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Brief XLII.

London, den 23. Februar 1711-12.

Nachdem ich meinen letzten Brief auf die Post getragen habe, muss ich diesen jetzt damit beginnen, dass ich MD sage, dass ich beim Staatssekretär gegessen habe; er ist erkältet und nicht wohl und fiebrisch. Trotzdem will er heute abend um sechs gegen meinen Willen in den Kronrat gehn. Der Staatssekretär ist bei weitem der grösste Bürgerliche in England; um ihn dreht sich das ganze Parlament, das ohne ihn nichts beginnen kann; und wenn er am Leben und bei Gesundheit bleibt, wird er, so glaube ich, eines Tages an der Spitze der Geschäfte stehn. Ich habe ihm bisweilen gesagt, wenn ich ein Dutzend Jahre jünger wäre, so würde ich mich um seine Gunst bewerben und ihm mein Schicksal anvertrauen. Aber was fragen Sie nach all dem. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht, als ich zuerst mit diesem Ministerium bekannt wurde, eines jeden Namen und Charakterskizze geschickt habe; dann hätten Sie würdigen können, was ich Ihnen schreibe, zumal, wenn ich Sie in die Einzelheiten der Geschäfte eingeweiht hätte; aber genug davon. Nacht, kleine Halunkinnen!

24. Ich ging heute in der Frühe zum Staatssekretär, dem nicht wohl ist. Als ich dort war, kamen Sir Thomas Hanmer und der Kanzler des Schatzamts, und er wollte mich nicht fortlassen; so kam ich nicht in die Kirche, sondern musste mit ihnen bis Mittag in der Angelegenheit arbeiten, von der ich Ihnen in meinem letzten gesagt habe. Die beiden andern gingen, und ich ass bei dem Staatssekretär und merkte, dass mein Kopf keineswegs in Ordnung war; kein offener Anfall; und den ganzen Tag hindurch ist mir nicht wohl gewesen. Es hat mich ein wenig erschüttert. Ich bleibe bisweilen bei Lord Masham sehr lange auf und habe seit mehreren Tagen sehr viel geschrieben; aber beides soll anders werden, denn ich habe jetzt sehr wenig zu tun und hoffe, es wird nichts mehr kommen; und ich bin entschlossen, diesen Sommer in Irland sehr viel zu reiten. Ich habe heute abend Frau Wesley aufgesucht, der es seit einem Monat etwas besser gegangen ist; sie spricht davon, in einigen Wochen nach Bath zurückzukehren. Unser Friedensschluss kommt nur langsam vorwärts; die Holländer spielen Streiche, und wir betreiben ihn nicht so energisch wie wir sollten. Der Fehler unsres Hofes ist das Zaudern, und das tut die Königin sehr reichlich, und der Schatzmeister auch nicht wenig. Aber bitte, liebe MD, lassen Sie uns ein wenig von Ihrem Leben und Verkehr wissen. Spielen Sie Ombre und besuchen Sie den Dechanten und Gevatterin Stoyte und Walls und Manleys, alles wie immer? Ich muss einen Brief von Ihnen bekommen, um die andre Seite dieses Bogens zu füllen. Lassen Sie mich wissen, was Sie treiben? Lebt meine Tante noch? O, bitte, da es mir gerade einfällt, sein Sie so gut und gehn Sie zu meiner Tante und beachten Sie das Bild meines Urgrossvaters; Sie wissen, er hat einen Ring am Finger mit einem Anker darauf und einem Delphin darum; ich glaube, am Fuss des Bildes ist dasselbe Wappen noch mit einem andern zusammengestellt, dem, so vermute ich, meiner Urgrossmutter. Wenn es so ist, so ist das ein stärkeres Argument als das Siegel. Und bitte, sehn Sie nach, ob Sie meinen, dass dieses Wappen mit dem Bild zu gleicher Zeit gemalt worden ist oder ob es von einer spätem Hand stammt; und fragen Sie meine Tante, was sie davon weiss. Aber vielleicht ist auch gar kein Wappen auf dem Bild, und ich habe es nur geträumt. Meine Absicht dabei ist die: ich will hier einen Heraldiker fragen, ob ich dieses Wappen benutzen sollte oder eins in Guillims grossen Foliowerk über die Heraldik, wo mein Onkel Godwin mit einem andern Wappen (drei Hirschen) genannt wird. Die ist ein trauriges Geschreibsel; also Nacht, MD.

