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Brief XXXIX.

London, den 12. Januar 1711-12.

Als ich heute morgen meinen Brief versiegelte, glaubte ich, ich besässe in der ganzen Welt keinen Heller mehr. Gestern abend, als Ford und ich Herrn Domville verlassen hatten, bat Ford mich, ihn wegen ernster Geschäfte einen Augenblick zu begleiten, und dann sagte er mir, dass sowohl er wie ich ruiniert wären; er hätte Stratford fünfhundert Pfund für Lotteriebillete anvertraut, und er sei bei Stratford gewesen, der ihm eingestanden habe, dass er durch Sir Stephen Evan, der letzte Woche Bankerott gemacht hat, fünfzehntausend Pfund verloren hätte; er ziehe daraus den Schluss, dass auch Stratford Bankerott machen musste; er könne seine Lose nicht bekommen; Stratford habe allerlei Entschuldigungen gebracht, die ihm recht verdächtig schienen usw. Und Stratford hatte nahe an vierhundert Pfund von mir, um mir für fünfhundert Pfund Papiere der Südseegesellschaft zu kaufen. Ich kam etwas gedankenvoll nach Hause. Mir machte nur MD Sorge. Ich rief meine ganze Philosophie und meine Religion zusammen; und ich danke Gott, dass es mich nicht länger als eine Viertelstunde über meine gewohnte Zeit hinaus wach hielt. Heute morgen schickte ich nach Tooke, den ich dazu benutzt hatte, die Papiere von Stratford zu kaufen und die Dinge mit ihm zu arrangieren. Er sagte mir, ich sei ganz gesichert; denn Stratford hätte die Papiere bereits im Hause der Südseegesellschaft in aller Form auf mich übertragen, und er hätte für mich quittiert und alles sei auf Stempelpapier erledigt. Er wollte sich jedoch nochmals erkundigen, und abends schickte er mir einen Brief, um mich zu beruhigen. Ich bin aber immer noch nicht sicher, und ausserdem bin ich um Ford in Sorge, den ich zuerst mit Stratford bekannt gemacht habe. Gegessen habe ich in der Altstadt.

13. Domville und ich haben heute auf Grund einer Verabredung bei Ford gegessen; Lord Mansel sagte mir heute bei Hofe, dass ich ihm zugesagt hätte; aber Stratford hatte Ford versprochen, ihn und mich heute abend in Fords Wohnung zu treffen. Er tat es auch und sagte, er hätte noch Hoffnung, sich aus der Angelegenheit mit Evans zu retten. Ford fragte ihn nach seinen Losen; er sagte, er würde sie morgen schicken; doch als er in sein Taschenbuch blickte, sagte er, er glaube, er habe einige bei sich; und die er ihm gab, beliefen sich auf zweihundert Pfund, worüber wir uns sehr freuten; ausserdem sprach er so offen, dass wir glauben konnten, es sei keinerlei Gefahr vorhanden. Ob sonst noch etwas in meiner Angelegenheit zwischen uns zu erledigen wäre? Er sagte nein, und beantwortete meine Fragen genau wie Tooke von andern Antwort erhalten hatte; so hoffe ich denn, dass ich gerettet bin. Es war eine ganz schäbige Angelegenheit. Ich glaube, Stella hätte mich halb ausgelacht, wenn sie gesehn hätte, dass ein so argwöhnischer Bursche wie ich überlistet worden wäre. Heute habe ich bei Hofe den Prinzen Eugen gesehn; ich finde, er hat kein hässliches Gesicht; er sieht recht gut aus und hat einen schönen Wuchs.

