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Brief XXIX.

London, d. 25. August 1711.

Ich habe einen ziemlich kleinen Bogen mit Goldrand gefunden, um an MD zu schreiben. Ich habe in diesem Augenblick durch Patrick meinen achtundzwanzigsten abgeschickt; er sagt mir, er hat ihn selbst auf die Post getragen. Er ist an Ihre Wohnung adressiert; wenn eine genauere Adresse nötig ist, so mögen Sie mich berichtigen. Es ist jetzt einen Sonnenmonat und zwei Tage her, seit dem Datum Ihres letzten, Nummer 18, und ich denke, Sie sind jetzt ruhig zu Hause und beginnen Ihren neunzehnten, der von dem Streit zwischen den beiden Kammern ganz voll sein wird; all das weiss ich schon. Wo werde ich morgen essen? Können Sie es erraten? Frau Vanhomrigh ist jetzt in Pension und kann nicht mehr einladen; und bei ihr pflegte ich zu essen, wenn ich in Verlegenheit war; all meine Freunde haben die Stadt verlassen, und Ihre Stadt ist jetzt durch das Parlament und die Kirchenversammlung ganz voll. Aber lassen Sie mich, Bursche, denn Presto muss fleissig sein; nicht Presto, sondern mein andres Ich.

26. Die Stadt ist so verlassen, dass ich nicht weiss, wo ich essen soll. Es ist lange her, seit ich Sonntags in London war; die Minister sind alle in Windsor. Ich habe achtzehn Pence für einen Wagen ausgeben müssen, ehe ich eine Stelle fand, wo ich essen konnte. Ich ging zu Frankland, und der war ausgegangen; und seine Frau, die Schlumpe, sah zum Fenster hinaus und nickte mir zu, ohne mich hinaufzuwinken; ich ass denn bei Herrn Coote, Lord Montraths Bruder; My Lord ist bei Ihnen in Irland. Heute morgen um fünf ist Lord Jersey an der Magengicht oder am Schlag oder an beidem gestorben; gestern ist er noch ausgegangen, und sein Tod trat sehr plötzlich ein; er ist Kammerherr des Königs Wilhelm gewesen und stand damals hoch in Gunst; unter der Königin wurde er als Tory hinausgesetzt, und jetzt hatte er Aussicht, Geheimsiegelbewahrer zu werden; sein Tod, vermute ich, wird diese Angelegenheit erleichtern, denn, wie ich höre, hat sie bei Hofe hartnäckige Schwierigkeiten bereitet. Ich kann mich nicht entsinnen, dass innerhalb kurzer Zeit jemals so viele vornehme Leute gestorben sind.

27. Ich ging heute in die Altstadt, um Stratford für meine Bücher zu danken, bei ihm zu essen, die Angelegenheit mit meinem Geld für Bankpapiere zu ordnen und einen Wechsel für Frau Wesley, der ich einige Sachen kaufen will, entgegen zu nehmen; und zum Henker, nicht eins all dieser Geschäfte konnte ich erledigen, und ich war gezwungen, zum Essen in eine Winkelschenke zu gehn. Meine Feinde mögen im Sommer hier wohnen! Und doch bin ich so unglücklich, dass ich bei der gegenwärtigen Lage nicht fort kann. Man verlässt jetzt die Stadt so spät im Sommer und kehrt so spät im Winter zurück, dass die Jahreszeiten ganz ausgetauscht sind. In St. James Park herrscht seit geraumer Zeit der Herbst; die Linden haben all ihre Blätter verloren, und wo sie noch an den Bäumen hängen, sind sie verdorrt. Ich hasse diese Jahreszeit, wo alles immer schlimm wird. Das einzige gute an ihr ist das Obst, und davon wage ich nicht zu essen. Haben Sie in Wexford Obst gehabt? Ein paar Kirschen; und die durften Sie nicht essen. Ich habe noch nichts davon gehört, dass wir einen neuen Geheimsiegelbewahrer hätten. Die Whigs flüstern davon, dass unsre neuen Minister unter einander uneinig wären, und sie beginnen den Herrn Staatssekretär in ihren Reden hinauszusetzen. Sie haben einen Grund für ihr Geflüster, obwohl sie glaubten, dass es ein grosses Geheimnis sei. Mir gefällt die Lage der Dinge nicht sehr; ich habe stets gefürchtet, dass irgend ein Streit sie zu Grunde richten würde, und das habe ich Ihnen mehrmals gesagt. Die Whigs sind jetzt gewaltig voll Hoffnung, und was auch im Gange sein mag, alle Papiere fallen. Ich habe noch nicht mit dem Staatssekretär über Priors Reise gesprochen. Ich sollte denken, dass sie das Vorzeichen eines Friedensschlusses ist, und sonst kann uns auch nichts retten. Der Staatssekretär ist noch nicht aus Windsor zurück, aber ich erwarte ihn morgen. Die Pest hole alle Politik!