25. Ich war heute morgen wieder beim Staatssekretär, und wir haben zwei Stunden lang gearbeitet; und dann gingen wir zusammen in den Park, in den Hyde-Park, meine ich; er ging spazieren, um seine Erkältung zu heilen, und wir wollten uns zwei arabische Pferde ansehn, die dem Lord Schatzmeister vor einiger Zeit geschickt worden sind. Der Wagen des Herzogs von Marlborough holte uns ein, und darin sassen Seine Gnaden und Lord Godolphin; aber zu unsrer grossen Genugtuung sahen sie uns nicht; denn wir beide wünschten nicht, dass diese beiden Lords uns zusammen sähen. Ein halbes Dutzend Damen ritten da wie Kavaliere, um die Luft zu geniessen. Meinem Kopf geht es heute besser. Ich habe beim Staatssekretär gegessen; aber wir haben nach Tisch nicht mehr gearbeitet, und um sechs ging ich in die Felder. Die Tage sind jetzt rein und lang geworden. Dann habe ich Percival und seine Familie besucht, die ich, seit sie in der Stadt sind, erst einmal gesehn hatte. Sie gehn im nächsten Monat nach Bath. Die Gräfin Doll von Meath ist eine solche Eule, dass man mich, wohin ich auch komme, fragt, ob ich die und die irische Dame und ihre Figur und ihren Aufputz kenne. Ich bin früh nach Hause gekommen und habe mich damit amüsiert, einen von Rymers Bänden durchzusehn, die Urkunden des Tower; und es behagt mir sehr, wenn ich mir sagen kann, dass ich keine dringende Arbeit auf dem Halse habe. Meine dritte Erkältung ist noch nicht vorüber; ich huste bisweilen und bin morgens nicht in Ordnung. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich glaube, Lady Mashams heisse Zimmer seien daran schuld? Ich habe noch niemals solche Schwitzbäder erlebt; und auf Ehre, ich glaube, dass sowohl My Lord und sie, wie auch Lord Schatzmeister, der Staatssekretär und ich darunter gelitten haben. Wir haben alle zugleich eine Erkältung gehabt; ich aber gehe zu Fuss nach Hause. Nacht, liebe Halunkinnen.

26. Ich habe wieder beim Staatssekretär gearbeitet. Wir haben einige Papiere durchgelesen und viel erledigt. Ich habe bei ihm gegessen, und nach Tisch wollten wir weiter arbeiten; aber nach Tisch ist nach Tisch – ein alter Spruch, und ein wahrer: Viel Einschenken bringt wenig Denken. Wir hatten Gesellschaft bei uns, und es liess sich nichts machen, so dass ich morgen wieder hingehn muss. Ich habe jetzt nichts zu tun; das Parlament wird auf Empfehlung der Königin eine Methode finden müssen, um öffentliche Beleidigungen zu verhindern; ich denke mir, das wird auch Broschüren treffen. Ich weiss nicht, was für eine Methode sie wählen werden, aber es kommt in ein oder zwei Tagen dran. Heute morgen habe ich von unten nach oben besucht. Erst war ich beim Herzog von Ormond und wünschte ihm Glück, weil er zum General in Flandern ernannt worden ist; dann ging ich eine Treppe hinauf und setzte mich zu der Herzogin; dann ging ich eine zweite Treppe hinauf und machte Lady Betty einen Besuch und bat schliesslich ihre Zofe, sie möchte in die Dachstube hinaufgehn, damit ich eine halbe Stunde bei ihr verbringen könnte; aber sie war jung und hübsch und wollte nicht. Der Herzog ist diese Woche unser Präsident, und ich habe, um des guten Beispiels willen, eigens ein kleines Diner bestellt. Nacht, liebste Halunkinnen.

