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Brief XVI.

London, den 10. Februar 1710-11.

Ich habe eben meinen fünfzehnten auf die Post geschickt; ich will Ihnen sagen, wie die Dinge gehn werden, wenn ich einen Brief von MD erhalten habe. Ich habe es rasend eilig damit, meinen zu beenden, denn ich fürchte, sonst habe ich in einem von Presto zwei von MD zu beantworten; und das wäre eine Schmach, hab' nie dergleichen erlebt! Aber bis Sie mir schreiben, schreibe ich wie ein grosser Herr in Musse, jeden Tag ein Stückchen; nur gerade soviel, dass Sie wissen, wie die Dinge gehn, und so, und so; und ich hoffe, ehe dies Sie erreicht, werden Sie auch Ihre Kiste und Ihre Schokolade haben. Und ein andermal wird Presto besser acht geben.

11. Morgens. Ich muss aufstehn und den Lord Siegelbewahrer besuchen, was mich zwei Schilling für einen Wagen kosten wird. – Abends. Es hat den ganzen Tag geregnet, und es war nicht möglich, zu Fuss zu gehn. Ich habe Sir Andrew Fountaine Gebete vorgelesen und dann mit drei Iren bei einem Herrn Cope gegessen; die beiden andern waren ein Archidiakon Morris und Herr Ford. Als ich heute abend nach Hause kam, erwartete ich, dass der kleine Maulaffe Harrison kommen würde, um sich Hilfe für seinen Dienstagstatler zu holen; ich habe zwei Abende in der Woche festgelegt, an denen er kommen darf. Aber die Kröte kam nicht, und während ich auf ihn wartete, begann ich zu lesen und liess alle andre Arbeit liegen. – Nun, was machen Sie? Wie vertreiben Sie sich bei diesem scheusslichen Wetter die Zeit? Mit Spielen und Trinken, vermutlich: schöne Unterhaltungen für junge Damen, wahrhaftig! Ich wollte, Sie hätten ein paar von unsern Sevillaorangen, und wir ein wenig von Ihrem Wein. Wir haben die schönsten Orangen für zwei Pence das Stück und den gemeinsten Wein für sechs Schilling die Flasche. Man sagt mir, der Wein wird billig bei Ihnen. Ich bin entschlossen, ein halbes Oxhoft zu kaufen, wenn ich wieder nach Irland komme, vorausgesetzt, dass der Wein gut und billig ist, wie er es sonst war; und ich will MD abends an meiner Tafel bewirten, ah bah – und der grossen Staatsminister lachen.

12. Die Tage sind schön und lang geworden, ... sei bedankt. Ei, Sie vergessen all unsre kleinen Sprüche, und ich bin böse. Ich habe heute bei Herrn Staatssekretär St. John gespeist: mittags ging ich in den Gnadengerichtshof und schickte Herrn Harley ins Haus, um den Staatssekretär zu rufen; ich wollte ihm sagen, dass ich nicht bei ihm essen würde, wenn er spät ässe. Zum Glück war auch der Herzog von Argyle im Vorsaal des Hauses; ich hielt ihn im Gespräch fest, bis der Staatssekretär herauskam; dann sagte ich ihnen, es freute mich, sie beisammen zu treffen; ich habe eine Bitte an den Herzog, die der Sekretär unterstützen und Seine Gnaden gewähren müsse. Der Herzog sagte, es sei sicherlich irgend eine Kleinigkeit, und er wünsche nur, es wäre etwas zehnmal Grösseres. Ich hatte im Hause des Staatssekretärs ein Pro Memoria geschrieben und gab es ihm, damit er es dem Herzog gäbe und darauf achtete, dass der es erfüllt. Es besagt, Seine Gnaden möge geruhen Herrn Bernage unter seinen Schutz zu nehmen; und wenn er findet, dass Bernage meiner Schilderung entspricht, so möge er ihm jegliche Ermutigung zuteil werden lassen. Oberst Masham und Oberst Hill (Frau Mashams Bruder) sagen mir, meine Bitte sei nur vernünftig, und auch sie würden sie bei dem Herzog von Herzen befürworten, so denke ich denn, Bernage wird es gut haben, wenn er nach Spanien geht. Bitte, sagen Sie ihm das; vielleicht freilich werde ich ihm noch selber schreiben, ehe er reist; aber wohin soll ich adressieren? Denn ich denke mir, er ist nicht mehr bei Conolly.