14. Heute sollte das Parlament eine Sitzung abhalten; es trat auch zusammen, wurde aber auf Befehl der Königin bis Donnerstag vertagt. Sie hat die Absicht, dann eine wichtige Rede zu halten. Sie schützte Krankheit vor; aber ich glaube, sie waren nicht fertig, und sie erwarten einige Opposition; die schottischen Lords sind wütend und müssen beruhigt werden. Ich war heute morgen beim Herzog von Ormond, um ihn auf Donnerstag in unsre Gesellschaft einzuladen, in die er dann eingeführt werden soll. Er hat mich in Geschäften auf morgen mittag um zwölf bestellt; ich hätte gern seine Hilfe, um einen bestimmten Lord unter Anklage zu stellen; aber ich fürchte, es wird nichts daraus werden. Ich hatte die Absicht, beim Lord Schatzmeister zu essen, aber ich hörte, er würde beschäftigt sein; deshalb ass ich bei Frau Van; und abends habe ich bis ein Uhr bei Lord Masham gesessen. Lord Schatzmeister war dort und schalt mich, weil ich nicht bei ihm gegessen hätte; er war in sehr guter Laune; ich habe in meiner Sänfte zwei Flaschen Burgunder mit nach Hause genommen; ich wollte, MD hätte sie. Sie sehn, es ist sehr spät; also will ich zu Bett gehn, und sage MD gute Nacht.

15. Heute morgen habe ich meinen Drucker und meinen Verleger Lord Rivers vorgestellt, damit sie Buchhändler der Zeugmeisterei werden. Ich glaube, der Posten wird ihnen zusammen dreihundert Pfund im Jahr einbringen. Das ist das dritte Amt, das ich ihnen verschafft habe. Rivers sagte ihnen, der Doktor könne ihm befehlen, und er wage nicht, ihm etwas abzuschlagen. Ich wollte heute wieder beim Lord Schatzmeister essen, aber Lord Mansel duldete es nicht, und zwang mich, mit ihm nach Hause zu gehn. Ich habe heute mit dem Herzog von Ormond im Cockpit, wo wir uns trafen, um allein zu sein, tief in der Politik gesteckt; aber ich fürchte, ich kann das Unheil, das ich beabsichtigt hatte, nicht durchsetzen. Dort kam mein Freund Penn daher; Will Penn, der Quäker, an der Spitze seiner Brüder, um dem Herzog für seine Güte gegen ihre Brüder in Irland zu danken. Ein Dutzend Halunken, die die Hüte auf dem Kopf behielten, während der Herzog ihnen mit entblösstem Kopf die Honneurs machte, das war ein reizender Anblick. Ich habe heute abend mit Sir William Robinson zusammen gesessen; er hatte mich ungeheuer oft zu einer Flasche Wein eingeladen, und es ist nach zwölf.

16. Da wir heute einen Fasttag haben, so gingen Dr. Freind und ich in die Altstadt, um als gute Faster spät zu essen. Mein Drucker und mein Verleger wünschen, dass ich noch ein weiteres Amt im Tower für sie angle, weil auch früher ein Buchhändler es genossen hat, obwohl seine Obliegenheit darin besteht, die Zeugmeisterei mit Öl, Talg usw. zu versorgen; es ist jährlich weitere vierhundert Pfund wert. Ich will versuchen, was ich tun kann. Sie sind entschlossen, sich noch um mehrere andre ähnliche Ämter bei andern Verwaltungszweigen zu bewerben; ich will fette Säue noch mit Fett beschmieren und sehn, ob es möglich ist, sie zufrieden zu stellen. Weshalb bin ich kein Buchhändler? Morgen hält das Parlament eine Sitzung ab, und Walpole, der ehemalige Staatssekretär des Kriegsministeriums, soll wegen Bestechlichkeit fliegen; und die Königin will den beiden Häusern etwas von grosser Wichtigkeit mitteilen; wenigstens sagt man das. Aber ich muss daran denken, in ein oder zwei Tagen Ihren Brief zu beantworten.

17. Ich ging heute morgen in Geschäften zum Herzog von Ormond, und er sagte mir, er könne heute nicht mit uns essen, da er beim Prinzen Eugen essen sollte. Auch die Brüder unsrer Gesellschaft, die im Unterhaus sitzen, konnten nicht kommen, da das Haus Walpoles wegen bis spät abends sass. Als ich sie um neun verliess, waren sie noch nicht da. Wir hatten ihnen etwas zu essen aufbewahrt. Ich hoffe, dass Walpole in den Tower geschickt und aus dem Hause ausgeschlossen wird; aber heute nachmittag redeten die Mitglieder, die ich im Gnadengerichtshof traf, zweifelhaft. Es wird ein Vorspiel dazu sein, den Herzog von Marlborough wegen desselben Verbrechens zu verprügeln oder ihm wenigsten einen Verweis zu erteilen. Die Botschaft der Königin betraf nur den Friedensschluss, über den sie verhandle, und den Wunsch, dass ein Gesetz erlassen werde, um öffentliche Beleidigungen der Regierung zu unterdrücken; also Grub Street, lebewohl!