27. Ich war heute morgen wieder beim Staatssekretär; aber wir haben nur mit Sir Thomas Hanmer ein paar Papiere durchgelesen; dann sprach ich beim Lord Schatzmeister vor; es war der Tag seines Levers, aber ich ging in sein Schlafzimmer hinauf und sagte dort, was ich zu sagen hatte. Als ich hinunter kam, habe ich in den Saal hineingespäht, wo hundert Narren warteten; und zwei Strassen standen voller Wagen. Ich habe in der Altstadt bei meinem Drucker gegessen und kehrte um sechs zum Lord Schatzmeister zurück, der mich zum Essen eingeladen hatte; doch ich hatte abgelehnt. Ich blieb ein oder zwei Stunden sitzen und ging dann zu Lord Masham. Sie waren alle aus. Da ging ich denn nach Hause und las, was mir nur nahe kam. Ich kann jetzt sitzen und müssig sein, was ich seit mehr als einem Jahr nicht mehr gekonnt habe. Doch will ich bis zum Schluss der Sitzung bleiben, um zu sehn, ob sie noch weitere Befehle für mich haben; ich denke, es wird Ende April werden. Etwas früher freilich kann ich gehn, denn ich hoffe, bis dahin wird alles zu Ende sein, und wir werden entweder einen sicheren Frieden oder einen sicheren Krieg haben. Die Minister suchen durch Lotterien neue Geldquellen zu erschliessen, und wir tun, als sollte der Krieg weitergehn; aber ich glaube, es wird anders kommen. Es ist jetzt recht spät, junge Frauen; also sage ich Ihnen gute Nacht, meine lieben Mädchen.

28. Ich habe ein paar Bücher in eine grosse Kiste gepackt, die ich gekauft habe, und ich muss noch eine zweite für Kleider und Gepäck kaufen. Das ist der Anfang des Umzugs. Ich lasse mir aus Holland ein Dutzend Hemden kommen und denke mir noch einen zweiten neuen Talar und Hut zu kaufen. Ich will wie ein feiner Herr hinüberkommen und eine lange Zeit in Irland nichts mehr für Kleider ausgeben. Ich habe heute abend an den Rektor geschrieben. Heute trat wie gewöhnlich unsre Gesellschaft zusammen, und wir waren vierzehn, ausser dem Grafen von Arran, den sein Bruder, der Herzog von Ormond, wider alle Ordnung mitgebracht hatte. Wir waren furchtbar entrüstet; aber nach einigem Geflüster endete es damit, dass wir Lord Arran zum Mitglied unsrer Gesellschaft wählten; ich widersprach dem in sein Gesicht hinein, aber es ging gegen meine Stimme mit allen andern durch.

29. Es ist ein Schaltjahr. Am heutigen Tage wurde Prinz Georg geboren. Die Leute irren sich, und hier meinen einige, es sei der St. Davidstag; aber sie verstehen das Wesen des Schaltjahrs nicht. Ich habe jetzt nichts zu tun, Bengels, und habe den ganzen Tag wie Gumdragon gelesen; und doch habe ich heute morgen einem Drucker ein paar Kleinigkeiten diktiert. Ich habe bei einem Freund ganz in der Nähe gegessen, und das Wetter war so entmutigend, dass ich nicht spazieren gehn konnte. Ich ging früh nach Hause und habe zweihundert Seiten Arrian gelesen. Alexander der Grosse ist eben gestorben; ich glaube nicht, dass er vergiftet wurde; unter uns, all das sind eitle Geschichten; es steht fest, dass weder Ptolemäus noch Aristobulus es glaubten, und sie waren beide bei ihm, als er starb. Es ist schade, dass wir ihre Geschichten nicht besitzen. Das Gesetz, nach dem Parlamentsmitglieder nicht mehr soviele Stellungen haben dürfen, ist im Unterhaus durchgegangen; und dem Ministerium zum Trotz wird es auch im Oberhaus durchgehn; Sie wissen, es bedeutet eine grosse Einschränkung der Macht der Königin. Vier von den neuen Lords haben in dieser Sache gegen das Ministerium gestimmt. Es ist sicherlich ein gutes Gesetz unter der Regierung eines schlechten Fürsten, aber mir scheint, vorläufig sind die Dinge dafür noch nicht genug zur Ruhe gekommen. Und vielleicht braucht der Hof einmal in irgend einer Klemme eine Majorität. Nacht, liebste Halunkinnen. Haben Sie Pdfr. lieb.

