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Brief XIX.

London, den 24. März 1710-11.

Es war ein wenig unrecht von Presto, heute nicht ins Kaffeehaus zu schicken, um zu sehn, ob ein Brief von MD da ist, ehe ich meinen abschickte. Aber wahrhaftig, ich habe es eigens getan, weil ich nicht zwei Briefe von Ihnen hinter einander beantworten wollte. Diese Tagebücher bilden die schlimmste Methode von der Welt, wenn man Neuigkeiten schreiben will; es sei denn, dass man es am letzten Tage tue; und so will ich es auch in Zukunft halten, wenn die Politik oder sonst etwas des Schreibens verlohnt. Mein Schienbein wird trotz des Kratzens gestern abend besser. Heute habe ich mit dem Bischof von Ossory und einer Gesellschaft irischer Edelleute bei Ned Southwell gegessen. Haben Sie noch keine Nummer des Spectator gesehn? Gerade heut vor drei Wochen erhielt ich Ihren letzten, Brief Nummer 11. Ich fürchte, ich habe einen durch das Postschiff verloren, das weggenommen wurde; das soll mich ärgern, und zwar in Anbetracht der Mühe, die es MD macht, zu schreiben, besonders der armen Stella mit ihren schwachen Augen, Gott behüte sie samt ihrer Eigentümerin und bringe sie und mich Kleinen in Kürze wohlauf zusammen. Herrn Harleys Krankheit verzögert alles; er liegt noch immer und wird wohl noch lange liegen, wegen des ausgetretenen Bluts, das aus seiner Brust in die Wunde geht; die ist durch den zweiten Hieb gekommen, den Guiscard führte, als das Federmesser, schon abgebrochen war. Ich bin entrüstet über solche Schurkerei, so oft ich daran denke. Biddy Floyd ist ausser Gefahr, wird aber ihre ganze Schönheit verlieren; sie sassen sehr dick bei ihr, besonders um die Nase.

25. Morgens. Ich wünsche Ihnen ein glückliches neues Jahr; dies ist für uns, wie Sie wissen, der erste Tag des neuen Jahrs, und es ist Mariä Verkündigung. Ich muss aufstehn und zum Lord Siegelbewahrer gehn; es ist kein Rasiertag, und also werde ich früh hinkommen. Essen soll ich bei Herrn Staatssekretär St. John. Guten Morgen, meine Geliebten, alle beide, guten Morgen. Stella wird aus ihrem Zimmer bei Frau von Caudres auf die Leute hinabsehn, die aus der Kirche kommen; da kommt Frau Proby und Lady Southwell und Lady Betty Rochfort. Ich hörte gern bald, wie Sie sich in Ihre neue Wohnung hinein gefunden haben. Ich wollte, ich wäre meine alte los und Frau Brent brächte es fertig, meine Bücher in Kisten zu verpacken und an einem sichern Ort unterzubringen, während Sie meine wichtigen Papiere aufbewahren. Aber ich muss aufstehn, sag ich Ihnen! – Abends. Ich habe also die Besuche gemacht und gegessen, wie ich Ihnen schon sagte, und was weiter? Guiscard haben wir endlich beerdigen lassen, nachdem er vierzehn Tage lang für zwei Pence die Person in einem Kasten konserviert gezeigt worden ist; der Bursche, der ihn zeigte, deutete dann auf seinen Leib und sagte: »Sehn Sie, meine Herrn, das ist die Wunde, die Seine Gnaden der Herzog von Ormond ihm versetzt hat; und dies ist die Wunde usw.« Und dann war das Schauspiel vorüber, und ein andrer Schub Pöbel kam herein. Es ist schlimm, dass unsre Gesetze uns nicht erlauben, seine Leiche in Ketten aufzuhängen, weil er nicht vor Gericht gestanden hat; und bis dahin ist im Auge unsres Gesetzes Jedermann unschuldig. – Herr Harley ist noch sehr schwach und kann das Bett nicht verlassen.

