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Brief L.

Kensington, den 17. Juli 1712.

Ich bin es müde, an diesem Ort zu leben und freue mich, dass ich ihn bald verlassen werde. Die Königin geht Dienstag nach Windsor, und ich werde ihr drei oder vier Tage darauf folgen. Ich komme hier zu nichts, denn ich gehe früh in die Stadt, komme spät heim, und esse bei Lady Masham zu Nacht. Heute habe ich in Kew beim Herzog von Argyle gegessen; und heute abend wollte ich nicht zu Hofe gehn, um an MD zu schreiben. Der Bischof von Clogher ist seit vierzehn Tagen hier; ich sehe ihn, so oft ich kann. Der arme junge Herr Ashe hat eine arge Röte im Gesicht; es ist die Rose; sein Gesicht ist ganz geschwollen und wird an der Backe aufbrechen, aber keine Gefahr. Seit Dünkirchen in unsern Händen ist, ist Grub Street sehr fruchtbar gewesen. Pdfr hat in der letzten Woche fünf oder sechs Grubstreetflugblätter geschrieben. Haben Sie Tolands Einladung an Finster gesehn? Oder das Holla hinter Finster? Oder die Ballade auf Dünkirchen? Oder den Nachweis, dass Dünkirchen nicht in unsern Händen ist? Bah, Sie haben ja gar nichts gesehn. Ich sterbe hier vor dem heissen Wetter; und doch gehe ich jeden Abend zu Fuss nach Hause und glaube, es tut mir gut; aber meine Schulter ist noch nicht in Ordnung; Jucken und Kratzen und leichte Schmerzen. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich Ford mit zweihundert Pfund Gehalt ausser den Sporteln zum Gazetteer gemacht habe? Ich habe jüngst einen Brief von Parvisol bekommen, der mir sagt, dass mein Kanal sehr schön aussieht; ich sehne mich danach, ihn wiederzusehn; aber gar keine Äpfel; wieder alle brandig. Er sagt mir, im August werde eine dreijährige Visitation stattfinden. Ich muss Raymond eine neue Vollmacht schicken. Und jetzt will ich Ihren Brief Nummer 33 beantworten, der vom 17. Juni datiert ist. Ppt schreibt trotz ihres Wassers so gut wie nur je. Ich wünsche so oft und so herzlich wie Ppt, ich wäre nie hergekommen. Was hatte ich hier zu suchen? Ich habe davon gehört, dass der Bischof auf mich schilt; aber ich dachte nicht, dass es war, weil ich nie an ihn geschrieben habe. Ich würde gern an ihn schreiben, aber ich weiss nicht, was ich ihm sagen soll. Ich sehe, ich bin dem Rektor verpflichtet, weil er den Bischof daran gehindert hat, unverschämt zu werden. Ja, Frau DD, aber Sie wären nicht zufrieden, wenn Pdfr Ihnen Briefe von 6 Zeilen schriebe, und auch nicht, wenn solche von 12, wahrhaftig nicht. Ich hoffe, Ppt wird bald mit dem Wasser fertig sein, und merken, dass es ihr gut tut. Ich glaube, wenn es so weit wäre, wie Wexford, so würde es Ihnen noch einmal so gut tun; denn ich meine, die Reise tut ebenso viel dabei wie nur irgend etwas sonst. Ich kann Ihnen versichern, dass der Bischof von Clogher hier ist, hat nicht den geringsten Einfluss auf mein Bleiben oder Gehn. Ich habe mit Higgins nur einmal in meinem Leben gesprochen, und das auf der Strasse, und ich glaube, er und ich werden uns kaum anders als durch Zufall begegnen. Was frage ich danach, ob mein Brief an den Lord Schatzmeister dort gelobt wird, oder nicht? Weshalb antwortet bei Ihnen niemand darauf, wie es hier drei oder vier getan haben? (Ich sitze jetzt in meinem Zimmer, und habe vor Hitze nichts an als meinen Schlafrock.) Ppt soll eine grosse Bibel bekommen; ich habe sie mir eben in mein Notizbuch geschrieben. Und DD soll ihr andres Buch bezahlt erhalten; aber Geduld! Alles zu seiner Zeit. Sie haben es so eilig, ein Hund würde usw. Also Ppt hat weder gewonnen noch verloren. Ei, Gnädigste, ich spiel mitunter auch Picquet; aber sehr selten. Spät draussen? Ach, nur bei Lady Masham, und das ist in unsrer Stadt; aber ich komme niemals spät aus London nach Hause, ausser einmal im Regen, als ich keinen Wagen bekommen konnte. Wir haben sehr wenig Gewitter gehabt; seit zwei Monaten keins mehr. Ei, bitte, Frau Philosophin, wieso hat der Regen den Blitz gehindert, Schaden anzurichten? Vermutlich hat er ihn gelöscht. Jetzt also tommt Ppt normal mit ihrem kleinen Wasserpostskriptum. O Himmel, Sie betrunkene Schlumpe! Zehnmal Pdfrs Wohl trinken, schon am frühen Morgen? Sie sind mir eine, wahrhaftig, ich schlürfe jeden Morgen fünfzehnmal MD's Wohl in Milchbrei. Soviel für Sie, und soviel auf Ihren Brief und alles. Und jetzt muss ich etwas andres sagen. Sie hören, Staatssekretär St. John sei zum Viscount Bolingbroke gemacht worden. Ich kann ihn kaum überreden, diesen Titel anzunehmen, weil der älteste Zweig seiner Familie ihn als gräflichen Titel geführt hat; und der ist gerade im letzten Jahr erloschen. Wenn er ihn nicht wollte, so riet ich ihm, sich Lord Pomfret zu nennen; mir scheint, das ist ein edler Titel. Sie hören ihn oft in der Chronik: Pomfret Castle; aber wir glaubten, er sei schon unter den Titeln irgend eines andern Lord vorhanden. Jack Hill hat seiner Schwester eine Probe des Kopfputzes in Dünkirchen geschickt; er ist wie unsre Mode vor zwanzig Jahren, nur nicht ganz so hoch, und er sieht sehr hässlich aus. Ich habe Trap zum Kaplan Lord Bolingbrokes gemacht, und er ist sehr glücklich und dankbar dafür. Herr Addison hat mir heute morgen meinen Besuch erwidert. Er lebt in unsrer Stadt. Ich werde in Windsor eine Weile sehr zurückgezogen und sehr beschäftigt leben. Bitte, weshalb gehn MD nicht nach Trim und sehn sich Laracor an, und erstatten mir Bericht über den Garten und den Fluss und die Stechpalmen und die Kirschenbäume am Flusspfad?

