Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Brief LI.

London, den 5. August 1712

Ihre Nummer 32 habe ich in Windsor erhalten; ich habe sie schnell durchgelesen und gleich wieder zugesiegelt; und ich werde sie wenigstens ein Jahr lang nicht wieder lesen. Der Grund meines Grolls ist der, dass Sie so glatt von etwas reden, als wäre es schon erledigt, was meines Wissens weiter davon entfernt ist, erledigt zu werden, als je; denn obwohl die Stadt davon widerhallt, höre ich kein Wort davon; und der Hof macht mir abwechselnd Freude und Ärger. Sie konnten doch sicher sein, dass ich Ihnen sofort Nachricht gegeben hätte, wenn es geschehen wäre; doch ich glaube, Sie dachten sich, ich wollte es Ihnen absichtlich nicht sagen, damit Sie es aus den Zeitungen erführen. Ich entsinne mich nur noch, dass etwas von ME's Geld in Ihrem Briefe stand; und dafür soll auf der andern Seite gesorgt werden. Ich habe Windsor am letzten Montag verlassen, als Lord Bolingbroke nach Frankreich abgereist war; zudem war jemand hier, den ich für eine Arbeit, die ich unter den Händen habe, oft um Rat fragen muss; diese Persönlichkeit aber spricht davon, wieder nach Windsor zurückzukehren, und ich glaube, ich werde ihr folgen. Ich wohne jetzt in einer Zaunwohnung und bin sehr fleissig; jeden Tag arbeite ich bis Mittag; daher wird dieser Brief wahrscheinlich kurz werden, und Sie dürfen mich zwei Monate lang nicht tadeln; denn ich versichere: wenn ich noch so schwer arbeite, so kann ich doch in dieser Frist noch nicht beenden, was ich begonnen habe. Sowohl hier wie in Windsor ist ein Fieber ausgebrochen, dem kaum jemand entgeht; doch dauert es nicht über drei bis vier Tage, und es tötet niemanden. Vierzig Diener der Königin hegen auf einmal daran krank. Gestern ass ich beim Schatzmeister, konnte aber keine Arbeit tun, obgleich er, wie ich dachte, eigens deswegen nach mir geschickt hatte; aber er wünscht, dass ich heute wieder bei ihm esse. Windsor ist ein entzückender Ort, und um diese Zeit hat es Diners in Fülle. Meine dortige Wohnung blickt auf Eton und die Themse; ich wollte, sie gehörte mir; sie gehört zu einer Pfründe. Gott weiss, was in Ihrem Brief stand, und wenn es nicht beantwortet wird, wessen Schuld ist das, Sie naseweisen Mädchen? – Wissen Sie, dass Grub Street in letzter Woche gestorben und begraben ist? Keine Gespenster noch Morde mehr, weder um Liebe noch um Geld. Ich habe sie in den letzten vierzehn Tagen sehr eifrig besucht, und wenigstens sieben eigne Groschenbroschüren veröffentlicht; ausser einigen von andern. Der »Beobachter« ist gefallen; die »Medleys« haben sich mit der »Fliegenden Post« vereinigt; der Examiner liegt totkrank; der Spectator hält sich und verdoppelt seinen Preis; ich weiss aber nicht, wie lange er sich halten wird. Haben Sie den roten Stempel gesehn, mit dem die Blätter bezeichnet werden? Mir ist, als koste es einen halben Penny, das Stempeln. Lord Bolingbroke und Prior sind letzten Samstag nach Frankreich aufgebrochen. Es ist die Aufgabe My Lords, den Friedensschluss zu beschleunigen, bevor die Holländer allzuschwer verprügelt werden, und Frankreich daran zu hindern, dass es den Schmerz, sie zu schlagen, allzu weit treibe. Haben Sie den vierten Teil des John Bull gesehn? Er steht auf derselben Höhe wie der Rest, und ist ausgezeichnet. Der Sohn des Bischofs von Clogher hat die Rose gehabt, ist aber jetzt wieder ganz wohl. Ich fürchtete, sein Gesicht würde verdorben sein, aber das ist es nicht. Dilly ist genau wie er war; und er wirft noch immer mit soviel Wortspielen um sich, und zwar mit ebenso schlechten. Die beiden Brüder besuchen sich, aber die beiden Schwestern glaube ich, nicht. Raymond schrieb mir, dass er die Absicht hätte, Sie nach Trim einzuladen. Sind Sie, waren Sie, werden Sie dort sein? Wollen Sie nicht das arme Laracor aufsuchen? Parvisol sagt, Obst werde ich nicht haben; der Brand hat alles fortgenommen. Bitte, achten Sie auf die Kirschbäume am Flusspfad; aber Sie sind zu träge, um eine solche Reise zu machen. Wenn Sie in den nächsten zwei Monaten Ihre Briefe nicht rechtzeitig erhalten, so schreiben Sie die Schuld der Unruhe zu, mit der ich zwischen hier und Windsor hin und her geworfen werde. Und bitte, schicken Sie mir die Aufstellung über ME's Geld noch einmal, denn ich werde darum nicht in Ihren Brief sehn. Der arme Lord Winchelsea ist zu meinem grossen Gram gestorben. Er war ein würdiger, ehrlicher Herr und mein besondrer Freund; und was noch schlimmer ist, meine alte Bekannte, Frau Finch, ist jetzt Gräfin von Winchelsea, denn der Titel ist ihrem Gatten zugefallen, doch ohne viel Besitz. Ich habe den ganzen Morgen hindurch meine Augen angestrengt, und es ist jetzt nach zwei Uhr nachmittags; deshalb will ich jetzt einen kleinen Spaziergang im Park machen. Spielen Sie immer noch Ombre? Oder ist es durch Herrn Stoytes Abwesenheit und Frau Manleys Kummer unterbrochen? Irgend jemand hat mir von einer seltsamen Schwester erzählt, die Frau Manley in Irland haben soll, und die Sie alle in Dingen ihrer Schönheit enttäuscht hat. Meine Empfehlung für Frau Walls. Leben Sie wohl, liebste MD MD MD FW FW ME ME ME ME ME. Lala, Sie beiden Halunkinnen; haben Sie den armen Pdfr lieb.


 << zurück weiter >>