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Brief LVII.

London, den 28. Dezember 1712.

Unsre Gesellschaft sollte heute ihre Versammlung abhalten; aber Lord Harley, der diese Woche Präsident war, konnte nicht kommen, da er nach Wimbledon gegangen ist, mit seinem neuen Schwager, dem jungen Marquis von Caermarthen, der letzten Montag Lady Betty Harley geheiratet hat; Lord Schatzmeister ist auch in Wimbledon. Immerhin versammelte sich ein halbes Dutzend von uns, und ich schlug vor, dass unsre Sitzungen nur alle vierzehn Tage stattfinden sollten; denn unter uns, wir tun nichts Gutes mehr. Heute hat mich das Mittagessen in meinem Klub neunzehn Schilling gekostet; wahrhaftig, das gefällt mir nicht. Wir haben furchtbar schneeiges, schmutziges Wetter. Lord Abercorn ist in die Stadt gekommen und will mich sprechen, ob ich will oder nicht. Sie wissen, er hat Anspruch auf eine Herzogswürde in Frankreich, um die der Herzog von Hamilton sich bewarb; aber Abercorn ist entschlossen, ihre Ansprüche zu durchkreuzen, wenn sie ihm nicht ein Viertel des Besitzes abgeben; und ich habe der Herzogin geraten, sich mit ihm zu vergleichen; und die Minister sind meiner Ansicht. Nacht, liebste Burschen, MD.

19. Ja, das sieht mir Pdfr ähnlich, dass er wieder Tagebücher schreibt! Jetzt, da ich wieder angefangen habe, ist es mir natürlich wie die Muttermilch. Lord Schatzmeister ist aus Wimbledon zurück (es liegt nicht mehr als acht Meilen von hier) und schickte zu mir, ich möchte um fünf bei ihm essen. Aber ich war so liebenswürdig, ausgegangen zu sein; und ich habe auf Grund einer Einladung mit ein paar andern beim ehrlichen Ben Tooke gegessen. Die Herzogin von Ormond hatte mir ihr Bild versprochen; und als ich heute abend nach Hause kam, fand ich sowohl ihres wie auch das des Herzogs in meinem Zimmer vor. War das nicht eine hübsche, höfliche Überraschung? Ja, und sie stecken sogar in hübschen Goldrahmen. Ich schreibe ihr eben einen Brief, um ihr zu danken, den ich ihr morgen früh schicken will. Ich werde ihr sagen, sie sei so prüde, dass sie nicht einmal ihr Bild mit einem Mann in seinem Zimmer allein lässt; das des Herzogs muss dabei sein usw. Wir sind ganz voll Schnee und Schmutz. Lady Masham ist seit drei Tagen wieder aus gewesen und hat die Königin besucht. Ich habe neulich mit ihr bei ihrer Schwester Hill gegessen. Ich hoffe, sie wird in wenigen Tagen von Kensington aus in ihre neue Wohnung im Schloss ziehn. Nacht, liebe Halunken MD.

20. Ich wohne zwei Treppen hoch, habe nur ein Zimmer und verleugne mich fast vor jedermann, und doch kann ich keine Ruhe finden; meine ganzen Morgen gehn durch Leute verloren, die sich mit der Antwort unten nicht begnügen wollen: Dilly zum Beispiel, der Bischof und der Rektor usw. Lady Orkney hatte mich heute zum Essen eingeladen, was mich hinderte, beim Lord Schatzmeister zu essen. Heute ist der Tag, an dem seine besten Freunde aus dem Ministerium bei ihm essen. Freilich ging ich gegen sechs Uhr noch zu ihm und blieb bis nach neun bei ihnen sitzen; dann gingen alle; mich aber hielt er zurück und erzählte mir die Einzelheiten über Lady Bettys Heirat. Der junge Bursche hat 60 000 Pfund bares Geld, drei grosse eingerichtete Häuser, vorläufig 7000 Pfund im Jahr und noch 5000 mehr, wenn sein Vater und seine Mutter sterben. Lady Bettys Mitgift glaube ich, beträgt nicht über 8000 Pfund. Mir fällt ein, dass Tisdall mir in einem Brief von irgend jemandem schrieb oder Sie schrieben es mir in seinem Namen, ich möchte ihn gelegentlich Lord Anglesea gegenüber erwähnen, mit dem er, wie er sagte, ein wenig bekannt wäre. Lord Anglesea war heute abend mit mir beim Lord Schatzmeister; da fragte ich ihn nach Tisdall und schilderte ihn. Er sagte, er hätte ihn nie gesehn, aber er hätte ihm sein Buch geschickt. Da sehn Sie, was es heisst, wenn man ein Gelbschnabel ist. Bitte, sagen Sie Herrn Walls, Lord Anglesea hätte mir gedankt, weil ich ihm Clements empfohlen habe; er sagt, er stehe sich um 20 000 Pfund besser, seit er Clements kenne. Aber bitte, lassen Sie nicht Clements hingehn und einen Dankbrief schreiben, in dem er My Lord sagt, er höre soundso usw. Ach, es sieht einem irischen Verstand so ähnlich, dergleichen zu tun. Trauriges Wetter; zwei Schilling für Wagen heute, und doch bin ich schmutzig. Ich will jetzt etwas durchlesen und korrigieren. Also Nacht.

