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Brief XXVIII.

Windsor, den 11. August 1711.

Ich habe heute morgen meinen siebenundzwanzigsten mit der Eilpost nach London geschickt und ihn an Herrn Reading adressiert; dieser soll in Ihre Wohnung gehn, denn ich denke, Sie werden wieder dort sein, bevor er Sie erreicht. Ich gedachte heute das Rennen zu besuchen, wurde aber durch einen Besuch verhindert; ich glaube, ich habe Ihnen das schon in meinem letzten gesagt. Gegessen habe ich heute im Hofmarschallamt, wo ausser mir alle das Rennen gesehn hatten, und wir waren im ganzen zwanzig: eine sehr lärmende Gesellschaft; aber ich zog den Vizekammerherrn und zwei weitere Freunde mit mir an einen Seitentisch, um ein wenig Ruhe zu haben. Um sechs suchte ich den Staatssekretär auf, der wieder da ist; aber Lord Siegelbewahrer schickte zu mir, um mich zu bitten, ich möchte bei ihm zu Nacht speisen; ich bin bis jetzt bei ihm gewesen; Lord Schatzmeister und der Staatssekretär sollten beide zu uns kommen, aber beide blieben aus. Es ist spät, usw.

12. Heute morgen habe ich Lord Siegelbewahrer besucht, der mir Vorwürfe machte, weil ich ihn in Windsor niemals besuchte. Er hatte wunderbare Pfirsiche als Geschenk zugeschickt bekommen, und er kaute und kaute; ich aber wagte nicht eine einzige zu essen; ich wollte, Dingley hätte ein paar davon, denn die arme Stella kann Obst so wenig essen wie Presto. Dilly Ashe ist nach Windsor gekommen, und nach der Kirche nahm ich ihn mit in den Zirkel und sprach eigens mit dem Siegelbewahrer und dem Schatzmeister, um sie ihm zu zeigen, und er hat die Königin und mehrere grosse Herren und die Herzogin von Montague gesehn; er war ungeheuer glücklich und ist entschlossen, einen Brief an den Bischof damit zu füllen. Mein Freund Lewis und ich haben nüchtern mit Dr. Adams gegessen, dem einzigen Nachbarpräbendaren. Einer der Präbendaren hier ist kürzlich durch den Tod seines Vaters Pair geworden. Er ist jetzt Lord Willoughby of Brook und wird in seinem Talar im Oberhaus Platz nehmen. Zu Nacht habe ich heute mit Lord Schatzmeister, dem Staatssekretär und Prior bei Masham gegessen. Der Schatzmeister liess uns bis zwölf Uhr warten, bevor er von der Königin kam, und jetzt ist es nach zwölf.

13. Ich rechnete damit, heute nach London zu gehn; aber zufällig hat der Kabinettsrat nicht gestern abend Sitzung gehabt, sondern hat sie vielmehr erst heute, und also gehn wir morgen früh sechs Uhr. Heute habe ich das Rennen dadurch versäumt, dass ich zu spät kam, als alle Kutschen unterwegs waren; und reiten wollte ich nicht; meinen letzten Ritt habe ich noch drei Tage gespürt. Wir haben heute in der Wohnung des Staatssekretärs ohne ihn gespeist: Herr Hare, sein Unterstaatssekretär, Herr Lewis, Brigadier Sutton und ich assen zusammen, und ich liess den Vizekanzler einen Bissen mit uns nehmen, damit er nicht zu warten brauchte, bis seine Frau zurückkam, denn sie war zum Rennen gefahren. Der Grund, weshalb gestern der Kabinettsrat nicht abgehalten wurde, war der, dass der Staatssekretär Herr St. John nicht mit Ihrem Herzog von Somerset zusammensitzen wollte. So zwang man den Herzog heute, zum Rennen zu fahren, während der Kabinettsrat abgehalten wurde. Wir haben jetzt Konzerte in unsrer Stadt, und ich war neulich bei einer Probe, aber es gefiel mir nicht, und ich wollte auch nicht ins Konzert gehn. Habe ich Ihnen das schon einmal gesagt?

