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Brief XXXII.

London, den 9. Oktober 1711.

Ich musste mich heute um zwölf Uhr niederlegen und meinen nächtlichen Schlaf nachholen; ich habe bis nach zwei geschlafen und mir dann ein Stück Hammelbraten und eine Kanne Bier aus dem nächsten Küchenladen holen lassen, aber ich hatte keinen Appetit. Um vier ging ich aus und besuchte Biddy Floyd, die ich seit drei Monaten nicht mehr gesehn hatte; sie hat ein paar Narben, hat aber ihren Teint ganz wieder bekommen und sieht sehr gut aus. Dann habe ich den Abend hindurch bei Frau Vanhomrigh gesessen und Kaffee getrunken und ein Ei gegessen. Ich habe mir heute auch eine neue Wohnung genommen, denn ich mochte das Erdgeschoss und den schlechten Geruch und andre Einzelheiten nicht. Ich wohne oder werde vielmehr neben Leicester Fields wohnen, und zehn Schillinge die Woche zahlen; das wird nicht lange dauern, potztausend. Ich werde hier nur noch eine Nacht schlafen. Es hat heute bis ein Uhr furchtbar geregnet. Ich lüge, denn ich werde noch zwei Nächte hier schlafen, bis Donnerstag, und dann umziehn. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass ein Bruder meiner Freundin Frau Barton ertrunken ist, der Jack Hills Expedition mitgemacht hat? Er war Oberstleutnant und ein Narr; und sie hütet in aller Form ihr Zimmer und die Dienstboten sagen, sie nehme keine Botschaften entgegen. – – Beantworten Sie MD's Brief, Presto, hören Sie? Nein, sagt Presto, ich will noch nicht, ich habe zu tun; Sie sind ein naseweiser Halunke. Wer spricht da?

10. Heute habe ich zwei Schilling für einen Wagen ausgeben müssen, um in der Altstadt bei einem Drucker zu essen. Ich habe in vierzehn Tagen drei Broschüren hinausgeschickt und hinausschicken lassen. Ich will den Halunken warm machen; und wenn irgend etwas von ihnen Aufsehn erregt, so soll es seine Antwort erhalten. Ich habe einen Unterschuhputzer gelehrt, so zu schreiben, dass man glaubt, es stamme von mir. Ein Halunke, der eine Zeitung mit dem Titel »Der Protestantische Postbote« schreibt, hat sich in einem seiner Blätter Bemerkungen über mich erlaubt; aber der Staatssekretär hat ihn angepackt und wird ihn ganz gehörig zwicken. Er sagt, ein ehrgeiziger Sturmläufer auf Ämter, dessen turmhohe Hoffnungen auf Beförderung in Irland fehlgeschlagen sind, sei herübergekommen, um seinen Groll an den letzten Ministern auszulassen usw. Ich werde ihn gründlich sturmläufern. Den Abend über habe ich zu Hause gesessen, und ich habe sehr viel zu tun und kann kaum Zeit finden, um zu schreiben, ausser an MD. Ich bin in wütender Eile.

11. Ich habe heute beim Lord Schatzmeister gegessen. Jetzt kommt seine auserlesene Gesellschaft Donnerstags, aber wir sind zu zahlreich geworden. George Granville schickte seine Entschuldigung; er sei krank; ich höre, er fürchtet einen Schlaganfall; was mir sehr leid tun würde. Lord Schatzmeister nennt Prior nur noch Monsieur Baudrier; das ist der fingierte Name des Franzosen, der seine Reise beschrieben hat. Man tut, als habe man mich in Verdacht; daher rede ich ganz offen darüber und lenke sie von der Spur ab. Lord Schatzmeister nennt mich jetzt Dr. Martin, weil »martin« eine Art Schwalbe heisst, und dasselbe bedeutet auch »swift«. Als er und ich letzten Montag aus Windsor kamen, haben wir alle Wegweiser der Strasse gelesen. Er ist der reine Possenreisser, sagen Sie das dem Bischof von Clogher. Ich zwang ihn, zwei Verse zu machen, und sie sind selten schlecht. Ich vermute, Dingley wird mittlerweile bei Ihnen sein; was mochte ihn treiben, London zu verlassen und es nicht zu sagen? Das war verdammt albern. Ich glaube, seine natürliche Unbeständigkeit ermüdete ihn. Mir scheint, er ist der König der Unbeständigkeit. Ich bin bis zehn beim Lord Schatzmeister geblieben; es waren fünf Lords und zwei Mitglieder des Unterhauses da. Gehn Sie ans Ombre, Burschen.