21. Die Gelbschnäbel haben eine neue Art erfunden, mich zu plagen. Ich finde beim Lord Schatzmeister Briefe, die für mich an ihn adressiert sind; bisweilen liegen Briefe für ihn darin, bisweilen enthalten sie Pläne, bisweilen Beschimpfungen. Ich behalte sie in der Regel drei oder vier Tage bei mir, ohne sie zu öffnen. Ich war heute, wie Sonntags immer, bei Hofe; das dient mir statt des Kaffeehauses, um meine Bekannten zu sehn. Als ich heute vor acht Tagen bei Hofe mit Sir William Wyndham gesprochen hatte, kam der spanische Gesandte auf mich zu und sagte, er hätte gehört, ich sei Dr. Swift, und er wünsche mir zu sagen, dass sein Herr und der König von Frankreich und die Königin mir mehr verpflichtet wären, als irgend einem Mann in Europa; wir machten also unsre Verbeugungen, schüttelten die Hände usw. Ich habe es ihm sehr hoch angerechnet. Ich habe beim Lord Schatzmeister gegessen und muss es morgen wieder tun, obgleich ich es lieber nicht täte; aber da jetzt die Königin in der Stadt ist, hält er mich nicht mehr so lange auf. Ich habe noch keine Zeit gehabt, Fanny Manley zu besuchen, seit sie in der Stadt ist; denke es aber dieser Tage zu tun. Ihr Onkel, Jack Manley, so höre ich, hat keinen Monat mehr zu leben, was für ihren Vater in Irland ein grosser Verlust sein wird, denn ich glaube, er ist eine seiner Hauptstützen. Unser Friede wird jetzt bald abgeschlossen sein, denn Lord Bolingbroke sagte mir heute morgen, vier Provinzen von Holland hätten sich der Königin angeschlossen; und wir erwarten, dass auch die andern es sehr bald tun werden. Nacht, MD.

22. Lord Siegelbewahrer hat mir gestern die erste beste bequem gelegene Pfründe für den armen Herrn Gery versprochen; er ist verheiratet und braucht eine Zulage zu dem, was er hat. Er ist ein sehr würdiges Geschöpf. Vor einigen Wochen erhielt ich einen Brief von Elwick, der Betty Gery geheiratet hat. Es scheint, die arme Frau ist irgendwann im letzten Sommer gestorben. Elwick wird reich und kauft Land. Ich habe heute beim Lord Schatzmeister gegessen, der mich gebeten hat, morgen wieder zu kommen. Ich habe Lord Bolingbroke ein Gedicht von Parnell gegeben. Ich habe Parnell veranlasst, ein paar Komplimente für seine Lordschaft einzufügen; es gefällt ihm ausserordentlich, und er las heute Teile daraus dem Lord Schatzmeister vor, dem es ebenso sehr gefiel. Und wirklich übertrifft er hier all unsre Dichter bei weitem. Lord Bolingbroke hat mich gebeten, ihn am Weihnachtstage zum Essen mitzubringen, und ich habe Lord Schatzmeister das Versprechen abgenommen, ihn zu empfangen; das kann Parnell eines Tages von Nutzen sein. Sie kennen Parnell; ich glaube, ich habe Ihnen von diesem Gedicht schon erzählt. Nacht, liebe MD.