London, den 14. Wir sind heute in zwei Stunden und vierzig Minuten in die Stadt gefahren: zwanzig Meilen sind hier nichts. Ich fand einen Brief vom Erzbischof von Dublin vor; der Herr weiss, wie er mich erreicht hat. Er sagt, ein paar Bischöfe wollen kaum glauben, dass der Lord Schatzmeister den Erlass der Erstlinge bei der Königin durchgesetzt hat, bevor Lord Ormond zum Lord Statthalter erklärt wurde; die Bischöfe hätten jedoch dem Lord Schatzmeister einen Brief geschrieben, um ihm zu danken. Er hat mir die Adresse der Kirchenversammlung geschickt, in der diese Angelegenheit zum guten Teil dem Herzog zugeschrieben wird, der nicht mehr daran beteiligt war, als MD; denn wenn nicht MD gewesen wäre, so wäre ich nicht ein so guter Bewerber gewesen. Gegessen habe ich heute in der Altstadt bei einem Drucker, wegen eines kleinen Unheils. – Ich fand Frau Vanhomrigh in hellem Brand vor; sie zankte mit ihrem Wirt, dem Halunken; sie hat ihr Haus verlassen und ist ziemlich weit aus der Gegend fortgezogen. Ihre älteste Tochter ist mündig geworden und geht nach Irland, um nach ihrem Vermögen zu sehn und es in ihre eigne Hand zu nehmen.

15. Ich habe heute bei Frau Van gegessen, die heute abend in ihre neue Wohnung zieht. Um sechs suchte ich den Lord Schatzmeister auf; aber seine Gäste waren der Sitte entgegen schon gegangen; er selber hatte zu tun, und ich musste eine Weile warten, ehe ich ihn sprechen konnte. Wir waren kaum eine Stunde beisammen, da ging er fort, denn er hatte es eilig. Er bat mich, Freitag bei ihm zu essen, denn da wäre ein Freund von ihm bei ihm, den ich sehn müsste. My Lord Harley sagte mir, als er fort war, sein Vater habe Frau Masham gemeint, die in die Stadt gekommen sei, um sich hier entbinden zu lassen, und die ich noch nie gesehn habe, obwohl ihr Gatte zu unsrer Gesellschaft gehört. Gott gebe ihr eine leichte Zeit; ihr Tod wäre ein furchtbares Ereignis. – Wissen Sie, dass ich meinen ganzen Einfluss bei diesen grossen Ministern aufs Spiel gesetzt habe, um ein paar Missverständnisse zwischen ihnen zu beseitigen, und dass es mein Verdienst ist, wenn kein Bruch erfolgt? Es ist eine verdammt heikle Arbeit, und man läuft Gefahr, beide Seiten zu verlieren. Es ist schade, dass die Welt meine Tugend nicht kennt. – Ich dachte, die Geistlichkeit, die in Irland zur Kirchenversammlung vereinigt war, würde mir für meine Vermittlung danken, aber ich höre nichts von dergleichen. Bitte, sprechen Sie gelegentlich über dieses Thema und lassen Sie mich wissen, was Sie da hören. Kennen Sie die Grösse meines Geistes und wissen Sie, dass ich mir aus ihrem Dank nicht für einen Dreier mache? Aber bei meiner Rückkehr werde ich jedermann offen sagen, dass es das Werk des Lord Schatzmeisters war, an dem der Herzog von Ormond so wenig Anteil hatte wie eine Katze. Dann mögen sie pfeifen, ich aber will schlafen gehn.

16. Ich war heute in der Altstadt und habe bei Pontack gegessen, und zwar mit Stratford und zwei andern Kaufleuten Pontack war damals die beste Taverne in London; zugleich »Weinrestaurant«.. – Pontack sagte uns, obwohl sein Wein so gut sei, verkaufe er ihn billiger als andre; er nahm nur sieben Schilling die Flasche. Sind das nicht hübsche Preise? Die Bücher, um die er nach Hamburg geschickt hat, sind eingetroffen, aber noch haben sie das Zollamt nicht passiert. Meine Bibliothek wird sich fast verdoppeln, wenn ich heimkehre. Samstag werde ich noch einmal nach Windsor gehn, um unsre Gesellschaft zu treffen, die beim Staatssekretär zu Nacht speisen soll; aber ich glaube, ich werde Montag wiederkommen, und dann will ich Ihren Brief beantworten, der sicher hier unter dem Bogen liegt; – ich sehe ihn; lieg still; ich will dich beantworten, wenn die Enten den Dreck aufgefressen haben.