12. Frau Vanhomrigh hat genau wie ich die Wohnung gewechselt. Sie entdeckte, dass sie zu einer Kupplerin gekommen war und zog aus. Ich habe heute bei ihr gegessen; denn obwohl sie Beköstigung hat, speist doch ihre Wirtin nicht mit ihr. Ich bin ein grosser Liebhaber von Heringen geworden; aber sie sind hier viel kleiner als bei Ihnen. Nachmittags habe ich einen alten Generalmajor besucht und sechs Austern gegessen; dann habe ich eine Stunde bei Frau Colledge gesessen, der Tochter des Schreiners, der erhängt wurde. Bei ihr war die berühmte Frau Floyd aus Chester, die, glaube ich, die hübscheste Frau ist, die ich je gesehn habe. Sie sagte mir, zwanzig Leute hätten ihr die Verse auf Biddy als auf sie gemeint zugeschickt; und was die Schönheit angeht, so verdient sie sie denn freilich viel mehr. Ich werde morgen nicht nach Windsor gehn, und ich habe es dem Staatssekretär gesagt. Ich hasse den Gedanken der Samstags- und Sonntagssoupers beim Lord Schatzmeister. Jack Hill ist von seiner unglücklichen Expedition nach Hause gekommen; ich glaube, er ist jetzt in Windsor; ich habe ihn noch nicht gesehn. Er wird insgeheim von seinen eignen Freunden wegen seines Mangels an guter Führung getadelt. Er berief einen Kriegsrat ein, und der beschloss die Umkehr. Aber man sagt, das sollte ein General niemals tun, weil die Offiziere stets ihre Meinung für die Rückkehr abgeben werden; denn der Tadel fällt nicht auf sie, sondern auf den General. Er tut mir von Herzen leid. Bernage hat heute seine Ernennung erhalten.

13. Ich habe heute bei Oberst Crowe, dem ehemaligen Statthalter auf Barbadoes, gegessen; er ist ein guter Bekannter Ihres Freundes Sterne, dem ich die Kiste anvertraut habe. Lord Schatzmeister hat Sternes Angelegenheit abschlägig beschieden, und ich fürchte, er ist ein Wüstling; Jemmy Leigh bleibt um seinetwillen, und niemand weiss, wo er zu finden ist. Ich habe jetzt soviel zu tun, dass ich kaum die Zeit erübrigen kann, an unsre kleine MD zu schreiben; aber in vierzehn Tagen, so hoffe ich, wird es vorüber sein. Ich will jetzt an die Arbeit usw.

14. Ich wollte bei Dr. Cockburn essen, aber Sir Andrew Fountaine begegnete mir und schleppte mich zu Frau Van, wo ich die letzte Flasche von Raymonds Wein ausgetrunken habe; er ist ausgezeichnet, besser als irgend welcher, den ich bei den Ministern bekommen habe. Ich muss Zeit finden, um diesen Brief MD's zu beantworten; ich will es gewiss in ein oder zwei Tagen tun. – – Ich bin froh, dass ich nicht in Windsor bin, denn es ist sehr kalt, und ich will nicht vor November heizen. Ich sinne darüber nach, wie ich mein Rost mit Ziegelsteinen schliessen kann. Patrick war gestern abend betrunken; aber er kam mir nicht nahe, damit ich ihm nicht eine zweite Ohrfeige gäbe. Ich habe heute abend bei Frau Barton gesessen; es war das erstemal, dass sie wieder Gäste empfing; aber ich habe sie recht lustig gemacht, und wir haben drei Stunden lang über Whigs und Torys gestritten. Sie hat sich um ihren Bruder nur der Form wegen gegrämt, er war ein erbärmlicher Hund. Ist Stella wohl genug, um wieder in die Kirche zu gehn, bitte? Keine Empfindungslosigkeit mehr? Kein Dunkel vor den Augen? Gehn Sie spazieren und machen Sie sich Bewegung? Ihre Bewegung besteht im Ombre. – – Jetzt kommen die Leute wieder in die Stadt; in einer Woche wird die Königin in Hampton Court sein. Lady Betty Germain, so höre ich, ist wieder da; und Lord Pembroke kommt; seine Frau ist so hochschwanger, dass sie taumelt.