23. Heute morgen habe ich Lord Bolingbroke einen gewissen Diaper, einen Dichter mit einem Gedicht, einem sehr guten, vorgestellt; und es ist mir gelungen, einen Pastor aus ihm zu machen, denn er ist schon ein halber, da er die Weihe als Diakon hat und eine kleine Pfarre auf dem Lande versieht; aber hier in der Stadt trägt er sein Schwert auf dem A... Er ist ein armer, kurz gewachsener kleiner Kerl; er steckt am besten in einem Talar, und wir wollen ihm vom Lord Siegelbewahrer eine Pfründe geben lassen. Lord Bolingbroke schrieb an den Lord Schatzmeister, dass er mich heute entschuldigen möchte; so ass ich denn bei ihm, und zwar mit Monteleon, dem spanischen Gesandten, zusammen, der mir viele Komplimente machte. Ich blieb bis neun, und jetzt ist es nach zehn, und mein Diener hat mich eingeschlossen; und eben ist mir eingefallen, dass ich bei Tom Leigh in Ungnade fallen werde. Dieser Narr hatte mit einem gewissen Eckershall Bekanntschaft geschlossen, einem Sekretär der königlichen Küche, der in Windsor um meinetwillen ihm gegenüber höflich war; denn ich hatte Eckershall einige Dienste geleistet. Nun plagt Leigh mich, ich soll einen Abend mit Eckershall in seiner Wohnung verbringen. Ich habe es schon mehrmals verschoben, war aber schliesslich gezwungen, ihm zu versprechen, dass ich heute abend kommen würde; und das ist mir nicht eher eingefallen, als bis ich eingeschlossen war; und jetzt habe ich gerufen und gerufen, aber mein Diener ist zu Bett gegangen; also werde ich morgen eine Entschuldigung schreiben. Ich hasse diesen Tom Leigh und bin, wenn ich ihm im Park begegne, so förmlich gegen ihn, wie ich kann. Der Halunke ärgert mich, als ob er es wüsste. Er fragt mich, weshalb ich dem Bischof von Dromore nicht meine Aufwartung gemacht habe; ich erwidere, ich hätte nicht die Ehre, mit ihm bekannt zu sein und wolle mich nicht aufdrängen usw. Er nimmt das ernst und sagt: »Der Bischof ist nicht stolz ...« Er erzählt mir von einem Richter in Irland, der schlimme Dinge gemacht hat. Ich frage: »Weshalb fliegt er nicht?« Spricht er: »Ich finde, die Bischöfe und Sie und ich und die ganze übrige Geistlichkeit, wir sollten uns versammeln und darüber beraten.« Ich bitte um Verzeihung und sage: »In der Richtung kann ich nicht von Diensten sein.« Er erwidert: »Doch, jeder kann an seinem Teil mithelfen.« Sehen Sie nicht, wie merkwürdig er es fertig bringt, mich zu ärgern. Denn der Hund weiss, dass ich mit einem halben Wort mehr tun könnte als sie alle zusammen genommen. Aber das tut er nur aus dem Hochmut und Neid seines Herzens heraus, und nicht in der humoristischen Absicht, mich aufzuziehn. Er gehört zu denen, die es lieber sähen, dass ihnen ein Dienst nicht geleistet würde, als dass ein einzelner Mann ihn leistet, und noch dazu einer aus seinem eignen Lande. Sie verstehn all das, nicht wahr? Nacht, liebe Burschen, ich will lapi dehn.

24. Ich habe heute beim Kanzler des Schatzamts gegessen, um ein paar meiner Papiere durchzusehn; aber es wurde nichts getan. Ich habe auch zwischen der Familie Hamilton und Lord Abercorn vermittelt, damit sie sich mit ihm vergleichen, und ich glaube, sie werden es tun. Lord Selkirk, der Bruder des verstorbenen Herzogs, soll in die Stadt kommen, um nach Frankreich zu gehn und die Bewerbung anzubringen; und die Minister sind der Meinung, dass sie Genugtuung erhalten werden; und sie haben mich ermächtigt, den Hamiltons zu raten, dass sie sich mit Abercorn einigen mögen; er verlangt ein Viertel, und wenn sie nicht nachgeben, so will er nach Frankreich gehn und ihnen alles verderben. Nacht, Burschen.