17. Ich habe heute mit Frau Masham beim Lord Schatzmeister gegessen; sie gleicht aufs genaueste einer Frau Malolly, die einmal in Trim meine Wirtin war. Sie wurde als Günstlingin mit ungeheurer Liebenswürdigkeit und Achtung behandelt. Es nützt nichts, wenn man diesen Lord Schatzmeister in Geschäften aufsucht und seien es auch seine eignen. Er hatte es eilig und bittet, dass ich morgen wiederkomme und bei ihm esse. Sein berühmter lügnerischer Pförtner ist erkrankt, und man glaubt, er werde sterben; ich wollte, ich hätte all meine halben Kronen wieder. Ich glaube, ich habe es Ihnen schon gesagt, dass er ein alter schottischer Fanatiker und in seinem Amt der verdammteste Lügner ist, den es auf der Welt geben kann. Ich habe Lust, Patrick als seinen Nachfolger zu empfehlen; ich habe ihn recht gut erzogen. Ich halte es für sicher, dass Sie jetzt wieder in der Stadt sind. Das Wetter beginnt jetzt zum Regen umzuschlagen.

Windsor, d. 18. Ich habe heute beim Lord Schatzmeister gegessen, und er zwang mich, mit ihm nach Windsor zu gehn, obgleich ich dem Staatssekretär meine Zusage gegeben hatte und ihm meine Entschuldigung schicken musste; wir hatten im Wagen ausserdem seinen Sohn und seinen Schwiegersohn, Lord Harley und Lord Dupplin; beide sind Mitglieder unsrer Gesellschaft, und sieben ihrer Mitglieder trafen sich heute abend auf eine Verabredung und assen zu Nacht beim Staatssekretär. Es war nach neun, als wir herkamen, aber es war ein schöner Mondscheinabend. Ich glaube, ich werde Montag wieder nach London gehn. Es ist sehr spät.

19. Die Königin ist heute nicht ausgegangen, sie hat einen kleinen Anfall von Gicht. Ich habe bei Herrn Masham gegessen; wir hatten nur Mitglieder unsrer Gesellschaft da, im ganzen sechs, und zu Nacht habe ich beim Lord Schatzmeister gespeist. Die Königin hat zwanzigtausend Pfund angewiesen, damit der Bau in Blenheim fortschreitet, der seit dem Ministerwechsel bis jetzt tot gelegen hat. Ich vermute, das soll der Lohn für seine letzte Aktion sein, weil er nämlich die französischen Linien durchbrochen hat. Lord Schatzmeister hielt mich bis nach zwölf fest.

London, d. 20. Es hat heute bei jedem Schritt unsrer Reise furchtbar geregnet. Ich bin nach einem Mittagessen, das aus kaltem Fleisch bestand, mit dem Staatssekretär zurückgefahren und dann zu Frau Van gegangen, wo ich den Abend hindurch gesessen habe. Ich werde sehr träge, weil ich sehr viel zu tun habe. Sagen Sie mir, wie Sie Ihre Zeit in Wexford verlebt haben; und sind Sie nicht von Herzen froh, dass Sie wohlbehalten wieder in Ihrer Wohnung bei St. Mary sind, bitte? Und also kommen Ihre Freunde und besuchen Sie; und Frau Walls geht es mit ihren Augen viel besser; und der Dechant ist genau wie immer; und was sagt Walls zu London? Er ist ein räsonierender Narr. Und Gevatterin Stoyte und Hannah Wieheisstsiegleich; nein, sie heisst ja garnicht Hannah, Katharina meine ich; Sie waren so froh, als Sie die Damen wiedersahn, und Frau Manley entbehrt schon die Gefährtin beim Ombre.

21. Ich habe heute an den Erzbischof von Dublin geschrieben und eine lange politische Broschüre beigelegt. Sie wissen, die Bischöfe sind alle wütend, dass (sehn Sie den Wachstropfen am untern Ende des Bogens?) ich der Welt gesagt habe, wie der Lord Schatzmeister die Erstlinge durchgesetzt hatte, längst ehe der Herzog von Ormond Statthalter war. Ich habe dem Lord Schatzmeister all das gesagt, und er ist sehr zornig; aber ich habe ihn wieder beruhigt, indem ich ihm sagte, dass sie Narren seien und nichts von dem wüssten, was hier vorgegangen ist; sie hätten gemeint, alles sei in Ordnung, wenn sie dem Herzog von Ormond dankten. Lord Schatzmeister gab mir neulich einen Dankbrief, den die Bischöfe von Irland ihm geschrieben haben und der siebzehn Unterschriften trug; er sagt, er will ihnen eine Antwort schicken. Heute sass der Dechant von Carlysle bis drei Uhr bei mir; dann ging ich zum Essen zum Lord Schatzmeister; der aber ass ausser dem Hause, und ebenso der Staatssekretär, und so sass ich in der Klemme. Es war fast vier, und ich ging zu Sir Matthew Dudley, der schon halb mit dem Essen fertig war. Thormhill, der Sir Cholmley Dering getötet hat, ist am letzten Montag Abend auf Turnham Green von zwei Leuten ermordet worden; als sie zustachen, riefen sie, er möge an Sir Cholmley Dering denken. Sie hatten sich zu Hampton Court gezankt; und sie folgten ihm und erstachen ihn zu Pferde. Wir haben nur einen Grubstreetbericht darüber, aber ich glaube, der ist wahr. Ich bin in der gleichen Nacht, nämlich gestern, über Turnham Green gekommen.

