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Brief XXIV.

Chelsea, den 24. Mai 1711.

Einmal in meinem Leben trifft sich die Nummer meines Briefs mit dem Monatsdatum; das ist ein Glück, Ihr Bengels; es ist ein Zeichen, dass auch die Dinge sich begegnen, und dass wir zusammen noch eine Rolle spielen werden. Was, sind Sie immer noch nicht überzeugt und sagen London und England, weil ich Dublin und Irland sage? Ist kein Unterschied zwischen London und Dublin, Sie Naseweisen? Ich habe meinen Brief versiegelt und gehe in die Stadt. Morgen, Burschen. – Abends. Heute habe ich beim Staatssekretär gegessen; wir setzten uns zwischen fünf und sechs. Herrn Harleys Adelsbrief ist heute morgen publiziert worden; jetzt ist er Graf von Oxford, Graf Mortimer und Lord Harley of Wigmore Castle. Mein Brief war schon versiegelt, sonst hätte ich es Ihnen schon gestern gesagt; aber der öffentliche Anzeiger wird es Ihnen mitteilen. Trotz all ihrer Kunst hat aber die Königin den Stab diese Woche noch im Kabinett behalten; ich denke mir jedoch, er wird ihn ihr in ein oder zwei Tagen abnehmen. Um acht heute abend regnete es ungeheuer; es hatte von fünf Uhr an geregnet; trotzdem brach ich auf, und auf halbem Weg liess der Regen nach, so dass ich nicht allzu nass war, als ich nach Hause kam; es war der erste Spaziergang, bei dem ich nass wurde, seit ich hier bin, das heisst, seit einem Monat; nach einem kurzen Besuch bei Atterbury bin ich zu Bett gegangen.

25. Es regnete heute morgen, und also fuhr ich zu Wasser in die Stadt; Tord und ich assen auf Grund einer Verabredung bei Herrn Lewis. Ich hatte Patrick befohlen, mir meinen Rock und meine Perrücke zu Herrn Lewis zu bringen, denn ich hatte die Absicht, Lord Oxford zu besuchen, und das hatte ich dem Hund auch gesagt; aber er kam nicht, obgleich ich eine Stunde länger blieb als ich wollte; so ging ich denn in meinem alten Rock hin und blieb zwei Stunden bei ihm sitzen, konnte aber ein Geschäft, das ich mit ihm habe, nicht bereden; daher bat er mich, Sonntag bei ihm zu speisen, so dass ich den Staatssekretär im Stich lassen muss. My Lord setzte mich bei einem Kaffeehaus ab; dort wartete ich auf den Wagen des Dechanten von Carlysle, der mich nach Chelsea bringen sollte; denn es hat den ganzen Nachmittag fabelhaft geregnet. Der Dechant kam nicht selber, schickte mir aber seinen Wagen, und das hat mich zwei Schilling Trinkgeld für den Diener gekostet; so kam ich nach Hause, und Gott weiss, was aus Patrick geworden ist. Ich glaube, ich muss ihn zu Ihnen hinüberschicken, denn er ist ein unerträglicher Halunke. Wenn ich ohne Rock gekommen wäre, so hätte er es genau so gemacht, und wenn auch mein Leben und meine Stellung davon abgehangen hätte; und ich lass ihm eine Livree machen, die mich vier Pfund kosten wird; aber ich werde morgen dem Schneider Befehl geben, bis auf weiteres die Arbeit zu unterbrechen. Lord Oxford kann es noch nicht ertragen, dass man ihn My Lord nennt; und als ich ihn My Lord nannte, nannte er mich Dr. Thomas Swift Thomas Swift war ein kleiner Landpastor, ein Vetter Swifts.; das tut er immer, wenn er mich ärgern will. Auf Umwegen liess er mir den Vorschlag machen, ich solle sein Kaplan werden, was ich auf Umwegen ablehnte; aber wir haben heute nicht darüber gesprochen. Jetzt muss ich gehn und fleissig sein.

