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Brief LXI.

London, den 1. März 1712-13.

Ich weiss nicht mehr, ob ich gestern in meinem letzten Brief, den Ihren ganz beantwortet habe oder nicht. Ich glaube, ich hatte es eilig und konnte es nicht; aber jetzt sehe ich, dass ich doch schon einen grossen Teil beantwortet habe; nein, nur das über Ihren Bruder und ME's Anweisung. Ich habe bei Lady Orkney gegessen, und wir haben bis elf Uhr nachts über die Politik geredet; und wie gewöhnlich fanden wir alles verkehrt und verloren die gute Laune. Ja, mir ist durch Ihre Mutter Lady Giffards Bild zugeschickt worden. Es ist irgendwo verpackt, wo auch meine andern Sachen sind. Ich habe an zwei oder drei Stellen Güter stehn; und wenn ich eine Wohnung verlasse, tue ich die Bücher, die ich bekomme (denn ich bekomme immer ein paar) in eine Kiste und ziehe nackt in die neue Wohnung ein; und so weiter. Reden Sie mir nicht von Dechanteien; davon weiss ich weniger als je. Nacht, MD.

2. Heute ging ich in die Stadt, um Pat Rolt zu sehn, die bei einer Kusine in der Altstadt wohnt, bei einer Tochter des Vetters Cleve; (da werden Sie auch nicht viel klüger sein). Ich war noch nie in ihrem Haus gewesen. Mein Vetter Thompson, der Schlächter, ist tot oder liegt im Sterben. Ich habe bei meinem Drucker gegessen und bin zu Fuss nach Hause gegangen; dann ging ich zu Lady Clarges, bei der ich vier Damen beim Whist fand; Lady Godolphien war auch darunter. Ich setzte mich zu ihr und sprach von ihren Karten, aber sie wollte mir keinen einzigen Blick gönnen, noch auch ein Wort an mich richten. Sie wissen, sie ist die älteste Tochter Lord Marlboroughs. Sie ist trotz ihres Schmerzes eine Närrin, und ich werde sie herunterreissen. Was kann ich wohl für den Mann der Schwester des Dr. Smith tun? Ich habe keinen persönlichen Einfluss auf einen der Kommissionäre. Ich will mit Keatley sprechen, aber ich fürchte, es wird nichts besagen. In der Zollverwaltung müssen die Leute langsam aufsteigen, und er muss erst die niedrigsten Stellungen annehmen, wenn er für die qualifiziert ist. Ppt missversteht mich; ich bin nicht böse, wenn sie mir irgend jemanden empfiehlt, vorausgesetzt, dass sie sich mit meiner Antwort begnügt ... Manches kommt mir in den Weg, und dann diene ich denen, denen ich dienen kann. Aber die Leute wollen keine Unterschiede machen, sondern nehmen es mir übel, wenn ich keine Macht habe; Ppt aber ist gescheiter. Und Ämter sind im Allgemeinen schwer zu bekommen. Nacht, MD.

3. Ich habe heute beim Lord Schatzmeister gegessen, der mich wegen meines Ausbleibens schalt, obgleich ich noch letzten Samstag bei ihm war. Das Parlament ist wieder auf eine Woche vertagt worden, und ich vermute, dass dann der Friede abgeschlossen und die Königin imstande sein wird, sich ins Haus tragen zu lassen und ihre Rede zu halten. Dr. Griffith habe ich vor zwei oder drei Monaten bei einem lateinischen Schauspiel in Westminster gesehn, aber ich habe nicht mit ihm gesprochen. Ich hoffe, er wird nicht sterben; es sollte mir um Ppt's willen leid tun; er hebt sie sehr. Ich bin meine Erkältung seit langem los, und das Wetter wird ein wenig besser. Ich nehme Stahltropfen, und meinem Kopf geht es recht gut. Ich gehe spazieren, wenn ich kann, bin aber sehr faul geworden; und da ich meine Schrift nicht vollende, so spiele ich draussen Hasard und Ombre. Ich werde mit meiner Kur sorgfältiger sein als Frau Price; ich denke mir, ihr Tod macht nicht einen Heller aus; und also will ich heute abend nicht mehr sagen, sondern ein langweiliges Buch lesen und schlafen gehn. Nacht, liebe MD.