Den 1. März. Ich ging in die Stadt, um mich nach dem armen Stratford zu erkundigen, der sich dem Oberhofgericht als Gefangener gestellt hat, wofür seine Freunde ihn sehr tadeln, weil seine Gläubiger die Absicht hatten, sehr milde gegen ihn zu sein. Er griff nach zuviel Dingen auf einmal, und das hat ihn zu Grunde gerichtet. Ein Umstand, der sich auf Generalleutnant Meredith bezieht, ist sehr melancholisch; Meredith wurde im letzten Jahr all seiner Ämter enthoben und hatte noch etwa 10 000 Pfund, um davon zu leben. Stratford bat ihn auf Grund ihrer Freundschaft, sie für Meredith verwalten zu dürfen und sie aufs beste in Papiere und Aktien zu stecken; und jetzt hat er alles verloren. Sie haben mich oft von Stratford reden hören; wir waren auf der Schule und der Universität Klassengenossen. Ich habe heute bei einigen mit ihm befreundeten Kaufleuten gegessen, und sie sagten, sie hätten diesen seinen Zusammenbruch seit langem erwartet. Ich habe ihm von den Friedensunterhandlungen Mitteilung gemacht, als es noch ein Geheimnis war; er hätte guten Gebrauch davon machen können, aber es hat nur mit geholfen, ihn zu ruinieren; denn er gab Geld her, weil er darauf rechnete, dass mittlerweile tatsächlich schon Frieden herrschen und also die Kurse steigen würden. Ford hätte um ein Haar durch ihn 500 Pfund verloren und ich auch. Nacht, meine beiden liebsten Leben MD.

2. Morgens. Heute morgen wurde ich um drei Uhr geweckt; mein Diener und die Leute vom Hause erzählten mir von einem grossen Feuer am Haymarket. Ich schlief wieder ein, und zwei Stunden darauf kam mein Diener noch einmal wieder herein, und sagte mir, es sei das Haus meines armen Bruders Sir William Wyndham, das brenne; und zwei Mädchen, die aus Angst vor dem Feuer aus den Fenstern eines obern Stockwerks hinausgesprungen wären, seien beide auf den Kopf gestürzt, die eine auf die Eisengitter vor der Tür; und beide lägen tot auf der Strasse. Man nimmt an, dass es irgend eine Nachlässigkeit der einen oder beider Mädchen gewesen ist. Der Herzog von Ormond war dort und half das Feuer löschen. Bruder Wyndham hat erst vor wenigen Monaten 6000 Pfund für dieses Haus gezahlt, wie er mir sagte, und es war sehr reich eingerichtet. Ich werde abends weitere Einzelheiten erfahren. – Abends. Wyndhams junges Kind ist nur eben gerettet worden; Lady Catherine floh barfuss; sie sind alle ins Northumberland House gegangen. Herrn Bridges Haus nebenan hat sehr gelitten und wäre fast mit verbrannt. Wyndham hat durch diesen Unfall fast 10 000 Pfund verloren. Seine Frau für über tausend Pfund an Kleidern. Es war ein furchtbares Unglück. Er war heute nicht bei Hofe. Ich habe bei Lord Masham gegessen. Die Königin war nicht in der Kirche. Nacht, MD.

3. Bitte, sagen Sie Walls, dass ich mit dem Herzog von Ormond und Herrn Southwell über die Sache seiner Freundin gesprochen habe; ich sehe, dass sie meine Vermittlung nicht erst brauchte; beide sagten mir, es würde geschehn. Ich habe Herrn Southwell gegenüber auch seine eigne Angelegenheit erwähnt, und ich hoffe, dass die auch erledigt wird, denn Southwell scheint es für angemessen zu halten, und ich werde ihn noch wieder daran erinnern. Sagen Sie ihm nur das. Die Einzelheiten brauchen Sie nicht zu kennen. Es sind Geheimnisse; das eine ist die Pension für Frau South; das andre seine Entschädigung von der Regierung für die Zehnten des Parks, die in seinem Kirchspiel liegen, und die zum Gehalt geschlagen werden sollen; aber davon dürfen Sie nichts wissen, es sind Geheimnisse, und wir müssen sie vor ›undezogne Mädkens‹ verbergen. Ich habe in der Altstadt bei meinem Drucker gegessen, mit dem ich eine kleine Angelegenheit hatte. Ich habe jetzt keine grosse Arbeit mehr auf dem Hals. Ich war heute morgen beim Lord Schatzmeister, und was fragen Sie danach? Sie haben heute beim Dechanten gegessen. Montag ist Pastors Feiertag. Und Sie haben durch die Karten und Würfel Ihr Geld verloren; die sind Teufelswerk. Jetzt also will ich ins Bett. Nacht, meine zwei liebsten MD.

