Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Brief XXI.

London, den 14. April 1711.

Geben Sie acht, Burschen, es liegen nur neun Tage zwischen den Daten meiner beiden letzten Briefe. Meinen zwanzigsten habe ich eben erst abgeschickt, und jetzt schreibe ich weiter wie ein Fisch, als wäre garnichts geschehn. Aber ich hatte einen Grund dafür, den letzten so zu beschleunigen, denn ich fürchtete, er würde nicht rechtzeitig vor Beginn eines neuen Quartals ankommen. Wo ich heute gegessen habe, habe ich Ihnen schon gesagt, aber ich vergass hinzuzufügen, dass ich glaube, Herr Harley werde in Kürze Schatzmeister werden, nebst andern grossen Veränderungen und Beförderungen. Ich glaube das so, usw.

15. Ich war heute morgen beim Herrn Staatssekretär, und er ist wieder recht wohlauf. Ich habe bei ihm gegessen und etwas von dem Wein getrunken, den der Grossherzog von Toskana, Sir Will Temple zu schicken pflegte; er schickt den ersten Ministern immer ein wenig von diesem Wein. Früher gefiel er mir sehr, aber jetzt nicht mehr; und dabei befahl der Staatssekretär seinem Haushofmeister, mir morgen eine Kiste davon zu schicken. Wollte Gott, MD hätte sie. Die Königin ist wieder wohlauf und war heute in der Kirche, usw.

16. Ich ging heute mit Tord in die Altstadt und habe bei Stratford gegessen und Tokayer getrunken, und dann gingen wir auf die Auktion, aber ich habe nur 20 Schilling ausgegeben. Mein Kopf ist heute abend nicht ganz in Ordnung, wenn auch kein wirklicher Anfall. Der Lord Siegelbewahrer hat zu mir geschickt, um mich auf morgen zum Essen einzuladen; Sie aber werden beim Dechanten besser essen, und Gott behüte Sie. Ich vergass, Ihnen zu sagen, dass mir gestern eine gedruckte Erzählung zugeschickt wurde, die alle Einzelheiten des Attentats auf Herrn Harley enthält. Ich hatte keine Zeit, sie selbst zu schreiben; deshalb schickte ich meine Notizen der Verfasserin der Atalantis Frau Manley., und sie hat sie zu einer Fünfgroschenbroschüre zusammengekocht, ganz in ihrem eignen Stil, nur die erste Seite ist geblieben, wie ich sie begonnen hatte. Ich fürchtete, Herrn Harley oder Herrn St. John in einem kritischen Punkt Nämlich darin, wer der eigentliche Gegenstand des Attentats war. zu verstimmen, und deshalb wollte ich sie nicht selber schreiben. Sie verdient, dass Sie sie lesen, denn die Einzelheiten entsprechen alle der Wahrheit. Meine Kiste Florentiner wurde mir heute morgen geschickt; sie hat mich sieben und sechs Pence für zwei Diener gekostet. Ich gäbe gern zwei Guineen, wenn Sie sie hätten.

17. Heute morgen war mein Kopf so in Unordnung, dass ich dem Lord Siegelbewahrer meine Entschuldigung schicken wollte; aber um elf stand ich auf und ging nach zehn zu Fuss hin und blieb bis acht. Es waren da Sir Thomas Mansel, Prior, George Granville und Herr Caesar, und wir waren sehr lustig. Mein Kopf ist immer noch nicht in Ordnung, aber ich hatte keinen eigentlichen Anfall, nur taumle ich ein bischen. Das Schnupfen habe ich ganz gelassen. Ich habe eine herrliche Rolle Tabak zum Reiben, sehr gut. Soll ich ihn MD schicken, wenn sie diese Sorte gern hat? Der Lord Siegelbewahrer und unsre heutige Gesellschaft sollen Samstag bei George Granville essen, und morgen esse ich bei Lord Anglesea.