26. Es war ein wundervoller Tag; und da mein Schienbein ausser Gefahr ist, so bin ich mehr als zwei Stunden wie der Blitz im Park spazieren gegangen. Wir haben im allgemeinen einen schönen Tag und dann drei oder vier Tage hintereinander viel Regen. Im Parlament steht alles still, weil Herr Harley fehlt. Ohne ihn können sie in ihren wichtigsten Geschäften nicht einen Zoll weit vorwärts kommen; und wir fürchten, dass er infolge der Laune Radcliffes, der nur seinen eignen Wundarzt zu ihm lassen will, nicht gut gepflegt worden ist. Ich habe mit Herrn Lewis in einem Bierhaus gegessen, aber wir hatten seinen eignen Wein. Beginnen Sie nicht schon, die Blumen und Blüten auf dem Felde zu sehn? Wieviel hätte ich Jetzt in Laracor zu tun! Keine Nachricht von Ihrer Kiste? Ich hoffe, Sie haben sie schon und trinken in diesem Augenblick Ihre Schokolade; und hoffentlich hat der Geruch des brasilianischen Tabaks ihr nicht geschadet. Ich wüsste gern, ob sie Ihnen gefällt, denn dann würde ich Ihnen durch andre Leute, die jetzt von Tag zu Tag daran denken, nach Irland zu gehn, mehr davon schicken. Also bitte, sagen Sie es mir, und sagen Sie es mir bald: und ich will die Geldkiste haben.

27. Vom Morgen bis zum Abend ein regnichter, elender, schäniger Tag; meine Nachbarin Vanhomrigh lud mich ein, bei ihnen zu essen; und den Abend habe ich mit Dr. Freind bei Herrn Prior verbracht; jetzt ist es nach zwölf, also muss ich schlafen gehn.

28. Morgens. Ei, wahrhaftig, Sie sind ein unverschämtes, naseweises Paar Schlumpen, dass Sie sich anmassen, so bald zu schreiben, sagte ich heute morgen bei mir selber; wer weiss, ob nicht im Kaffeehaus ein Brief von MD liegt? Nun, Sie müssen wissen, und so – und eben habe ich Patrick hingeschickt, und er brachte mir drei Briefe, und nicht einer war von MD, nein, wahrhaftig nicht; denn ich habe all die Aufschriften gelesen, und nicht eine war von MD. Einen habe ich geöffnet, er war vom Erzbischof; den zweiten öffnete ich auch, und er war von Staunton; den dritten nahm ich und sah mir die Handschrift an. Wessen Handschrift ist dies? fragte ich. Ja, sag ich, wessen Handschrift ist dies? Dann war Wachs zwischen den Blättern; dann begann ich zu argwöhnen; dann spähte ich hinein; wahrhaftig, schliesslich war es Walls' Handschrift: da öffnete ich ihn voll Wut, und da war es wieder der kleinen MD Handschrift, die süsse Handschrift der heben, kleinen, reizenden MD. O Himmel, was ist das für ein Aufruhr und Gehabe und Gewimmel, nie sowas erlebt! Wahrhaftig, ich glaube, Ihr Brief hat ein paar Tage in der Post gelegen, und er war schon da, ehe mein achtzehnter abging; nur ahnte ich nichts davon, und ich gehe fast niemals hin. Und jetzt also meinen Sie, ich würde Ihren Brief auf der Stelle beantworten? Nein, wahrhaftig, das werde ich nicht tun. Sie sollen mir warten, junge Frauen; aber ich will mich gleich nach der Börsenliste der armen Dingley erkundigen. Wie, ist der Vedel wieder Soldat geworden? Ist er bankrott gewesen? Ich werde es Ben Tooke übergeben. Ich hoffe, Vedel konnte es nicht verkaufen. – Abends. Vedel, Vedel – bah, die Pest, ich glaube, es heisst Vedeau, ja, Vedeau, jetzt habe ich's: lassen Sie sehn, nennen Sie ihn in Ihrem? Ja, Herr John Vedeau ist der Bruder; aber wo wohnt der Bruder? Ich werde mich erkundigen. Es war ein Fasttag fürs Publikum; deshalb habe ich bei Sir Matthew Dudley gegessen, bei dem ich lange nicht mehr gewesen bin. Er gehört zu denen, die ihr Amt verlieren müssen, wenn die grosse Erschütterung kommt; und ich kann nicht dazu helfen, ihn zu halten, obgleich ich den Ministern gegenüber ein paar Worte zu seinen Gunsten habe fallen lassen. Er ist ein zu heftiger Whig und Freund des letzten Premiers gewesen, um zu bleiben. Es ist merkwürdig, wie lange sie diese Leute in ihren Ämtern lassen; aber der Grund ist der, dass sie nicht genug haben, um alle zu befriedigen, die etwas erwarten; deshalb halten sie sie alle in Hoffnung, damit sie inzwischen brave Jungen sind; und so bleiben die Alten noch. Der Haushofmeister sagte mir, dass acht Leute auf seinen Stab warten. Ich bin heute nach Tisch im Park herum gegangen. – Was? Schreibe ich an kleine junge Frauen über Politik? Halten Sie den Mund und gehn Sie zu Ihrem Dechanten!

