Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Brief XXXIV.

London, den 3. November 1711.

Mein dreiunddreissigster liegt gerade beendigt vor mir, und ich will ihn versiegeln und abschicken, und also lassen Sie mich wissen, ob ich noch irgend etwas hinzufügen soll; den Bericht über den heutigen Tag habe ich Ihnen schon gegeben; es ist jetzt neun Uhr abends, und ich will ein oder zwei Stunden lang fleissig sein.

4. Heute habe ich das Haus eines Freundes, bei dem ich eingeladen war, verlassen, als eben das Essen aufgetragen wurde; ich tat, als wäre ich schon versagt, weil ich ein paar Burschen sah, die ich nicht kannte. Ich ging zu Sir Matthew Dudley, wo ich dasselbe Missgeschick hatte; aber er wollte mich nicht gehen lassen, sonst wäre ich nach Hause gegangen und hätte mir lieber eine Scheibe Hammelbraten und einen Krug Bier holen lassen, als dass ich mit Unbekannten zusammen gegessen hätte, die nach allem, was ich weiss, ebenso schlimm sein mochten wie Ihre Dechanten, Pastoren und Pfarrer. Schlechtes, schmutziges Wetter heute. Jetzt dünkt mich, schreibe ich in aller Behaglichkeit, da ich keinen Brief von MD zu beantworten habe. Doch ich habe mich geirrt und die grossen Bogen genommen. Die Königin liegt mit der Gicht in Hampton Court; sie ist jetzt nie mehr lange von ihr frei; ich fürchte, das wird sie in wenigen Jahren zugrunde richten. Ich merke ganz deutlich, dass es mich weniger in meinen Zehen zwickt, seit diese Minister krank und abwesend sind, so dass ich nicht mehr bei ihnen esse. Ich würde mich mit einer leichten, stillen Gicht abfinden, wenn ich dafür im Kopf ganz wohl wäre. – Bitte, gehn Sie spazieren, wenn der Frost kommt, junge Damen, gehn Sie und lassen Sie sich die Glieder erfrieren! Ich merke eben, dass ich Sie, seit Sie nach Irland hinüber gezogen sind, beständig gedrängt habe, spazieren zu gehn und zu lesen. Die jungen Burschen haben hier die Mode aufgebracht, zu Fuss zu gehn, und viele haben sich eigens ungeheuer starke Schuhe dafür angeschafft; das hat selbst auf mehrere junge Lords übergegriffen; es wäre sehr gut, wenn es anhielte. Lady Lucy und ich haben uns überworfen; sie zieht über mich her, und ich habe meine Besuche bei ihr eingestellt.

5. MD hat mich nachts sehr in meinem Schlaf gestört; ich träumte, Stella wäre hier. Ich fragte sie nach Dingley, und sie sagte, sie habe sie in Irland gelassen, weil sie wollte, dass sie nur kurzen Aufenthalt machten, und dergleichen mehr. – Monsieur Pontchartain, der französische Staatssekretär, und Monsieur Fontenelle, der Sekretär der dortigen königlichen Akademie (der die Dialogues des Morts usw. geschrieben hat), haben an Lord Pembroke geschrieben, dass die dortige Akademie ihn mit des Königs Einwilligung an Stelle eines Mitglieds, das jüngst gestorben ist, zum Mitglied erwählt habe. Aber der vorsichtige Herr hat mir die Briefe gegeben, damit ich sie Lord Dartmouth und Herrn St. John zeige und sie sehn, dass kein Verrat dahinter steckt; ich will es Mittwoch tun, wenn sie von Hampton Court zurückkehren. Die Briefe sind sehr hübsch, und es ist eine sehr hohe Ehre und Auszeichnung für Lord Pembroke. Ich höre, die beiden französischen Gesandten sind wieder wegen des Friedens hier; aber ich habe niemanden von Bedeutung gesehn, der es mir hätte bestätigen können. Ich habe heute bei einer mir bekannten Dame, die krank ist, in ihrem Schlafzimmer drei Heringe und ein Kücken gegessen; das Menü hatte ich bestellt. Wir haben jetzt die ersten Kastanien und Orangen aus Sevilla; haben Sie die auch schon? Es war ein furchtbar windiger Tag, und der Papst und der Teufel wurden auf Karren herumgeführt, und die Schlächter schlugen mit ihren Hackmessern aneinander. Sie wissen, es ist der fünfte November: Papsttum und Pulververschwörung.