18. Haben Sie jemals einen so konfusen Tölpel gesehn wie Presto? Eben sah ich die Zahl 21, und so fuhr ich fort, als wäre es der Tag des Monats, während dies erst Mittwoch, der 18., ist. Wie soll ich es anfangen, all die Zahlen auszustreichen und zu ändern? Es ist mir gelungen, sie dahinter zu schreiben, aber es gibt einen grossen Klecks. Ich habe heute bei Lord Anglesea gegessen, bin aber nicht wegen des Garns ins Unterhaus gegangen. Mein Kopf war nicht wohl genug. Ich weiss nicht, was mit ihm ist; so ist es noch nie gewesen; zwei Tage hintereinander vom Morgen bis zum Abend schwindlig, aber ohne Anfall oder Schmerzen; ich taumle ein wenig, kann aber gehn. Ich fürchte, ich muss wieder meine Pillen nehmen; ich denke ein Stückchen ins Land zu gehn. Ich will Ihnen sagen, was Sie hinfort tun müssen: Sie müssen Ihren Brief in einen saubern halben Bogen falten und an Erasmus Lewis, Wohlgeboren, Büro des Lord Dartmouth, Whitehall, adressieren; denn ich gehe nie mehr ins Kaffeehaus, und daher werden sie meine Briefe ungern annehmen. Ich vergass, Ihnen zu sagen, dass mich heute morgen Ihre Mutter besucht und mir eine Flasche Riechwasser zum Geschenk gemacht hat; es ist wundervoll für meinen Kopf, aber ich werde nicht daran riechen. Sie geht mit Lady Giffard nach Sheen; sie würde Ihnen gern Ihre Papiere hinüberschicken oder Sie mir geben. Sagen Sie mir, was Sie wünschen, und es soll geschehn; denn ich liebe Stella, und sie ist eine gute Tochter, sagt man, und Dingley auch.

19. Heute morgen hat mir General Webb einen Besuch gemacht; er geht mit einer Krücke und einem Stock und musste doch zwei Treppen herauf. Ich versprach, bei ihm zu essen, schickte ihm aber nachher meine Entschuldigung und ass allein bei meinem Freund Lewis in Whitehall; ich habe viel mit ihm zu besprechen, was die Allgemeinheit und mich angeht. Der kleine Harrison, der Tatler, tritt morgen die Sekretärstelle an, die ich ihm in Haag verschafft habe, und Herr St. John hat ihm 50 Guineen geschenkt, für seine Kosten. Bin ich nicht ein guter Freund? Ei, aber sind Sie nicht ein junger Bursche, dem ich helfen kann? Ich habe aus Kinsale einen Brief von Bernage erhalten; er sagt mir, seine Bestallung als Kapitänleutnant sei bei seiner Ankunft bereit gewesen; mit zwei Maulaffen also bin ich fertig. Meinem Kopf geht es heute abend etwas besser, wenn auch noch nicht gut.

20. Ich war heute morgen bei Herrn Staatssekretär, dessen Post gerade ankam; es war ein Brief von Lord Peterborow an mich darunter; er schreibt so gut, dass ich keine Lust habe, ihm zu antworten, und so liebenswürdig, dass ich ihm antworten muss. Des Kaisers Joseph I. Tod, denke ich, muss grosse Veränderungen in Europa zur Folge haben; ich glaube, er wird den Friedensschluss Im spanischen Erbfolgekrieg. beschleunigen. Ich denke, unser König Karl wird zum Kaiser gewählt werden, und der Herzog von Savoyen wird für Spanien kandidieren; aber ich glaube, er wird nichts ausrichten. Dr. Freind und ich haben in der Altstadt bei einem Drucker gegessen, das hat mich zwei Schilling für den Wagen gekostet, und diese Woche und diesen Monat, der fast nur aus Regen bestand, hin und wieder nur ein wenig Sonnenschein, eine Menge mehr; es ist der echteste April, den ich seit vielen Jahren erlebt habe. Die Linden im Park stehn alle in Blättern, wenn sie auch noch nicht gross sind. Kluge Leute gehn aufs Land, aber viele meinen, das Parlament könne noch in sechs Wochen kaum fertig werden. Herr Harley war Dienstag bei der Königin. Ich glaube fest, er wird Lord Schatzmeister; ich habe ihn diese Woche nicht gesehn.