15. Ich habe heute bis vier Uhr nachmittags zu Hause gesessen und geschrieben und nur eine Semmel mit Butter gegessen; dann habe ich auf eine oder zwei Stunden Will Congreve besucht und beim Lord Schatzmeister, der heute aus Windsor zurückkam und Prior mitbrachte, zu Nacht gegessen. Die Königin hat Prior für seine guten Dienste in Frankreich gedankt und ihm versprochen, ihn zum Zollkommissionär zu machen. Mehrere Kommissionäre werden hinausgesetzt, unter andern mein Freund Sir Matthew Dudley. Ich kann nichts für ihn tun, er wird von den Ministern so sehr gehasst. Lord Schatzmeister hielt mich bis zwölf zurück, also brauche ich Ihnen nicht erst zu sagen, dass es spät ist.

16. Ich habe heute mit dem Staatssekretär bei Dr. Cotesworth gegessen, in seiner provisorischen Wohnung, die er inne hat, bis sein Haus auf dem Golden Square fertig ist. Ein gewisser Boyer, ein französischer Hund, hat mich in einer Broschüre geschmäht, und ich habe ihn von einem Gerichtsboten packen lassen; der Staatssekretär verspricht mir, ihn zu peitschen. Lord Schatzmeister sagte mir gestern abend, er habe die Ehre, in einer Broschüre mit mir zusammen angefallen zu werden. Ich muss an diesem Halunken ein Exempel statuieren, damit es andern als Warnung diene. Heute morgen habe ich Jack Hill aufgesucht, den, der die unglückliche Expedition gemacht hat; und es ist noch mehr Unheil geschehn; denn das Admiralsschiff seiner Flotte ist auf der Themse in die Luft geflogen, durch einen Unfall und die Unachtsamkeit eines Halunken, der, so meint man, Schiesspulver stehlen wollte; fünfhundert Leute sind verloren. Einzelheiten wissen wir noch nicht. Ich bin um sieben nach Hause gekommen und will fleissig sein; und Sie gehn spielen und Abendbrot essen; Sie leben zehnmal so glücklich wie ich; aber ich wäre zehnmal so glücklich wie Sie, wenn ich bei MD wäre. Heute habe ich auf der Strasse Jemmy Leigh gesehn, und er sagt mir, Sterne habe seit drei Wochen nicht mehr als einmal in seiner Wohnung geschlafen; er fürchtet, dass er schlimme Wege geht; er bleibt nur solange, bis er Sterne findet, damit der ihn begleitet; aber er kann keine Nachricht von ihm bekommen. Ich bat ihn, wenn er nach Chester kommt, sich nach der Kiste zu erkundigen; er verspricht es.

17. Der Staatssekretär und ich haben heute bei Brigadier Britton, einem seiner Freunde, gegessen. Die Dame des Hauses ist sehr schön, etwa fünfunddreissig; man sagt, sie habe sehr viel Witz; aber ich finde bei keiner von allen etwas, was MD die Stange halten könnte, so wahr ich hoffe, selig zu werden. Lord Schatzmeister ist bei schlechtem Befinden; er hat einen wunden Hals und Blasengries und Schmerzen in der Brust, wo er die Wunde gehabt hat; ich bete zu Gott, dass er ihn erhalten möge. Die Königin kommt nächsten Dienstag nach Hampton Court; die Leute kommen rasch in die Stadt, und ich muss MD's Brief beantworten, wozu ich kaum Zeit finden kann, obgleich ich den grossen Teil des Tages zu Hause bin. Lady Betty Germain und ich haben heute morgen bis auf den Tod um Whigs und Torys gestritten. Sie ist sehr dick geworden und sieht sehr gut aus. Biddy Floyd war dort, und mir scheint, dass sie durch die Pocken sehr verdorben ist.

