Pierre Loti
Ein Seemann
Pierre Loti

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Dreiunddreißigstes Kapitel

»Mein Vater? . . . Er war Steuermannsmaat, ist aber jetzt im Ruhestand,« gab ihm an einem andern Abend die nämliche ernsthafte junge Stimme unter den nämlichen einsamen Linden zum Bescheid.

»Und Ihre Mama? Sie haben doch auch Ihre Mama noch?«

(Er sprach immer mit ihr wie mit einem Kind, aber unbedingt achtungsvoll, ohne ein verliebtes Wort.)

»O ja, freilich! Und meine Tante Melanie wohnt auch bei uns . . . an dem Abend, als wir vom Bahnhof heimgingen, war sie hinter mir . . . mit einem grauen Hut . . . erinnern Sie sich nicht?«

Nach kurzem Schweigen fuhr sie, schüchtern und beklommen mit gesenkten Augen und mit der Fußspitze auf die von häßlichem Unkraut umwucherten Pflastersteine hämmernd, als ob sie damit eine nützliche Arbeit verrichtete, fort: »Ich hatte es damals gleich bemerkt, daß Sie kein Matrose waren, wie die andern, Herr Jean . . .«

»Du liebe Zeit, wirklich . . . vielleicht haben Sie recht gesehen . . . Besser bin ich aber darum nicht als sie.« So hüllte er sich gewissermaßen in ein Geheimnis, indem er jedesmal durch eine gleichgültige oder auch großsprecherische Aeußerung den Fragen auswich, die sich irgendwie auf seine Erziehung und Jugend bezogen, und das junge Mädchen dachte sich romanhafte Möglichkeiten aus vom verlorenen Sohn oder dem Sprößling eines vornehmen Hauses, der zum Schweigen gezwungen sein mochte.


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