28. Wir beginnen wieder schönes Wetter zu haben und ich bin heute zu Fuss nach Chelsea gegangen und habe bei dem Dechanten von Carlysle gegessen, der an der Gicht darniederliegt. Es steht jetzt fest, dass er Dechant der Christuskirche in Oxford wird. Ich habe ihm geraten, seinen Einfluss zu benutzen, um jedes Missverständnis zwischen unsern Ministern zu hindern; aber er ist zu klug, um sich einzumischen, obwohl er das Zerwürfnis und die Folgen ebenso sehr fürchtet wie ich. Er wird in seine warme, ruhige Dechantei kriechen und sie sich selber überlassen; und er hat recht. Als ich heute Abend nach Hause kam, fand ich einen Brief von Herrn Lewis vor, der jetzt in Windsor ist; und darin lag, wahrhaftig, ein zweiter, der ganz nach Prestos Handschrift aussah; und was sollte es wohl sein, wenn nicht Nummer 19 von MD? Ei, ich bin nur um ein Haar davongekommen, denn meinen achtundzwanzigsten habe ich erst Samstag abgeschickt; und was hätte ich wohl tun sollen, wenn ich zwei Briefe auf einmal zu beantworten hätte? Ich hatte keinen zweiten aus Wexford erwartet, das ist sicher. Nun, ich muss zufrieden sein; aber Sie sind trotz allem zwei hebe, naseweise Mädchen, dass Sie sobald noch einmal schreiben, nicht wahr?

29. Ich habe heute bei Lord Abercorn gegessen und von ihnen Abschied genommen; sie brechen morgen nach Chester auf und werden sich, glaube ich, jetzt in Irland niederlassen. Sie haben eine hübsche Reise gemacht. Sein ältester Sohn hat sich mit einer Dame verheiratet, die zehntausend Pfund hat; und sein zweiter Sohn hat neulich ausser zwei kleinen Gewinnen zu zweihundert Pfund in der Lotterie das grosse Los gewonnen, viertausend Pfund; ja, die Familie hat soviel Glück, dass einer ihrer Diener, der ein Page gewesen ist und dem My Lord ein Los schenkte, auch noch einen Gewinn gemacht hat, nämlich noch einmal hundert Pfund. Abends ging ich zum Lord Schatzmeister, der mich bittet, morgen bei ihm zu essen; er will mir die Antwort auf den Dankbrief Ihrer Irischen Bischöfe zeigen. Der Erzbischof von Dublin bat mich, mich in der Antwort, die My Lord schicken würde, erwähnen zu lassen; aber ich habe ihm geschrieben, dass ich darüber My Lord kein Wort sagen würde. Er behauptet, das würde die Bischöfe von der Wahrheit dessen überzeugen, was ich versichre, dass nämlich die Erstlinge bereits gewährt waren, ehe der Herzog von Ormond zum Statthalter ernannt worden ist; ich habe ihm geschrieben, ich würde keinen Heller dafür geben, sie zu überzeugen. Der Lord Schatzmeister begann einen Toast auf den Lord Geheimsiegelbewahrer; Prior machte Witze und sagte, er sei so geheim, dass er nicht wüsste, wer es wäre; aber ich denke mir, dass alles schon ausgemacht ist und dass wir es morgen wissen werden. Aber was fragen Sie danach, wer Geheimsiegelbewahrer ist, Sie naseweise Schlumpe?

30. Als ich heute morgen ausging, überraschte mich die Nachricht, dass der Bischof von Bristol Lord Geheimsiegelbewahrer geworden ist. Sie wissen, er heisst Robinson und war viele Jahre lang Gesandter in Schweden. Alle Freunde des gegenwärtigen Ministeriums freuen sich sehr, und die Geistlichen noch mehr als alle andern. Die Whigs werden sich zu Tode ärgern, wenn sie sehn, dass einem Geistlichen ein bürgerliches Amt gegeben worden ist. Es war sehr hübsch vom Lord Schatzmeister, und es wird ihm die Kirche auf ewig gewinnen. Ich habe heute bei ihm gegessen, aber er hatte seinen Brief noch nicht geschrieben; er sagte mir, er würde ihn nicht abschicken, ohne ihn mir zu zeigen; er denkt, das wäre nicht gerecht, da ich so sehr in der Sache beteiligt gewesen sei. Wir hatten grosse Gesellschaft: Lord Rivers, Marr, Kinnoul, Staatssekretär, George Granville und Masham; Masham hat mich zur Taufe seines Sohnes auf morgen in acht Tagen eingeladen; und Samstag gehe ich mit dem Staatssekretär nach Windsor.

