Johannes Scherr
Michel
Johannes Scherr

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Sechstes Kapitel.

worin der Satz bewiesen wird, mit welchem es anfängt.

Aber aus Kindern werden, wie bekannt, mit der Zeit Leute.

Es war im »Öhmdet«, das heißt der zweite Grasschnitt lag zum Trocknen auf den Wiesen und die Bergwälder machten schon da und dort Miene, ihr buntes Herbstkleid anzuziehen, als wir fünfe eines schönen Nachmittags am Wasserfall hinabstiegen, den Steg bei der Mühle überschritten und dann rechtshin das Tal hinabgingen.

Ich sagte: wir »fünfe«, denn Berthold war auch mit dabei und ging mit Hildegard voran. Hoch aufgeschossen, bewegte er sich dennoch mit einer Turnüre, welcher man ansah, daß der Tanzmeister seine Schuldigkeit an ihm getan, und trug die kleidsame Ulanenuniform mit viel Bewußtsein. Die Sporen klirrten ihm romantisch an den zierlichen Stiefeln, und von Zeit zu Zeit gab seine blanke Säbelscheide einen gar ritterlichen Klang. Er hatte auch Grund, den Kopf hoch zu tragen, denn die Goldborte, welche den roten Kragen seiner blauen Uniform säumte, sagte deutlich genug, daß der Herr Regimentszögling auf der letzten Vorstufe zur Leutnantschaft glücklich angelangt sei. Endlich war es auch motiviert, daß der junge Herr mit Zeigefinger und Daumen häufig die Gebärde des Schnurrbartdrehens machte, denn seine Oberlippe wies in der Tat die flüchtige Andeutung eines Bartes der Zukunft auf.

Wenn du der Meinung sein solltest, lieber Leser, diese Worte haben einen neidgelben Anstrich, so kann ich dir nicht ganz unrecht geben. Ja, ich beneidete den Berthold recht ordentlich um sein glänzendes Auftreten, und dieses Unbehagen wurde noch erhöht durch ein unklares Gefühl der Besorgnis, welches mich ergriff, wenn ich sah, mit was für bewundernden Blicken mein Schwesterlein den angehenden Kriegsmann betrachtete. Die arme Hildegard hatte in der Naivität ihrer fünfzehn Jahre noch nicht gelernt, ihre Augen zu beherrschen, und jetzt hatte sie, ich sah es wohl, ihre Freude daran, daß Berthold es immer zu machen wußte, der Schmalheit des Fußpfades zum Trotz ihr zur Seite zu bleiben.

Es waren drei Jahre verflossen, seit Berthold zum Regiment gekommen und ich dem Benefiziaten zum »Geschnitzeltwerden« übergeben worden. Vor zwei Jahren, als Berthold seine erste Urlaubszeit zu Hause zugebracht hatte, war er noch so ziemlich der alte wilde, aber gute Bursch gewesen. Diesmal war es anders. Berthold kam als angehender oder gar schon als angegangener Dandy, der ziemlich deutlich merken ließ, daß er sich als künftigen Offizier und Freiherrn fühlte. Das mochte noch hingehen; aber daß in dem Gebaren des Jugendkameraden mitunter ein gewisses Etwas vortrat, welches andeutete, daß derselbe von Blasiertheit wenigstens schon habe läuten hören, das berührte mich höchst widerwärtig. Ich konnte mir freilich über diesen Widerwillen um so weniger Rechenschaft geben, als mir der junge Herr anfangs durch sein herrenmäßiges Benehmen fast nicht weniger imponierte als dem schüchternen Fabian; aber ich wurde in meinem Gefühle dadurch bestärkt, daß ich den Vater in einem unbewachten Augenblicke zur Mutter sagen hörte: »Was für ein verhenkerter Zieraff' ist der Berthold geworden!«

Von Hildegard und dem jungen Kavalier richteten sich meine Blicke auf Isolde, die ebenso schweigend vor mir herging, wie Fabian hinter mir. Ich weiß noch ganz gut, daß das junge Mädchen ein leichtes Sommerkleid von heller Farbe trug, welches die knospenden Formen ihrer Schönheit hervortreten ließ. Sie hielt ihren Strohhut lässig in der linken Hand, und so glänzte ihr wunderbar schönes Haar hell in der Sonne. Mit ihrer zarten, weißen Hand streifte sie im Gehen gedankenvoll die Blätter von dem Erlengesträuch am Wege.