26. Patrick habe ich erst heute morgen wieder gesehn, und auch da nur ein einzigesmal, denn angezogen habe ich mich ohne ihn; und als ich in die Stadt ging, war er nicht zu finden. Ich habe sofort zu dem Schneider geschickt und ihm befohlen, die Arbeit an Patricks Livree bis auf weiteres abzubrechen. O, wenn ich in Irland wäre, so hätte ich ihn schon zehnmal fortgeschickt; und nicht aus Rücksicht auf ihn, sondern nur auf mich habe ich ihn so lange behalten. Jetzt fürchte ich mich davor, dem Halunken seine Kleider zu geben. Was soll ich tun? Ich wollte, MD wäre hier, um für ihn zu bitten, hier neben dem Bett. Lady Ashburnham hat mich seit langem gebeten, bei ihr zu essen, und ich hatte den heutigen Tag dafür bestimmt; woher der Irrtum nun auch kommen mag, sie schickte mir Bescheid, sie sässe im Negligee bei Tisch, würde sich aber freuen, wenn sie mich nachmittags empfangen könnte. So ass ich denn bei Frau Vanhomrigh und wollte sie aus Trotz überhaupt nicht besuchen. Mein schöner Florentiner wird verdammt sauer, und ich habe noch nicht die Hälfte getrunken. Als ich heute abend nach Hause kam, begegneten mir Sir Thomas Mansel und Tom Harley im Park, und ich musste bis neun mit diesen unvernünftigen jungen Hunden spazieren gehn; daher kam ich erst um zehn nach Hause, aber es war ein schöner Abend, und der Weg war schon recht sauber nach dem schweren Regen.

27. Als ich heute morgen in die Stadt ging, sah ich zwei lahme, alte Burschen zu einem Schnapsladen gehn, und als sie die Tür erreichten, blieben sie lange stehn und machten sich Komplimente darüber, wer als erster eintreten sollte. Obgleich dies im Erzählen nicht scherzhaft wirkt, so war es doch wundervoll spasshaft anzusehn. Ich habe heute mit Lord Oxford und den Damen, der neuen Gräfin und Lady Betty gegessen; sie ist als Lady drei Tage alt. My Lord verliess uns um sieben, und ich hatte keine Zeit, mit ihm über Geschäfte zu reden; aber er versprach mir, dass wir in ein oder zwei Tagen allein miteinander essen würden; das ist auch sehr wahrscheinlich, da wir jeden Augenblick erwarten, dass die Königin ihm den Stab überreichen wird, und dann wird er so überlaufen werden, dass er zu nichts mehr taugt; nach allem, was ich weiss, wird er ihn heute abend im Kronrat erhalten.

28. Neulich wurde mir eine Bittschrift zugeschickt von einem gewissen Stephan Gernon, in der er mir auseinander setzte, dass er früher mit Harry Tenison zusammenlebte, der ihm das Amt eines Eichmeisters gegeben hatte; nach Harrys Tod sei er entlassen worden und jetzt nach England gekommen, er müsse verhungern; oder, wie er es ausdrückte, das tägliche Brot sei letzthin seinem Hunger fremd geblieben. Heute sprach der arme Kerl vor, und ich erkannte ihn sofort: ein schlanker, junger Bursche mit Sommersprossen im Gesicht; Sie müssen sich seiner erinnern; er wartete als eine bessere Art Diener bei Tisch auf. Ich gab ihm eine Krone und versprach ihm, zu tun, was ich könnte, um ihm zu einem Dienst zu verhelfen; ich tat das um das Andenken Harry Tenisons willen. Es war blutig heiss heute zum Spazierengehn, und ich war so träge, dass ich gegessen habe, wo mein neuer Rock liegt, bei Frau Vanhomrigh; dann ging ich wie ein Narr nach Hause, und der Dechant von Carlysle blieb bis elf bei mir sitzen. Lord Oxford hat den Stab immer noch nicht.