31. Dilly und ich sind heute zu Fuss nach Kensington gegangen, zu Lady Mountjoy, die uns zum Essen einlud. Er kehrte bald zurück, um ins Schauspiel zu gehn, denn es war das letzte, das in nächster Zeit gespielt wird; er zieht sich an wie ein Dandy, und zweifellos gibt er eine schöne Figur ab. Ich habe ein paar Leute in Kensington besucht. Ophy Butlers Frau liegt dort am Wechselfieber krank; diese Krankheit ist hier sehr gewöhnlich, obwohl man sie in Irland kaum kennt. Ich neige doch zu dem Glauben, dass wir bald Frieden haben werden, und zwar auf Grund der Andeutungen, die die Minister fallen lassen. Ich habe mir eben ausgedacht, wie man die Stadt foppen kann. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass es jetzt bekannt ist, dass Herr Prior kürzlich in Frankreich war. Ich werde mir eines Tages einen meiner Drucker neben mich setzen und ihm einen förmlichen Bericht über Priors Reise diktieren, mit vielen Einzelheiten, die alle reine Erfindung sind; ich zweifle nicht daran, dass das einschlagen wird.

Den 1. September. Morgens. Ich fahre heute mit dem Staatssekretär nach Windsor, und der Lord Schatzmeister hat mir versprochen, mich wieder herzubringen. Das Wetter ist seit einiger Zeit schön gewesen, und ich glaube, wir werden viel Staub haben. – – Abends. Windsor. Der Staatssekretär, ich und Brigadier Sutton haben heute zu Parson's Green in Lord Peterborows Haus gegessen; er hat es mit den Gärten während seiner Abwesenheit dem Staatssekretär zur Verfügung gestellt. Es ist der schönste Garten, den ich in der Nähe dieser Stadt je gesehn habe; er hat viele warme Mauern für Trauben, und sie wachsen in grosser Zahl und reifen schnell. Ich wagte kein Obst zu essen; nur eine Feige; aber ich habe meinem Freund Lewis hier nach Windsor einen Korb voll mitgenommen. Isst Stella jemals welche? Wie, keine Aprikosen in Donnybrook? Nichts als Rotwein und Ombre? Ich beneide die Leute, die Pfirsiche und Trauben kauen und kauen, während ich keine einzige zu essen wage. Meinem Kopf geht es recht gut, nur macht mich jederzeit eine plötzliche Bewegung auf einen Augenblick schwindlig, und bisweilen fühlt er sich ganz verschnupft; aber wenn es nicht schlimmer wird, so kann ich es ganz gut ertragen. Ich ergreife jede Gelegenheit, um spazieren zu gehn; und wir haben einen entzückenden Park hier dicht neben dem Schloss; und durch den grossen Park führt eine sehr breite, zwei Meilen lange Allee, die auf beiden Seiten eine doppelte Ulmenreihe hat. Sind Sie jemals im Windsor gewesen? Ich war einmal vor sehr langer Zeit hier, aber ich hatte es ganz vergessen.