4. Herr Ford hat mich seit einem halben Jahr eingeladen, bei ihm in seiner Wohnung zu essen; heute also habe ich es getan und brachte den Rektor und Dr. Parnell mit, und mein Freund Lewis war auch dort. Parnell ging, und die drei anderen spielten Ombre, und ich sah zu, denn ich hebe das, und ich wollte nicht spielen. Tisdall ist, wie sie sagen, ein hübscher Bursche; und wenn ich mit nichts nach Irland zurückkomme, so wird er mir mit unendlich viel innerlichem Vergnügen sein Beileid aussprechen. Ich glaube, ich habe Ihnen schon gesagt, was er mir geschrieben hat: ich hätte England gerettet, er Irland. Aber das kann ich noch ertragen. Ich habe es gelernt, zuzusehn und zuzuhören und nichts zu sagen. Ich habe heute die Herzogin von Hamilton aufgesucht und begegnete Blith aus Irland, wie er gerade aus ihrem Hause kam und in seinen Wagen stieg. Ich fragte sie, wie sie dazu käme, junge Burschen zu empfangen. Es scheint, als habe er an dem Tage, als der Herzog starb, im Hause des Herzog von Hamilton einen Ball abgehalten; die Herzogin liess in den Postboten ein paar Zeilen einrücken, in denen sie über diesen Ball abfällige Bemerkungen machte, weil die Marlborough-Töchter dort waren; und Blith kam, um die Herzogin um Entschuldigung zu bitten und sich zu reinigen. Er ist ein erbärmlicher Hund. Nacht, arme, liebe, liebste MD.

5. Lady Masham hat eine Fehlgeburt getan, ist aber fast wieder wohlauf. Ich habe heute viele Besuche gemacht. Ich traf Blith beim Herzog von Ormond; und er bat mich, ihn zur Herzogin von Hamilton zu führen, damit er sie noch einmal um Entschuldigung bitten könnte. Ich tat es eigens, um zu sehn, wie der Tölpel sich benehmen würde; aber ich bat die Herzogin, ihn barmherzig zu behandeln, denn sie ist ein Satan, wenn sie jemand quälen will. Das beste dabei ist, dass vielmehr sie ihn um Entschuldigung bitten müsste, denn er hatte es nicht arg gemeint; aber sie wollte ihm nicht erlauben, gleichfalls ein Entrefilet einzurücken, um sich von dem ihren zu reinigen, obwohl ihrs nur eine Lüge war. Er berief sich auf mich, und ich entschied es in allem Ernst gegen ihn. Ich war heute bei Hofe, und auch die ausländischen Gesandten gewöhnen es sich an, mich zu benutzen, damit ich für sie mit Lord Schatzmeister oder Lord Bolingbroke rede; ich tue es auch, wenn es sich um vernünftige Dinge handelt. Die Fakultät braucht nichts zu fürchten; ich werde nicht ihr Rektor werden. Ich habe bei Sir Thomas Hanmer und seiner Herzogin gegessen. Der Herzog von Ormond war dort, aber wir gingen bald auseinander; und ich habe dann zum erstenmal Lord Pembroke aufgesucht; freilich nur, um ein paar merkwürdige Bücher zu sehn. Lord Cholmondeley kam auch; aber ich wollte nicht mit ihm reden, obgleich er mir viele Avancen machte. Ich hasse den Halunken, obwohl er ein Freund Ihres Griffith ist. – Ja, ja, ich werde genug missbraucht, wenn das alles ist. Nacht, liebe MD.