18. Ich hörte heute, dass die Unterhausmitglieder unsrer Gesellschaft das Haus erst um elf Uhr nachts verlassen haben; dann gingen sie zu denen, die ich zurückgelassen hatte, und blieben bis drei Uhr morgens. Walpole ist ausgestossen und in den Tower geschickt worden. Ich war heute morgen noch einmal bei Lord Rivers und zwang ihn, meinem Drucker und meinem Verleger auch das andre Amt zu geben; es bringt eine Menge ein. Gegessen habe ich ganz allein bei meinem Freund Lewis, um über Geschäfte zu sprechen. Wir wollen den Herzog von Somerset hinausbringen, und er fürchtet, es werde nicht gehn; ich aber hoffe es besser. Jetzt endlich wollen sie die Zollkommissionäre entsetzen; mein Freund Sir Mathew Dudley wird sein Amt verlieren, und drei weitere auch, und Prior wird eins erhalten. Ich habe Ford eine kleine Broschüre abschreiben lassen und sie in die Presse geschickt, damit ich nicht als Verfasser bekannt werde. Es ist ein Brief an den Oktoberklub, wenn Sie je von dem gehört haben. – Mir scheint, dieser Brief kommt dafür, dass er schon fast eine Woche alt ist, nur langsam vorwärts; ich entbehre eine kleine Unterhaltung mit MD und möchte wissen, was sie eben jetzt beginnen. Ich bin der Politik müde. Ich habe seit drei Wochen nicht mehr beim Lord Schatzmeister gegessen; er schilt mich, aber ich mache mir nichts daraus; wirklich nichts.

19. Ich habe heute beim Lord Schatzmeister gegessen; heute hat er seinen Tag der ausgesuchten Gesellschaft, in die sie mich bisweilen einlassen; aber sie tun immer, als murrten sie darüber. Und heute kamen sie in einer ausserordentlichen Angelegenheit zusammen; der Siegelbewahrer, Oberhofmarschall, beide Staatssekretäre, Lord Rivers und Lord Anglesea; ich verliess sie um sieben und ging nach Hause und habe an den Bischof von Clogher geschrieben. Ich vergass zu fragen, wohin ich nach Sir George St. Georges Tod an ihn adressieren muss, aber ich habe an dasselbe Haus adressiert; Sie müssen mir das Genauere sagen, denn der Brief ist durch den Nachtwächter abgegangen. Schreiben Sie mir nicht noch einmal, bevor dieser fort ist, denn ich will nicht zwei Briefe auf einmal beantworten. Der Herzog von Somerset ist draussen; er war heute mit seinen gelben Livreen im Parlament. Sie wissen, solange er Oberstallmeister war, hatte er die gleiche Livree wie die Königin; wir hoffen, die Herzogin werde ihm folgen oder er werde sie aus Ärger mit nehmen. Lord Schatzmeister, so hoffe ich, hat damit seinen Kopf gerettet. Hat der Dechant meinen Brief erhalten? Fragen Sie ihn abends beim Kartenspiel.