Lord Schatzmeister ist immer noch nicht wieder wohl; und dadurch wird unser Brauch, heute bei ihm zu essen, durchbrochen. Er hat oft einen wunden Hals, und irgend wann wird er daran sterben, wenn er sich nicht mehr in acht nimmt. Es hiess in der Stadt, dass der arme Lord Peterborow in Frankfurt gestorben wäre; aber es geht ihm ein wenig besser, und die Königin schickt ihn nach Italien, wo ihm hoffentlich das warme Klima gut tun wird; er hat viel ausgezeichnete Eigenschaften, und wir haben einander riesig lieb. Ich war heute nachmittag in der Altstadt, wo ich ein wenig Fleisch gegessen und einiges mit einem Drucker erledigt habe. Ich werde Ihren Brief, wenn möglich, Samstag beantworten und dann diesen abschicken; um so die Tage wieder einzuholen, die ich in Windsor verloren habe, und mich dann fest an die vierzehntägige Frist zu halten. Jetzt kommt die Ombre-Zeit, und wir werden von nichts als Manley, Walls, Stoytes und dem Dechanten hören. Haben Sie keine neue Bekanntschaft geschlossen? Sie arme Mädchen! Niemand kennt MD's gute Eigenschaften. – Es ist sehr kalt; aber vor November will ich nicht heizen, das steht bombenfest. – Nun, als ich heute nach Hause kam, fand ich auf dem Tisch einen Brief von MD; wahrhaftig, ich war wütend, das heisst, auf mich selber; und mir wurde auch bange, als ich MD's Handschrift schon so bald erblickte; aus Furcht vor irgend etwas, ich weiss nicht wovor; schliesslich machte ich ihn auf, und alles stand ausgezeichnet, und es lag eine Anweisung über die zweihundert Guineen ein; immerhin ist es traurig, dass dieser Brief noch nicht fort und Ihr 21. noch nicht beantwortet war.

19. Ich war heute bei Frau Van eingeladen; ich sollte mit gewissen Leuten bei ihr essen, die nicht kamen; aber ich habe nichts gegessen als Heringe; Sie müssen wissen, dass ich kaum jemals von mehr als einem Gericht nehme, und das ist stets die einfachste Speise, die auf dem Tisch steht; so gefällt es mir am besten, und so, glaube ich, ist es am gesündesten. Sie lieben Seltenheiten; ja, das tun Sie; ich wollte, Sie hätten alles, was ich nur je irgendwo zu sehn bekomme. Ich ging früh nach Hause und begegnete dem Staatssekretär in seiner Sänfte; und er überredete mich, mit ihm zu Britton zu gehn, denn er sagte, er habe den ganzen Tag in den Geschäften gesteckt und noch nichts gegessen. Ich ging also mit, und die Zeit verstrich so schnell, dass wir bis zwei Uhr blieben; also können Sie mir glauben, dass es spät genug ist.