19. Ich konnte diesen Brief mit der letzten Post nicht abschicken, denn ich wurde abgerufen, ehe ich ihn falten oder beenden konnte. Gestern habe ich beim Lord Schatzmeister gegessen, und bis zehn Uhr abends bei ihm gesessen; und doch konnte ich für ein Geschäft, das ich mit ihm habe, keinen Augenblick finden. Er brachte mich nach Kensington, und Lord Bolingbroke wollte mich nicht vor zwei fortlassen; jetzt liege ich noch um neun Uhr im Bett und bin sehr träge und schläfrig. Ich muss mir noch Kopf und Gesicht rasieren, und soll Lord Bolingbroke um elf Uhr treffen, um dann wieder beim Lord Schatzmeister zu essen. Heute wird ein neuer »Grub« erscheinen: »Brief des Prätendenten an einen whiggistischen Lord.« Grub Street hat nur noch zehn Tage zu leben; dann tritt eine Parlamentsakte in Kraft, die sie zugrunde richtet, weil sie von jedem halben Bogen eine Steuer von einem halben Penny erhebt. Wir haben eben Nachricht erhalten (doch noch ohne Einzelheiten), dass der Graf von Albemarle an der Spitze von achttausend Holländern geschlagen ist, den grössern Teil seiner Leute verloren hat, und selbst gefangen genommen wurde. Das wird ihren Mut vielleicht abkühlen, so dass sie an einen Friedensschluss denken. Der Herzog von Ormond hat sich durch die gute Leitung der Angelegenheiten in Flandern eine Menge Ansehn erworben. Wir haben in der letzten Nacht sehr viel erfrischenden Regen gehabt. Es ist spät, und ich muss aufstehn. Spielen Sie bei Ihrem Wasser kein Ombre, Bursche! Leben Sie wohl, liebste MD MD MD MD FW FW ME ME ME Lala lala lala.


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