29. Morgens. Wenn es ein schöner Tag wird, will ich in die Altstadt gehn und mir Charles Bernards Bibliothek ansehn. Was mache ich mir aus ihrem Brief, Ihrer naseweisen Nummer 12? Ich will noch nichts darauf sagen: wahrhaftig, ich glaube, dieser wird noch vor der Zeit voll, und dann muss er abgehn. Ich will immer alle vierzehn Tage einmal schreiben; und wenn ein Brief früher abgeht, weil er früher voll ist, nun, dann ist das ein Reingewinn. Morgen, Morgen, Sie beiden Halunkinnen und Mädchen, ich kann hier nicht länger um Ihretwillen im Bett liegen und kritzeln: ich muss aufstehn, und also nochmals, Morgen. – Abends. Ihr Freund Montgomery ist mit seiner Schwester hier, wie ich durch Patrick höre: ich habe ihn oft gesehn, beachte ihn aber nicht: er ist sehr hässlich und finnig geworden. Ich höre, er ist ein Spieler und gewinne Geld. Was kann ich dafür, bitte? Patrick hat die Kerze zu kurz geschnitten, und nun ist das Fett über das Papier gelaufen. Es ist nicht meine Schuld, es ist Patricks Schuld! Bitte, nicht Presto schelten! Heute bin ich zu Fuss in die Altstadt gegangen; ich habe in einem Privathaus gegessen und bin dann hingegangen, um der Versteigerung der Bücher des armen Charles Bernard beizuwohnen; sie waren gerade mitten unter den medizinischen Büchern. Daher habe ich nichts gekauft; sie sind auch so teuer, dass ich glaube, ich werde nichts kaufen, und damit gut; gehn Sie zu Stoyte, und ich will schlafen gehn.

30. Morgens. Heute haben wir Charfreitag, müssen Sie wissen; und ich muss aufstehn und in Geschäften zum Staatssekretär gehn; und Frau Vanhomrigh bittet mich, bei ihr zu frühstücken, weil sie für Patrick eintreten soll; er ist da oft im Hause betrunken und zanksüchtig, dass ich entschlossen war, ihn hinüberzuschicken; aber er kennt alle Häuser, in die ich ihn schicke, und er ist so an meine Art gewöhnt, dass es für mich sehr unbequem wäre; aber wenn ich nach Irland komme, werde ich ihn entlassen. Sir Thomas Mansel, einer der Herren vom Schatzamt, der mich heute vor meiner Tür absetzte und Patrick sah, schwor, er wäre ein Ire. Ich bin so an sein Gesicht gewöhnt, dass es mir nie aufgefallen ist; ich hielt ihn für einen hübschen Burschen. Sir Andrew Fountaine und ich haben am heutigen Fasttag bei Frau Vanhomrigh zu Nacht gespeist. Wir fürchteten, Herrn Harleys Wunde würde zu einer Fistel werden; aber wir denken, jetzt wird die Gefahr vorüber sein. Er steht jeden Tag auf und geht im Zimmer umher; wir hoffen, er wird in vierzehn Tagen wieder draussen sein. Prior zeigte mir ein hübsches Gedicht auf Herrn Harleys Unfall, das er gemacht hat; es ist nicht gedruckt; ich will es Ihnen schicken, wenn er mir eine Abschrift geben will ...