2. Die Königin hat die Gicht und ist nicht in die Kirche gekommen; sie hat ihr Zimmer nicht verlassen, sondern dort das Sakrament genommen, wie sie es immer am ersten Sonntag des Monats tut. Trotzdem hatten wir einen grossen Zirkel, und unter andern habe ich Ihren Ingoldsby gesehn; und als er sah, dass ich ganz vertraulich mit dem Lord Siegelbewahrer, dem Schatzmeister usw. sprach, kam er heran und grüsste mich und begann eine unverschämte Rede über die Belagerung von Bouchain. Ich sagte ihm, ich könne ihm auf diese Fragen nicht antworten, aber ich wolle ihm einen bringen, der es könne; ich ging also hin und holte Sutton, der vor etwa einem Monat die Depeschen gebracht hat, und dem lieferte ich den General aus und sagte ihm, er möge auf seine Fragen antworten; so liess ich sie bei einander stehn. Nach einer Weile kam Sutton in Wut zurück; er fand mich bei Lord Rivers und Masham und beklagte sich dort über den Streich, den ich ihm gespielt hätte; er schwor, Ingoldsby habe ihn mit seinem Geschwätz zu Tode geplagt. Aber er sagte mir, Ingoldsby habe ihn gefragt, weshalb ich ihn ihm gebracht hätte; ich denke mir also, dass er mich wenig durchschaut hatte, und wir hatten zu lachen. Lord Willoughby, einer der Kaplane und Präbendare von Windsor, hat gestern abend im königlichen Hause die Andacht gelesen; und der Bischof von Bristol, der Dechant von Windsor ist, hat gestern abend in der Kathedrale amtiert. Sie tun das, um populär zu werden, und es findet gewaltigen Anklang. Ich habe bei Herrn Masham gegessen, weil er mich die Gäste aussuchen lässt. Der Hof hat hier endlich ein hübsches Wort erfahren, das ich vor einigen Wochen zum Staatssekretär gesagt habe. Er zeigte mir seine Speiseliste, um mich in Versuchung zu führen, dass ich bei ihm ässe. »Bah,« sagte ich, »aus Ihrer Speiseliste mache ich mir nichts; geben Sie mir Ihre Gästeliste.« Das hat dem Lord Schatzmeister riesig gefallen, und er hat es jedermann als ein gutes Wort wiederholt. Ich denke, morgen zurückzukehren; man sagt, dann werde dem Bischof das Geheimsiegel im grossen Kronrat übergeben werden.

3. Noch immer Windsor. Der Kronrat wurde heute so spät abgehalten, dass ich erst morgen in die Stadt zurückkehre. Der Bischof wurde als Geheimer Rat vereidigt, und ihm wurde das Geheimsiegel überreicht; endlich sind auch die Adelsbriefe für die ausgestellt, die seit langem zu Lords gemacht werden sollten. Lord Ravy, der Graf von Strafford ist, wird Donnerstag eine Namensvetterin Stellas heiraten, die Tochter des Sir H. Johnsohn in der Altstadt; er erhält sechzigtausend Pfund in bar als Mitgift, den Rest beim Tode ihres Vaters. Ich habe es durchgesetzt, dass mein Freund Stratford zu einem der Direktoren der Südseegesellschaft ernannt wurde; die Ernennung wurde heute veröffentlicht. Der Lord Schatzmeister hatte es schon vor einem Monat mir zu Gefallen getan; und einen von denen, denen ich den Druck der Gazette verschafft habe, empfehle ich derselben Gesellschaft als Drucker. Er hat heute Herrn Lewis und mich beim Mittagessen bewirtet. Zu Nacht habe ich gestern und heute mit dem Lord Schatzmeister, dem Geheimsiegelbewahrer usw. gegessen, und da nahm ich Gelegenheit, den Drucker zu erwähnen. Ich sagte, es sei derselbe Drucker, den der Lord Schatzmeister für die Südseegesellschaft ernannt habe; er leugnete es, und ich blieb dabei; ich hatte die Lacher auf meiner Seite.

London, d. 4. Bis Brentford bin ich im Wagen des Lord Rivers gefahren, der mit dem Lord Schatzmeister Geschäfte hatte; dann stieg ich in den des Lord Schatzmeisters um; wir machten in Kensington Halt, wo Lord Schatzmeister Frau Masham besuchte, die in den Wochen liegt. Um drei waren wir in der Stadt, und ich stieg beim Lord Schatzmeister ab, der mir befahl, mich nicht zu rühren; aber mir war nicht wohl; und als er hinaufging, bat ich den jungen Lord, mich zu entschuldigen, und so fuhr ich zu Wasser in die Altstadt, wo ich es behaglicher hatte und mit dem Drucker ass, dem ich einen Teil von Priors Reise nach Frankreich diktiert habe. Nach Hause bin ich aus der Altstadt zu Fuss gegangen, denn ich ergreife jede Gelegenheit, um mir Bewegung zu machen. Unsre Fahrt war grauenhaft staubig.