21. Morgens. Lord Siegelbewahrer, ich, Prior und Sir Thomas Mansel haben uns verabredet, heute bei George Granville zu essen. Mein Kopf ist Gott sei Dank besser; aber dass mir drei oder vier Tage hintereinander schwindlig war, hat mich beängstigt. Ich nehme keinen Schnupftabak; ich will sehr regelmässig leben, wenig essen und nur die leichtesten Speisen. Wie geht es eben jetzt der armen Stella mit ihrem Dechanten und ihren Stoytes? Lassen Sie sie leben für das Geld, das sie beim Ombre verlieren, Bursche? Was sagen Sie dazu? Die arme Dingley ärgert sich, weil sie Stella neulich abends die vier und elf Pence verlieren sah. Lassen Sie uns aufstehn. Morgen, Burschen. Ich will aufstehn, ihrem kleinen Schnabel zum Trotz; guten Morgen. – Abends. O, wahrhaftig, Sie sind liebe, kleine Naseweise. Ich wollte Ihnen gerade heute morgen sagen, dass ich beginne, einen Brief von MD zu vermissen, und vier Minuten darauf schickt mir Herr Tord einen, den er in St. James Kaffeehaus aufgelesen hat; denn ich gehe überhaupt in kein Kaffeehaus mehr. Und wahrhaftig, ich war von Herzen froh, als ich ihn sah, und als ich Stella so lebendig sah. O Himmel, was für ein Gehabe. Aber nein, ich will ihn noch nicht beantworten; ich will ihn mir für die andre Seite aufsparen. Also, wir haben heute der Verabredung gemäss gegessen; Lord Siegelbewahrer ging kurz vor acht, ich um acht, und ich glaube, die andern werden sich regelrecht betrinken, denn der junge Harcourt begann schon, ehe ich fortging, zu plappern. Das ist nicht gut bei Priors hagerem Gerippe. Ich trinke wenig, überschlage oft, tue Wasser in meinen Wein und gehe vor den andern; ich denke, das ist ein gutes Rezept, wenn man nüchtern bleiben will. Ich will's in Reime bringen und ein Sprichwort daraus machen:

Schenke dir wenig auf einmal ein
Und tue Wasser in Deinen Wein,
Trinke nicht mit, so oft es geht,
Und sei der erste, der vom Tisch aufsteht.

Gott sei Dank, mir ist viel besser als mir war, obgleich ich ein wenig taumle. Ich habe heute nur wenig gegessen, und nur von den leichtesten Speisen. Schinken und Taube, Erbsensuppe, gedämpftes Rindfleisch und kalten Lachs habe ich abgelehnt, weil sie zu schwer sind. Schnupftabak nehme ich überhaupt nicht, aber ich schnupfe ein Kraut, das Dr. Radcliffe mir verschrieben hat.

Scheren Sie sich zu Ihrem Dechanten,
Sie beiden Eleganten!

Ich glaube, das habe ich schon einmal gesagt. Aber was frage ich danach? Was fragt Presto danach?