31. Morgens. Was sollen wir tun, um die Leute in den April zu schicken, da er dies Jahr auf einen Sonntag fällt? Patrick bringt Bescheid, dass Herr Harley immer noch in der Besserung ist und jeden Tag aufsteht. Ich denke ihn in wenigen Tagen zu sehn; er bringt mir auch Bescheid, dass er den Laden von Herrn Vedeaus Bruder gefunden hat; ich werde dort in ein oder zwei Tagen vorsprechen. Es scheint, die Frau wohnt neben dem Bruder. Ich fürchte, der Halunke hat Bankerott gemacht und sich eine Stellung im Heer gekauft; vielleicht ist er aber auch ein Freiwilliger und hofft sich eine durch seine Tapferkeit zu verschaffen. Morgen, Burschen, lasst mich aufstehn. – Abends. Ich habe heute bei Sir Thomas Mansel gegessen. Wir gingen im Park spazieren, und Herr Lewis traf zu uns. Mansel fragte, wo wir ässen. Wir sagten: Zusammen. Er sagte, wir sollten bei ihm essen; nur hätte ihm seine Frau gesagt, er solle niemanden mitbringen, weil sie nur einen Hammelhaxen hätten. Ich sagte, ich wollte gern mit ihm essen; er aber wollte einen Dienstboten ausschicken, um ein oder zwei Schüsseln holen zu lassen. Und doch bezieht dieser Mann zehntausend Pfund im Jahr aus seinen Ländereien, und er ist einer der Lords des Schatzamts, und er ist auch nicht geizig, nur durch Liederlichkeit und Nachlässigkeit kommt er herunter. Die schlechteste Mahlzeit, die ich je bei dem Dechanten erlebt habe, war noch besser; aber so geht es hier einer Fülle von Leuten. Abends sprach ich bei Herrn Harley vor, der mit einem Stock in seinem Zimmer umherzugehn beginnt; aber er ist noch sehr schwach. Nun sehn Sie, wieviel Raum ich durch dieses scheussliche Talg verloren habe. Das ist Ihre Schuld, bitte; und ich will zu Bett gehn.

Den 1. April. Gestern nacht ist das Haus des Herzogs von Buckingham infolge eines Erdbebens eingestürzt und halb verschlungen worden; wollen Sie nicht hingehn und es sich ansehn? – April, April, April! Oho, junge Frauen. – Nun, sein Sie nicht böse, ich will Sie bis zum nächsten Jahr nicht wieder in den April schicken; wir hatten hier gar keinen Unsinn, weil Sonntag ist, und obendrein Ostersonntag. Ich habe bei dem Sekretär gegessen, der sehr niedergeschlagen und melancholisch schien, was Herrn Prior und Lewis ebenso sehr auffiel wie mir. Vielleicht ist etwas verkehrt gegangen; vielleicht hat es nichts zu bedeuten. Gott behüte meine lieben, teuersten MD, und dann ist alles gut.

2. Wir haben so windiges Wetter, dass man nur mit Mühe gehen kann; und doch ist der ganze Pöbel an diesen Ostertagen in unsern Park geströmt. Ich werde von einem gewissen Richardson geplagt, einem irischen Pastor, der mich mit seinem Plan, irische Bibeln zu drucken, usw. verfolgt; er will Sie da drüben zu Christen machen; ich betreue ihn um des Bischofs von Clogher willen, so viel ich kann. Aber was habe ich mich um ... zu kümmern? Haben Sie das vergessen, Bursche Stella? Was war das noch, als Sie meinten, ich kümmerte mich um Dinge, die mich nichts angingen? O, wahrhaftig, Sie sind eine unverschämte Schlumpe; ich weiss noch alles, was Sie getan haben; Sie vergesse ich nicht, solange ich lebe. Lewis und ich haben in seiner Wohnung zusammen gegessen. Aber wo bleibt die Antwort auf diesen Brief von MD? Ei, Presto, daran müssen Sie auch einmal denken. Zeit genug, sagt der ungezogene Presto.