4. Ich habe heute bei der armen Frau Wesley gesessen, die mich zum Essen nötigte. Es geht ihr viel besser. Ich bete von Herzen für sie um Gesundheit, und zwar aus herzlicher Liebe zu ihrem Gatten. Der Tag ist sehr bedeutungslos verstrichen. Aber es ist mir jetzt ein grosser Trost, dass ich nach Hause gehn und lesen kann und nichts zu schreiben brauche. Ich war heute abend bei Lord Masham und blieb bis eins. Lord Schatzmeister war auch da; aber mir war, mir war, als sähe er melancholisch aus; genau wie er es zu Beginn der Sitzung tat; und er war nicht so lustig wie gewöhnlich. Kurz, die Majorität im Oberhaus ist schwach, und er hat viel zu tun, um sie aufrecht zu erhalten; er ist auch nicht imstande, die Entlassungen durchzuführen, wie er wollte, und seine Freunde zu verpflichten; ich fürchte, er kümmert sich nicht genug darum; oder besser, er kann nicht alles selber tun und will keine andern benutzen; das ist, wie ich Ihnen schon oft gesagt habe, sein grosser Fehler. Es ist spät. Nacht, MD.

5. Ich wünsche Ihnen ein fröhliches Fasten. Ich hasse die Fastenzeit; ich hasse die andre Kost, den Weizenbrei mit Butter und die Kräutergrütze und die sauren andächtigen Gesichter der Leute, die die Frömmigkeit nur auf sieben Wochen anziehn. Ich war heute morgen im Bureau des Staatssekretärs; und dort brachte mir ein Herr zwei Briefe, die vom letzten Oktober datiert sind; einen vom Bischof von Clogher und einen von Walls. Der Herr heisst Oberst Newburgh. Ich glaube, Sie erwähnten ihn mir gegenüber vor einiger Zeit; er hat im Oberhause zu tun. Ich will ihm dienen, soweit ich kann. Der Bericht des Unterhauses ist gedruckt; ich habe ihn noch nicht gesehn; er ist verdammt streng, sagt man. Ich habe bei Dr. Arbuthnot gegessen und erhielt ein echtes Fastenessen, nicht so sehr nach den Gerichten, sondern nach der Hypochondrie; denn seine Frau und ein oder zwei Kinder liegen krank im Hause, und das war ebenso betrüblich wie der Fisch. Wir haben seit ein paar Tagen wundervolles sehr kaltes Frostwetter gehabt. Ich hoffe, Sie nutzen das aus und gehn hin und wieder spazieren. Wenn ich Sie bitte, spazieren zu gehn, so beantworten Sie diesen Teil meiner Briefe niemals. Ich muss meinen Atem sparen, um meine Fastengrütze abzukühlen. Sagen Sie Jemmy Leigh, sein Bursche, der ihn bestohlen hat, tauche in der Stadt auf; Patrick hat ihn ein- oder zweimal gesehn. Ich wusste gar nicht, dass er bestohlen worden war, bis Patrick mir sagte, er hätte den Jungen gesehn. Ich wollte, Sterne wäre der Bestohlene, dann hätte er seine Strafe für die verlorene Kiste; der Henker soll ihn holen. Nacht, MD.