13. Lady Kerrys Bittern habe ich aufgegeben und statt dessen eine weitere Schachtel Pillen genommen. Ich habe keine Anfälle von Schwindel mehr, sondern nur noch ein paar kleine dahingehende Störungen; ich gehe, soviel ich kann, spazieren. Lady Kerry geht es genau wie mir, nur ist ihr Leiden viel schlimmer. Ich habe heute bei Lord Shelburn gegessen, in dessen Hause sie lebt, und wir studieren unsre Leiden, wodurch wir einander sehr lieb gewinnen. Ich habe Herrn Harley wieder in Gnaden aufgenommen und ihm einen Besuch gemacht, aber er war nicht zu Hause; ich werde ihn hinfort nur noch nach Tisch besuchen, denn er isst zu spät für meinen Kopf; dann habe ich den armen Congreve aufgesucht, der gerade einen schweren Gichtanfall überwindet, und bei ihm habe ich bis fast neun Uhr gesessen. Er gab mir einen Tatler, den er, so blind er ist, für den kleinen Harrison geschrieben hatte. Er handelt von einem Halunken, der reich geworden war und sich im heraldischen Amt ein Wappen und am Fleetditch ein paar Ahnen kaufte; er ist recht gut, und er wird in zwei oder drei Tagen gedruckt; wenn Sie dergleichen lesen, wird er Sie unterhalten. Es ist jetzt zwischen zehn und elf, und ich gehe zu Bett.

14. Heute war der Geburtstag der Tochter Frau Vanhomrighs; Ford und ich waren zu Tische eingeladen, und wir haben den Abend dort beim Punsch verbracht. So haben wir die Fasten begonnen; und morgens gingen Lord Shelburn, Lady Kerry, Frau Pratt und ich statt in die Kirche in den Hydepark; ich halte es für besser, bis mein Kopf wieder ein wenig in Ordnung ist, nicht mehr in die Kirche zu gehn; es wäre so albern und unangenehm, wenn ich sie krank verlassen müsste. Vor zwei oder drei Nächten ist Dr. Duke plötzlich gestorben; er gehörte, als wir Kinder waren, zu den Männern von Geist; aber er wurde Pastor und gab es auf und schrieb höchstens noch einmal einen Prolog oder ein paar Empfehlungsverse. Vor etwa drei Monaten hatte ihm der Bischof von Winchester eine schöne Pfründe gegeben; er hatte seine Pfründe plötzlich erhalten, und ebenso starb er auch.

15. Ich bin heute einfach im Park spazieren gegangen; der Regen, von dem wir, untermischt mit kurzen und leichten Frösten, genug gehabt haben, war eben vorüber. Ich ging in den Gnadengerichtshof, denn wenn Herr Harley früh speisen wollte, so gedachte ich mit ihm zu gehn. Aber ich traf Leigh und Sterne, und sie luden mich ein, bei ihnen zu speisen; so gingen wir denn. Als wir in sein Zimmer traten, fanden wir H... vor, einen unwürdigen Burschen aus Irland, der unser wartete, um mit uns zu essen; ich trat zurück und flüsterte den beiden zu, dass ich nicht mit dem Burschen zusammen essen würde; sie entschuldigten sich und baten mich, zu bleiben; aber ich ging zu Herrn Harley, der nicht zu Hause speiste; und schliesslich ass ich bei Sir John Germain; Lady Betty hatte sich erst eben von einer Fehlgeburt erholt. Ich schreibe eine Aufschrift für Lord Berkeleys Grab; Sie wissen, der junge Leichtfuss, sein Sohn, der neue Graf, hat soeben auf dem Landsitz des Herzogs mit der Tochter des Herzogs von Richmond Hochzeit gehalten; jetzt kommen sie in die Stadt. Sie wird in zwei Monaten eine Speichelkur durchmachen, und in einem Jahr werden sie getrennt. Sie, Damen, sind tapfere, kühne, abenteuerlustige Leute; und der Bursche ist erst siebzehn; er ist im höchsten Grade übellaunig, habgierig, lasterhaft und hochmütig. Und also gehn Sie morgen zu Stoyte.