6. Ich war heute mit Pratt auf einer Bilderauktion und habe zwei Pfund und fünf Schilling für einen Titian ausgegeben; und wenn es ein Titian wäre, so wäre er zweimal soviel Pfunde wert. Wenn ich betrogen wurde, so werde ich ihn an Lord Masham weitergeben; wenn es ein guter Kauf war, so werde ich ihn selbst behalten. Das ist meine Redlichkeit. Aber ich liess Pratt mehrere Gemälde für Lord Masham kaufen. Pratt ist ein grosser Kunstkenner. Ich habe beim Lord Schatzmeister gegessen, liess ihn aber um acht zu Hofe gehn. Ich quäle ihn immer, dass er gehn soll. Ich dachte, Parnell zum Essen mitzunehmen, aber er war krank; sein Kopf ist wie meiner, nicht in Ordnung, aber dauernder, der arme Junge! – Ich war mit dem Rektor beim Lever des Lord Schatzmeister, um für die Fakultät ein Buch zu erbitten. Ich gehe nie zu seinem Lever, ausser wenn ich jemanden vorstellen will. Trotz aller unser Spöttereien, naseweise MD, so wahr ich hoffe, selig zu werden, ich hatte seit langem erwartet, dass sie inbezug auf mich zu einer Entscheidung kommen würden. Und so wahr ich hoffe, selig zu werden, sobald irgend welche Stellungen vergeben werden, ohne dass man mich versorgt, werde ich mit der ersten Gelegenheit abreisen, und Sack und Pack aufladen. Aber die Leute sind langsamer als man sich vorstellen kann. Nacht, MD.

7. Ja, ich hoffe, Leigh wird bald gehn, die Pest hole ihn! Ich bin ihm einmal begegnet, und er redete ernsthaft mit mir, weshalb ich nicht die irischen Bischöfe aufsuchte und die irischen Edelleute; aber ich glaube, meine Antworten haben ihn zur Genüge geärgert. Ich wollte heute, obwohl es Samstag war, nicht beim Lord Schatzmeister essen (denn er hat mich für morgen eingeladen); sondern ging, und ass bei Lord Masham und spielte drei Stunden lang Ombre, um sechs Pence »laufendes Ombre«. Drei Volen gingen gegen mich, und einmal hatte ich sehr viel verloren, kam aber mit drei Schilling und sechs Pence davon. Man kann leicht fünf Guineen dabei verlieren. Lady Orkney hat heute die Stadt verlassen, und ich konnte sie vor Trägheit nicht aufsuchen, sondern habe an sie geschrieben. Sie hat mir einige Arzneien zurückgelassen. Wahrhaftig, ich habe nie etwas von MD's politischer Stellung gewusst, und ich finde das ganz ausserordentlich, und es ist ein grosses Kompliment für Sie; ich glaube, nie sind drei Leute soviel mit so wenig Politik ausgekommen. Ich vermeide allen Verkehr mit der anderen Partei; sie ist unerträglich, und das tut mir leid. O, ja, alles ist sehr teuer, schliesslich muss MD mit ihren zwei Eiern für den Groschen einspringen. Da ist das Sprichwort einmal richtig angewendet. Parvisol hat mir, wie ich ihm befohlen hatte, eine Anweisung über fünfzig Pfund geschickt; ich hoffe, sie soll mir dazu dienen, mich hinüberzubringen. Ich bete zu Gott, dass MD darum nicht warten muss; aber ich habe seit langem sehr wenig von ihm gehabt. Ich war heute nicht bei Hofe; ein Wunder! Nacht, Burschen; haben Sie Pdfr lieb.

8. Sie müssen wissen, ich gebe fast jeden Tag zwei oder drei Leuten, die ich morgens zu mir kommen lasse, Schokolade. Mein Diener beginnt schon ganz hübsch zu lügen. Es bedeutet gar nichts, wenn Leute zehnmal abgewiesen werden; mein Diener kennt alle, die ich sehn will, und alle anderen weist er ab. Heute ist der Jahrestag der Thronbesteigung der Königin und des Attentates auf den Lord Schatzmeister durch Guiscard. Ich war bei Hofe, wo alle ihre Geburtstagskleider an hatten; und gegessen habe ich beim Lord Schatzmeister, der sich sehr fein gemacht hatte. Er zeigte mir einen Teil der Rede der Königin, die ich an mehreren Stellen verbesserte, worauf ich auch die Dankadresse für die Rede entwarf; aber ich war der Ansicht, dass das Haus nächsten Dienstag noch nicht tagen sollte, wenn der Friede nicht unterzeichnet wäre, das heisst, vorausgesetzt, dass er in der Woche darauf unterzeichnet wird, damit alles in einem Schelten abgemacht wird. Nacht, MD.