3. Heute morgen habe ich Frau Barton besucht; ich habe sie lieber als irgend jemanden sonst von Leuten hier; und ich sehe sie seltener. Nun, so geht es oft in der Welt; wen man am liebsten hat ... bah, bah, Sie sind albern mit Ihren moralischen Anmerkungen. – Nun, aber sie hat mir eine sehr gute Geschichte erzählt. Vor zwei Monaten starb hier eine alte Dame, die in ihrem Testament anordnete, dass acht Männer und acht Mädchen ihren Sarg tragen sollten; jeder von ihnen sollte zwei Guineen erhalten, der Pastor aber für seine Predigt zehn, und der Küster zwei. Aber Träger, Pastor und Küster sollten alle jungfräulich sein, und man sollte sie nicht annehmen, wenn sie nicht auf ihre Jungfräulichkeit ihren Eid ablegen wollten. Nun liegt die arme Frau noch immer unbegraben da, und sie wird bis zum jüngsten Tage hegen bleiben. Ich sprach beim Staatssekretär vor, um zu sehn, was zum Teufel ihn Sonntag angefochten hatte; ich hielt ihm eine sehr passende Rede, sagte ihm, ich hätte bemerkt, dass er sehr verstimmt gewesen sei; ich erwartete nicht, dass er mir den Anlass sagen würde, würde mich aber freuen, wenn er jetzt in besserer Laune wäre; und vor einem warnte ich ihn: er sollte sich nämlich mir gegenüber niemals kühl zeigen, denn ich liesse mich nicht wie ein Schuljunge behandeln; davon hätte ich in meinem Leben schon zuviel zu kosten bekommen (ich meinte Sir William Temple); ich erwartete, dass jeder grosse Minister, der irgend etwas mir Nachteiliges gehört oder gesehen hätte, mir das in offenen Worten sagte, mir aber nicht die Mühe machte, es durch den Wechsel oder die Kühle seines Gesichts oder seines Wesens zu erraten; denn das würde ich kaum von einem gekrönten Haupt ertragen, und mich dünke, keines Untertanen Gunst sei soviel wert; und schliesslich hätte ich auch die Absicht, dem Lord Siegelbewahrer und Herrn Harley dasselbe mitzuteilen, damit sie mich demgemäss behandelten. Er nahm alles auf die rechte Art hin, sagte, ich hätte recht, schwor, ihm hätte nichts gefehlt, als dass er die ganzen Nächte hindurch gearbeitet und eine Nacht auch getrunken hätte, und er wünsche, dass ich mit ihm und dem Bruder der Frau Masham ässe, um alles beizulegen; aber ich wollte nicht. Ich weiss nicht, aber ich wollte nicht. Freilich hatte ich mich mit meinem alten Freund Rollinson verabredet; Sie haben noch nie von ihm gehört. Ein Weinhändler.

4. Ich blicke bisweilen um eine oder zwei Zeilen zurück und finde elende Schreibfehler. Wie kommen Sie darüber weg? Die machen Ihnen bisweilen zu schaffen. Nun, ich glaube, was ich heute zu dem Staatsminister sagte, war richtig. Wissen Sie nicht mehr, in welcher Sorge ich war, wenn Sir William Temple drei oder vier Tage lang kühl und missgestimmt aussah und ich hundert Gründe argwöhnte. Ich habe mir seither Selbstbewusstsein zugelegt; zum Henker, er hat einen schönen Herrn an mir verdorben. Gegessen habe ich bei meiner Nachbarin Vanhomrigh, und MD, die armen MD haben zu Hause eine Hammelkeule gegessen, und einen halben Liter Wein getrunken; und die Hammelkeule war zu roh, und die arme Stella konnte sie nicht essen, die liebe arme Halunkin, und Dingley war so ärgerlich; aber morgen wollen wir bei Stoyte essen. Herr Harley hat mir versprochen, mich in ein oder zwei Tagen zu empfangen; deshalb sprach ich heute abend vor. Aber sein Sohn und die andern waren ausgegangen, und er schlief; so ging ich wieder und suchte Frau Vedeau auf. Sie zog einen Brief aus der Tasche, der war von Dingley, und sie sagte, eine Freundin von ihr solle das Geld in Empfang nehmen. Ich sagte ihr, ich würde in Zukunft Herrn Tooke dafür verwenden. Ihr Mann hat sich eine Leutnantsstelle in der Infanterie gekauft und ist nach Portugal gegangen. Seinen Anteil am Laden hat er seinem Bruder verkauft und das ganze Geld angelegt, damit sie dafür leben kann; nur den Preis für die Stellung hat er davon genommen. Sie wohnt zwei Häuser neben ihrem Bruder. Sie sagte mir, es macht sie sehr melancholisch, dass sie ihre ganze Lebensweise so ändern müsse; aber der Handel hege tot usw. Sie sagt, sie will Ihnen bald schreiben. Sie denkt Ben Tooke zu bitten und ihr dann die Urkunde abzunehmen. Ich habe Herrn Dopping eine Abschrift der Verse Priors auf Herrn Harley gegeben; er hat sie gestern nach Irland geschickt, also sehn Sie sie sich an, denn ich will mir nicht erst die Mühe machen, sie hier noch einmal abzuschreiben. In ein oder zwei Tagen werden sie gedruckt. Meine herzliche Empfehlung für Stoyte und Katarina; auf mein Wort, ich habe sie sehr heb, und ich wünsche, dass Sie es ihr sagen. Bitten Sie Gevatterin Stoyte, sie soll sich nicht von Frau Walls und von Frau Johnson beim Ombre um ihr Geld betrügen lassen; aber versichern Sie ihr in meinem Namen, dass sie eine Stümperin ist. Essen Sie heute bei ihr und sagen Sie es ihr und trinken Sie auf mein Wohl und auf meine gute Reise und schnelle Wiederkehr, und Sie sind eine Halunkin.