6. Ich höre, dass Herr Prior durch Stratfords Zusammenbruch gelitten hat. Gestern habe ich Prior besucht; er befindet sich nicht wohl, und mir war, als sähe er melancholisch aus. Er kann es sich schlecht leisten, Geld zu verlieren. Ich bin vor Tisch eine ganze Zeitlang mit Lord Arran und Lord Dupplin, zweien meiner Brüder, auf dem Mall spazieren gegangen; dann gingen wir essen, und der Herzog von Beaufort war unser Präsident. Wir waren heute nur elf. Wir sind jetzt im ganzen neun Lords und zehn Bürgerliche. Der Herzog von Beaufort hatte die Stirn, seinen Schwager, den Grafen von Danby, zum Mitglied vorzuschlagen; aber ich trat seiner Wahl so warm entgegen, dass man davon absah. Danby ist noch nicht über zwanzig, und wir wollen keine Knaben mehr haben; es fehlen nur noch zwei, um unsre Zahl voll zu machen. Ich blieb bis acht, und dann gingen wir alle nüchtern davon. Letzte Woche hat die Bewirtung des Herzogs von Ormond 20 Pfund gekostet, obgleich es nur vier Gerichte gab, ohne Dessert; und dabei hatte ich es eigens bestellt, damit es billig würde. Und doch konnte ich nicht damit durchdringen, dass wir das Haus wechseln wollten. Lord Schatzmeister ist wütend auf uns, weil wir so verschwenderisch sind; und der Wein war auch noch nicht eingerechnet, denn den bringt immer der Präsident mit. Nächste Woche soll Lord Orrery präsidieren, und ich will sehn, ob es sich nicht billiger machen lässt; sonst werden wir das Haus verlassen. Masham nötigte mich heute abend mit sich nach Hause, um gekochte Austern zu essen. Nehmen Sie Austern und waschen Sie sie sauber; das heisst, waschen Sie die Schalen sauber; dann tun Sie Ihre Austern in einen irdenen Topf, die hohle Seite nach unten; dann setzen Sie diesen Topf zugedeckt in einen grossen Kessel mit Wasser, und so lassen Sie sie kochen. Ihre Austern kochen in der eignen Flüssigkeit, unvermischt mit Wasser. Lord Schatzmeister war nicht bei uns; er war heute recht krank, hatte Schwindel im Kopf und ist gegangen, um sich schröpfen zu lassen; er schickte zu Lady Masham, sie möchte ihn bei der Königin entschuldigen. Nacht, liebe MD.

7. Ich war heute wegen des Antrags eines Freundes im Oberhaus. Dann setzte ich bei Westminster Stairs übers Wasser nach Southwark und ging durch St. Georges Fields zur Münze; das ist das Bereich des Gefängnisses des Oberhofgerichts, wo Stratford in einer Sackgasse wohnt; er hatte mir geschrieben, ich möchte zu ihm kommen, aber er war an die Börse gegangen. Ich dachte, er hätte mir etwas über seine eignen Angelegenheiten zu sagen. Ich fand ihn in seinem gewohnten Kaffeehaus und ging mit ihm in seine alte Wohnung und ass mit ihm und seiner Frau und andern Gästen. Sein Anliegen bestand in der Bitte, dass ich bei den Ministern für seinen Schwager Ben Burton aus Dublin, den Bankier, Fürsprache einlegen möchte; denn der wird gleichfalls, so hören wir, in Ungelegenheiten kommen, weil er falsche whiggistische Nachrichten ausgesprengt hat. Ich hasse Burton und habe Stratford das gesagt; und ich werde dem Herzog von Ormond raten, dies zu benutzen, um den Burschen in Angst zu halten. Frau Stratford sagt mir, die Gläubiger hätten ihrem Gatten die Erlaubnis gegeben, seine Forderungen im Ausland einzuziehn; und sie hofft, dass er alle bezahlen wird. Er war heiterer, als ich ihn seit langem gesehn habe. Ich bin heute viel marschiert. – Nacht, liebste Halunkinnen.

8. Heute vor einem Jahr fand das Attentat auf Herrn Harley statt; aber er ist krank und nimmt heute Arznei, so höre ich (denn es ist Morgen); und er kann den Kronrat nicht, wie er wollte, bei sich haben, und auch mich nicht, um das Tischgebet zu sprechen. Ich will ihn besuchen. Bitte, lesen Sie den Bericht, es ist das feinste, was je geschrieben wurde. Einiges davon zeigt Pdfrs Stil; aber nicht sehr viel. Es ist der Jahrestag der Thronbesteigung der Königin. Also ein grosser Tag. Ich gehe an den Hof und werde bei Lord Masham essen; aber ich muss auf der Stelle den Staatssekretär aufsuchen, weil ich Geschäfte mit ihm habe; also will ich dies versiegeln und selbst auf die Post bringen. Leben Sie wohl, liebste Herzen und Seelen, MD MD MD FW FW FW ME ME Lala lala lala Burschschen lala.


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