20. Heute ist alles verkehrt gegangen, weil ich gestern so lange aufgeblieben war. Lord Schatzmeister ist noch nicht wieder wohl und kann nicht nach Windsor gehn. Ich habe mit Sir Matthew Dudley gegessen und die Gelegenheit wahrgenommen, um ihm anzudeuten, dass er sein Amt verlieren wird, was mir sehr leid tut. Heute abend wurde ich bei einem Freund so lange aufgehalten, dass ich dies nicht mehr abschicken kann. Als ich an meiner Wohnung klopfte, fragte mich ein Bursche, wo Dr. Swift wohnte? Ich sagte ihm, der sei ich; er gab mir einen Brief, der aus dem Sekretariat kam, und ich gab ihm einen Schilling. Als ich oben war, erkannte ich Dingleys Handschrift; wahrhaftig, mir wurde bange, ich weiss nicht wovor. Schliesslich war es ein formeller Brief von Dingley über ihre Börsenangelegenheit. Nun, ich werde sie Montag erledigen und mit Tooke ordnen. Und jetzt, ihr Buben, zu Ihrem Brief. Ich meine den ersten, Nummer 21. Lassen Sie sehn; komm her, kleiner Brief; den Brief des Bischofs, den Raymond erwähnt, habe ich nicht erhalten; aber ich habe an Ned Southwell geschrieben, damit er den Herzog von Ormond bitte, mit Seinen Ehrwürden zu reden; er soll seine Unverschämtheiten lassen. Was zum Henker glauben Sie, dass ich hier für den Erzbischof täte? Sie haben da in Irland schöne Begriffe von mir, dass Sie mich zum Agenten des Erzbischofs von Dublin machen. – Ei, meinen Sie, ich machte mir etwas aus dem Undank Ihrer Leute für meine Dienste? Ich erlasse ihnen die Erstlinge ihres Undanks genau so leicht, wie ich ihnen den Erlass der andern verschafft habe. Der Lord Schatzmeister verschiebt seine Antwort an sie unaufhörlich, sonst wären sie längst zu schanden geworden. Denn er gedenkt das ganze Verdienst daran der Königin und mir zu geben und ihnen zu sagen, dass alles erledigt gewesen sei, bevor der Herzog von Ormond Statthalter war. Sie machen Besuche, Sie speisen ausser dem Hause, Sie sehn Freunde; Sie armer Teufel; Sie gehn zu Fuss von Finglass, Sie Katzenfuss. Schsch! Verbrennen Sie Ihre Erstlinge; schon wieder dabei! Stella hat zwanzig orthographische Fehler gemacht in ihrem Brief; ich schicke sie Ihnen auf der Rückseite dieses Blattes sämtlich zurück, damit Sie sie korrigieren; ich werde nicht einen übersehn. Nun, ich glaube, der Brief an Lord Oxford trug die Unterschriften von siebzehn Bischöfen. – Ich werde Ihnen durch Leigh ein paar Broschüren schicken. Erinnern Sie mich Montag daran, denn dann gehe ich zum Drucker; ja, und die Miszellaneen. Ich bin Walls riesig verbunden, aber durch die Art, wie ich ihn hier behandelte, habe ich es nicht verdient; denn ich habe ihn nur zweimal gesehn, und einmal en passant. Frau Manley hat das Ombre abgeschworen! Was, und es erscheint kein Komet? Es werden keine Ungeheuer geboren? Es wird kein Walfisch ans Land geschwemmt? Haben Sie nicht eine Ausflucht für sie erfunden? In ihren Jugendtagen kümmerte sie sich nicht soviel um Schwüre. Die Bücher, Frau Dingley, habe ich umsonst bekommen; aber den Wein überhaupt nicht; es war nur ein Versprechen. – Ja, meinem Kopf geht es im ganzen recht gut, nur hin und wieder eine kleine Drohung oder so. – Sie reden davon, dass ich ein paar grosse Männer miteinander versöhnt hätte. Ich will Ihnen etwas sagen. Gestern abend erzählte mir der Staatssekretär, er hätte herausbekommen, weshalb die Königin sich ihm gegenüber seit einigen Monaten so kühl gezeigt hat; ein Freund habe es ihm gestern gesagt; man hatte ihn nämlich in Verdacht, dass er mit dem Herzog von Marlborough unter einer Decke stecke. Dann sagte er, er habe über alles nachgedacht, was ich vor langem mit ihm besprochen hätte; aber er glaube, es sei nur meinem Argwohn und meinem Eifer und meiner Güte gegen ihn entsprungen. Ich erwiderte, ich hätte allen Grund, es sehr übel zu nehmen, wenn er glaube, ich kenne die Welt so wenig, dass ich mit einem grossen Minister aufs Geradewohl darauf los schwätzen würde; ich hätte oft zwischen ihm und dem Lord Schatzmeister vermittelt und einem jeden mitgeteilt, was ich dem andern gesagt hatte; und darüber habe ich ihn schon einmal aufgeklärt. Er sagte alles, was Sie sich denken können, um sich zu entschuldigen und meinem Verhalten Beifall zu zollen. Ich sagte ihm, ich wüsste dabei ganz genau, dass dieses mein Vorgehn der sicherste Weg sei, um mich wieder zu meinen Weiden nach Irland hinüberzuschicken; aber daraus machte ich mir nichts, wenn ich nur dem Reiche dadurch dienen könnte, dass ich sie zusammenhielte. Ich erinnerte ihn daran, wie oft ich dem Lord Schatzmeister, dem Lord Siegelbewahrer und ihm gesagt habe, dass alles von ihrer Einigkeit abhänge, und es sei mein Trost, wenn ich sähe, dass sie sich liebten; und jedem habe ich dann noch einzeln gesagt, dass mir diese Worte nicht nur so durch einen Zufall entschlüpft seien usw. Er war rasend, weil er in einem solchen Verdacht stand, und er schwört, dass er auf einen bessern Fuss kommen will oder überhaupt nicht mehr mitmacht; und ich sehe nicht, wie sie ihn unter diesen Umständen entbehren könnten. Ich hoffe, irgend einen Weg zu finden, wie man diese Geschichte ins Geleise bringen kann. Ich spiele eine ehrenwerte Rolle, die mir weder Ehre noch Lob eintragen wird. MD muss dafür um so besser von mir denken; sonst soll niemand etwas davon erfahren. Aber das ist für diesmal der Politik genug; den Anlass für sie hat mir Frau D. D. gegeben. Ich glaube, ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich jetzt eine Wohnung habe, die nicht schlecht riecht. – O Himmel! Die Brille. Nun, auch das werde ich Montag besorgen, obwohl es mir widerstrebt, mich für Leute verwenden zu lassen, aus denen weder Sie noch ich uns für einen Dreier etwas machen. Sind die acht Pfund von Hawkshaw in den neununddreissig Pfund fünf Schilling und zwei Pence einbegriffen?? Wie kann ich daraus ersehn, wie mein Konte steht? Können Sie nicht fünf oder sechs Zeilen schreiben, um es klarzustellen? Ich habe vierundvierzig Pfund jährlich, und acht Pfund von Hawkshaw macht zweiundfünfzig Pfund. Bitte, berichtigen Sie das und lassen Sie es mich wissen; das wäre das beste. – Und jetzt also habe ich Nummer 21 beantwortet, und Nummer 22 werde ich in meinem nächsten beantworten; dieser kann heute abend nicht mehr abgehn, soll aber Dienstag fort; und also gehn Sie an Ihr Spiel und verlieren Sie Ihr Geld, mit Ihren zwei Eiern für den Groschen; alberne Dirne! Sie witzig? hübsch!