20. Heute waren unendlich viele Leute bei Hofe, um den Prinzen Eugen zu sehn; aber sie waren hineingefallen, denn er kam nicht. Ich sah die Herzogin von Somerset mit dem Herzog von Buckingham plaudern; sie sah ein wenig niedergeschlagen aus, war aber ausserordentlich höflich. Die Königin hat die Gicht, doch ohne viel Schmerzen. Muss ich diese Zeile auch noch vollschreiben? Also gut. Der Herzog von Beaufort hat riesige Lust, in unsre Gesellschaft zu kommen; sollen wir ihn aufnehmen? Ich habe mit dem Herzog von Ormond darüber gesprochen, und er schwankt ein wenig, ob ja oder nein. Man sagt, dem Herzog von Somerset werde von seinen Freunden geraten, seine Frau bei der Königin zu lassen; das tut mir leid. Ich habe heute in gemischter Gesellschaft beim Staatssekretär gegessen; ich liebe das nicht. Unsre Gesellschaft tritt erst Freitag wieder zusammen, weil Donnerstag für das Unterhaus ein geschäftiger Tag ist, denn dann soll die Bestechungsangelegenheit des Herzogs von Marlborough untersucht werden; die Brotlieferanten des Heeres haben ihm ein Jahrgeld ausgezahlt.

21. Ich bin wegen einer blossen Kleinigkeit fünfmal beim Herzog von Ormond gewesen, und immer vergisst er sie; ich habe ihn heute morgen deshalb wie einen Hund behandelt. Im Gnadengerichtshof fragten mich mehrere, ob es wahr sei, dass der Herzog von Marlborough den Drucker des Examiner auf zwanzigtausend Pfund Schadensersatz verklagt hat. Ich habe in der Altstadt gegessen, wo mir mein Drucker eine Broschüre zeigte, die den Titel führt: Ein Rat für den Oktoberklub; er sagte, sie sei ihm von unbekannter Hand zugeschickt worden. Ich empfahl sie ihm angelegentlichst; er hat mich keinen Augenblick in Verdacht gehabt; es ist eine Zweigroschenbroschüre. Ich ging nach Hause und zeitig zu Bett; aber um elf Uhr kam einer der Diener des Schatzmeisters zu mir: Lord Schatzmeister wolle mich in ernsten Geschäften sofort bei Lord Washam sprechen; wenn ich schon im Bett sei, so möchte ich wieder aufstehn und kommen. Ich tat es; Lord Schatzmeister war bei der Königin oben; und als er herabkam, lachte er und sagte, nicht er hätte nach mir geschickt; die Sache sei nicht von solcher Bedeutung; er wolle mir nur ein Flugblatt geben, was auch morgen hätte geschehn können. Ich blieb bis nach eins bei ihnen und ging dann nochmals zu Bett. Die Pest hole ihre Streiche! Ich wollte Ihren Brief beantworten.

22. Heute morgen besuchte mich Dr. Gastrel, er ist ein bedeutender Geistlicher, einer der Stiftsherrn der Christuskirche, und ich habe ihn sehr gern; er sagte, er freue sich, zu sehn, dass ich nicht bei Jakob Broad sei. Ich fragte, was er meine. »Ei«, sagte er, »haben Sie das Grubstreetflugblatt noch nicht gesehn, das behauptet, Dr. Swift sei als Verfasser des Examiner zur Rechenschaft gezogen und auf zwanzigtausend Pfund verklagt worden, und er sitze jetzt bei Jakob Broad?« Das, so vermute ich, ist ein Gerichtsdiener. Ich wusste davon; aber im Gnadengerichtshof sagten mir mindestens zwanzig Leute, sie hätten gehört, dass man mir den Prozess mache. Lord Lansdown bemerkte dem Staatssekretär und mir gegenüber, die Whigs hätten gestern drei Lügen ausgesprengt; eine über mich; eine zweite, dass Macartney, der letzten Sommer entsetzt worden ist, in seine Stellungen im Heer wieder eingesetzt worden sei; und die dritte, dass Jack Hills Ernennung zum stellvertretenden Kommandanten des Tower rückgängig gemacht worden sei und dass Cadogan bleiben solle. Lansdown meint, sie hätten irgend eine Absicht bei diesen Gerüchten; ich kann sie nicht erraten. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass Sacheverell sehr wünscht, mich aufsuchen zu dürfen? Aber ich habe ihn hingehalten. Er hat gehört, dass ich zugunsten seines Bruders von ihm, den er unterhält, und der sich um ein Amt bewirbt, mit dem Staatssekretär gesprochen habe. Neulich, im Gnadengerichtshof begrüsste Dr. Yalden mich bei meinem Namen; Sacheverell, der neben uns stand, trat auf mich zu und machte mir viele Komplimente und bedankte sich. Gestern abend bat ich den Lord Schatzmeister, etwas für diesen Bruder Sacheverells zu tun; er sagte mir, er wüsste gar nicht, dass er einen Bruder hat, dankte mir aber dafür, dass ich es ihm gesagt hätte, und notierte sich den Namen sofort in seinem Notizbuch. Ich will Sacheverell das mitteilen lassen, damit er seine Massnahmen danach treffe; aber einer meiner Bekannten soll er nicht werden. Ich habe heute allein beim Staatssekretär gegessen, habe ihn um sechs verlassen, ein oder zwei Besuche gemacht und bin nach Hause gegangen.