6. Seit ich an diese Art zu schreiben gewöhnt bin, ist es mir, als könnte ich ohne sie kaum noch einen langen Brief an MD zustande bringen. Ich glaube, ich sollte jede Zeile abziehn, in der ich Ihnen sage, wo ich gegessen habe; aber das wird im ganzen nicht über sieben Zeilen ergeben, für jede Mahlzeit eine halbe Zeile. Ihr Ingoldsby geht hinüber, und man sagt, er soll zum Lord gemacht werden. – Heute habe ich in meinem Zimmer bis zwei Uhr nachmittags auf den Gelbschnabel Sir Andrew Fountaine gewartet, der mit mir in die Altstadt gehn sollte und nicht kam; und wenn ich nicht ein Diner im Fluge geschossen hätte, bei einem Herrn Murray, so hätte ich fasten oder in ein Bierhaus gehn können. Sie haben in Ihrem ganzen Brief kein Wort über Gevatterin Stoyte gesagt; doch ich vermute, wir werden an diesen Winterabenden mehr von ihr hören. Lacht der Rektor immer noch soviel? Wir halten ihn hier für einen Tunichtgut. – Ich denke dieser Tage an Ihren Dechanten zu schreiben, aber ich kann keine Zeit finden und weiss auch nicht, was ich ihm sagen soll. – Ich will auf etwas sinnen; aber wenn nicht DD in Irland wären, so glaube ich in allem Ernst, dass ich keine zweimal im Jahr an dieses Land denken würde. Nichts von dort bildet je das Gesprächsthema, wo ich verkehre.

7. Heute bin ich in Geschäften in die Altstadt gegangen, aber ich machte bei einem Drucker halt und blieb bei ihm; es war ein wundervoller Tag. Ich höre, dass das Parlament noch weitere vierzehn Tage vertagt bleiben soll; vermutlich entweder, weil die Königin die Gicht hat oder weil Lord Schatzmeister nicht wohl ist oder endlich, weil sie die Friedensunterhandlungen noch ein wenig fördern wollen. Ich habe mittags beim Lord Schatzmeister vorgesprochen und eine Weile bei Lord Harley gesessen; sein Vater aber schlief. Ein Verleger hat eine im letzten Jahr gedruckte Predigt von Tom Swift neu herausgegeben oder mit neuem Titel versehn; er hat eine Ankündigung gedruckt, in der er sie Dr. Swifts Predigt nennt. Irgendein Freund von Lord Galway hat mit seiner Hilfe ein Vierschillingsbuch über seine Kriegführung in Spanien herausgegeben, das ihn verteidigen soll; ich habe es eben gesehn. Aber was fragen Sie nach Büchern, ausser nach Prestos Miszellaneen? Leigh hatte versprochen, mich aufzusuchen, aber er hat es noch nicht getan; ich hoffe, er wird auf seine Ladung acht geben und Ihre Chesterkiste finden. Die Klauenseuche hole diese Kiste; alles, was darin ist, ist längst verdorben. Was macht die Geldkassette? Sie sagen nichts von Raymond; kommt seine Frau schon wieder nieder? Oder wie? Hat er sein Haus fertig? Hat er seine Schulden bezahlt und den Rest des Geldes nützlich angelegt? Ich freue mich zu hören, dass Joe seine zweihundert Pfund wahrscheinlich bekommen wird. Ich vermute, Trim ist jetzt von neuem der Sklaverei verfallen. Es freut mich; das Volk bestand aus ebenso grossen Halunken wie die Gutsherren. Aber ich muss zu Bett gehn, Burschen; der Staatssekretär ist noch immer mit meinen Papieren in Hampton Court, oder er ist erst heute abend gekommen. Sie plagen mich, ich soll zu ihnen kommen.