21. Frau Van wollte mich heute wieder zum Essen haben; und ich war auch bei ihr, obgleich Lady Mountjoy zwei- oder dreimal geschickt hat, damit ich sie besuche und bei ihr esse, und sie ist eine kleine Person, die ich sehr gern habe. Seit drei oder vier Tagen hat mir mein Kopf abends ein wenig geschmerzt; aber es war kein Schwindel, also mache ich mir nicht viel daraus. Ich habe heute Lord Harley besucht, aber Lord Schatzmeister nahm Arznei, und so konnte ich ihn nicht sehn. Er hat viel Gries entleert, und es geht ihm besser; er spricht davon, Dienstag zu Hampton Court die Königin aufzusuchen; ich wünsche, dass er dazu imstande sei. Ich habe noch nie einen so schönen Sommertag erlebt wie den heutigen; wie steht es bei Ihnen, bitte? Und müssen Sie es denn immer vergessen, Sie unartige Weibstücke? Ich habe Lord Pembroke noch nicht gesehn. Es wird ihm leid tun, dass er Dilly verfehlt; ich wundre mich, dass Sie nichts darüber sagen, ob Dilly schon in Irland ist; wenn er nicht bald dort ankommt, so habe ich gewisse wunderliche Vermutungen; erraten Sie sie, wenn Sie können.