9. Lord Schatzmeister wollte, dass ich heute bei ihm ässe; er bat mich gestern Abend, aber ich lehnte es ab, weil er den Tag des Attentats nicht, wie er ursprünglich beabsichtigte, mit dem ganzen Kronrat feiern wollte. Ich ass also bei meinen Freund Lewis, und der Rektor, Parnell und Ford waren bei uns. Ich habe sechzehn Schilling im Ombre verloren. Das gefällt mir nicht, wie usw. Abends brachte Lewis uns Bescheid, dass das Parlament morgen nicht tagen wird. Ich hoffe, sie werden bis zur nächsten Woche des Friedens sicher sein; und dann haben sie meiner Meinung nach recht; sonst scheint mir, dass sie verkehrt gehandelt haben, und dass die Tagung schon vor drei Wochen hätte beginnen können. Die Leute werden murren; aber Lord Schatzmeister macht sich nicht für einen Dreier daraus. Lord Siegelbewahrer ist plötzlich an der Kehlkopfbräune erkrankt, und es sind ein paar Lords beauftragt worden, ich denke, auch Lord Schatzmeister, das Parlament statt seiner zu vertagen. Eine Stadt so voll von Erwartung und Gärung haben Sie noch nie gesehn. Herr Pope hat ein schönes Gedicht veröffentlicht, das der »Wald von Windsor« heisst. Lesen Sie es. Nacht, MD.

10. Ich war heute früh bei Lord Bolingbroke. Ich sehe, dass er der Ansicht war, das Parlament müsste tagen; sie seien noch nicht ganz sicher, dass der Friede in der nächsten Woche unterzeichnet würde. Die Vertagung lautet auf heute in acht Tagen. Ich habe mir eine Bibliothek angesehen, die ich kaufen werde, wenn wir uns einigen können. Ich habe hundertundzwanzig Pfund geboten, und werde noch zehn mehr bezahlen. Lord Bolingbroke will mir das Geld leihen. Zwei Stunden habe ich über den Büchern gesessen. Ich will ein paar davon verkaufen und den Rest behalten; aber ich fürchte, sie werden mein Gebot nicht annehmen. Ich habe in der Altstadt gegessen, und abends eine Stunde beim Lord Schatzmeister gesessen, der sehr guter Laune war, mir aber Vorwürfe machte, weil ich gestern und heute nicht bei ihm gegessen habe. Wozu wird das führen? Lord Schatzmeister hat eine ziemlich gute Nacht verbracht, und es geht ihm besser. Ich war in Sorge um ihn. Wie geht es Ihnen, Burschen?

11. Ich habe heute morgen den Herzog und die Herzogin von Ormond und die Herzogin von Hamilton besucht, und ging dann mit dem Rektor auf eine Gemäldeauktion, wo ich vierzehn Schilling ausgegeben habe. Ich bin ganz darauf versessen, wenn ich Geld hätte; aber ich fürchte, ich werde mich ruinieren; denn Sir Andrew Fountaine lud mich und den Rektor ein, bei ihm zu essen, und ich habe volle vierzehn Schilling an ihn verloren. Wahrhaftig, das geht nicht; und ich werde auf lange des Spiels überdrüssig sein. Ich ging nach Hause, und es ist spät, und mein Gelbschnabel hat das Feuer ausgehn lassen, und ich bin ins Bett gestiegen, und schreibe dort; und es ist weit nach zwölf. Spielte mit vier Metadoren und einem schwarzen Trumpf und wurde reingelegt. Fubbedoll schlimm, wahrhaftig! Nacht, meine liebsten Halunkinnen.