25. Fröhliche Weihnachten – fröhliche Weihnachten – ich hab's zuerst gesagt – und ich wünsche es Ihnen tausendmal von Herzen und aus ganzer Seele. Ich habe Parnell zum Essen zu Lord Bolingbroke mitgenommen, und er hat sich sehr gut benommen; er gefällt Lord Bolingbroke sehr. Ich war heute morgen um acht in der königlichen Kapelle, und um zehn waren Kirche und Sakrament vorüber. Die Königin hat die Gicht in der Hand und kam nicht; und ich blieb nachher so lang in meinem Zimmer, dass ich den Hofzirkel versäumte. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass die Königin beabsichtigt, Jeden Tag einen Zirkel abzuhalten und Gesellschaft bei sich zu empfangen? Nacht, liebe Halunken.

26. Ich war beim Herzog von Ormond, um ihm ein fröhliches Weihnachten zu wünschen und seinem Pförtner eine halbe Krone zu geben. Das Fest wird mich ein Dutzend solcher halber Kronen für solche Burschen kosten. Ich habe beim Lord Schatzmeister gegessen, der mich schalt, weil ich drei Tage abwesend geblieben bin. Riesig freundlich, zum Henker! Weniger Höflichkeit und mehr Interesse! Wir hören, Macartney sei nach Irland hinübergegangen. War es nicht komisch, dass ein Herr, als er von Räubern angefallen wurde, ihnen sagte, er sei Macartney? Worauf sie ihn in Hoffnung auf die Belohnung vor einen Friedensrichter schleppten; und da schickte man die Halunken ins Gefängnis. War das nicht grosse Geistesgegenwart? Aber vielleicht haben Sie schon davon gehört; denn es ist ein Grubstreetbericht darüber erschienen. Lord Bolingbroke sagte mir, ich müsste heute nach Tisch fortgehn, weil Lord Schatzmeister und er und noch jemand Geschäfte zu besprechen hätten; aber ich sagte, es sei nur in Ordnung, dass ich von ihren Geschäften ebenso genau erführe, wie nur irgend jemand sonst, denn ich hätte sie ja zu rechtfertigen. So gingen denn die andern, und ich blieb, und es war so wichtig, dass ich fast darüber eingeschlafen wäre. Ich habe sie um neun verlassen, und Jetzt ist es zwölf. Nacht, MD.

27. Ich habe heute bei General Hill, dem Gouverneur von Dünkirchen, gegessen. Lady Masham und Frau Hill waren auch von der Gesellschaft; und dort habe ich heute abend bis elf gesessen und andern beim Spiel zugeschaut. Denn selbst zu spielen habe ich aufgegeben; und ich denke, Ppt ist jetzt eine grosse Spielerin. Ich trage eine grosse Erkältung mit mir herum, die ihre Höhe noch nicht erreicht hat. Ich habe dergleichen selten und sollte also geduldig sein. Heute bin ich auf dem Mall Herrn Addison und dem Hirtenlied-Philips begegnet; ich bin einen Augenblick mit ihnen gegangen, aber sie blickten beide furchtbar trocken und kühl drein. Die verfluchte Parteisucht! Und wissen Sie, dass ich mir mehr Mühe damit gegeben habe, die Talente der Whigs der Gunst und dem Erbarmen der Minister zu empfehlen als irgendwen sonst? Steele habe ich in seiner Stellung gehalten. Congreve habe ich eine gute Behandlung verschafft und ihn sicher gestellt, Rowe habe ich empfohlen, und ich habe ihm das Versprechen einer Stellung erwirkt. Philipps hätte ich zweifellos auch versorgen können, wenn er nicht wahnsinnig geworden wäre, so dass ich meine Empfehlung habe zurückziehn müssen; und Addison habe ich zuerst so gut gestellt, dass er hätte eine Stellung erhalten können; und zum Teil habe ich ihm die Stellung verschafft, die er hat; und doch werde ich von dieser Partei schlechter behandelt als irgend jemand. Also, scheren Sie sich an Ihre Karten, Ppt, und stellen Sie den Wein bereit und die Orangen, Bursche MD, und ich will lapi dehn. Es ist fubbedoll spät. Nacht, MD.