22. Ich habe heute mit Dr. Freind in der Altstadt bei einem meiner Drucker gegessen; ich fragte nach Leigh, konnte ihn aber nicht finden; ich habe vergessen, was für eine Art Schürze Sie wünschen. Ich muss in Ihren Briefen nachsuchen; eine Nadel in einem Heubündel. Ich habe Sterne Anweisungen gegeben, aber wo er zu finden ist, das weiss der Herr. Ich habe wegen der Brille gesprochen; einen Satz Examiners und fünf Broschüren besorgt, die ich entweder geschrieben oder an denen ich mitgearbeitet habe; nur die beste, die Rechtfertigung des Herzogs von Marlborough ist ganz von der Verfasserin der Atalantis. Ich habe Dingleys Angelegenheit mit Tooke geordnet; er übernimmt sie und versteht sie. Ich habe einen Band der Miszellaneen bestellt; was wollen Sie mehr? Es hat mich einen Schilling gekostet, nach Hause zu kommen; es regnet fürchterlich und hat schon morgens geregnet. Lord Schatzmeister hat einen schlimmen Tag und viel Schmerzen gehabt; seit er krank ist, schreibt er und erledigt seine Geschäfte in seinem Schlafzimmer. Der Mann ist behext; er wünscht mich zu sehn, und ich werde ihn verprügeln, aber er wird sich nicht für einen Dreier daraus machen. Ich bin ihrer aller halbwegs müde. Ich kann mich oft gegen dergleichen Gedanken nicht wehren und werde mich sicherlich fortstehlen, sobald ich es anständigerweise kann. Ich habe viele Freunde und viele Feinde; und die Feinde sind von Natur beständiger. Mich überläuft keinerlei Schauder bei dem Gedanken, in meine alten Verhältnisse zurückzukehren, wenn es Ihnen nur behagt; aber ich werde in Irland immer leben, wie ich zuletzt dort gelebt habe; ich werde dort nicht nach Einladungen jagen und auch nur mit sehr wenigen verkehren.

23. Morgens. Dieser Brief geht heute ab und soll nachher versiegelt werden. Lord Schatzmeister nimmt heute wieder Arznei; ich glaube, ich werde bei Lord Dupplin essen. Herr Tooke brachte mir einen Brief, der für mich an Morphew, den Buchhändler, adressiert war. Nach dem Stempel vermute ich, dass er aus Irland kommt; es ist eine Frauenschrift, und die Orthographie scheint absichtlich falsch zu sein; er ist in solchen Versen geschrieben, wie Harris Petition; verspottet mich, weil ich lustige Sachen schreibe, und nicht über theologische Dinge; der Inhalt entspricht dem des letzten Briefes vom Erzbischof, von dem ich Ihnen erzählt habe. Können Sie raten, von wem er war? Er ist nicht schlecht geschrieben; bitte, machen Sie es ausfindig; am Schluss steht ein lateinischer Vers, der richtig geschrieben ist; und doch ist das Englische an manchen Stellen, ich glaube mit Absicht falsch. Für mich ist wieder die Zeit der Plagen da. Ein junger Bursche brachte mir einen Brief von Richter Coote, der ihn für eine Leutnantsstelle auf einem Kriegsschiff empfiehlt. Er ist der Sohn eines gewissen Echlin, der vor Tisdall Gesandter in Belfast war; und ich habe noch ein paar weitere Kunden bekommen; aber ich werde meine Freunde so wenig wie möglich belästigen. Die naseweise Stella hat mich immer verhöhnt, weil ich mich in die Angelegenheiten andrer Leute mischte; aber jetzt werde ich dafür bestraft. Patrick hat mir die Kerze gebracht, und ich habe keinen Platz mehr. Leben Sie wohl, usw. usw. Folgt eine Liste der orthographischen Fehler.


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