29. Ich war heute morgen um zehn in der Stadt, obgleich es ein Rasiertag war. Ich ging erst in Geschäften zum Staatssekretär und machte dann dem Herzog und der Herzogin von Ormond einen Besuch; aber die Herzogin zog sich gerade an, um auszugehn, so konnte ich sie nicht sehn. Lord Oxford hat heute morgen den Stab erhalten, und also darf ich ihn jetzt nicht mehr Lord Oxford nennen, sondern Lord Schatzmeister; ich hoffe, da wird er Halt machen; er hat in einer Woche zweimal den Namen gewechselt; und ich hörte heute in der Altstadt (wo ich gegessen habe), dass er bald das Hosenband bekommen wird. – Bitte, fällt es Ihnen nicht auf, wie merkwürdig ich meine Gesellschaft und meinen Lebenswandel gewechselt habe? Ich gehe nie mehr in ein Kaffeehaus; Sie hören nichts mehr von Addison, Steele, Henley, Lady Lucy, Frau Finch, Lord Somers, Lord Halifax usw. Ich denke, es ist ein Wechsel zum Bessern. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass mir der Erzbischof von Dublin über ein Gezänk wegen der Wahl eines Bürgermeisters in Ihrer Stadt einen langen Brief geschrieben hat, und dass er fürchtet, man werde ihn tadeln, weil er daran beteiligt war? Ich habe hier noch nichts davon gehört; aber ich werde ihn nicht immer verteidigen können. Wir hören, Ihr Bischof Hickmann sei gestorben; aber hier will niemand etwas für mich in Irland tun; also mögen sie so schnell oder so langsam sterben wie sie wollen. – Sie also bleiben Ihrem Dechanten und Ihrer Stoyte und Ihrer Walls treu. Walls wird ihren Tee bald erhalten; Pastor Richardson ist nach Irland unterwegs oder schon dort und hat ihn bei sich. Ich höre, Herr Lewis hat zwei Briefe für mich; ich konnte sie heute nicht abholen, will es aber morgen tun; und vielleicht ist einer von unsrer kleinen MD, wer kann das wissen, Mann? Wer kann das wissen? Es sind schon unwahrscheinlichere Dinge vorgekommen. Ei, ich schreibe so verdammt klein, dass ich es selbst kaum lesen kann. Schreiben Sie grösser, Bursche Presto. Nein, ich will nicht. O, Sie sind ein naseweiser Halunke, Herr Presto, Sie sind so unverschämt. Kommen Sie, liebe Halunkin, lassen Sie Presto schlafen gehn. Ich war bei dem Dechanten, und es ist fast zwölf.

30. Ich bin nach meinem Morgenspaziergang immer so heiss und träge, dass ich bei Frau Vanhomrigh bleibe; da liegt mein bester Rock und meine Perrücke, und aus blosser Achtlosigkeit esse ich dort oft, und so auch heute; aber ich habe den Brief der kleinen MD, Nummer 15 (Sie sehn, Burschen, ich kann sogar die Nummer noch sagen) von Herrn Lewis erhalten; ich habe ihn in einer Kammer gelesen, die man mir bei Frau Van eingeräumt hat, und ich sehe, Stella ist eine naseweise Halunkin und kann immer noch schön schreiben, wenn ihre Hand eingeschrieben und ihre Feder gut ist. Als ich heute abend nach Hause kam, hatte ich grosse Lust, nachdem ich abgekühlt war, schwimmen zu gehn, denn meine Wohnung liegt dicht am Fluss; ich ging um elf hinunter, nur in Schlafrock und Pantoffeln, aber ich kehrte wieder um; in einer der nächsten Nächte jedoch will ich es wagen.

31. Mir war heute morgen vom Spaziergang so warm dass ich während dieser heftigen Glut nicht mehr zu Fuss gehn will. Es ist komisch; jetzt wo wir die Hitze haben, die die Früchte reifen könnte, haben wir den schlimmsten Brand gehabt, von dem man je gehört hat, und man verzweifelt fast an der ganzen Obsternte. Ich habe bei Lord Shelburn gegessen; Lady Kerry und Frau Pratt gehn nach Irland. Heute abend ging ich zum Lord Schatzmeister und sass etwa zwei Stunden in gemischter Gesellschaft bei ihm; er verliess uns und ging zu Hofe; er nahm zwei Stäbe mit; also denke ich, dass wir morgen einen neuen Haushofmeister haben werden; ich habe dieses Staatsgeheimnis durch einen Zufall erraten. Ihren Brief, Burschen, will ich noch nicht beantworten, nein, ich will nicht, Gnädigste.