22. Wir haben seit zwei oder drei Tagen furchtbare Regengüsse gehabt. Ich wollte beim Lord Schatzmeister essen, besuchte aber Lady Abercorn, die in die Stadt gekommen ist, und My Lord; ich ass bei ihnen und ging erst abends zum Lord Schatzmeister. Sein Pförtner ist in der Besserung. Ich habe etwa drei Stunden bei My Lord gesessen und bin früh nach Hause gegangen, um fleissig zu sein. Als ich bei Whites Schokoladenhaus vorbeikam, rief mich mein Bruder Masham und sagte mir, seine Frau sei von einem Knaben entbunden worden, und beiden gehe es sehr gut. (Sie müssen wissen, dass wir in unsrer Gesellschaft alle Brüder sind.) Dr. Garth sagte uns, Herr Henley sei am Schlag gestorben. Sein Schwager, der Graf Poulet, ist auf die Grange hinuntergefahren, um für sein Begräbnis zu sorgen. Der Graf von Dandy, der älteste Enkel des Herzogs von Leeds, ein hoffnungsvoller junger Mann von etwa zwanzig Jahren, ist in Utrecht an den Pocken gestorben. Ich sehne mich danach, zu erfahren, ob Sie irgendwelche guten Wirkungen Ihres Wassers zu spüren beginnen. Mir scheint, dieser Brief kommt langsam vorwärts. Nächsten Samstag sind es vierzehn Tage her, seit er begonnen wurde, und noch ist nicht eine Seite voll. O, schämen Sie sich, Presto. Wahrhaftig, ich werde so zwischen Windsor und hier hin und her geworfen, dass ich nicht weiss, was ich sagen soll; aber wahrhaftig, ich gehe Samstag wieder nach Windsor, wenn man mich bittet, sonst nicht. Also, verlieren Sie wieder Ihr Geld, da Sie jetzt wieder zu Hause sind; los, Burschen.

Nehmen Sie Ihr Vergrösserungsglas, Frau Dingley.

Sie sollen dies nicht lesen, Bursche Stella; lesen Sie es um Gotteswillen nicht, fürchten Sie für Ihre lieben Augen.

Das genügt für diese Seite; diese Minister hindern mich.

Hübsche, liebe, kleine, ungezogene, naseweise MD.

Alberner, schafsköpfischer Presto!

23. Dilly und ich haben heute bei Lord Abercorn gegessen, und wir hatten eine schöne, fette Wildkeule, die auf der einen Seite wunderbar roch; und nach Tisch hat mir Dilly zu seiner grossen Zufriedenheit in seiner Wohnung beim Tricktrack eine halbe Krone abgewonnen. Die Stadt ist um diese melancholische Jahreszeit schäbig leer, aber ich denke, das Wetter beginnt besser zu werden. Die Wege sind so grundlos wie im Winter. Die Trauben sind erbärmlich, aber die Pfirsiche sind recht gut, und auch einige Feigen sind vorhanden. Ich wage es bisweilen, eine zu essen, aber ich bereue es immer. Sie sagen gar nichts von der Kiste, die ich vor einem halben Jahr abgeschickt habe. Ich wette, Sie bezahlten mir den Tee der Frau Walls. Ihre Mutter ist auf dem Lande, denke ich. Bitte, schicken Sie mir die Abrechnung MD's, Frau Dingley, wie sie seit November steht, das heisst, für dieses Jahr (ausgenommen zwanzig Pfund, die ich Stella für Wexford geliehn habe), denn ich kann in ihren Briefen nicht nachsehn. Ich glaube, ich habe Befehl gegeben, dass Hawkshaws Zinsen Ihnen ausgezahlt würden. Wenn Sie es wünschen, werde ich Parvisol schreiben, Sie hätten die zwanzig Pfund bezahlt, oder einen Teil davon; und also gehn Sie hin und spielen mit dem Dechanten, und morgen will ich Ihren Brief beantworten. Gute Nacht, Burschen, und haben Sie Presto lieb und seien Sie brav.