28. Meine Erkältung ist so schlimm, dass ich heute weder in die Kirche, noch zu Hofe gehn konnte; aber ich war mit dem Herzog von Ormond bei Lord Orkney zu Tisch geladen und wagte es, weil ich dort nach Herzenslust husten und spucken konnte. Der Herzog und Lord Arran verliessen uns, und ich habe die ganze Zeit über bis nach elf bei Lord und Lady Orkney gesessen. Meine Erkältung aber ist schlimmer und macht mir schwindlig. Ich hoffe, es ist nur meine Erkältung. O, sagt Ppt, jedermann ist schwindlig vor Erkältung; ich hoffe, es ist sonst nichts; aber ich will zu Bett gehn, denn der Bursche hat »zwölf geschlagen« gebrüllt. Nacht, Liebe.

29. Ich bin früh ausgegangen und all meinen Dummköpfen entronnen. Ich suchte in Geschäften Lord Bolingbroke auf, und siehe, er war auch ausgegangen. Ich habe in der Altstadt bei meinem Drucker eine gebratene Gänsekeule und ein Stück Pökelfleisch gegessen. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich, was ich unter der Hand habe, nicht eher drucken lassen will, als bis der Hof über mich irgend eine Entscheidung fällt? Ich will mir keine Feinde mehr machen; wenigstens will ich die, die ich schon habe, nicht noch mehr verbittern, bevor ich nicht unter Dach bin; und die Minister wissen um meinen Entschluss, so dass sie vielleicht eine Enttäuschung erleben, wenn Sie diese Schrift so bald zu sehn erwarten. Ich höre, Lord Schatzmeister ist nicht wohl. Meine Erkältung ist sehr schlimm. Jedermann hat eine. Nacht, zwei liebe Halunkinnen.

30. Ich denke mir, dieser Brief wird bis Sonntag voll sein. Dann soll er gehn. Herzog von Ormond, Lord Arran und ich haben heute im Hause eines alten Dieners von ihm gegessen. Der Kronrat zwang uns, um sechs aufzubrechen. Eine Frau Ramsay ass mit uns, eine alte Dame von etwa fünfundfünfzig, die wir alle sehr gern haben. Ich sprach heute abend beim Lord Schatzmeister vor, und habe zwei Stunden bei ihm gesessen. Er ist wegen einer Erkältung geschröpft worden und ist sehr krank gewesen. Er kann morgen nicht mit Parnell und mir bei Lord Bolingbroke essen, sondern sagt, er wolle Parnell ein andermal sehn. Ich bringe Parnell zum Teil deswegen in die Höhe, weil ich die neidischen Iren hier, und vor allem Tom Leigh ärgern will. Heute habe ich die Familie des Bischofs von Clogher gesehn; das Fräulein ist schwer erkältet und krank; sie hustet unaufhörlich. Nacht, MD.

31. Heute haben Parnell und ich bei Lord Bolingbroke gegessen, um Parnells Gedicht zu korrigieren. Ich liess ihn alle Stellen zeigen, die ihm missfielen; und wenn Parnell es ganz korrigiert hat, so soll er es drucken. Heute abend ging ich zum Lord Schatzmeister, um bei ihm zu sitzen. Es geht ihm besser, und er wird in ein oder zwei Tagen ausgehn können. Ich blieb bei ihm sitzen, als das junge Volk zum Abendbrot ging; und dann ging ich hinunter, und da war das junge Volk miteinander lustig, denn sie hatten Lady Oxford zu My Lord hinaufgeschickt; und ich blieb bis zwölf Uhr bei ihnen. Das junge Paar war da, Lord und Lady Caermarthen, Lord und Lady Dupplin, Lord Harley und ich; und die alten Leute sassen oben beisammen. Es sah aus wie das, was ich früher so oft getan habe: als stehle man sich von den Alten fort; obwohl es nicht dem armen Lord Schatzmeister galt; der ist ein so junger Bursch wie nur einer von uns; aber Lady Oxford ist eine richtige alberne alte Frau. Meine Erkältung ist noch immer so schlimm, dass ich nicht das geringste rieche. Ich bin gerade nach Hause gekommen, und es ist nach zwölf; und ich will zu Bett gehn und meinen Kopf hinlegen, der schwer ist wie Blei. Nacht, MD.