1. Juni. Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Juni. Ich habe wieder bei den Vans gegessen, mit Sir Andrew Fountain. Ich gebe ihnen immer eine Flasche meines Florentiners, der jetzt zu verderben beginnt, er ist fast ausgetrunken. Ich ging heute nachmittag zu Frau Vedeau und holte Frau Dingleys Urkunde und Anwaltsvollmacht. Frau Vedeau sagt mir, sie habe den Wechsel schon vor 14 Tagen geschickt. Die Urkunde werde ich Ben Tooke geben, und Sie können ihm Ihre Vollmacht durch Vermittlung des Herrn Presto schicken, wann Sie Musse haben. Ja, ich glaube jetzt auch, dass Ihre Makrellen ebenso gut sind wie unsre, was ich früher nicht glaubte. Mit den beiden Stäben bin ich hineingefallen, denn es ist heute kein neuer Würdenträger ernannt worden. Dieser Brief wird Sie noch in Dublin treffen oder in Donnybrook oder, wenn Sie bei Walls Ihr Geld verlieren (wie geht es ihr?).

2. Den heutigen Tag habe ich durch ein Versehn versäumt und dadurch, dass ich in der Altstadt gegessen habe.

3. Keine Boote Sonntags, nie; so musste ich zu Fuss gehn und wurde so heiss, bis ich Tords Wohnung erreichte, dass ich ganz erschöpft war; ich glaube, das Wetter ist verrückt geworden. Ich konnte nicht in die Kirche gehn. Ich habe wie gewöhnlich beim Staatssekretär gegessen, mit dem alten Oberst Graham, der auf Bagshot Heath lebte, und man sagte, das Haus gehört, Oberst Graham. Bah, ich weiss es noch ganz genau wie ich von Moore Park zu Fuss nach London ging. Was, ich wette, Sie entsinnen sich des Goldnen Pächters Spitzname für einen bekannten Strassenräuber. auch nicht mehr.

4. Wann müssen wir diesen Brief, diese Nummer 15 unsrer kleinen MD beantworten? Vor Hitze und Trägheit und auf Sir Andrew Fountains Drängen habe ich heute wieder bei Frau Van gegessen; und kurz, dieses Wetter ist unerträglich. Wie ist es bei Ihnen? Lady Betty Butler und Lady Ashburnham sassen heute abends zwei oder drei Stunden in meiner Kammer bei Frau Van mit mir zusammen. Es sind gute Mädchen, und wenn Lady Betty nach Irland ginge, so sollten Sie erlauben, dass sie Ihre Bekanntschaft macht. Was macht Dingley bei diesem heissen Wetter? Stella, denke ich, klagt nie darüber, sie liebt heisses Wetter. Seit Freitag vor acht Tagen ist kein Tropfen Regen gefallen. Ja, Sie lieben heisses Wetter, ungezogene Stella, das tun Sie, und Presto kann es nicht ausstehn: seien Sie brav, und ich will Sie lieb haben; und haben Sie einander lieb und zanken Sie sich nicht, Mädchen.

Ich habe heute in der Altstadt gegessen, und bin von dort früh in die Stadt gegangen und habe den Herzog von Ormond und den Staatssekretär besucht. Man sagt, der Lord Schatzmeister habe eine Totenliste in der Tasche, das heisst, ein Verzeichnis derer, die ihr Amt verlieren sollen, und wir erwarten diese Veränderungen von Tag zu Tag. Ich bin heute beim Schatzamt vorbeigegangen und sah ungeheure Mengen warten, um dem Lord Schatzmeister, wenn er vorbeiginge, Bittschriften zu überreichen. Er steht jetzt auf dem Gipfel der Macht und Gunst; er hält noch keine Levers ab. Ich habe bei diesem heissen Wetter grausamen Durst. Ich will gerade in diesem Augenblick schwimmen gehn. Ich nehme Patrick mit hinunter, damit er mir meinen Schlafrock, mein Hemd und meine Pantoffeln hält und mir von meiner Wirtin statt der Mütze ein Tuch borgt. Also, leben Sie wohl, bis ich wieder heraufkomme; aber es ist keine Gefahr vorhanden, haben Sie keine Angst. – Ich habe eine halbe Stunde, ja, noch länger geschwommen; und ehe ich heraufstieg, habe ich gedacht, meinen Kopf ganz und gar nass zu machen, wie bei einem kalten Bad; aber als ich untertauchte, fiel mir das Tuch ab, und da es verloren ist, so habe ich es zu bezahlen. O, wahrhaftig, die grossen Steine werden so scharf, dass ich kaum mit dem Fuss drauftreten konnte, als ich herauskam. Es war schön und warm. Ich bin ins Bett gestiegen und will jetzt schlafen.