12. Ich war heute wieder auf einer Gemäldeauktion, und es war eine grosse Auktion. Ich trieb Lord Masham, vier Pfund anzulegen. Es wurden dort Bilder vom doppelten Wert verkauft. Unsre Gesellschaft hat sich heute beim Herzog von Beaufort versammelt; ein fabelhaft schönes Diner, wie ich es hasse; aber wir haben einiges erledigt. Unser Drucker kam wie gewöhnlich; und der Kanzler des Schatzamts schickte dem Verfasser des Examiner zwanzig Guineen. Er ist ein scharfsinniger Junge, aber der elendeste, eitelste Geck der ganzen Welt, so dass ich nicht wage, ihn zu empfangen; ich bin auch nicht mit ihm bekannt. Ich habe heute morgen mit dem Herzog von Ormond eine lange Erörterung gehabt, und ich setze ein paar Punkte durch, um uns alle bei Unfällen zu versichern usw. Ich verliess die Gesellschaft um sieben. Ich kann überhaupt nicht mehr mit Vergnügen trinken. Portwein ist mir lieber als Rotwein, Champagner oder Burgunder. Ich habe einen traurig gemeinen Geschmack. Ich weiss noch, wie Ppt zu brummen pflegte, wenn ich von einem grossen Diner nach Hause kam, und DD nur ein Stück Hammelbraten hatte. Ich kann nicht mehr als ein Gericht vertragen; und seit meiner Kindheit, als ich es noch liebte, mich voll zu essen, habe ich es nie gekonnt. Es war ein schöner Tag, und das ist jetzt bei uns eine Seltenheit, das versichre ich Ihnen. Nie zwei schöne Tage hintereinander. Nacht, liebe MD.

13. Ich hatte heute morgen einen Pöbel irischer Pastoren hier, die meine Schokolade tranken. Ich kann keine Verabredungen mehr behalten. Ich sollte gestern abend bei dem schwedischen Gesandten essen, mit noch einigen andern Gästen, und ich habe es vergessen; er verspottete mich deshalb heute bei Lord Bolingbroke, der mich entschuldigte und sagte, der Gesandte dürfe nicht böse sein, da ich es beim Lord Schatzmeister und bei ihm genau so machte. Aus diesem Grunde verspreche ich sehr selten, irgend wohin zu kommen. Ich habe beim Lord Schatzmeister gegessen, der mich schalt, weil ich so lange nicht bei ihm gewesen bin; was er immer tut, wenn ich einen Tag überschlage. Ich habe heute abend drei Stunden bei Lady Jersey gesessen; aber die ersten beiden Stunden sass sie mit andern Gästen beim Ombre. Ich verliess den Lord Schatzmeister um acht; mir war, als sei er ein wenig nachdenklich, denn er spielte von Zeit zu Zeit mit einer Orange, was, wie ich ihm sagte, unter gewöhnlichen Menschen nach Hypochondrie aussieht. Dieser Brief soll morgen noch nicht abgehn; keine Eile, junge Frauen, nichts, was drängt. Ich habe nur einmal in drei Wochen versprochen, und ich halte mehr als mein Versprechen. Ich wollte, der Friede wäre vor Dienstag fertig, ich meine, wir hätten Nachricht, dass er unterzeichnet ist. Sonst wird das Murren sehr anwachsen. Nacht, Halunkinnen.

14. Es war heute ein wundervoller Tag, und ich habe ihn ausgenutzt, um viel im Park spazieren zu gehn, bevor ich an den Hof ging. Oberst Disney, ein Mitglied unsrer Gesellschaft, ist an einem Fieber erkrankt und schwebt, wie wir fürchten, in grosser Gefahr. Wir alle lieben ihn sehr, und es wäre ein grosser Verlust. Ich glaube, ich werde die Bibliothek nicht kaufen; denn ein halunkischer Buchhändler hat sechzig Pfund mehr geboten als ich zu zahlen beabsichtigte; Sie sehen also, ich wollte ein gutes Geschäft machen. Ich habe mit seinen Samstagsgästen beim Lord Schatzmeister gegessen; aber wir waren nur sieben zu Tisch. Lord Peterborow ist krank und speit Blut, infolge einer Quetschung, die er sich geholt hat, bevor er England verliess; ich glaube aber, eine italienische Dame, die er mitgebracht hat, ist die Ursache, dass seine Krankheit wieder ausbricht. Sie wissen, dass die alte Lady Bellasis endlich tot ist? Sie hat Lord Berkeley von Stratton zu einem ihrer Testamentsvollstrecker eingesetzt, und es wird für ihn von grossem Vorteil sein; man spricht von über zehntausend Pfund. Ich blieb, als die Gäste fort waren, noch in Geschäften beim Lord Schatzmeister; aber ich wage Ihnen nicht zu sagen, in welchen. Meine Briefe wären hübsche Memoiren, wenn ich tausend Dinge, die vorgehn, zu sagen wagte; aber ich höre so viel davon, dass Briefe in Ihrem Postamt geöffnet werden, dass ich ängstlich bin usw. Und also gute Nacht, Burschen, haben Sie Pdfr lieb, MD.