23. Ich habe heute wieder beim Staatssekretär gegessen, konnte aber einige Geschäfte, die ich mit ihm hatte, nicht erledigen; er hat gerade jetzt soviel andres auf dem Halse und rüstet sich für die grosse Geschichte morgen, von der wir alle bis oben hin voll sind. Die Absicht des Ministers ist die, dass der Herzog von Marlborough einen möglichst milden Verweis erhält, vorausgesetzt, dass seine Freunde sich nicht auflehnen, um ihn zu verteidigen; wenn sie das tun, so kann es zu einigen strengern Beschlüssen kommen. Ein Herr, der eben bei ihm war, sagt mir, er sei sehr niedergeschlagen und sehr abgemagert; aber er sei überzeugt, wenn er auch nur zehn Freunde im Hause habe, dass sie ihn bis aufs äusserste verteidigen und versuchen werden, den geringsten Tadel zu verhindern; und das, scheint mir, geht nicht, weil die Bestechung klar zu Tage liegt. Sir Solomon Medina hat ihm sechstausend Pfund jährlich gezahlt, um die Brotlieferungen für das Heer zu erhalten; und der Herzog gibt es in seinem Brief an die Rechenschaftskommission zu. Ich war heute abend bei Lord Masham; Lord Dupplin zog meine neue kleine Broschüre aus der Tasche, und der Staatssekretär las dem Lord Schatzmeister ein grosses Stück daraus vor; sie alle hoben sie in den Himmel, und ich tat es auch, und sie brachten des Verfassers Wohl aus. Aber ich glaube, Lord Schatzmeister hatte einen Verdacht; denn er sagte, das ist Herrn Davenants Stil; und so redet er, wenn er mich in Verdacht hat. Aber ich habe es sehr gut hingenommen. Lord Schatzmeister steckte die Broschüre in die Tasche, um sie zu Hause zu lesen. Ihren Brief will ich morgen beantworten.

24. Der Staatssekretär zwang mich, ihm zu versprechen, dass ich heute bei ihm essen würde, wenn das Parlament aus sei; ich sagte, ich würde kommen; aber ich habe um meine gewohnte Zeit gegessen, denn ich wusste, dass das Parlament in dieser grossen Sache spät tagen würde. Ich habe mit Herrn Domville und noch einem Herrn in einer Taverne gegessen; ich habe das seit vielen Monaten nicht mehr getan. Um zehn heut abend ging ich zum Staatssekretär, aber er war noch nicht nach Hause gekommen; ich blieb bis zwölf bei seiner Frau sitzen, dann ging ich; er kam, als ich eben fort war; und er schickte noch zu mir, aber ich wollte nicht mehr mit zurückkommen; und also weiss ich nicht, wie die Dinge abgelaufen sind; ich will es Ihnen morgen sagen. Es ist spät usw.