16. Wahrhaftig, dieser Brief kommt nur langsam von der Stelle; er ist eine Woche alt, und noch ist die erste Seite nicht beschrieben. Ich bin heute um der Bewegung willen in die Altstadt gegangen; aber der, bei dem ich zu essen gedachte, war nicht zu Hause; deshalb machte ich kehrt und sprach bei Congreve vor; ich habe mit Estcourt bei ihm gegessen und bis sechs gelacht; dann ging ich zu Herrn Harley, der zum Essen nicht ausgegangen war; ich blieb bis neun, und wir haben unsern Streit beigelegt; er lud mich auf morgen zu Tisch ein; das ist der Wochentag (Samstag), an dem der Lord Siegelbewahrer und Staatssekretär St. John allein bei ihm essen; und endlich haben sie sich bereit erklärt, mich an diesem Tage unter sich zu sehn. Atterbury und Prior haben den armen Dr. Duke zu Grabe geleitet. Von Congreves scheusslichem Weisswein habe ich Sodbrennen bekommen.

17. Ich habe heute ein paar tüchtige Spaziergänge im Park gemacht und ging dann zu Herrn Harley. Lord Rivers war schon vor mir dort, und ich habe ihn ausgescholten, weil er es sich anmasste, an einem Tage zu kommen, an dem nur der Lord Siegelbewahrer, der Staatssekretär und ich dort sein sollten. Er aber achtete dessen nicht, und so sassen wir alle zusammen und setzten uns zu viert; der Staatssekretär hat mich auf morgen zu Tisch geladen. Ich sagte ihnen, ich hätte keine Hoffnung, dass sie sich jemals halten würden; nur liebten sie einander so sehr, und das scheinen sie wirklich zu tun. Sie nennen mich nur Jonathan, und ich habe ihnen gesagt, ich glaube, ich würde Jonathan bleiben, wie ich es war, als sie mich fanden; ich hätte noch nie ein Ministerium kennen gelernt, das etwas für jene täte, die es zu den Genossen seiner Vergnügungen machte; und ich glaube, Sie werden das bestätigt finden; aber ich mache mir nichts daraus. Ich arbeite an einem Plan, mir fünfhundert Pfund zu verschaffen, ohne dass ich irgend jemandem verpflichtet bin; aber das ist ein Geheimnis, bis ich meine teuersten MD wiedersehe; und also halten Sie den Mund und plaudern Sie nicht, Burschen, denn ich bin jetzt dabei.