24. Ich habe heute beim Lord Schatzmeister gegessen, der mich ausschalt, weil ich gestern nicht bei ihm gegessen habe; es scheint, als hätte ich seine Einladung nicht verstanden; der Ministerklub ass zusammen und erwartete mich. Heute Abend ging Lord Radnor und ich auf dem Mall spazieren; der Staatssekretär begegnete uns und ging ein- oder zweimal mit; dann schlich er sich fort, und wir beide glaubten, dass er sich eine Dirne auflesen wollte; und morgen will er im Parlament vor die Königin treten; das ist der Lauf der Welt. Prior ist seit zwei Monaten nicht mehr in der Stadt gewesen, niemand wusste, wo er war; jetzt ist er wieder da. Manche behaupten zuversichtlich, dass er in Frankreich gewesen ist, und ich glaube es halt. Es heisst, er sei vom Ministerium ausgeschickt worden, um Friedensunterhandlungen anzuknüpfen. Der Staatssekretär behauptet, er wisse nichts davon. Ich glaube, Ihr Parlament wird aufgelöst werden. Ich habe mit dem Lord Schatzmeister über den Zank zwischen Ihrem Oberhaus und Unterhaus gesprochen; auf die Bitten einiger Leute habe ich darum ersucht, dass die Antwort der Königin auf die Adresse des Unterhauses eine Abneigung gegen gewisse Prinzipien usw. aussprechen möchte; aber ich habe eine zweifelhafte Antwort erhalten. Und jetzt zu Ihrem Brief, schöne Damen. Ich weiss, der Trunk ist schlimm; ich meine, das Schreiben ist schlimm, wenn man Wasser trinkt; und ich war böse, als ich soviel in Stellas Handschrift sah. Aber weshalb Dingley den Brunnen trinkt, das kann ich mir nicht vorstellen; aber natürlich, sie soll nur den Brunnen so gut trinken wie Stella; weshalb nicht? Ich hoffe, Sie werden jetzt nach Ihrer Rückkehr die gute Wirkung merken; bitte, geben Sie mir genau Bescheid. Ich freue mich, dass Sie gezwungen sind, sich Bewegung zu machen; ich glaube, die bekommt Ihnen ebenso gut wie das Wasser. Wir sind jetzt in der zweiten Hälfte des August; und also, Sie sind nach Ihrer Rechnung in Dublin. Es würde mich bis auf die Hunde ärgern, wenn zwischen Dublin und Wexford Briefe verloren gingen, die dem Salzmeer entronnen sind. Ich werde nicht mehr übereilt in jene scheussliche Stadt schreiben, das versichre ich Ihnen. Ich bin vier Sonntage nach einander in Windsor gewesen, und einmal volle 14 Tage; aber ich glaube, morgen werde ich nicht hinüberfahren; denn wenn der Staatssekretär mich nicht darum bittet, so werde ich es nicht tun. Ich kenne alle Ihre Neuigkeiten über den Bürgermeister; sie machen hier gar kein Aufsehn; wohl aber der Streit in Ihrem Parlament; es ist etwas ganz Aussergewöhnliches, und die Sprache des Unterhauses ist so sehr hübsch. Der Examiner hat schon seit einem Monat aufgehört; und die letzten fünf oder sechs Nummern waren sehr albern; aber es ist eine Broschüre erschienen, eine Antwort auf einen »Brief an die sieben Lords, die in der Sache Greeg die Untersuchung führten«. Die Antwort ist von dem wirklichen Verfasser des Examiners, wenigstens glaube ich es, denn sie ist sehr gut geschrieben Sie war von Swift selber. Greeg hatte der französischen Regierung Staatsgeheimnisse verkauft, und wurde im April 1708 gehängt..