5. Morgens. Jetzt wollen wir dazu übergehn, einen naseweisen Brief von einer gewissen Frau MD zu prüfen. Gott der Allmächtige segne die arme hebe Stella und schicke ihr sehr viele Geburtstage, alle in Glück und Gesundheit und Reichtum, und ich will dabei sein, und nie wollen wir uns wieder trennen lassen, es sei denn durch ein Unglück. Wenn ich sehe, dass Sie drüben glücklich oder lustig sind, so war ich es auch hier, und ich kann mir kaum vorstellen, dass Sie fern sind, wenn ich Ihren Brief lese oder an Sie schreibe. Nein, wahrhaftig, Sie sitzen Ja hier vor mir auf diesem kleinen Blatt Papier, und deshalb sehe ich Sie Jeden Abend und bisweilen auch morgens und plaudre mit Ihnen, aber morgens nicht immer, denn das schickt sich nicht für junge Damen. Was, Sie wollen mir einen Brief mehr aufhängen als Sie geschickt haben, und ich muss wie ein Narr alle durchblättern, um zu sehn ob dies wirklich Nr. 12 ist oder Nr. 13. Patrick hat mir in diesem Augenblick zwei Briefe vom Bischof von Clogher und Parvisol gebracht; mir steckte das Herz im Mund, so fürchtete ich, es könnte einer von MD darunter sein. Was für eine Schmach wäre es, wenn ich zwei von Ihnen auf einmal zu beantworten hätte! Aber wahrhaftig, dieser soll heute abend abgehn, aus Furcht, und dann mag er kommen, wann er will, ich bin gefasst. Nein, Sie sind gar nicht ungezogen, schreiben Sie, wann Sie Lust haben. Und also hat Ihnen der Dechant die Geschichte von Herrn Harley erzählt, weil er sie vom Erzbischof hatte; ich wette, sie hat Sie nicht einmal beim Nachtmahl gestört, noch Ihr Spiel unterbrochen. Und auch die Kiste haben Sie noch nicht; ich wollte Frau Edgeworth hätte die ... aber jetzt haben Sie sie, denke ich mir; und ist die Schokolade gut oder hat sie der Tabak verdorben? Leigh bleibt, bis Sterne seine Angelegenheit erledigt hat, länger nicht. Wann das ist, das weiss Gott. Ich helfe ihm so viel ich kann, aber das Attentat auf Herrn Harley hält das wie alles andre auf. Sie vermuten, Frau Dingley, dass ich ein rundes Jahr bleiben werde, so wahr ich hoffe, selig zu werden; ich käme diesen Augenblick hinüber, wenn ich könnte, aber davon wollen wir später reden. Von Ihrer Geschichte mit Vedeau habe ich Ihnen schon geredet; jetzt zur nächsten, wenden Sie. Frau Dobbins lügt, ich habe weder hier noch in Irland mehr Einkünfte als je. Es freut mich, dass Stella, die Beschwörerin, billigt, was ich mit Herrn Harley getan habe; aber Ihre Grossmut macht mich rasend; ich weiss in Ihrem Innern tut Ihnen Prestos Abwesenheit leid. Sie finden, er hat sein Wort gebrochen, denn er wollte in drei Monaten wiederkommen, und so macht er es immer; und jetzt sagt Stella, sie sähe keine Möglichkeit, wie ich jetzt eilig fortkommen könnte und MD sei zufrieden, usw. Sind Sie nicht eine Hulunkin, mich so zu überrumpeln. Ich hätte nicht erwartet, solche Freunde zu finden, wie ich sie gefunden habe. Aber vielleicht betrügen mich auch die. Aber es sind wichtige Gründe vorhanden (die Pest hole dieses Fett, dieses Kerzentalg), weshalb sie mich nicht betrügen sollten. Ich bin vom letzten Ministerium barbarisch