8. Ich war heute morgen beim Staatssekretär; wir haben bei Prior gegessen und heute nachmittag bis gegen acht gearbeitet; ich muss ändern und ausstreichen, grosses Hallo. Ich bin froh, dass das Parlament vertagt worden ist. Ich bin bis elf bei Prior geblieben; der Staatssekretär verliess uns um acht. Prior, glaube ich, wird zu denen gehören, die beim Abschluss des Friedens, wenn ein Kongress zusammentritt, Verwendung finden. Lord Ashburnham erzählte heute im Kaffeehaus, Lord Harley hätte gestern morgen die Tochter des Herzogs von Newcastle, die grosse Erbin, geheiratet, und es kam in der ganzen Stadt herum. Aber gestern mittag habe ich Lord Harley noch in seinem Schlafrock gesehn, und er hat mit Prior und andern in der Altstadt gegessen; also ist es nicht wahr; aber ich hoffe, dass es der Fall sein möge; denn ich weiss, dass insgeheim seit langem daran gearbeitet worden ist; die Dame wird nicht die Hälfte vom Besitz ihres Vaters erhalten, denn der Herzog hat Lord Pelhams Sohn zu seinem Erben eingesetzt; die Herzogin-Witwe will das Testament nicht anerkennen, und sie liegt jetzt mit Pelham im Prozess. Immerhin aber wird das Mädchen schlimmstenfalls noch ihre zehntausend Pfund jährlich als Zugabe zu der Ehre erhalten; denn Lord Schatzmeister wird sich nie einen Dreier ersparen. Lord Harley ist ein sehr schätzbarer junger Mann; und man sagt, das Mädchen sei hübsch und habe gesunden Menschenverstand, aber freilich rotes Haar.

9. Ich hatte heute einen Ausflug in die Altstadt vor, um lustig zu sein; aber ich erlebte eine Enttäuschung; das tut man im Leben stets; und ich konnte auch Lord Dartmouth nicht sehn, mit dem ich zu tun hatte. Geschäfte und Vergnügen, beides gescheitert. Sie können zu Ihrem Dechanten gehn; und wenn nicht zu dem, dann zu Gevatterin Stoyte oder Walls oder Manley, und überall begegnen Sie Karten und Rotwein. Ich habe allein mit einem Freund einen Hering und ein Kücken gegessen und eine halbe Flasche schlechten Florentiner dazu getrunken. Ich beginne jetzt zu heizen, wenn die Morgen kalt sind. Ich habe hinter meinem Rost der Sparsamkeit halber ein paar lose Backsteine aufgestellt. Schönes Wetter, sagt Patrick mir; meine Mützen tragen sich ab. Ich weiss nicht, wie ich andre bekommen soll. Ich entbehre sehr eine notwendige Frau. Ich bin hilflos wie ein Elefant. – Ich habe drei Sendungen vom Erzbischof von Dublin erhalten, die mich vier Schilling gekostet haben; alle über Higgins, gedrucktes Zeug, und zwei lange Briefe. Seine Leute hatten vergessen, sie an Lewis zu adressieren; und sie waren nur an Dr. Swift adressiert, ohne London oder sonst irgend etwas zu erwähnen. Ich möchte wissen, wie sie mich erreicht haben, wenn nicht der Postmeister die Adresse angab. Ich habe den ganzen Schund gelesen und bin müde.

10. Also, wenn Sie es durchaus wissen müssen; es soll etwas von grosser Bedeutung erscheinen, und drei oder vier grosse Leute sollen es durchsehn, damit keine tatsächlichen Irrtümer darin stehn; es ist so mühsam, es ihnen zuzuschicken und ihre Korrekturen zu bekommen, dass ich müde bin wie ein Hund. Ich habe heute bei dem Drucker gegessen und bin den ganzen Nachmittag bei ihm geblieben; es macht mir viel zu schaffen, das ist alles, und was wollen Sie auch? Lady Dupplin, die Tochter des Lord Schatzmeisters, ist von einem Sohn entbunden worden. Lord Schatzmeister hat einen hässlichen Rückfall seines Blasengrieses gehabt. Es ist gut, wenn wir in Kiessgruben Die gute Luft in den Kensington »Gravel Pits« war berühmt. leben, aber nicht, wenn Kiessgruben in uns leben; ein Mann in seiner Lage sollte keinen Stein unumgedreht lassen. Lord Schatzmeisters Krankheit, die Gicht der Königin, die Verhandlungen über den Frieden, all das ist der Grund, weshalb der Zusammentritt des Parlaments noch vierzehn Tage länger hinausgeschoben wird. Mein Kopf hat keine Rückfälle gehabt. Ich hatte heute einen schönen Spaziergang in die Altstadt und ergreife eigens meiner Gesundheit wegen jede Gelegenheit dazu; aber im Park kann ich nicht spazieren gehn, weil das nur um des Spaziergangs willen wäre und Zeit vergeudet, so dass ich es mit den Geschäften verquicken muss. Ich wollte, MD ginge nur halb soviel wie Presto. Wenn ich bei Ihnen wäre, würde ich Sie treiben; ich würde hinter oder vor Ihnen hergehn, und Sie sollten eine Maske tragen und aufgeschürzt gehn wie nur irgendwas. Stella ist von Natur eine gute Fussgängerin und trägt sich stramm; mich dünkt, ich sehe sie stelzen und vorsichtig über eine Gosse treten; und Dingley würde auch ganz gut ausschreiten, wenn ihre Unterröcke aufgesteckt wären; aber sie ist so eingewickelt und so ängstlich, und dann schilt Stella, und Dingley stolpert, und bespritzt sich ganz und gar. Haben Sie dort auch schon die Fischbeinunterröcke? Ich hasse sie; hier kann eine Frau einen mittleren Galan darunter verstecken. Bah, was soll all das, was ich da sage? Mir ist, als spräche ich von Angesicht zu Angesicht mit MD.