Trapps Gedicht an den Herzog von Ormond ist hier gedruckt worden, und der Drucker hat genau elf Exemplare verkauft. Es sind langweilige Verse, nicht halb so gut wie die Stellas; und sie ist sehr bescheiden, wenn sie sich mit einem solchen Dichterling vergleicht. Frau Parnells Tod bekümmert mich sehr; sie schien eine ausgezeichnete junge Frau zu sein, und ich glaube, der arme Bursche trauert sehr; sie schienen vortrefflich mit einander zu leben. Dilly ist Englands keineswegs müde; er hat die Absicht, noch lange hier zu bleiben; es behagt ihm gewaltig, seinen beiden Schwägerinnen so fern zu sein. Er findet irgendwelche schäbigen Bekanntschaften; er geht bisweilen verkleidet ins Schauspiel, raucht seine Pfeife, liest hin und wieder ein wenig Schund und treibt sonst, der Herr weiss was. Ich sehe ihn ab und zu, denn er sucht mich auf, und da die Stadt leer ist, so werde ich von Besuchen weniger geplagt als gewöhnlich. Meine vielen Bittsteller bin ich dadurch los geworden, dass ich nichts mehr für sie tue; ich habe höchstens noch acht oder neun, und die will ich ebenso freundlich behandeln. Habe ich Ihnen von einem Ritter erzählt, der mich bat, mit dem Lord Schatzmeister zu reden, damit der ihm zweitausend Pfund oder fünfhundert Pfund jährlich gäbe, bis er etwas Besseres gefunden habe? Ich habe die Botschaft dem Lord Schatzmeister in aller Ehrlichkeit übermittelt und nur hinzugefügt, dass der Ritter ein Gelbschnabel sei, dem ich keinen Heller geben würde und wenn ich ihn dadurch vom Galgen retten könnte. Cole Readings Schwiegervater hat mich zwei- oder dreimal angepackt, damit ich dem Ministerium sein Licht empfehle; er versicherte mir, ein Wort von mir usw. Pflegte dieser Hund nicht immer schlecht von mir zu reden und zu beteuern, er hasse mich? Er weiss nicht, wo ich wohne, denn ich sagte ihm, ich lebte auf dem Lande; und ich habe Patrick Befehl gegeben, mich beständig vor ihm zu verleugnen. Ist nicht der Bischof von London in Wexford gestorben? Der arme Herr! Hat er den Brunnen getrunken? Sind Sie bei seinem Begräbnis gewesen? War es ein grosses Begräbnis? So weit von seinen Freunden entfernt! Aber er war sehr alt; wir werden ihm alle folgen. Und doch war es schade; wenn es Gott gefallen hätte. Er war ein guter Mann; nicht sehr gelehrt; ich glaube, er ist arm gestorben. Hat er irgend welche wohltätigen Legate hinter lassen? Wer hat die Sargdecke getragen? War viel Geistlichkeit zu sehn? Wird man ihm ein Grab errichten? Sind Sie sicher, dass es der Bischof von London war? Denn wir haben hier einen ältern Herrn, dem wir den gleichen Titel geben; oder ist das alles eine Phantasie, Ihrem Wasser entsprungen, wie andern aus ihrem Wein seltsame Dinge entspringen? Man sagt, dieser Brunnen verwirrt den Kopf, so dass die Leute sich Dinge einbilden, die niemals geschehn sind. Wird es Ihnen so leicht, einen Bischof zu töten? Sind das Ihre whiggistischen Streiche – ja, ja, ich sehe schon, Sie sind in Wut. »O, wahrhaftig,« sagen Sie, »Sie naseweiser Presto, ich werde Ihnen den Kopf einschlagen; wie, darf man nicht mehr berichten, wie man hört, ohne dass man zum Scherz und zum Gelächter gemacht wird? Ist das Ihre englische Art, zum Henker?« Und Sacheverell Siehe Band I Einleitung zum Appendix. wird der nächste Bischof werden? Er wäre froh, wenn er zweihundert Pfund im Jahr mehr hätte als jetzt; und das ist nach allem, was ich weiss, mehr als sie ihm geben werden. Er hasst das neue Ministerium, und die Minister hassen ihn und tun auch, als verachteten sie ihn. Sie wollen nicht zugeben, dass er der Anlass des letzten Ministerwechsels war; wenigstens einige von ihnen; aber der Lord Siegelbewahrer gestand es mir neulich zu. Nein, Herr Addison geht dies Jahr nicht nach Irland; er sagte, er würde es tun; aber er ist seiner Augen wegen mit dem Hirten-Dichter Philips nach Bath gegangen. So. jetzt bin ich Ihnen durchgegangen; und ich denke, dieser soll morgen abgehn; dann folgt er dem letzten in genau vierzehn Tagen; und somit ist alles wieder beim Alten, nachdem Ihr Ausflug nach Wexford und meiner nach Windsor vorüber sind. Stehn nicht viele Schreibfehler in meinen Briefen? Ich lese sie nie wieder durch und denke es mir. Was machen Sie dann? Erraten Sie, was ich meine, oder sind Sie schon mit der Art meiner Fehler bekannt? Als ich heute abend mit Lord Radnor spazieren ging, habe ich mein Taschentuch verloren; ich zwang ihn, mit mir danach zu suchen; aber gefunden habe ich es nicht. Tisdall (der neben mir wohnt) und ich, haben noch nicht mit einander gesprochen, und wir nahmen auch auf der Strasse den Hut nicht ab. Auch ein Vetter von ihm (so denke ich wenigstens), ein junger Pastor, wohnt im Hause; ein hübscher, adretter Bursche. Digh Tigh und seine Frau wohnten uns gegenüber; und man hat zwei- oder dreimal aus unserm obern Fenster gesehn, wie er sie schlug; sie sind beide nach Irland gegangen, aber nicht zusammen; und er schwört feierlich, dass er nie wieder mit ihr zusammen leben will. Die Nachbarn besinnen sich nicht, zu behaupten, dass sie eine Zunge habe; kurz, ich höre, sie sei der aufreizendste und beschwerlichste Satan, der je geboren wurde; und er ist ein hitziger, leichtfertiger Gelbschnabel, der lange nachträgt. Ich werde diesen untern Rand bis morgen aufsparen; ich bin schläfrig.