15. Lord Schatzmeister hatte mich heute wieder zum Essen eingeladen, und ich hatte bereit, was er brauchte; aber er wollte es sich nicht ansehn, sondern verschob es bis morgen. Die Königin geht jetzt wieder in die Kirche. Sie lässt sich in einer offnen Sänfte tragen und wird Dienstag wohl genug sein, um ins Parlament zu gehn, wenn die beiden Häuser tagen, was noch nicht sicher ist; und auch die Minister selbst können es noch nicht sagen; denn es hängt von Wind und Wetter und Zufällen der Unterhandlung ab. Wir tun aber, als träte es sicher zusammen; und ich soll morgen beim Lord Schatzmeister sein, um auf Grund dieser Voraussetzung einige Dinge zu erledigen, die damit zu tun haben. Ppt versteht mich vielleicht. Die Ärzte sagen mir, wenn der arme Oberst Disney heute nacht nicht einigen Schlaf finde, so müsse er sterben. Was fragen Sie danach? Ach, aber ich frage wirklich danach. Er gehört zu unsrer Gesellschaft. Ein Bursche von unendlich viel Humor; ein alter verwitterter Wüstling; aber sehr ehrlich; kein alter Mann, sondern ein alter Lebemann. Er war es, der von Jenny Kingdom, der Ehrendame, die schon ein wenig alt ist, sagte, da sie keinen Mann finden könne, so solle die Königin ihr ein Patent verleihen, damit sie die Rolle einer verheirateten Frau spielen könnte. Sie verstehen das nicht. Man gibt Majoren und Hauptleuten im Heere Patente, damit sie als Oberste Dienst tun. Patente sind kommissarische Bestallungen. Fragen Sie Soldaten, stumpfsinnige Burschen. Nacht, MD.

16. Ich war beim Lord Schatzmeister, bevor er selber kam; und als er eintrat, sagte er mir, das Parlament sei bis Donnerstag in acht Tagen vertagt worden. Sie haben Eilposten erhalten, denen sie entnehmen, dass der Friede bis dahin unterzeichnet sein kann. Wenigstens werden Frankreich, Holland, und wir ein paar Artikel unterzeichnen, durch die wir uns verpflichten, den Frieden zu unterschreiben, sowie er fertig ist; aber Spanien hat keinen Gesandten dort; denn Monteleon, der es in Utrecht vertreten soll, ist noch nicht von hier abgereist; und bevor er nicht dort ist, können die Spanier keinen Frieden unterschreiben; und eins beachten Sie, ein allgemeiner Friede kann kaum innerhalb von zwei Monaten abgeschlossen sein, so dass man ihn hier verkünden könnte; denn nach der Unterzeichnung muss er noch ratifiziert werden; das heisst, er muss von den verschiedenen Fürsten an ihren Höfen bestätigt werden; was allein für Spanien einen Monat kosten wird; denn wir müssen erst die Nachricht haben, dass er an allen Höfen ratifiziert worden ist, ehe wir ihn proklamieren können. Also haben Sie es nicht zu eilig. Nacht. MD.

17. Die Iren sind enttäuscht, dass das Parlament heute nicht getagt hat, weil St. Patricks-Tag war; und der Mall war so voll von Kreuzen, dass ich schon dachte, alle Welt sei irisch geworden. Fräulein Ashe ist fast ganz genesen, und ich sehe den Bischof, werde aber nicht in sein Haus gehn. Ich habe wieder beim Lord Schatzmeister gegessen; da aber das Parlament vertagt ist, so muss ich bis zur nächsten Woche behalten, was ich habe; denn ich glaube, er wird es nicht eher als am letzten Abend vor der Sitzung durchsehn. Er hat mir das Versprechen abgenommen, morgen wieder bei ihm zu essen, obwohl ich tat, was ich konnte, um es abzuwenden; aber ich will ihn nicht gern verstimmen. Nacht, liebe Burschen, es ist spät. Nacht, MD.

