wird noch einmal nach Frankreich gehn. Ich höre wenigstens das eine, dass wir sicherlich sehr bald Frieden haben werden. Ich hatte letzte Woche in Windsor sehr reizendes Wetter; heute aber haben wir ein wenig Regen gehabt, und gestern war es windig. Priors Reise wird noch immer gekauft; obgleich die Stadt leer ist, haben sie zweitausend abgesetzt. Ich fand einen Brief von Frau Fenton vor, die mich im Namen Lady Giffards bittet, solange sie in Moor-Park ist, hinzukommen und eine Woche in Sheen zu verleben. Ich will ihr gründlich antworten. Und da Sie einmal von Antworten reden, so ist ja auch MD's Nummer 20, noch zu beantworten; ich hatte sie so sicher verwahrt, dass ich sie kaum finden konnte. Aber hier habe ich sie, wahrhaftig, und ich fürchte, ich kann diesen Brief nicht vor Donnerstag abschicken, denn morgen früh muss ich den Staatssekretär aufsuchen, und abends muss ich wo anderssein.

25. Stella schreibt wie ein Kaiser, und ihr Bericht über ihre Reise ... nie so was erlebt. Lassen Sie sehn; treten Sie zurück, ich will rechnen; Sie sind vier Tage in Inish-Corthy gewesen; zwei Nächte bei Frau Probys Mutter, und doch haben Sie nur sechs Tage für die Reise gebraucht; denn Sie schreiben wörtlich: »Wir haben Wexford heute vor einer Woche verlassen und sind gestern abend hier angekommen.« Ich habe gehört, dass Reisende kraft ihres Berufs lügen dürfen. Bringen Sie einen Sinn da hinein, wenn Sie können. Wie weit ist es von Wexford nach Dublin? Wie viele Meilen haben Sie jeden Tag gemacht? Lassen Sie sehn – dreissig Pfund in zwei Monaten macht hundertachtzig Pfund im Jahr; ein reines Nichts für Stellas Geldbeutel. Ich habe geträumt, Billy Swift wäre noch am Leben und ich sagte ihm, Sie hätten mir geschrieben, er wäre tot und Sie wären bei seinem Begräbnis gewesen; und ich wunderte mich über Ihre Unverschämtheit und hatte es gewaltig eilig damit, hinzulaufen und Ihnen zu sagen, was für lügnerische Halunkinnen Sie wären. Der arme Junge, er ist an seiner Mutter früherer Narrheit und Verhätschelung gestorben, und doch glaube ich jetzt, dass ihr Gram sich, wie Sie sagen, bald legen wird. O ja, Frau Dingley, der Gesellschaft in Wexford mächtig müde, kein Zweifel! Und Ihre Schilderung ist ausgezeichnet; saubere Laken, aber kahle Wände; geschlafen, denke ich mir, haben Sie da wohl auf den Wänden? Frau Walls hat ihren Tee erhalten, aber wer bezahlt mir mein Geld? Kommen Sie, erhalten werde ich es nie, also mache ich es zum Geschenk, damit es einige Lücken ausfüllt usw. Wo bleibt der Dank des Hauses? Also, gut; er hat vierunddreissig Schilling Englisch gekostet. Das müssen Sie mit Frau Walls ordnen; mir scheint, das heisst doch einige Groschen mehr für Sie. – Nein, Leigh und Sterne, glaube ich, waren nicht am Wasser; ich fürchte, Sternes Angelegenheit wird nicht erledigt werden; ich habe ihn seit langem nicht mehr gesehn. Ich hasse ihn, weil er die Sache mit der Kiste so schlecht gemacht hat; und ich war der grösste Narr der Welt, dass ich einem solchen jungen Maulaffen vertraute; ich werde, wenn ich ihn sehe, noch einmal mit ihm darüber reden. Herr Addison und ich sind uns noch einmal begegnet, und ich habe mit ihm zu Nacht gegessen; ich glaube, ich habe Ihnen das schon irgendwo in diesem Brief gesagt. Der Erzbischof hatte sich in Herrn Walls einen trefflichen Boten an mich ausersehn; freilich glaube ich, dass er zum Boten eher taugt, als zu irgend etwas sonst. Zum Henker, ja! Ich habe nicht darauf geachtet, wie sie aussieht. Will sie aus Bescheidenheit bei Lady Giffard verfaulen? Die arme Jenny Frau Fenton. tut mir leid – aber ihr Mann ist ein Dummkopf, und in aller Achtung vor ihm, durch ihre Taubheit verliert sie nicht viel. Ich glaube, Frau Stella, in Ihrer Aufstellung haben Sie die beiden Getränke miteinander vertauscht; es muss heissen: hundertvierzig Viertel Wein und zweiunddreissig Wasser. – All dies ist morgens geschrieben, ehe ich zum Staatssekretär gehe, was ich jetzt tun will. Ich habe Ihren Brief etwas weniger ausführlich beantwortet als sonst; aber ich wollte, dass er heute abgeht; und den Bericht über den Tag werde ich Ihnen heut abend in meinem nächsten geben; ich fürchte, sonst kommt noch ein Brief, bevor dieser abgeht; nie wieder sollen zwei auf einmal unbeantwortet bleiben. Was frage ich nach Dr. Tisdall und Dr. Raymond und danach, wieviel Kinder sie haben? Ich wollte, sie hätten jeder hundert. Lord Schatzmeister verspricht mir, morgen auf den Brief der Bischöfe zu antworten und mir die Antwort zu zeigen; ich glaube, sie wird alles bestätigen, was ich gesagt habe, und die zunichte machen, die dem Herzog von Ormond das Verdienst zuschrieben. Ich habe ihn eifersüchtig gemacht; und als wir neulich davon sprachen, sagte er: ich bin Ihr Zeuge, dass Sie es erreicht hatten, ehe der Herzog Lord Statthalter war. Meine ergebene Empfehlung an Frau Walls, Frau Stoyte und Katharina. Leben Sie wohl, usw.

Was fangen Sie an, wenn Sie Schreibfehler in meinen Briefen entdecken? Wie berichtigen Sie sie? Denn ich lese meine Briefe nie wieder durch, um sie zu verbessern. Leben Sie nochmals wohl.

Bitte, schicken Sie Frau Brent diese Anweisung, damit sie sich das Geld holt, wenn Parvisol in die Stadt kommt; oder sie kann auch zu ihm schicken.


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