6. Morgens. Dieser Brief soll morgen abgehn; deshalb will ich Ihren beantworten, wenn ich heute abend nach Hause komme. Soviel ich fühle, hat mir das Schwimmen gestern abend nicht geschadet. Ich habe mich nur mit dem Laken zugedeckt, und meine Füsse sind ganz nackt. Ich muss aufstehn und in die Stadt fahren, ehe ich die Flut gegen mich habe. Morgen, Burschen; liebe Burschen, Morgen. – Abends. Ich habe, seit ich geboren wurde, noch keinen so heissen Tag gehabt wie diesen. Gegessen habe ich bei Lady Germaine; der Junge Graf Berkeley und seine schöne Frau waren da. Ich hatte sie noch nie gesehn und finde sie nicht so hübsch, wie sie angeblich sein soll. Nach Tisch wollte Herr Bertue nicht dulden, dass ich Eis in meinen Wein tat; er sagte, Lord Dorchester hätte Blutfluss davon bekommen, und es sei das Schädlichste von der Welt. So werden wir geplagt, so werden wir geplagt; und doch habe ich es diesen Sommer schon fünf- oder sechsmal getan und habe mich darum nur um so trockner und heisser gefühlt. Nichts macht mich so ausserordentlich verdriesslich wie heisses Wetter. Nach Tisch setzte Lady Berkeley einer andern jungen Dame meinen Hut auf, und die hing ihn aus Schelmerei auf die Gartenstaketen. Ich beachtete sie nicht, aber zwei Minuten darauf rief sie mich ans Fenster, und Lady Carteret zeigte mir meinen Hut fünf Häuser weiter, und zwar von ihrem Fenster aus; ich musste hingehn und ihn mir holen und dabei ihr und der alten Lady Weymouth einen Besuch machen; es waren noch einige andere Damen dort; dann ging ich und trank Kaffee und machte mit Lord Pembroke ein oder zwei Wortspiele, und wollte dann zum Lord Schatzmeister gehn; aber es war zu spät, und ausserdem war ich halb gebraten, und zwar ohne Butter gebraten, denn nach dem Essen schwitze ich nie, wenn ich Wein trinke. Dann habe ich eine Stunde beim Tee mit Lady Betty Butler gesessen, und alles machte mich nur heisser und trockner. Dann ging ich nach Hause und kam gegen zehn am Abend heiss hier an, dass ich in grössere Wut geriet als je in meinem Leben über eine Beschimpfung oder einen Ärger. Ich blieb eine Stunde sitzen, bis ich trocken und kühl genug war, um schwimmen zu gehn; ich tat es, aber ich hatte soviel Ärger dabei, dass ich glaube, ich gebe es auf; jeden Augenblick störten mich Boote, der Satan hole sie; und der Gelbschnabel Patrick, der am Ufer stand, liess sie bis auf ein oder zwei Ellen herankommen und rief ihnen dann heimlich zu. Der einzige Trost, den ich mir hier bei heissem Wetter erhofft hatte, ist fort; denn mit diesen Booten lässt sich nicht spassen, wenn es dunkel ist; gestern abend habe ich keins gesehn. Ich bin untergetaucht, um den Kopf nass zu machen; meine Mütze habe ich mit beiden Händen gehalten, aus Furcht, sie zu verlieren. – Die Pest hole die Boote! Amen. Es ist fast zwölf, und also will ich Ihren Brief (jetzt schlägt es zwölf) morgen früh beantworten.