Meine Blicke hingen an der schlanken, anmutvollen Gestalt und – diese Blicke waren nicht mehr so ganz die eines Knaben.

Nun, ich war denn auch kein Knabe mehr. Hatten wir nicht, der Fabian und ich, vor vierzehn Tagen in der Hauptstadt das Maturitätsexamen siegreich bestanden? Hatte ich mir nicht bei dieser Gelegenheit eine burschikos aussehende Mütze gekauft, um mich damit als angehenden Studenten zu manifestieren, der binnen wenigen Wochen die Universität beziehen sollte? Hatten wir nicht, der Fabian und ich, drüben in Guhlhausen auf dem freiherrlichen Sommerbierkeller im geheimen die furchtbaren Proben des Tabakrauchens und des Vor- und Nachtrinkens so bestanden, daß uns nachher Fabians Mutter mittels schwarzen Kaffees von den Folgen dieser studentischen Experimente kurieren mußte? Nein, ich war kein Kind mehr.

Und doch wieder noch Kind genug, daß mir Isoldes Benehmen in letzter Zeit höchst wunderlich vorkam? Warum war sie bei aller Freundlichkeit doch so einsilbig gegen mich?

Überhaupt hatte es mir oft scheinen wollen, als ob zwischen uns vier, Isolde, Hildegard, Fabian und mich, etwas Störendes getreten sei. Schon vor Bertholds Ankunft. Äußerlich zwar hatte sich nichts geändert, denn offenbar hatte weder der Freiherr, noch hatten meine Eltern einen Grund, trennende Schranken zwischen uns Kindern aufzuführen. Sie waren wohl nicht der Ansicht der modernen und modernsten Erziehung, welche es liebt, junge Leute wie wilde Tiere voneinander abzusperren. Kommen dann die beiden so peinlich voneinander getrennten Geschlechter mit Zeit und Gelegenheit dennoch plötzlich zusammen, so verwundern sie sich gegenseitig höchlich, daß sie gar nicht wild, sondern ganz zahm seien, daß sie einander keineswegs etwas zuleide, sondern im Gegenteil alles zuliebe tun möchten, und aus dieser Überraschung entspringen oft seltsame Geschichten.

Vor solcher Verwunderung und Überraschung waren wir gesichert: wir hatten die Kinderschuhe mitsammen ausgetreten, aber wir hatten sie ausgetreten. Ja, wir alle waren keine Kinder mehr.

Es ist, denke ich, unbestritten und unbestreitbar, daß der Schmetterlingsflügelstaub der Unschuld an Mädchenseelen viel länger und inniger haftet als an Knabenseelen. Aber wenn mich nicht alles täuscht, dürfte die Behauptung, daß der Unterschied des Geschlechtes dem Mädchen trotzdem viel früher als dem Knaben zum Bewußtsein komme, wenn auch nur dunkel und unschuldsvoll, keine ungerechtfertigte sein. Der Instinkt, welcher, geistig potenziert, zugleich die höchste Tugend des Weibes ausmacht, die Schamhaftigkeit, läßt die feinen Nervenfühlfäden eines jungen Mädchens vor einem männlichen Jugendgenossen auf einmal scheu zurückbeben, während des letzeren gröberes Nervengeflecht noch in harmloser Ruhe verharrt.