5. Als ich heute ausging, fand ich, dass es in der Nacht stark geregnet hatte, und die Strassen waren so schmutzig wie im Winter; es ist sehr erfrischend nach zehn Tagen der Trockenheit. Ich bin in die Altstadt gegangen und hatte bei Stratford gegessen, ihm für seine Bücher gedankt und ihm zu seiner Ernennung zum Direktor gratuliert; er hatte davon zuerst durch einen Brief von mir erfahren. Ich habe Stör gegessen, und der liegt mir schwer auf dem Magen. Ich habe Priors Reise bei dem Drucker fast abgeschlossen und bin ziemlich spät nach Hause gekommen, mit Patrick auf den Fersen.

7. Morgens. Aber was sollen wir mit diesem Brief von MD, Nummer 19, anfangen? Noch kein Wort beantwortet und schon soviel Papier verbraucht? Vor Abend kann ich nichts dabei machen, Liebste. – Abends. O Himmel, o Himmel, Presto ist die schlimmste Schmach widerfahren, die man je erlebt hat. Was meinen Sie wohl? Als ich heute vormittag ausging, da kam ein Brief von MD, Nummer 20, datiert aus Dublin. O Himmel, o Himmel; o Jammer, o Jammer! Jetzt habe ich zwei Briefe auf einmal zu beantworten; da liegen sie, beide neben einander, aber ich will nur erst den ersten beantworten; denn ich bin spät nach Hause gekommen. Ich habe bei meinem Freund Lewis in seiner Wohnung gegessen und bin um sechs nach Kensington gegangen, zur Taufe des Sohnes der Frau Masham. Es war ein ganz enger Kreis; niemand da ausser Lord Schatzmeister, seinem Sohn und seinem Schwiegersohn, das heisst, Lord Harley und Lord Dupplin, Lord Rivers und ich. Der Dechant von Rochester hat das Kind getauft, ging aber bald darauf fort. Lord Schatzmeister und Lord Rivers waren Paten und Frau Hill, die Schwester der Frau Masham, Patin. Das Kind brüllte wie ein Bulle, und ich habe Frau Masham dazu gratuliert; sie schärfte mir ein, auf meinen Neffen acht zu haben, denn da Herr Masham ein Bruder aus unsrer Gesellschaft ist, so ist also, wie Sie wissen, sein Sohn mein Neffe. Frau Masham sass im Bett, aber nicht wie in Irland, wo rings alles glatt ist, als wäre sie in der Mitte durchgeschnitten; denn man konnte sehn, wie sich die Decke über ihren Hüften und ihrem Leib hob Im Englischen liegt hier durch absichtliches Verschieben des Wortes Counter Pane (Decke) in Counter Pain (Pain gleich Wehen) ein im Deutschen nicht wiederzugebendes Wortspiel vor, das Swift noch weiter ausführt.. Beim Nachtessen kam George Granville, und wir blieben bis elf; Lord Schatzmeister setzte mich vor meiner Wohnung in der Suffolk Street ab. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass Lord Schatzmeister genau wie ich auf dem linken Ohr schlecht hört? Er wendet einem immer das rechte zu, und seine Diener treten auch nur von rechts heran, wenn sie ihm etwas zuzuflüstern haben. Ich wage ihm nicht zu sagen, dass ich auch auf der linken Seite taub bin, aus Furcht, er möchte denken, ich ahmte ihn nur nach, um mich einzuschmeicheln.

6. Sie müssen dies vor dem andern lesen; denn ich habe mich geirrt und vergass, das Tagebuch für gestern einzutragen; es war so unbedeutend; ich habe mit Dr. Cockburn gegessen und abends bis zehn beim Lord Schatzmeister gesessen. Donnerstags hat er stets grosse, auserlesene Gesellschaft, und dann erwartet er mich. Also, gute Nacht für gestern, usw.