7. Morgens. Also, nun wollen wir MD's Brief beantworten, Nummer 15, 15, 15, 15. Jetzt habe ich Ihnen die Nummer 15,15 genannt; was, Unverschämte, Sie geben mir gleich zu Anfang Ihres Briefes Schimpfnamen, ehe Sie auch nur sagen: »Wie geht es Ihnen Herr Presto?« Das ist Ihre Erziehung. Wo bleiben Ihre Manieren, Bursche, einem Herrn gegenüber? Scheren Sie sich weg, Sie beiden Metzen. Nein, ich bleibe nie mehr spät auf; aber dieses scheussliche heisse Wetter zwingt mich, Dinge zu essen oder zu trinken, die mir schaden werden. Ich wage es tatsächlich, ein paar Erdbeeren zu essen. Was, wissen Sie in Irland, dass Herr St. John so im Parlament geredet hat? Da sind Ihre Whigs verdammt hereingefallen; denn er ist durchaus dafür, dass sie alle hinausgeworfen werden. Und Sie sind mit Ihrem Schnupftabak immer noch so lasterhaft? Ich glaube, wie Sie sagen, dass er weder nützt noch schadet; aber ich habe ihn aufgegeben, und wenn mir irgend jemand seine Dose anbietet, so nehme ich nur noch etwa ein Zehntel von dem, was ich sonst genommen habe, und dann rieche ich nur daran und werfe den Rest heimlich fort. Ich halte immer noch, wie Sie sagen, an meinem Tabak fest; aber auch von dem nehme ich viel weniger als früher; nur morgens und abends ein wenig und tagsüber sehr selten. Was Joe angeht, so habe ich seine Sache dem Lord Statthalter herzlich empfohlen und auf seine Anweisung Herrn Southwell ein Pro memoria darüber gegeben; ihm habe ich sie gleichfalls empfohlen. Mehr könnte ich nicht tun, und wenn er mein Bruder wäre. Es wird seine Sache sein, sich jetzt selbst an Southwell zu wenden. Sie müssen Raymond bitten, wenn Price von Galway in die Stadt kommt, dass er ihn bittet, Herrn Southwell seine Aufwartung zu machen, und zwar als jemand, der dem Herzog von mir zum Kaplan empfohlen worden ist; das war alles, was ich für ihn tun konnte; er muss sich dem Herzog vorstellen lassen, ihm den Hof machen, sich umsehn und irgend eine Vakanz entdecken, um sich dann rechtzeitig darum zu bewerben. Von dem Lärm um Ihren Bürgermeister, hatte ich wie gesagt, schon vom Erzbischof von Dublin gehört. War Raymond am 18. Mai noch nicht da? Und also erzählt er schöne Geschichten über mich? Wahrhaftig, er lügt. Ich bin überzeugt, ich habe ihn schlecht genug behandelt; wir haben nicht ein einzigesmal mit einander gespeist und keinen Spaziergang miteinander gemacht; wir waren auch an keinem dritten Ort zusammen; nur in meine Wohnung kam er bisweilen; und auch da liess ich mich öfter verleugnen, als ich ihn empfing. – Was für eine wunderliche Anweisung Raymonds haben Sie mir da geschickt? Eine Anweisung auf einen gewissen Murry in Chester, die nicht nur von Raymonds Ehrlichkeit abhängt, sondern auch von seiner Umsicht; und in Geldsachen ist er der letzte Mensch, dem ich vertraun würde. Weshalb sollte mir Sir Alexander Cairmes in London eine Anweisung bezahlen, die Gott weiss wer auf Murry in Chester gezogen hat? Ich war bei Cairmes, und sie können dergleichen nicht machen. Ich bin zu einigen Freunden gegangen, Kaufleuten, und ich sehe, dass man Murry den Wechsel einschicken muss, damit er ihn akzeptiert; wenn er ihn zurückschickt, kann dann Cairmes ihn annehmen oder ablehnen, wie es ihm behebt. Ich habe also Sir Thomas Frankland den Wechsel gegeben, der hat ihn nach Chester geschickt und dem dortigen Postmeister Auftrag gegeben, ihn akzeptieren zu lassen und zurückschicken; in ein oder zwei Tagen werde ich Antwort