In diesem Falle hatte ich mich befunden, als ich bemerkte, daß Isolde immer zurückhaltender gegen mich wurde. Ich schalt es brummig eine dumme Laune, wenn sie sich mit meiner Schwester von mir und Fabian absonderte. Dieser jedoch, eine feiner organisierte Natur als ich, hatte wohl ein tieferes und richtigeres Gefühl für die Sache. Wo ich über das, was ich alberne Mädchengrillen nannte, nur lachte, wurde er traurig, und seine Traurigkeit wuchs nach der Ankunft Seiner sporenklirrenden freiherrlichen Gnaden, des Herrn Ulanenleutnants in spe. Was mich betrifft, ich meinte, nachdem ich erst einmal gefunden, es sei dumm, vor den Sporen, dem Säbel und dem roten Kaskett des Junkers Respekt zu haben, ja, ich meinte, Berthold spiele mit seiner affektiert militärisch-lakonischen Sprache und mit seiner Lorgnette, die er – notabene, wenn es sein Vater nicht sah – mit so ungeheuerlichen Grimassen in den rechten Augenwinkel kniff, eigentlich mehr eine skurrile als heroische Rolle. Isolde verriet zwar nicht durch Worte, zeigte aber durch ihr Benehmen, daß sie meiner Meinung sei. Der Ernst ihres Wesens, in letzter Zeit ohnehin selten und immer seltener durch die Auflüge der ihr sonst eigenen anmutigen Schalkhaftigkeit unterbrochen, schien sich dem Hasenfuß von Bruder gegenüber zu verdoppeln. Eines Abends, als wir in unserm Garten in alter guter Weise mitsammen Musik machten und unsere guten alten Lieder sangen und Berthold nicht mitsang und schließlich mit vornehmer Herablassung meinte, es sei doch »affrös«, daß man auf dem Lande so gar nichts von den »pompösen« – pompös und affrös waren Lieblingsausdrücke des jungen Kriegers – neuesten Opern wisse, und dabei so »sparrefautelig«, wie unsere Bauern sagen, seinen zukünftigen Schnurrbart drehte und mit der Lorgnette manövrierte, hörte ich seine Schwester leise zu meiner Mutter sagen: »Aber Mütterle, wird man denn in den großen Städten – so unausstehlich?« – »Was fällt dir ein, Kind?« entgegnete meine Mutter. »Berthold lebt in der Residenz, da muß er eben tun, wie es dort Mode ist.« – Die Mutter hatte eine Schwäche für ihren Pflegesohn und, die Wahrheit zu sagen, er seinerseits benahm sich gegen sie so, wie es der ursprünglich gesunden und guten Anlage seines Wesens entsprach.

Meine gute Mutter mochte die unvorteilhafte Veränderung, welche mit Berthold vorgegangen, mit dem Hang zur Renommisterei entschuldigen, welcher Jünglingen anklebt; in den Augen von meiner Mutter Tochter dagegen bedurfte Bertholds Benehmen gar keiner Entschuldigung, und alles zusammengenommen, war es denn doch eben kein Wunder, daß ein fünfzehnjähriges Mädchen den wiederkehrenden Jugendgespielen, der trotz seiner Lorgnette und trotz alledem und alledem in seiner blanken Uniform ein verteufelt hübscher Bursch war und seine frühere Gespielin noch immer so augenscheinlich bevorzugte wie vordem, nicht mit bösen Augen ansah.

Wir strichen lange zwecklos durch Wiesen und Wälder. Da ich für meine Person des Aristoteles Definition vom Menschen als einem »Politikon Zoon« durchaus rechtfertige, so ist brütende Schweigsamkeit nie sehr meine Sache gewesen. Ich versuchte also ein Gespräch mit Isolde anzuknüpfen, aber das junge Mädchen war heute so ungewöhnlich ernst und gab mir so einsilbige Antworten, daß ich den Versuch nicht weiter trieb und ein paar Schritte zurückblieb, um auf Fabian zu warten.

»Du,« sagte ich unwirsch zu ihm, »unser Domine Zipfelius hat am Ende doch recht, was die Weibsstücker anlangt. Was, zum Henker, ist denn in die beiden Mädle gefahren? Sie tun ja nur so, als ob wir beide gar nicht mehr auf der Welt wären!«

»O, du kannst dich nicht beklagen,« versetzte der Fabian, »aber ...«

Er brach ab und seufzte, der gute Junge, und lugte mit trüben Blicken nach vorne, wo Berthold und Hildegard noch immer schäkernd und lachend nebeneinander hergingen.