18. Mein Kopf hat keine Anfälle, aber vor dem Essen fühle ich mich wenig wohl; und doch gehe ich kräftig spazieren und nehme Pillen und hoffe, dass es besser wird. Staatssekretär St. John wollte durchaus, dass ich heute bei ihm ässe; und ich fand drei Leute bei ihm, die ich noch nie gesehn hatte; mit zweien war ich überhaupt nicht bekannt, und aus dem dritten machte ich mir nichts; daher verliess ich sie frühzeitig und ging nach Hause; es war kein Tag zum Spazierengehn; schäbiger Regen und Wind. Der Staatssekretär sagt mir, er habe mich betrogen; denn Lord Peterborow habe ihm unter der Bedingung, dass ich meinen Anteil abbekäme, zwölf Flaschen Burgunder geschickt; aber es habe ihm keine Ruhe gelassen, bis sie ausgetrunken waren; daher rechne ich mir aus, dass er mir sechsunddreissig Pfund schuldig ist. Lord Peterborow ist jetzt in Wien eingetroffen, und morgen muss ich ihm schreiben. Ich beginne jetzt, mich nach einem Brief von gewissen Damen aus Prestos Bekanntschaft umzusehen; sie leben bei St. Maria und heissen in einer gewissen Sprache unsere MD. Nein, warten Sie, sechs Tage lang erwarte ich noch keinen; dann sind es gerade drei Wochen her; bin ich nicht ein vernünftiges Geschöpf? Wir sind hier mit einem Oktober-Klub geplagt; das ist eine Gesellschaft von mehr als hundert Parlamentariern vom Lande, die zu Hause Oktoberbier trinken und sich jeden Abend in einer Schenke beim Parlament treffen, um über die Geschäfte zu beraten; sie treiben die Dinge wider die Whigs so weit, dass sie das alte Ministerium zur Rechenschaft ziehn und fünf oder sechs Köpfe abschlagen wollen. Die Minister scheinen ihrer nicht zu achten, aber einer von ihnen sagte mir im Vertrauen, man müsse an irgend etwas denken, um die Dinge besser einzurichten. Ich will Ihnen ein grosses Staatsgeheimnis sagen; die Königin, die wohl merkt, wie sehr sie sich durch das letzte Ministerium hat beherrschen lassen, verfällt jetzt ein wenig dem andern Extrem und ist selbst auf die eifersüchtig, die sie aus den Händen jener befreit haben. Die Minister sind für mildere Massnahmen; die andern Torys aber für gewaltsamere. Als Lord Rivers neulich mit mir sprach, fluchte er auf das Blatt, das der »Examiner« heisst, weil es vom Herzog von Marlborough in höflichen Wendungen gesprochen hatte; darüber sprach ich zufällig mit dem Staatssekretär, der die Hitzigkeit jenes Lords und einiger andrer tadelte; er schwor, wenn man ihrem Rat folgte, würden sie in vierundzwanzig Stunden in die Luft fliegen. Ich habe Grund zu glauben, man werde versuchen, die Königin dahin zu bringen, dass sie ihre Geschäfte wieder mehr in die Hände eines Ministeriums legt, als sie es jetzt tut; und ich glaube, man denkt an zwei Männer; dem Namen des einen sind Sie oft in meinen Briefen begegnet. Soviel von der Politik.

19. Es war ein furchtbar regnerischer Tag, so dass ich nicht, wie ich wollte, zu Fuss in die Altstadt gehn konnte. Ich musste laufen und bei meiner Nachbarin Vanhomrigh essen, wo auch Sir Andrew Fountaine ass; er hat gerade wieder begonnen, auszugehn. Seine Mutter und seine Schwester, die ihn gepflegt haben, hat er wieder aufs Land befördert. Der Abend war schön, und ich bin ein wenig im Park spazieren gegangen, bis Prior mich ins Smyrnakaffeehaus mitnahm; ich blieb eine Weile dort und sah vier oder fünf Iren, hübsche, angenehme Leute; aber ihre Namen weiss ich nicht. Ich ging um sieben nach Hause. Vor zwei Tagen habe ich an Bernage geschrieben und ihm gesagt, was ich getan habe; den Brief habe ich an Frau Curry adressiert, damit er Dingley übergeben werde. Die Brigadiere Hill und Masham, der Bruder und der Gatte der Frau Masham, die der Günstling der Königin ist, und ferner Oberst Disney und ich haben Bernage dem Herzog von Argyle empfohlen; und Staatssekretär St. John hat dem Herzog mein Pro Memoria überreicht. Ausserdem sagt mir Hill, Bernages Oberst, Fielding, wolle ihn zum Kapitänleutnant machen; aber ich glaube, das habe ich Ihnen schon gesagt; sogar in diesem Brief; doch ich will nicht zurückblättern.