haben; deshalb muss dieser Brief ein oder zwei Tage länger warten, als meine Absicht war, damit ich sehe, was für eine Antwort ich bekomme. Raymond hätte zugleich an Murry schreiben sollen, damit Sir Alexander Cairmes bäte, den Wechsel zu honorieren, wenn er einläuft. Aber Cairmes' Sekretäre (er selber war nicht zu Hause) sagten, sie hätten keine Meldung erhalten und könnten nichts tun; sie rieten mir, ihn an Murry zu schicken. Heute bin ich schon seit sechs Wochen in Chelsea, und Sie erfahren es erst eben jetzt. Also meint Dechant ... ich schrieb an Madley. Die Pest hole sein Urteil; es entspricht seiner Ehrlichkeit. Und die »Miszellaneen« haben Sie noch nicht gesehn? Nun, es ist ein Vierschillingbuch; hat niemand es hinübergenommen? – Nein, ich glaube, Manley wird seine Stellung nicht verlieren; denn sein englischer Freund ist soweit davon entfernt, entlassen zu werden, dass er seit der Postamtsakte sogar eine neue Bestallung erhalten hat; und sein Bruder Jack Manley ergreift hier fest seine Partei; ich habe auch Southwell oft zu seinen Gunsten gesprochen, und er scheint ihm sehr wohl zu wollen. Aber die Iren, die hier wohnen, sind allgemein furchtbar gegen ihn. Ausserdem muss er bedenken, dass er Stella keinen Wein mehr schicken könnte, wenn er hinausgesetzt würde. Und er ist also sehr liebenswürdig und schickt Ihnen immer ein Dutzend Flaschen Wein auf einmal, und Sie gewinnen acht Schilling auf einmal, und wieviel verlieren Sie? Nein, nein, keine Silbe darüber, das verbürge ich Ihnen. Ei, eben diese Stella schreibt so erbarmungslos, dass sie Dingley kaum noch Platz lässt. Wenn Sie dort einen ebensolchen Sommer haben wie wir hier, so muss das Wasser in Wexford mittlerweile gut sein. Ich habe vergessen, was für ein Wetter wir am 6. Mai hatten; sehn Sie in meinem Tagebuch nach. Am 24. und 25. hatten wir furchtbaren Regen, und seither keinen Tropfen mehr. Ja, ja, ich entsinne mich der Beresteds Brücke; der Wagen springt auf und ab, wenn man hinüberfährt, genau wie bei Hocley im Hohlweg. Ich schiebe niemals irgend welche Krankheit oder Gesundheit auf das gute oder schlechte Wetter, sondern auf Mangel an Bewegung oder schlechte Luft, auf irgend etwas, was ich gegessen habe oder auf Überarbeitung oder zu langes Aufbleiben; und daher, hüte ich mich, so sehr ich kann, vor all dem; aber wer zum Teufel kann das Wetter ändern. Will Seymor, der General, war ausserordentlich erhitzt, weil die Sonne senkrecht auf ihn niederschien; deshalb wandte er sich der Sonne zu und sagte: Höre mal Freund, du solltest lieber hingehn und die Gurken reifen lassen, als mich in dieser Weise schinden. Ein andermal sagte ein Herr, als er sich wieder über die Hitze ärgerte: das Wetter sei stets so, wie es Gott gefiele. Seymor erwiderte: vielleicht, aber ich bin überzeugt, ausser ihm gefällt es auch niemand. Ei, Frau Dingley, die Erstlinge sind erledigt. Southwell sagte mir, sie wollten eine Untersuchung anordnen; aber Lord Schatzmeister sagte, es wäre erledigt, und wäre seit langem erledigt. Und ich will Ihnen ein Geheimnis sagen, das Sie nicht erwähnen dürfen; der Herzog von Ormond nämlich hat Befehl, in der Thronrede vor ihrem Parlament von ihnen Notiz zu nehmen; und ich wünsche, dass Sie daran denken, bei Gelegenheit zu sagen, My Lord Schatzmeister Harley habe die Sache schon vor vielen Monaten erledigt, längst, ehe der Herzog Lord Statthalter war. Und doch kann ich unmöglich schon hinüberkommen; also