11. Habe ich Ihnen schon gesagt, dass der alte Frowde, der alte Narr, seinen Besitz in Pepperhara verkauft und irgendwo in der Stadt herumlungert, niemand weiss wo? Und wer, meinen Sie wohl, betreibt all das für ihn, wenn nicht jener Halunke Child, der doppelzüngige Gutsherr von Farnham? Ich habe Frau Masham, der Günstlingin der Königin, geraten, es zu kaufen; aber das ist noch tiefstes Geheimnis; und ich habe Lady Oglethorp benutzt, um mich danach zu erkundigen. Ich war heute bei Lady Oglethorp, die auf ein oder zwei Wochen in die Stadt gekommen ist; und morgen will ich sehn, den alten Narren aufzujagen; er ist vollkommen zu Grunde gerichtet und steckt gegenwärtig mit einer schmutzigen Dirne in irgend einer Sackgasse. Er hat zwei Söhne, die verhungern können, und er gibt ihnen nie einen Heller. Wenn Frau Masham das Land kauft, will ich sie bitten, dass sie die Königin veranlasst, dem alten Narren eine Pension zu geben, damit er nicht einfach verhungert. Wozu kümmern Sie sich um andrer Leute Angelegenheiten? fragt Stella. O, aber Herr Masham und seine Frau verfolgen mich sehr damit, seit ich es ihnen in den Kopf gesetzt habe. Ich habe bei Sir Matthew Dudley gegessen, der, denke ich, bald sein Amt verlieren wird.

12. Morgens. Ich will den alten Frowde aufjagen und in der Altstadt Geschäfte erledigen. Ich habe Patrick noch nicht gerufen, um zu fragen, ob es schön ist. Seit zwei Tagen hat es nicht einmal getröpfelt. Regnerisches Wetter schadet meinem Kopf und meinem Geldbeutel. Er sagt mir, es sei sehr windig und beginnt, dunkel auszusehn; Weh meinen Schillingen! Es ist ein alter Spruch und ein wahrer:

Wenig Bargeld
Und viel Fahrgeld.

Wenn der Tag dunkel ist, wird mein Beutel leicht.

Meinen Feinden diesen Fluch ich sag:
Leicht sei ihr Beutel und dunkel ihr Tag!

Und so will ich aufstehn und an mein Feuer gehn, denn Patrick sagt mir, dass ein Feuer brennt; und doch ist es kein Rasiertag, und es ist auch nicht kalt: das ist doch allzu verschwenderisch. Was ist aus Dilly geworden? Ich vermute, Sie haben ihn bei sich. Stella zeigt gerade jetzt ein weisses Bein und steckt es in den Pantoffel. Empfehlen Sie mich ihr und sagen sie ihr, ich sei beim Dechanten eingeladen; und bitten Sie sie, dass sie auch komme: Dingley, können Sie denn nicht ein Wort schreiben? Das ist Stellas Morgengespräch, nein, Morgenrede, meine ich. – Morgen, Burschen, lassen Sie mich aufstehn, genau wie Sie. Aber ich sage Ihnen, Walls kann heute nicht beim Dechanten essen, denn sie soll gleich nach Tisch zu Frau Proby kommen und mit Gracy Spencer in die Läden gehn, um eine Elle Muslin und Silberborte für einen Unterrock zu kaufen. Nochmals Morgen, Burschen. – Abends. Ich habe in der Altstadt bei Stratford gegessen, konnte aber meine Angelegenheit mit ihm nicht erledigen; doch bin ich jetzt entschlossen, für fünfhundert Pfund Südseepapiere zu kaufen, die mich nur dreihundertachtzig Pfund bares Geld kosten werden; ich will die Anweisung über hundert Pfund, die Sie mir geschickt haben, benutzen und Frau Walls an Hawkshaw verweisen; wenn ihr das aber unangenehm ist, so werde ich mir hundert Pfund vom Staatssekretär leihen und sie ihr zurückzahlen. Drei Schilling für Wagen heute. Ich habe mit Frowdes Bruder gesprochen, damit er mir den niedrigsten Preis für das Gut sagt und ich ihn Frau Masham nennen kann.