25. Ich war heute morgen beim Staatssekretär, der gewaltige Eile hatte und mit dem Lord Siegelbewahrer nach Windsor ging; so wurde ich nicht eingeladen und musste zu Hause bleiben, aber keineswegs gegen meinen Willen; denn selbst, wenn ich hätte gehn können, hätte ich es nicht getan. Ich habe mit einem meiner Drucker, dem ich die Gazette verschafft habe, in der Altstadt gegessen und bin früh nach Haus gekommen; und ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen, sondern will diesen Brief schliessen und durch den Nachtwächter schicken. Die Tage werden kurz, und das Wetter wird schlecht, und die Stadt ist hypochondrisch, und alles liegt so wunderlich, dass ich nicht fort kann; sonst würde ich, wie ich versprochen habe, auf ein paar Tage nach Oxford gehn. Man sagt, es sei sicher, dass Prior in Frankreich war. Niemand zweifelt mehr daran; ich hatte keine Zeit, den Staatsminister zu fragen; er war in so furchtbarer Eile. Nun, ich will von meinen teuersten MD auf eine Weile Abschied nehmen; denn ich muss heute Abend meinen nächsten Brief beginnen. Bedenken Sie das, junge Frauen; und bitte, seien Sie lustig und brav, und haben Sie Presto heb. Jetzt ist nur noch eine Angelegenheit übrig, für die die Minister mich brauchen; und wenn die erledigt ist, so werde ich von ihnen Abschied nehmen. Ich habe keinen Groschen von ihnen bekommen und erwarte es auch nicht. Meiner Meinung nach stehn einige Dinge sehr heikel; ich wage über diese Entfernung hinweg nichts zu sagen. Leben Sie wohl, liebe Burschen, Teuerste; bei MD ist Frieden und Ruhe, sonst nirgends. Man hat hier keine Ruhe, an Kleinigkeiten zu denken, und dass wir die Minister vielleicht zu Grunde richten; ich bin dreist genug gewesen. Leben Sie nochmals wohl, teuerste Halunkin; ich bin niemals glücklich, ausser wenn ich an MD schreibe oder denke. Von Höfen und Ministern habe ich genug, und ich wollte, ich wäre in Laracor; und wenn ich in diesem Augenblick in Ehren fortkommen könnte, so würde ich es tun. Bernage hat mich heute aufgesucht; er ist gerade aus Portugal gelandet, und er ist gekommen, um Rekruten auszuheben; er sieht sehr gut aus, und seine Stellung und seine Lebensweise scheinen ihm zu gefallen. London oder England hat er in seinem Leben noch nicht gesehn; er ist von Kent entzückt, denn das war sein erster Anblick, als er landete. Leben Sie nochmals wohl, usw. usw.


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