25. Der Staatssekretär schickte heute früh zu mir, um zu fragen, ob wir zusammen essen würden; ich ging zu ihm und erfuhr, dass die Sache mit einer Majorität von hundert Stimmen zu Ungunsten des Herzogs von Marlborough ausgegangen ist; daher ist das Ministerium riesig zufrieden, und der Herzog wird keinen Schaden mehr anrichten können. Der Staatssekretär und ich und Lord Masham usw. haben bei Generalleutnant Withers gegessen, der sich gerade nach dem Heer in Flandern umsehn soll; der Staatssekretär und ich brachen kurz nach sieben auf, und ich bin nach Hause gegangen und will jetzt Ihren Brief beantworten, weil dieser morgen abgeht; lassen Sie sehn. – Die Kiste in Chester; o, verbrennen Sie diese Kiste, und hängen Sie diesen Sterne; ich habe jemanden, der letzten Montag nach Irland ging, gebeten, sich nach ihr zu erkundigen, aber ich bin in unbedingter Verzweiflung. Nein, ich war nicht hypochondrisch; Sie sehn, was für Sprünge der Hof hat machen müssen, um alles wieder ins Geleise zu bringen. Und die Herzogin ist noch nicht draussen und kann eines Tages weiteres Unheil stiften. Somerset zeigt einen Brief von der Königin herum, in dem sie ihn bittet, seine Frau bei ihr zu lassen. Ist das nicht wundervoll? Ich freue mich, dass Sie Ihre Raspel wohlbehalten bekommen haben; gefällt Stella ihre Schürze? Ihre Kritiker in Dingen der Erbfolgegarantien sind Gelbschnäbel; das ist eine Antwort auf den Einwand. Die Erwiderer haben hier denselben Einwand erhoben, aber er ist absolut falsch. Ich bin Ihrer Meinung, dass Lord Marlborough zu hart behandelt wird; ich habe oftmals Stellen in Flugschriften und Broschüren ausgestrichen, die mir zugeschickt wurden, ehe sie in die Presse kamen, weil ich sie für zu streng hielt. Aber sicherlich ist er ein feiler Mensch, und abgesehn vom Kriege hat er keinerlei Verdienste. Die Examiners taugen wenig; die Strenge der zwei oder drei letzten hätte ich gern verhindert, aber ich konnte es nicht. Ich will Ihnen entweder Ihre Papiere mit hinüberbringen, oder ich will sie bei Tooke lassen, für dessen Ehrlichkeit ich mich verbürge. Ich denke, es ist das beste, sie nicht mit mir auf See in Gefahr zu bringen. Stella ist eine Prophetin, wenn sie so sicher vorausgesagt hat, dass alles noch gut werden würde. Herzog von Ormond gegen den Frieden sprechen? Nein, Närrin, er ist einer der festesten Anhänger des Ministeriums; er erschien am ersten Tage der Sitzung und wird auch ferner erscheinen, wenn er wieder aufgefordert wird. Lord Oberrichter ist seit dieser neuen Befestigung abgekühlt. Nein, ich werde meine Tagebücher nicht mehr teilen; ich schreibe alle vierzehn Tage nur einmal; aber Sie können es halten, wie Sie wollen; lesen Sie nur die Hälfte auf einmal und die zweite Hälfte in der nächsten Woche. So, jetzt ist Ihr Brief beantwortet. (Die Pest hole diese Flecken.) Was muss ich sonst noch sagen? Ich werde im März aufbrechen, wenn wir eine Zeitlang schönes Wetter haben, es sei denn, dass die Minister mich bitten, bis zum Ende der Sitzungsperiode zu bleiben, das heisst, einen Monat länger; aber ich glaube, sie werden es nicht tun; denn ich denke mir, der Friede wird da abgeschlossen sein, und sie werden nichts mehr für mich zu tun haben. Ich muss diesen Sommer meinen Kanal sauber machen, so sauber, wie ich nur kann. Ich fürchte, ich werde mein frisches Grün sehr vernachlässigt finden. Ich hoffe, die Kirschbäume am Flussspaziergang stehn jetzt schön. Aber nichts mehr davon.

26. Ich vergass, heute morgen diesen Brief zu beenden und bin so spät nach Hause gekommen, dass ich ihn dem Nachtwächter geben muss; aber er sollte heute abend abgehn, damit Sie nicht denken, es wäre etwas Wahres an der Geschichte, dass ich in einem Prozess auf zwanzigtausend Pfund Schadensersatz für den Herzog von Marlborough verhaftet worden sei; ich höre, es steht in Dyers Zeitungbericht, und also, vermute ich, kommt es auch nach Irland. Leben Sie wohl, teuerste MD, usw. usw.


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