20. Morgens. Es schneit von neuem furchtbar, und das ist verkehrt, denn ich brauche jetzt ein wenig schönes Wetter; ich sage Ihnen guten Morgen, und wenn es sich aufklärt, so gehn Sie zur armen Frau Walls, die eine schwere Zeit gehabt hat, aber jetzt wieder recht wohl ist. Es tut mir leid, dass es ein Mädchen ist; und der arme Archidiakon! Sehn Sie nur, wie einfältig er dreinsah, als man es ihm sagte: was hat es Stella gekostet, dass sie Gevatter stand? Ich will aufstehn, also lassen Sie sich, hören Sie, abends sehn; und bleiben Sie nicht lange aus, und erkälten Sie sich nicht, Burschen! – Abends. Es ist kalt geworden, und ich habe einen tüchtigen Spaziergang gemacht, und dann an seinem Operntag bei Ford gegessen. Aber da jetzt sein ganzer Wein ausgetrunken ist, werde ich nicht mehr bei ihm essen. Ich hoffe, diesen Brief abschicken zu können, ehe ich von MD höre: mir scheint, darin liegt ... etwas Grosses, nur kann ich nicht sagen, worin es liegt; und bei Gott, dies soll Samstag abgehn, so wahr Sie eine Halunkin sind. Frau Edgeworth sollte erst letzten Montag reisen; also werden Sie Ihre Kiste vielleicht nicht einmal so schnell haben wie diesen Brief; aber Sterne hat mir seither gesagt, dass sie sicher in Chester liegt und dass sie dafür sorgen werde. Ich würde Ihnen eine Guinee geben, wenn Sie sie hätten.

21. Morgens. Wahrhaftig, ich glaube, das Wetter wird schön, so dass ich zu Fuss in die Altstadt gehn kann, denn ich ergreife jede Gelegenheit, um mir Bewegung zu machen. – Ich hätte, wenn ich jetzt in Laracor wäre, verwünscht viel zu tun: Weiden zu schneiden, andre zu pflanzen, meinen Kanal zu säubern und alles mögliche andre. Wenn Raymond zum Sommer hinüberkommt, so müssen Sie sich fügen und ihm einen Besuch machen, damit wir wieder Aale und Forellen fischen können; damit auch Stella vorüberreiten kann, um Presto in seinem Morgenanzug im Garten zu sehn; und dann geht sie mit Joe zum Hill of Bree und um Scurlocks Town herum. O Himmel, wie gut ich die Namen behalte; ich muss immer seufzen; also wenn Sie mich lieb haben, nicht mehr davon! Guten Morgen, ich will aufstehn wie ein artiger Herr; meine Pillen sagen mir, ich muss. – Abends. Lady Kerry schickte zu mir und bat, ich möchte ihr für eine Geschichte in ihrem Hause hier einige Lords gewinnen. Ich suchte sie auf, fand aber, dass sie schon alle Lords aufgefordert hatte, die ich kenne, und dass die ganze Sache gar keine Schwierigkeit bot; dabei herrschte ein Hunderegen. Ich nahm mir also mangels besserer Bewegung einen Wagen und ass allein mit einem Galgenstrick in der Altstadt; abends bin ich zu Fuss nach Hause gegangen. Die Tage sind jetzt lang genug, um nach Tisch im Park spazieren gehn zu können; ich tue das auch, so oft es schön ist. Diese Spaziergänge sind ein merkwürdiges Heilmittel; Herr Prior geht spazieren, um fett zu werden, und ich, um mich zu entfetten; er hat fast immer einen Husten, den er nur eine Erkältung nennt; wir gehen oft zusammen durch den Park. Jetzt will ich schlafen gehen.

22. Es hat den ganzen Morgen hindurch fabelhaft geschneit; in drei oder vier Stunden lag der Schnee mehrere Zoll hoch. Gegessen habe ich mit Herrn Lewis vom Bureau des Staatssekretärs in seiner Wohnung; der Sänftenträger, der mich hinbrachte, drückte einen grossen Kerl gegen die Mauer; der aber wandte ihm schlauerweise den Rücken zu und sprengte eines der Seitenfenster in tausend Stücke. Ich begann zu schelten, behauptete, ich wäre fast in Stücke geschnitten worden und befahl, die Sänfte im Park niederzusetzen, während sie die Glassplitter auflasen; und als ich sie bezahlte, zankte ich immer noch, so dass sie nicht zu murren wagten und ich mit der Taxe davonkam; ich hatte eine verwünschte Angst, dass sie sagen würden: »Gott behüt' Euer Gnaden, wollen Sie uns nicht etwas für unser Fenster geben?« Lewis und ich haben an einem Plan beraten, wie ich mir drei- oder vierhundert Pfund verschaffen könnte; aber es wird vermutlich nichts daraus werden. Ich hoffe, Smyth hat Ihnen Ihr Lähmungswasser gebracht; wie geht es Stella? Ich beginne, mich immer mehr danach zu sehnen, dass ich es erfahre. Die drei Wochen, seit ich Ihren letzten hatte, sind bis auf zwei Tage vorüber; und drei Tage will ich für Zufälle zugestehn.