13. Ich habe heute hier in der Nähe allein mit einem Freund gegessen. Als ich letzten Samstag nach Hause kam, hatte die Schlumpe gerade meine Wohnung aufgewaschen; mein Schlafzimmer war ganz nass und ich musste zu meinem eignen Schutz zu Bett gehn, und ohne Feuer; Sonntag war ich krank und hatte eine gründliche Erkältung. Ich habe Patrick wie einen Hund ausgescholten, obgleich er mit mir aus gewesen war; ich hasse das Aufwaschen der Zimmer; können sie das nicht morgens machen und dann ein Feuer anzünden und die Fenster offen lassen? Letzte Nacht habe ich keinen Augenblick geschlafen, soviel musste ich husten und spucken. Und jetzt hat jedermann seine Erkältung. Das ist eine Aufregung; ich will zu Bett gehn und schlafen, wenn ich kann.

14. Lady Mountjoy hatte vor zwei Tagen zu mir geschickt; so habe ich denn heute bei ihr gegessen; und abends habe ich Lord Schatzmeister aufgesucht. Ich hörte, Patrick war eben mit einem »wie's geht« dagewesen, und My Lord hatte erwidert, er möchte mich gern sprechen. Frau Masham war bei ihm, als ich kam; und die beiden lassen sich niemals stören; es ist gut, dass sie nicht allzu hübsch ist; sie sitzen immer allein zusammen und regieren das Land. Ich setzte mich zu Lady Oxford und hielt Frau Masham an, als sie herauskam, um ihr zu sagen, welche Fortschritte ich gemacht hätte, usw.; dann ging ich zum Lord Schatzmeister; er befindet sich sehr wohl, nur beim Aufstehn und Sichsetzen klagt er; da hat er rheumatische Schmerzen im Schenkel, und sein einer Fuss ist schwach. Er zeigte mir ein kleines Papier, das von unbekannter Hand an einen Herrn Cook geschickt worden war, der es an My Lord weitersandte; darauf war in deutlichen, grossen Buchstaben dies geschrieben:

Wenn G...ds Messer auch zerbrach,
Folgt ...ns doch vielleicht noch nach.

Und ein wenig darunter stand: »Verbrenne das, du Hund.« My Lord erhält oft solche Briefe; einmal zeigte er mir einen, der eine Vision enthielt, die einen bestimmten Mann mit seiner Kleidung, seinem Schwert und seinen Zügen schilderte, der My Lord ermorden sollte. Und er sagte mir, er habe in der Kapelle in Windsor einen Mann in sehr ähnlicher Kleidung gesehn. Man schickt ihm oft Briefe zu, die »Der Teufel« unterschrieben sind, und ähnlichen Unsinn. Ich blieb bis nach zehn bei ihm sitzen und habe zu tun.

15. Der Staatssekretär kam gestern von Hampton Court in die Stadt; deshalb ging ich heute früh zu ihm; aber er ist noch gestern abend wieder hinausgefahren; und als ich heute abend nach Hause kam, fand ich einen Brief von ihm, in dem er mir sagte, er sei gerade aus Hampton Court gekommen und stehe im Begriff, wieder hinzufahren; und er werde nicht vor Samstag abend wieder hier sein. Die Pest soll ihn holen! Er hält meine ganze Arbeit auf. Ich werde um Erlaubnis bitten, nach Hause zu gehn, wenn ich dies hinter mir habe; und ich hoffe, MD bald nach Weihnachten in Irland zu sehn. – Ich bin der Höfe müde und entbehre meine Fahrten nach Laracor; die haben mir mehr genützt als seit zwanzig Jahren sämtliche Ministerien. Ich habe heute in der Altstadt gegessen, aber nichts von dem erledigt, was ich wollte. Lady Mountjoy sagt mir, Dilly sei in Irland, und der Erzbischof von Dublin sei die Ursache seiner baldigen Heimkehr. Das Parlament ist vor zwei Tagen auf vierzehn Tage vertagt worden, und da ausserdem die Königin nicht anwesend ist, so ist die Stadt leer und langweilig. Man sagt mir, der Herzog von Ormond bringe alle Welt aus Irland mit herüber. Im Winter hat London keine unangenehmere Seite als die Haufen von Iren. Aber ich gehe in kein Kaffeehaus mehr und sehe sie also selten. Dieser Brief soll Samstag abgehn; und dann bin ich mit der Welt wieder quitt. Ich habe Geld verliehn und kann es nicht bekommen; und jetzt muss ich selber borgen.