Den 1. Januar 1712-13. Tausend fröhliche neue Jahre für die liebsten, reizenden MD. Ich bete zu Gott dem Allmächtigen, dass er Sie in alle Ewigkeit segne und Sie glücklich mache. Ich vergass Ihnen zu sagen, dass gestern Lord Abercorn hier war, und mich mit seinem französischen Herzogtum geplagt, und mich in so grillenhafter Weise der Parteilichkeit für die Familie Hamilton verdächtigt hat, dass Dr. Pratt, der dabei war, ihn für verrückt hielt. Kaum war er fort, als Lord Orkney schickte, um zu fragen, ob er kommen dürfte, um eine halbe Stunde in Geschäften bei mir zu sitzen. Ich liess antworten, ich würde ihn aufsuchen; das tat ich. Wir redeten eine Weile miteinander, und dann Hess er mich mit Lady Orkney allein; und herein trat der Graf von Selkirk, den ich in meinem Leben noch nicht gesehn hatte. Das ist noch ein Bruder des Herzogs von Hamilton; und er geht nach Frankreich, um auf Grund einer Vollmacht seiner Mutter, der alten Herzogin, über ihre Ansprüche an das Herzogtum Chatellerault zu unterhandeln. Er quälte mich zwei Stunden lang, mir selber zum Trotz, und hielt mich an der Hand fest, wenn ich Anstalt machte, mich zu rühren; er wollte mich dahin bringen, dass ich die Minister zu seinen Gunsten gegen Lord Abercorn einnähme und sie überzeugte, dass Lord Abercorn keine Ansprüche hätte; ja, er bat mich, Lord Abercorn selbst davon zu überzeugen; er schloss damit, dass er zu seinem Bedauern sehn müsse, ich sei weit mehr Abercorns Freund als Hamiltons. Ich verlor die Geduld und sprach ein wenig offen zu ihm. Werde ich nicht hübsch hin und her geworfen zwischen einem Paar Gelbschnäbel? Ja, sagt Ppt, Sie müssen sich durchaus in andrer Leute Angelegenheiten mischen. Ich berufe mich auf den Bischof von Clogher, ob Abercorn sich letztes Jahr nicht darüber beklagte, dass ich ihn nicht empfangen wollte, und ob er nicht schwor, er würde, wenn er wiederkäme, keine Leugnung meines Dieners gelten lassen. Die Minister haben mir die Erlaubnis gegeben, der Familie Hamilton zu sagen, es sei ihre Ansicht, dass sie sich mit Abercorn einigen sollten. Lord Anglesea war dabei, und der hat es Abercorn gesagt; worauf er mir in allem Ernst sagt, ich hätte doch den Auftrag von den Ministern und müsste meinem Auftrag nachkommen usw. Aber ich will mit ihnen abschliessen. Ich habe Lord Schatzmeister und Lord Bolingbroke gewarnt, sie möchten sich vor der Zudringlichkeit Selkirks in acht nehmen; die Pest soll ihn holen! Aber Abercorn quält mich noch mehr. Der junge Hund verdankt mir die ganze gute Aufnahme, die er beim Ministerium gefunden hat. Ich habe heute beim Lord Schatzmeister mit den jungen Leuten gegessen, und dann bis neun beim Lord Schatzmeister gesessen; schliesslich wurde ich noch zu Lady Masham genötigt, und habe auch dort noch bis zwölf gesessen und über Geschäfte geredet, bis ich die Laune verlor, wie es jedem gehn muss, der ihr Inneres kennt. Tausend Dinge verkehrt; die meisten leicht besser zu machen; und doch helfen ihre Pläne bestenfalls nur wenig und bisweilen überhaupt nichts. Ein Übel, das ich schon einmal unter Gefährdung meines ganzen Ansehns unterdrückt habe, nimmt jetzt eine grössere Ausdehnung an als je. Aber ins Feuer mit der Politik, und bewahren Sie mich vor Höfen und Ministern! Nacht, liebste, reizende MD.