8. Morgens. Ich gehe heute mit dem Lord Schatzmeister nach Windsor und will diesen Brief zurücklassen, damit er auf die Post geschickt wird. Und jetzt lassen Sie uns hören, was der erste Brief, Nummer 19, sagt. Sie sind noch immer in Wexford, wie Sie sagen, Frau Dingley. Ich glaube, dass bisher noch kein Brief von mir verloren gegangen ist. Also Inish-Corthy und der Fluss Slainy Proben von Stellas Orthographie.; schöne Worte im Mund einer Dame. Ihre Schrift der Dingleys gleich? Sie verworrene, spritzende Schlumpe! Schsch, reden Sie nicht von Schreiben oder Lesen, bis nicht Ihre Augen gesund sind, und zwar seit langem gesund; nur möchte ich, dass Dingley Ihnen bisweilen vorläse, damit Ihnen das Verlangen danach nicht ganz verloren geht. Gott sei Dank, dass die elende, hässliche Empfindungslosigkeit vorüber ist. Bitte, machen Sie sich Bewegung, wenn Sie in die Stadt kommen. Was für ein Spiel ist dieses Ombra, das Dr. Elwood und Sie spielen? Ist das spanische Ombre? Ihre Kartenkasse! Sie eine Kartenkasse? Sie Papperlapapp, Sie haben wahrhaftig Glück im Sack. Was für ein Satan ist jener Teekessel zu acht Schilling? Kupfer oder lackiertes Zinn? Das sieht mir ganz nach Ihrer irischen Zivilisation aus, dass Sie um Teekessel würfeln. Was für ein Wesen machen Sie, um mich zu überzeugen, dass Walls keinen Geschmack hat? Mit meinem Kopf geht es weiter recht gut. Weshalb schreiben Sie, lieber Bursche Stella, wenn Ihre Augen so schwach sind, dass Sie nichts sehn können? Was für ein Trost liegt darin, zu lesen, was Sie mir schreiben, wenn ich das weiss? Dingley also kann nicht schreiben, weil die neue Gesellschaft, die nach Wexford gekommen ist, ihr soviel zu schaffen macht? Ich vermute, dass das Getrappel ihrer hundert Pferde Sie stört; oder wohnen Sie wie in einem Hospital, alle in einem Flügel? Was, Sie fürchten, in Dublin die Bekanntschaften, die Sie in Wexford geschlossen haben, wieder zu verlieren? Vor allem aber Bischof von Raphoe, einen alten, kindischen, verdrehten Narrn? Zwanzig zugleich beim Frühstück? Ich fürchte, Frau Dingley, Sie lügen gern in Ihren Reisebeschreibungen, wenn auch nicht ganz so schlimm wie Stella; Stella lügt faustdick, wie ich in meinem nächsten beweisen will, wenn dieser Anklang findet. – Also Dr. Elwood sagt: in meinen Werken wäre eine Welt von hübschen Sachen zu finden. Die Pest hole sein Lob! Ein Feind würde ja mehr sagen. Soviel würde auch der Herzog von Buckingham sagen, obgleich er und ich uns furchtbar überworfen haben; und die grossen Herren reizen mich fortwährend wider ihn auf; sie hinterbringen mir alles, was er über mich sagt und machen es, glaube ich, aus Schelmerei noch schlimmer. – Nein, nicht Ihre Feder ist behext, Frau Stella, sondern Ihre alten gekritzelten, schleppfüssigen Topfhenkel, die s und die f, jawohl, das ist es, die s, die f, die f, jawohl, jawohl, genau das ist es. Leben Sie wohl, usw.

Unser schönes Wetter ist vorbei, und ich fürchte, wir werden einen regnerischen Tag haben, heute. Ach, und es ist ein Rasiertag, und ich habe viel zu tun.

Wenn Stella sagt, ihre Feder sei behext, so hatte das nichts weiter zu bedeuten, als dass ein Haar darin war. Sie wissen, Bursche, den man Helfsgott nennt, dachte dasselbe von seinem Weibe, und zwar aus demselben Grunde. Ich glaube, das ist eine sehr gute Beobachtung und ich habe den Brief eigens aufgemacht, um sie Ihnen zu sagen. Schneiden Sie diese beiden obigen Anweisungen ab, lassen Sie die neuen Pfund indossieren und erheben Sie das andre; und schicken Sie mir Bescheid, wie mein Konto steht, damit es bis zum 1. November berichtigt ist. Bitte, seien Sie sehr genau; aber die zwanzig Pfund, die ich Ihnen leihe, sind nicht eingeschlossen; also machen Sie keinen Schnitzer. Ich will Ihnen kein Unrecht tun; aber Sie sollen mir auch kein Unrecht tun; das ist die Hauptsache. O, Himmel, wie fett Presto letzthin wird! Aber er hat MD tausendmal lieber als sein Leben, seiner Dicke zum Trotz; sagen Sie ihm das; und ich wollte es, so wahr ich hoffe selig zu werden, zehn Millionen Mal beschwören, usw. usw.

Ich mache meinen Brief nochmals auf, um Stella zu sagen, dass das Wasser, wenn sie sich jetzt keine Bewegung macht, seine ganze Wirkung einbüsst; ich wäre nicht mehr am Leben, wenn ich nicht jede Gelegenheit ergriffe, spazieren zu gehn. Bitte, bitte, tun Sie das dem armen Presto zu Gefallen.


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