22. Morgens. Ich muss aufstehn und zum Staatssekretär gehn. Herr Harley ist in dieser Woche auf dem Lande gewesen, um sich zu erholen, ehe er ins Parlament geht. O, aber ich muss aufstehn, und also ist nichts mehr zu sagen; Morgen, Ihr Burschen, beide. – Abends. Ich habe beim Staatssekretär gegessen, der mich für alle Sonntage eingeladen hat; ich war heute morgen eine Stunde bei ihm, tief in der Politik; ich habe ihm von den Einwänden des Oktoberklubs gesagt, und er hat alle bis auf einen beantwortet, den nämlich, dass vergangene Missbräuche nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Aber wahrhaftig, ich glaube, das können sie noch nicht; das letzte Ministerium war in seiner Halunkerei zu schlau und hat sich hinter einer allgemeinen Amnestie verschanzt. Ich glaube, Herr Harley muss Lord Schatzmeister werden, aber der macht eine Schwierigkeit, die schwer zu beseitigen ist; man muss ihn nämlich zum Lord machen, und sein Vermögen ist nicht gross genug, aber er ist zu redlich, um es zu vergrössern; und wenn in Kürze durch irgend einen Zufall ein Wechsel im Ministerium einträte, dann sitzt er in der Tinte. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass man ihn, wenn er zum Pair gemacht wird, im Unterhaus fabelhaft entbehren wird; denn da ist er die grosse Triebfeder und nächst ihm der Staatssekretär; aber sonst ist kaum Jemand von Bedeutung vorhanden. Heute wieder zwei Schilling für Wagen und Sänfte. Ich richte mich zugrunde.

23. Also, erwarten Sie eine Antwort auf Ihren Brief; wirklich? Ja, ja, Sie sollen eine Antwort haben, das sollen Sie, junge Frauen Hier ist eine Stelle ausgelassen worden, die aus unübersetzbaren Wortspielen besteht.. Ich habe heute bei Lord Mountjoy gegessen, und heute abend sah ich den venezianischen Gesandten von seinem ersten öffentlichen Empfang kommen. Sein Wagen ist der ungeheuerlichste, riesenhafteste, schönste, reichste, vergoldetste, den ich je gesehn habe. Ich habe heute abend gebummelt und bin spät nach Hause gekommen.

24. Heute morgen habe ich die Herzogin von Ormond besucht; sie hatte mich schon lange darum gebeten und gedroht, sie würde sonst nicht dulden, dass ich ihre Töchter besuchte. Ich blieb eine Stunde bei ihr sitzen, und wir unterhielten uns gut, bis, die Pest soll sie holen, die Gräfin Bellamont kam. Ich ging, und wir kannten einander nicht; als sie aber meinen Namen hörte, fragte sie: »Was, ist das Dr. Swift?« Sie sagte, sie und ich wären sehr gut miteinander bekannt und begann mich erbarmungslos zu verspotten, wie mir eine Dame sagte, die zugegen war; ich bin aber in meinem ganzen Leben nur einmal mit dieser Schlumpe von einer Gräfin zusammengewesen. Sir Andrew Fountain und ich haben zusammen bei meiner Nachbarin Van gegessen. Ich denke, in zwei Tagen, wenn es möglich ist, nach Chelsea zu ziehn, der Luft wegen, und um mich zu zwingen, dass ich jeden Tag zu Fuss nach London gehe und zurück. Ich habe mit dieser Post einen langen politischen Brief an den Bischof von Clogher geschrieben, um ihn zu unterhalten. Ich soll Statuen und Farnese für Sie kaufen, zum Henker. Ich habe MD's zwölf Briefe verschnürt und versiegelt für den Fall, dass ich nach Chelsea ziehe. Die letzten Aufträge MD's habe ich in mein Notizbuch geschrieben; wenn aber noch frühere vorhanden waren, so habe ich sie vergessen. Ich habe Dingleys Taschenbuch notiert und Stellas grüne Seidenschnüre und das Pfund Tee; bitte, schreiben Sie mir, ob noch mehr vorhanden waren, dann will ich sie notieren. Ihren Brief, Sie Naseweisen, werde ich noch nicht beantworten. Sie sind jetzt gerade beim Dechanten, Frau Stella, und verlieren Ihr Geld. Weshalb nennen Sie nicht die Nummer, die Sie erhalten haben? Sie sagen, Sie hätten meinen Brief bekommen, aber die Nummer nennen Sie nicht.