scheren Sie sich nach Wexford und machen Sie Stella gesund. – Ja, ja, ich nehme mich in acht und gehe nicht spät spazieren; ich habe es nur einmal getan; und stets sind fünfhundert Leute auf der Strasse, wenn ich gehe. Tisdall ist ein Gelbschnabel, und ich will ihm die halbe Stunde, die er mit mir plaudern möchte, vergeben. Was den Examiner angeht, so habe ich flüstern hören, dass sie sich nach dem von heute, der berichtet, was in diesem Parlament geleistet wurde, kaum noch so gut finden werden. Ich prophezeie, dass sie in Zukunft nur noch Schund enthalten; mir scheint, im heutigen Examiner redet der Verfasser zweifelhaft, als wollte er nicht mehr schreiben. Geben Sie acht, ob man in Dublin den Wechsel merkt; nur Ihrer eignen Wissenschaft halber. Frau Vedeaus Angelegenheit habe ich erledigt, und ich hoffe, die Anweisung ist nicht verloren. Morgen. Es ist siedeheiss, aber ich muss aufstehn und zwischen Feuer und Wasser in die Stadt fahren. Morgen, Ihr Burschen beide, Morgen. – Abends. Ich habe heute mit Oberst Crowe, dem Gouverneur von Jamaika und Ihrem Freund Sterne gegessen. Ich habe Sterne dem Bruder des Lord Schatzmeisters vorgestellt, ihm seinen Fall empfohlen und ihn für ihn gewonnen. Bei Tisch fiel der tollste Regenschauer; und es war für mich der angenehmeste, den ich Je erlebt habe; es hat mindestens fünfzigmal gedonnert, und die Luft ist so kühl, dass man wieder leben kann; heute abend bin ich behaglich und ohne schmutzig zu werden zu Fuss nach Hause gegangen. Ich war heute abend beim Lord Schatzmeister, und wir haben zwei Stunden beieinander gesessen; wir waren in sehr guter Laune, und er schalt mich und nannte mich fünfzigmal Dr. Thomas Swift; ich habe Ihnen schon gesagt, dass er das immer tut, wenn er mich rasend machen will. Sir Thomas Franklin hat mir heute einen Brief von Murry gegeben, der meinen Wechsel akzeptiert; also ist alles in Ordnung; nur sehe ich aus einem Brief von Parvisol, dass sich einige Schwierigkeiten ergeben. Auch Joe hat mir geschrieben, um mir für das zu danken, was ich für ihn getan habe; er bittet mich, ich möchte an den Bischof Clogher schreiben, dass Tom Ashe seinen Vater nicht hindern möge, Hafenrichter zu werden. Ich habe Joe mehrmals geschrieben und ihm sagen lassen, dass ich mich um Trim überhaupt nicht kümmern werde. Ich wünsche ihnen ihre Gerechtsame, aber sie verdienen sie nicht; das sagen Sie Joe und lassen Sie ihn wissen. Ich bin ungeheuer glücklich über diesen Regen; ich war am Ende meiner Geduld angelangt, aber Jetzt lebe ich wieder. Dieser Brief kann nicht vor Samstag abgehn, und vielleicht verlasse ich morgen mit Lord Shelburn und Lady Kerry auf zwei oder drei Tage die Stadt. Lady Kerry hat mir geschrieben und mich darum gebeten; aber ich werde erst morgen genaueres wissen. O, dieser liebe Regen, ich kann nicht umhin ihn zu preisen; ich habe mich noch nie in meinem ganzen Leben so erfrischt gefühlt. Er dauerte von drei bis fünf; es goss wie aus Eimern, untermischt mit Hagel.

8. Morgens. Ich gehe in die Stadt und will dort nur eben diesen Brief beenden, wenn ich mit Lady Kerry und Lord Shelburn aufs Land gehe; also bis in ein oder zwei Stunden. In der Stadt bin ich Cairmes begegnet, der, so denke ich, mir das Geld auszahlen wird; freilich sagt er, ich müsse ihm erst den Wechsel schicken; ich will es während meiner Abwesenheit besorgen lassen. Leben Sie wohl, usw. usw.


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