»Mira!« sagte ich, den Kopf aufwerfend, und so recht mit dem kindischen Trotz meines Alters zog ich meine bis dahin vor jedermann, den Fabian ausgenommen, verheimlichte Pfeife hervor und erfüllte, recht breit vor Isolde einhertölpend, die klare, milde Luft mit den renommistischen Wolken einer Tabakssorte, die gerade nicht zu den feinsten gehörte.

»Armer Michel!« hörte ich Isolde leise hinter mir sagen.

Ich wollte nicht, aber ich mußte mich doch umkehren. Das gute schalkhafte Lächeln von ehedem umspielte den reizenden Mund des jungen Mädchens.

»Warum armer Michel?« fragte ich so majestätisch, als ich nur immer vermochte, und blies eine neue Wolke in die Luft.

»Weil Fabians Mutter jetzt mit ihrem schwarzen Kaffee nicht bei der Hand ist.«

»Verdammt!« dachte ich. »Wie hat die Dundershexe jene schwarze Kaffeegeschichte erfahren?«

Sprach's bei mir, kehrte mich um, stapfte wütend an Berthold und Hildegard vorbei und rauchte, als müßte ich heute noch allen Tabak auf der weiten Welt aufrauchen. Aber, seltsam zu sagen, schon nach einigen Minuten überfiel mich eine Art Angst, ich möchte mit meinem Gerauche in den Augen Isoldes doch recht lächerlich erscheinen, und – die Pfeife verschwand wieder in meiner Tasche.

Da wir lange und weit gegangen, ruhten wir, auf dem Rückweg begriffen, an der einsamen Breunighalde aus. Auf der waldumsäumten Wiese lag das halb gedorrte Öhmd in »Schochen« aufgehäuft. Wir nahmen uns solche Schochen zu Ruhepolstern und hörten dem Berthold zu, welcher von den Herrlichkeiten des Residenzlebens erzählte. Er war so recht im Zuge, und ich war einfältig genug, mich darüber zu ärgern. Zuletzt machte ich meinem Mißmut in einem unhöflichen Gähnen Luft, stand auf und ging in den Wald, wo ich mich grämelnd auf das Moos niederwarf. Aber eine wunderliche Unzufriedenheit mit mir selbst, mit meinen Freunden, mit der ganzen Welt ließ mir keine Ruhe und trieb mich wieder auf die Wiese hinaus, wo ich mich abseits von den andern auf einen Öhmdhaufen warf. Isoldes Spott ging mir im Kopfe herum. »Jetzt verhöhnt sie dich vollends,« dachte ich, »das fehlte noch! Aber was kümmert's mich?« – Und doch kümmerte es mich gewaltig. Zuletzt duselte ich ein, von Hitze, Müdigkeit und Verdruß erschöpft. Ich mochte ziemlich lange geschlummert haben, denn als ich die Augen wieder auftat, lag der rote Schein der Abendsonne auf der einsamen Waldwiese. Fabian, Berthold und Hildegard befanden sich nicht in meinem Gesichtskreis, aber ich mochte auch gar nicht nach ihnen ausschauen, denn unfern von mir erblickte ich Isolde.

Gesenkten Blickes kam sie mit zögernden Schritten auf mich zu.

Ich rührte mich nicht, aber das Herz hämmerte mir in der Brust, als wollte es mit Gewalt heraus.

O, wie war das junge Mädchen schön! Mir schien, die Abendsonne wöbe eine leuchtende Gloriole um das liebliche Gesicht. Aber es war Isoldes Goldhaar, welches in den roten Sonnenstrahlen glänzte, die durch das Buchenlaub zitterten.

Leser, ich bin leider kein Poet und kann es daher nicht versuchen, den seligen Wirrwar der Gefühle, welcher mich in jenem Augenblick überflutete, dir zu beschreiben.