23. Der Schnee ist ganz verschwunden; nur noch die Reste einiger Kugeln, die die Kinder gerollt haben, liegen da. Heute morgen war Herr Sterne bei mir, in Geschäften, die er mit dem Schatzamt hat. Frau Edgeworth, das Mensch, ist noch nicht aufgebrochen, aber nächsten Montag wird sie unfehlbar reisen; freilich ist dies der dritte unfehlbare Montag, und die Pest soll sie holen! Also werden Sie diesen Brief vorher haben; und morgen soll er abgehn; und wenn ich inzwischen einen von MD erhalte, so werde ich ihn nicht vor meinem nächsten beantworten; ich werde nur sagen: »Gnädigste, ich habe Ihren Brief erhalten«, ja, ja. Gegessen habe ich heute bei meiner Frau Butler, die sehr unangenehm wird.

24. Morgens. Dieser Brief geht sicherlich heute abend ab; so wahr Sie leben, junge Frauen, und dann werden Sie sich so schämen, dass ich keinen von Ihnen gehabt habe; und wenn ich rechnen wollte wie Sie, so würde ich sagen: Ich wäre Ihnen mit sechs Briefen voraus, denn dieser ist Nummer 16, und ich habe erst Ihre Nummer 10 erhalten. Aber ich rechne so: Sie haben erst vierzehn erhalten und elf geschickt. Ich gehe heute im Gnadengerichtshof auf die Staatsministerjagd, denn ich habe Herrn Harley etwas zu sagen. Und es ist schönes Sonnenscheinwetter; ich wollte, die lieben MD gingen heut auf Ihrer Stephanswiese spazieren; die ist ebenso gut wie unser Park, nur nicht so gross. Wahrhaftig, diesen Sommer wollen wir uns für sechs Pence nach dem Green Well, den beiden Spaziergängen und von dort für den ganzen Weg zu Stoyte einen Wagen nehmen. Meine herzliche Empfehlung für Gevatterin Stoyte und Katharina, und ich hoffe, Frau Walls hat eine gute Zeit hinter sich. Wie unbeständig ich bin? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich je in sie verliebt gewesen wäre. Nun also, ich gehe; was haben Sie zu sagen? Ich frage nichts danach, wie ich Jetzt schreibe. Ich habe nicht die Absicht, auch diese Seite noch zu beschreiben; diese wenigen Zeilen sind nur ein wenig mehr, als Ihnen gebührt; deshalb werde ich GROSS oder klein schreiben, wie es mir beliebt. O, wahrhaftig, die Hände erfrieren mir im Bett; ich glaube, es herrscht strenger Frost. Ich muss aufstehn und sage Ihnen Lebewohl, denn ich will diesen Brief auf der Stelle versiegeln und in die Tasche stecken; dann will ich ihn mit meinen eignen, schönen Händen auf die Post bringen. Leben Sie wohl!

Dieser Brief umfasst heute gerade vierzehn Tage meines Tagebuchs; jawohl, so ist es, gewiss, sagen Sie mit Ihren zwei Eieren auf den Groschen.

Dada, dada, dada.

O Himmel, ich sage in unsrer ganzen kleinen Tonleiter zu mir selber: Dada, dada! Patrick, der Hund, hat den Schlüssel zu dem Schrank mit sechs Schlössern zerbrochen; und abgesehn von meinen guten zwei Schillingen hat es mir noch elende Mühe gemacht, einen neuen zu bekommen.


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