25. Ich habe heute in der Altstadt in sehr unbedeutender, gewöhnlicher und schäbiger Gesellschaft gegessen. Ich erhielt einen Brief vom Erzbischof von Dublin, in dem er das Gerücht über ihn ausführlich zurückweist; und doch ist es mir seither von denen bestätigt worden, die behaupten, es aus erster Hand zu haben; aber ich kann ihnen nicht glauben. Ich will den Brief morgen dem Staatsminister zeigen. Ihren will ich nicht eher beantworten, als bis ich in Chelsea bin.

26. Chelsea. Zwei Kisten Plunder habe ich in das Haus meines Freundes Darteneuf geschickt, meine Kiste Florentiner und andres zu Frau Vanhomrigh, wo ich heute gegessen habe. Heute morgen war ich beim Staatsminister und zeigte ihm den Brief des Erzbischofs; ich habe ihn von der Unschuld Seiner Gnaden überzeugt, und desgleichen will ich bei Herrn Harley tun. Ich bin mit Patrick und meinem Mantelsack für sechs Pence in der Postkutsche hergefahren, und ich bezahle sechs Schilling die Woche für ein albernes Zimmer mit verdammt groben Lacken. Wir haben so scheusslich viel Regen gehabt, dass keine Möglichkeit ist, nach London zu Fuss zu gehn, und ich muss hinfahren, wie ich hergekommen bin, bis es besser wird; und der Windhund hat ausserdem meine Wohnung von London so weit entfernt gewählt, wie es in dieser Stadt nur ging; mindestens eine halbe Meile weiter als nötig ist; aber ich muss schon zufrieden sein. Das beste dabei ist, dass ich Dr. Atterburys Haus genau gegenüber wohne; und doch wird mir die Wohnung darum vielleicht nicht besser gefallen. Nun, ich muss bis morgen warten, ehe ich Ihren Brief beantworte; und Sie müssen sich hinfort immer vorstellen, dass ich in Chelsea schreibe, bis ich es anders sage, und London datiere. Dieser Brief geht Samstag, dann ist er gerade vierzehn Tage alt; also, gehn Sie, und betrügen Sie Gevatterin Stoyte, usw.

27. Wissen Sie, dass ich fürchte, meine ganze Kiste Florentiner sei sauer geworden? Wenigstens waren es die beiden ersten Flaschen, und sie waren kaum trinkbar. Was für ein verwünschtes Unglück ich habe! Und der des Staatssekretärs ist der beste, den ich je gekostet habe; dabei darf ich es ihm nicht sagen, sondern muss dankbar sein, als wäre es der beste Wein in der Christenheit. Ich bin heute in der Sechspencekutsche in die Stadt gefahren, und da ich hörte, Herr Harley sei nicht zu Hause, so habe ich ihn aufgesucht, denn ich erkannte an den Worten seines lügnerischen Pförtners, dass er nun gerade zu Hause war. Er befand sich sehr wohl und wollte gerade ausgehn, aber ich musste versprechen, bei ihm zu essen; und inzwischen, während ich umherschlenderte, habe ich vier Pfund sieben Schilling im Spiel – – mit einem – – – einem – einem Verleger verloren und nur ein halbes Dutzend Bücher dafür bekommen. Mehr Bücher will ich jetzt nicht kaufen, das steht fest. Nun, ich ass bei Herrn Harley, wechselte Rock und Talar und Perücke und ging dann zu Fuss hierher nach Chelsea, wie ich es immer zu tun gedenke, wenn es schön ist. Es tut mir von Herzen leid, sehn zu müssen, dass mein Freund, der Staatssekretär, mit dem Rest des Ministeriums ein wenig heikel steht; es sind ein oder zwei unangenehme Sachen vorgekommen, die zu erzählen zu weit führen würde; und neulich sagte der Staatssekretär im Parlament bei der Debatte über etwa 35 Millionen, über die keine gehörige Rechenschaft abgelegt worden ist, in seiner Wärme und im Eifer für seinen Freund, Herrn Brydges, auf den ein Teil des Tadels fiel, er wüsste nicht, dass Herr Brydges oder die letzten Minister in dieser Sache irgendwie zu tadeln wären; das war eine sehr verzweifelte Rede und hiess die ganze Sache preisgeben; denn der Hauptvorwurf gegen das letzte Ministerium bestand gerade in der schlechten Verwaltung des Schatzes, und das hatte mehr zu bedeuten als alles andre. Ich hatte schon davon gehört, aber als Herr Toley heute bei Tisch darüber zu reden begann, ohne Herrn St. John zu nennen, wandte ich mich zu Herrn Harley und sagte, wenn das letzte Ministerium in diesem Punkt nicht zu tadeln sei, so müsste er, Herr Harley, den Kopf verlieren, weil er der Königin geraten habe, es zu entlassen. Er machte einen Scherz daraus, aber an einigen Worten, die fielen, erkannte ich leicht, dass man Herrn St. John diese Dinge übel nimmt, und nach einigen Andeutungen, die ich von andrer Seite erhielt, fürchte ich, dass der Staatssekretär nicht lange bleiben wird. So geht es an allen Höfen. Wenn ich Sonntag Herrn St. John allein sehe, werde ich ihm meine Meinung sagen und ihn bitten, dies zu berichtigen, sonst kann es schlimme Folgen haben, denn ich sehe nicht, wie sie ihn entbehren könnten, und es wäre ein lästiger Feind. Aber genug von der Politik.