16. Mein Bursche machte heute morgen einen Schnitzer und liess einen Besucher herauf, als ich Befehl gegeben hatte, dass ich niemanden empfangen würde; so war ich gezwungen, meine Galgenvogelschrift schleunigst ins Schlafzimmer zu retten; er musste sich über eine Stunde die Füsse abkühlen. – Ich machte regelrecht sämtliche Förmlichkeiten einer grossen Erkältung durch; ich glaube, sie wird im ganzen etwa zehn Tage vorhalten. – Ich hätte Ihnen sagen sollen, dass in den beiden Zeilen, die dem Lord Schatzmeister zugeschickt wurden, G...d für Guiscard steht; das ist leicht; über F...n aber waren wir verschiedener Ansicht; ich glaubte, es stände für Franzosen, weil er sie hasst und sie ihn hassen; und so würde es heissen, obwohl Guiscards Messer sein Ziel nicht erreichte, so bleibt doch noch das Messer manches Franzosen übrig, dem es vielleicht gelingen wird. My Lord meint, es stehe für Feiton, den Namen dessen, der den ersten Herzog von Buckingham erstochen hat. – Sir Andrew Fountaine und ich haben heute bei den Vans gegessen, und meine Erkältung zwang mich, den ganzen Abend dort zu bleiben. Halt, junge Frauen, beginnen Sie nicht, mir einen Brief schuldig zu sein? Heute gerade ist ein Monat her, seit ich Ihre Nummer 22 erhielt. Ich will noch eine Woche länger warten, und dann werde ich seiner sehnsüchtig harren; bis dahin können Sie Ombre usw. spielen, wie es Ihnen behebt. Die Whigs schreien immer noch gegen unsern Frieden; aber ich hoffe, wir werden ihn ihnen zum Trotz doch bekommen; der Kaiser kommt jetzt mit seinen zwei Eiern für den Groschen und verspricht Wunder, wenn wir den Krieg fortsetzen wollen; aber es ist zu spät; nur hoffe ich, die Furcht davor werde die Franzosen treiben, nachgiebig und aufrichtig zu sein. Nacht, Burschen, ich will früh zu Bett gehn.

17. Morgens. Dieser Brief geht heute abend ab; ich will ihn selbst auf die Post bringen. Ich habe eben einen langen Brief vom Erzbischof von Dublin erhalten; er erstattet mir Bericht über den Schluss ihrer Sitzung; wie sie mit einem Sturm abschloss; bis dieser Sturm hierher gelangt, wird er nur noch halb natürlich sein. Ich kann mir nicht helfen, ich werde mich nicht verstecken. Ich habe oft zur Auflösung dieses Parlaments geraten, obwohl ich nicht glaubte, dass die Halunken soviel Mut hätten; aber sie haben ihn nur auf der verkehrten Seite einem Eisenfresser gleich, der sich für eine Hure schlägt, aber im Heere davonläuft. Aus allerlei Dingen, die der Erzbischof sagt, entnehme ich, dass er weder mit der Regierung noch mit der Geistlichkeit besonders gut steht. Nun sehn Sie, wie glücklich mein Brief genau mit vierzehn Tagen abschliesst. – Gott der Allmächtige segne und behüte die teuersten kleinen MD. – Ich vermute, dass Ihr Lord Statthalter jetzt nach England aufbricht. Ich wundere mich, dass mir der Bischof von Clogher nicht schreibt; lassen Sie mich etwas von seinen Statuen wissen, wie sie ihm gefallen; ich werde ihm, sobald ich Musse habe, noch einmal schreiben. Leben Sie wohl, teuerste MD, und haben Sie Presto heb, denn er hat Sie lieber als alle Dinge auf Erden, und so wird es bleiben. – Meine Empfehlung für Frau Stoyte und Katharina. Ich sitze in meinem Bett, will aber aufstehn, um dies zu versiegeln. Morgen, liebe Halunkinnen. Leben Sie nochmals wohl, teuerste MD, usw.


 << zurück weiter >>