Genug – auch in deiner Brust hat ja wohl einmal der himmelan jauchzende Lerchenschlag geklungen, welchen die Menschen erste Liebe nennen. Er tirilierte jetzt in meiner Seele – hell, laut, wunderbar!

War es heilige Scheu, fromme Befangenheit, war es instinktartige List – was weiß ich? – ich blieb unbeweglich und stellte mich schlafend, während doch mein ganzes Wesen so wach war, daß ich durch die geschlossenen Augendeckel zu sehen glaubte.

Isolde kam näher, immer näher, ich hörte ihren leisen Tritt auf den duftenden Öhmdschwaden.

Jetzt stand sie wieder stille, zögerte, hob wieder das zierliche Füßchen, setzte es unschlüssig nieder, dann leise, leise vorwärts, bis sie mir zur Seite stand.

Was wollte nur das Mädchen? Ich fühlte den Blick ihrer süßen Veilchenaugen auf meinem Antlitz.

Jetzt machte sie eine Bewegung – ich blinzelte vorsichtig – Isolde hatte sich gebückt und machte sich mit beiden Händen auf dem Boden zu schaffen – ich riskierte es, für einen Moment die Augen weiter aufzumachen – sie sammelte Grashüpfer, die wir in unserer Gegend Heuschrickel oder Heustöffel nennen – erhob sich dann, ließ dann ihre Blicke rasch auf der Halde umhergehen – der Michel schlief wieder, aber im nächsten Augenblick hatte er große Mühe, zu schlafen, denn, von Isoldes Hand auf ihn niedergestreut, krabbelten und kribbelten die behenden Tierchen in seinem Kraushaar.

Also auf einen Kinderscherz war es abgesehen? – Ich meinte zu sterben vor Schmerz und Zorn.

Aber ich hielt stille und schlief.

Isolde beugte sich zu mir herab und mußte sich auf ein Knie gesenkt haben, denn ihr Atem streifte meine Wange.

Durch das Pochen meines Herzens hindurch meinte ich das ihrige schlagen zu hören.

Ihre weiche Hand legte sich sachte auf meine heiße Stirne und glitt dann linde an meiner Wange herab.

Mit gewaltsamer Selbstüberwindung hielt ich die Augen geschlossen.

Ein banger Atemzug des Mädchens, ein leiser Seufzerhauch – und rasch, wie der Gedanke, süß und keusch wie Blumenodem streifte ein Kuß über meine Lippen hin.

Da, wie hätte es anders sein können? – da schlossen sich meine Arme um den Nacken Isoldes und hielten die teure Beute an meine Brust gepreßt.

Sie stieß einen Schrei jungfräulichen Schreckens aus.

»Du bist mir gut, Isolde?« flüsterte ich, trunken von Glück.

»O!«

Sie sagte nur dieses, nur die eine Silbe, und fuhr bebend und verwirrt empor. Ihre Wangen erblaßten, ihr Blick war der eines verwundeten Rehs, und wie ein solches lief sie die Halde hinab, sich im Dickicht zu bergen.

Indem ich ihr folgte, ging ich wie in Lüften, wie in Sternen, kurz so, wie du, mein Leser, wohl auch einmal gegangen bist, und wenn nicht, so laß mich dich herzlich beklagen.

Ich holte Isolde in dem Waldstreifen, der talwärts die Halde säumt, nicht mehr ein. Schon eilte sie jenseits des Baches den Rain hinauf, und dort gingen auch Berthold und Hildegard Hand in Hand. Aber am Waldsaum stieß ich auf Fabian, welcher bleich und verstörten Auges an dem Stamm einer Tanne lehnte, unsern drüben den Rain hinangehenden Freunden nachstarrend.

»Was hast du denn?« fragte ich ihn.

»Er hat sie geküßt!« stammelte er.

»Wirklich?«

»Und sie hat ihn wieder geküßt!«

Er preßte es mühsam hervor, der arme Junge. Dann warf er sich zu Boden, verbarg sein Gesicht im Moose und weinte bitterlich.


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