28. Morgens. Ich vergass, Ihnen zu sagen, dass Herr Harley mich gestern fragte, wodurch er den Erzbischof von Dublin verstimmt hätte? Worauf ich, denn seine Briefe hatte ich nicht bei mir, ihm sagte, was mir der Bischof über diesen Gegenstand geschrieben hatte, und ich bat, ihm diesen Brief ein andermal vorlesen zu dürfen. Nachdem freilich, was ich von andrer Seite gehört habe, fürchte ich nun schliesslich doch, dass der Erzbischof nicht ganz überzeugt ist. Ein gewisser Brent Spencer, ein Bruder des Herrn Probey, versichert es, und sagt, er sei von Charles Deering ermächtigt worden, das zu tun, denn der habe die Worte selber gehört; und Ingoldsby habe den Erzbischof gescholten usw. Nun also, jetzt aber zu Ihrem naseweisen Brief; ich habe aber keinen Raum mehr, ihn zu beantworten; o, doch; Raum genug auf der andern Seite. Sind Sie nicht kränker? Stella verhöhnt Presto, weil er zu Weihnachten nicht hinübergekommen ist; aber Stella verhöhnt den armen, armen Presto gar nicht, sondern sie macht ihm Vorwürfe. Aber wie kann ich fort, da die Erstlinge nicht erledigt sind? Ich bin der Meinung, dass der Herzog von Ormond darin nichts tun wird, ehe er geht; das wird noch 14 Tage dauern, sagt man. Dann fallen sie mir zu, und ich kann sie in seiner Abwesenheit erledigen. Nein, wahrhaftig, ich habe nichts zu drucken; Sie wissen, die Miszellaneen sind schon gedruckt. Sind sie schon zu Ihnen hinübergelangt? Wenn Sie meine Schnupftabaksdose haben wollen, dann will ich Ihre Panzerkasse haben. Hihihihi, schnupft Stella wieder oder ist es nur, weil die Dose so hübsch ist? – Nicht der Meddl, sondern der Medley Eine Wihggistische Zeitung, gedruckt gegen den Examiner., Sie Närrin. Ja, ja, eine elende Geschichte, weil sie gegen Sie Torys geht; ich aber finde sie sehr schön und finde den Examiner elend. – Spitzen Sie den Mund, Bursche. Guiscard, und was Sie in der Erzählung lesen werden, das ist auf meinen Befehl geschrieben worden und sonst nichts. Der Spectator wird von Steele geschrieben, mit Addisons Hilfe, er ist oft sehr hübsch. Gestern bestand er aus einer famosen Idee, die ich ihm vor langer Zeit für seinen Tatler gegeben habe. Ich wollte ein Buch daraus machen. Ich glaube, er hat die ganze Idee zu einem kleinen Aufsatz verarbeitet, und auch all die Nebengedanken gehören mir; aber ich sehe weder ihn noch Addison jemals. Die Königin ist wohlauf, aber ich fürchte, sie wird nicht lange leben; denn ich höre, sie hat bisweilen die Gicht in den Eingeweiden (ich hasse das Wort Eingeweide). Meinen Ohren ist es in den letzten drei Monaten weit besser gegangen als je in den letzten zwei Jahren; jetzt aber beginnen sie wieder, ein wenig in Unordnung zu geraten. Mit meinem Kopf geht es besser, aber immer noch nicht gut; ich hoffe viel von der Luft und vom Spazierengehn. Ich habe meinen Brief erhalten, aber welche Nummer? Ich vermute 18. Ach, mein Schienbein ist schon seit einem Monat heil. Nein, Frau Westley ist ohne Wissen ihres Gatten hergekommen, als sie auf dem Lande war; sie hat mich um etwas Tee gebeten. – Sie lügt. Herrn Harleys Wunde war furchtbar; er hatte Krämpfe und ist eben nur davongekommen. Die Quetschung war neunmal so schlimm wie die Wunde; er ist noch immer schwach. Nun, Brooks hat geheiratet; all das weiss ich. Es tut mir leid um Frau Walls Augen ich hoffe, sie sind besser. O, ja, Sie sind grosse Spaziergänger; aber ich habe sagen hören: wer viel parliert, der wenig spaziert; und ich glaube, ich kann das alte Sprichwort auf Sie anwenden:

Wenn Sie nicht mehr parlierten als Sie spazieren,

So würde, wer Sie als klug kauft, sein Geld verlieren. Ja, Stella soll eine grossgedruckte Bibel haben; ich habe es mir unter meinen Besorgungen für MD notiert. Es freut mich, dass Sie die Lust ankommt, die Absicht zu haben, die Bibel zu lesen. Die Pest hole die Kiste; ist sie noch nicht angekommen? Das kommt davon, wenn man Ihren jungen Burschen vertraut, junge Frauen; ist Ihre Schuld; ich dachte, Sie hätten soviel Einfluss auf Sterne, dass er über den Atlas fliegen werde, um Ihnen einen Gefallen zu tun. Sie sagen, Sie sind nicht hypochondrisch? Aber wenn Sie es wären, so würden Sie den armen Presto ... den Rest sage ich nicht; aber ich schwöre bei Gott, wenn ich anständigerweise jetzt hinüberkommen könnte, so würde ich es tun und alle Politik und jeden Ehrgeiz auf ewig fallen lassen. Ich habe hier nicht die Gelegenheit, mich durch Reiten, usw. gesund zu erhalten, wie in Irland; und wenn die Gesundheit fehlt, so kühlt das alle Bewerbungen ab. Sie haben recht geraten, dass ich auf eine Anweisung von Walls und den Brief von MD hineingefallen bin; ich glaube, ich habe es in meinem letzten geschildert. Dieser geht heute abend, und ich muss jetzt aufstehn und zu Fuss in die Stadt und heute abend zu Fuss zurück. Gott der Allmächtige segne und behüte die armen MD. Leben Sie wohl.

O, wahrhaftig, glauben Sie nicht, Sie Naseweisen, dass ich diese dritte Seite voll schreiben werde; ich kann keinen Brief länger als 14 Tage behalten; dann muss er fort; und Sie sollen auch lieber einen kurzen haben, wie diesen, als dass Sie eine Woche länger warten.

Meine ergebene Empfehlung für den Dechanten und Frau Walls und für die gute, freundliche, liebe Frau Stoyte und die ehrliche Katharina.


 << zurück weiter >>