behandelt worden; es ist ein wenig Ehrenpunkt für mich, den Leuten zu zeigen, dass man mich nicht verachtet. Die Versicherungen, die sie mir ohne jeden Rückhalt und Anlass geben, sind derart, wie sie in der Regel Glauben finden; vielleicht wird nichts daraus, aber so wie sich die erste Gelegenheit bietet und versäumt wird, verlasse ich mich auf nichts mehr und gehe. Wenn ich bei Ihnen wäre, könnte ich tausend Dinge darüber sagen. Ich frage mich, weshalb Stella nicht nach Bath gehn sollte, wenn man ihr sagt, es würde ihr gut tun; ich will Parvisol sagen, er soll 50 Pfund auftreiben und Ihnen auszahlen; und Sie können gut haushalten und dort billig ein paar Monate leben; dann kommen Sie im Herbst zurück, oder besuchen London, ganz wie Sie wollen. Bitte, überlegen Sie es sich. Ich habe unter Currys Adresse an Bernage geschrieben; ich wollte, er hätte den Brief. Ich werde den schwarzen Tee schicken, wenn ich kann. Der Bischof von Kilmore – mit solchen Leuten verkehre ich nicht; ein alter sterbender Narr, bei dem ich mein Leben lang nicht gewesen bin. Also bin ich nicht Pate. Um so besser. Bitte, Stella, erkläre mir diese beiden Worte: Was meinen Sie mit Schurkie und mit Gefaher, und Sie, Frau Dingley, was heisst teulen? – Legen Sie Ihre Briefe hierhin, hierhin, dass, der Teufel hole den Unterschied zwischen hierhin und dorthin. Nein, ich will's Ihnen zeigen, legen Sie sie hierhin, hierhin, und nicht dorthin, dorthin. – Ihre Schürze sollen Sie haben, und ich will all Ihre Aufträge, wie sie einliefen, zusammen auf ein Blatt Papier schreiben, und glauben Sie nicht, ich würde MD's Befehle vergessen, weil sie Freundinnen sind; ich werde sie genau so sorgfältig erledigen, als wären sie Fremde. Ich weiss nicht, was ich mit diesen Clements anfangen soll. Walls will nicht, dass ich irgend etwas sage, als wäre Herr Pratt gegen ihn; und jetzt hat der Bischof von Clogher zu seinen Gunsten an mich geschrieben. All das liegt nicht auf meinem Wege, und daran denken die Leute nie. Ich diene Jedermann gern, wenn es geht, und darüber muss ich urteilen; aber ich will tun, was ich kann. Wenn er freilich im Ruf eines Whig steht, so wird es schwer halten; denn Lord Anglesea und Hyde sind das gerade Gegenteil, und Sie wissen, das Amt des Vizeschatzmeisters gehört ihnen. Wenn Sie die Laune ankommt, nach Bath zu gehn, so schicke ich Ihnen hier eine Anweisung auf Parvisol; wenn nicht, so mögen Sie sie zerreissen und damit gut. Leben Sie wohl.

Wenn Sie denken, dass Bath Ihnen gut tun wird, so sage ich noch einmal, ich möchte, dass Sie gehn; wenn nicht, oder wenn es Ihnen unbequem ist, so verbrennen Sie diese Anweisung. Oder wenn Sie gehn möchten, aber nicht so viel Geld mitnehmen, so nehmen Sie 30 Pfund, und ich werde Ihnen 20 von hier aus anweisen. Machen Sie es, wie Sie wollen, Burschen. Ich denke mir, es wird für die erste Saison noch nicht zu spät sein; wenn aber doch, so wollte ich, Sie entschlössen sich, zur zweiten Saison hinzugehn, wenn natürlich die Ärzte sagen, dass es Ihnen gut tun wird, und Sie es glauben.


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