2. Ich bin heute morgen umhergeschlendert und ging mit Dr. Pratt auf eine Bilderauktion, wo ich mich fast hätte verleiten lassen, ein Bild zu kaufen, das mir gefiel, das aber, so scheint es, nichts taugte. Pratt war da, um ein paar Gemälde für den Bischof von Clogher zu kaufen, der entschlossen ist, zehn Pfund anzulegen, um sein Haus mit merkwürdigen Dingen zu versehn. Wir haben beim Bischof gegessen, da ich zufällig nicht versagt war. Und heute abend habe ich beim Bischof von Ossory gesessen, der mit der Gicht im Bett liegt. Der französische Gesandte, der Herzog von Aumont, ist heute abend in die Stadt gekommen; und der Pöbel hat ihn mit Geschrei nach Hause geleitet. Ich kann noch nicht wieder riechen, obgleich meine Erkältung zu weichen beginnt. Es ist immer noch grausam kaltes Frostwetter. Gehn Sie und sein Sie lustig, Burschen.

3. Lord Dupplin und ich, sind heute morgen um zehn mit Lord und Lady Orkney nach Wimbledon, sechs Meilen von hier, gegangen, um Lord und Lady Caermarthen zu besuchen. Es ist bei weitem der schönste Ort in der Umgebung dieser Stadt. Haben Sie es je gesehn? Ich war schon einmal dort, vor etwa fünf Jahren. Sie wissen, Lady Caermarthen ist Lord Schatzmeisters Tochter, die vor etwa drei Wochen geheiratet hat. – Ich hoffe, der junge Bursche wird einen guten Gatten ergeben. Ich muss dies jetzt fortschicken. Ich bin gerade mit Einbruch der Nacht nach Hause gekommen; ich kann noch nicht wieder riechen, aber meine Erkältung ist ein wenig besser. (Nacht, Burschen, ich will meinen Abschied nehmen.) Ich vergass, wie MD's Konto steht. Bitte, lassen Sie es mich rechtzeitig wissen, ehe MD etwas braucht. Und bitte, geben Sie umstehende Anweisung wie gewöhnlich Frau Brent. Ich glaube, ich habe sie seit langem nicht mehr bezahlt. Gehn Sie, spielen Sie Karten. Haben Sie Pdfr lieb. Nacht, MD FW ME, Lala.

Die sechs Schilling Überschuss, das sagen Sie Frau Brent, sind ihr Neujahrsgeschenk.

Ich höre eben, dass die arme Lady Ashburnham, die Tochter des Herzogs von Ormond, gestern in ihrem Landhaus gestorben ist. Das arme Geschöpf war schwanger. Sie stand in meiner Gunst am höchsten, und ich bin ausserordentlich bekümmert um ihren Verlust. Ich kannte keinen Menschen, der in jeder Hinsicht wertvoller gewesen wäre. Sie müssen mich von ihr haben reden hören. Ich fürchte mich davor, den Herzog und die Herzogin zu besuchen. Sie war von Natur sehr gesund; ich fürchte, sie ist aus Mangel an Pflege umgekommen. Bitte, haben Sie Mitleid mit mir. Es ist furchtbar rührend. Ihr Mann ist ein Gelbschnabel; und ich werde es niemals für der Mühe wert halten, mich von ihm stören zu lassen, da er jetzt alles verloren hat, was an seinem Besitz wertvoll war; und doch glaube ich, dass er sie recht gut behandelt hat. Ich hasse das Leben, wenn ich daran denke, dass es solchem Ungemach ausgesetzt ist; und wenn ich sehn muss, dass so viele Tausende von Elenden die Erde belasten, während eine wie sie sterben muss, dann sage ich mir, dass Gott das Leben niemals als einen Segen gedacht hat. Leben Sie wohl.


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