18. Ich habe jetzt sechs Tage hintereinander beim Lord Schatzmeister gegessen; aber heute abend stahl ich mich fort, als er mit jemand anders plauderte; und also bin ich morgen frei. Es lief ein Gerücht von einem allgemeinen Waffenstillstand um; jedermann sprach bei Hofe davon; aber ich glaube, es ist nichts daran. Ich habe einen französischen Gesandten gefragt, wie die Dinge gingen, und er flüsterte mir auf französisch zu: »Ihre und unsre Bevollmächtigten spielen die Narren.« Und niemand von uns billigt denn auch zur Zeit das Verhalten der einen wie der andern; aber Lord Schatzmeister war trotz alledem in bester Laune. Er hatte eine Menge seiner Verwandten eingeladen; wir waren ein Dutzend bei Tisch, und nur ich gehörte nicht zur Familie Harley. Disney erholt sich, obgleich Sie sich nicht für einen Dreier daraus machen. Dilly ermordet uns mit seinen »Wenn«-Wortspielen. Sie kennen Sie ja. Nacht, MD.

19. Der Bischof von Clogher hat ein »Wenn«-Wortspiel gemacht, auf dass er riesig stolz ist; und er denkt es seinem Bruder Tom hinüberzuschicken. Aber Sir Andrew Fountaine hat schon mit der letzten Post an Tom Ashe geschrieben, und ihm das Wortspiel mitgeteilt und ihn gebeten, es dem Bischof als eigne Erfindung zu schicken; wenn das gelingt, so wird es ein famoser Spass. Der Bischof wird es uns als ein Wunder darstellen, dass er und sein Bruder so genau auf das gleiche verfallen. Ich habe heute bei einem Freund gegessen, denn unsre Gesellschaft, das habe ich Ihnen schon gesagt, versammelt sich nur noch alle vierzehn Tage. Ich habe Fanny Manley noch nicht gesehn; ich kann nichts dafür. Lady Orkney ist in die Stadt gekommen; ei, sie war auf ihrem Landsitz; was fragen Sie danach? Nacht, MD.

20. Dilly las mir heute einen Brief von Ppt vor. Sie scheint sich, als sie ihn schrieb, den Kopf gekratzt zu haben. Es ist traurig, wenn man ohne Takt an die Leute schreibt. Da haben wir Sie; Sie hören, ich ginge nach Bath. Nichts dergleichen; ich fühle mich, Gott sei Dank, recht wohl. Die Stadt schickt mich jetzt nach Savoyen. Vierzig Leute haben mich schon dazu beglückwünscht, und doch ist meines Wissens nicht die Spur Wahrheit daran. Ich war auf einer Gemäldeauktion, habe aber nichts gekauft. Ich war meiner Freiheit so froh, dass ich nirgends essen wollte; da aber das Wetter schön war, so schlenderte ich in die Stadt und ass gegen fünf Uhr einen Bissen, und ass dann bei Herrn Burke, Ihrem Hauptrechnungsführer zu Nacht, denn er hatte mich seit einem Monat eingeladen. Der Bischof von Clogher sollte auch kommen, war aber durch Lord Pagets Begräbnis verhindert. Der Rektor und ich blieben bis ein Uhr sitzen; und wenn das nicht spät ist, so weiss ich nicht mehr, was spät ist. Parnells Gedicht wird Montag erscheinen, und morgen, denke ich, soll er es bei Hofe dem Lord Schatzmeister und Lord Bolingbroke überreichen. Der arme Bursche ist mit seinem Kopf fast nie in Ordnung. Burkes Frau ist seine Schwester. Sie hat ein wenig von der impertinenten irischen Art. Nacht, MD.

21. Morgens. Ich will jetzt meinen Brief beenden; denn es werden Leute kommen, und dann Lärm und Aufruhr; und ich will den Brief in der Tasche behalten und selbst auf die Post geben. Ich muss zu Hofe gehn, und Sie wissen, Samstags esse ich natürlich beim Lord Schatzmeister. Leben Sie wohl, liebste MD MD MD FW FW FW ME ME ME Lala lala.


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