Pierre Loti
Ein Seemann
Pierre Loti

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Sechzehntes Kapitel

»Jean!« rief die Mutter beim Ausräumen eines Schranks mit wehmütiger Stimme. »Jean, komm einmal – kennst du das noch?«

Und sie hielt ihm ein kleines Battisthemdchen vor in »Engelsschnitt«.

Jean erinnerte sich zuerst nicht; es war ja schon so lange her, aber mit einemmal fiel es ihm ein: sein Kleidchen von der Fronleichnamsprozession!

Sie hatte es noch einmal mit ihm ansehen wollen, ehe sie es zu den Sachen für die Auktion oder zum Verschenken legen würde, Jean aber entschied, daß es mitgenommen werden solle, und man faltete es sorgsam zusammen und legte es in einen von den Koffern für die Verbannung.

»Und das da?« sagte die Mutter, ein braunes Filzhütchen mit herabhängenden Samtbändern in die Höhe haltend.

Da sah er – ach, so schmerzlich fern! – den Ostersonntag wieder vor sich, und das Familienessen mit dem alten Großvater, den er nie mehr sehen sollte. Und eine große Traurigkeit stieg in ihm auf, die trostloseste und unheimlichste, die ihm das Scheiden noch verursacht hatte . . .

Sich von diesem Hütchen trennen? Nein! Somit sollte auch dieses nach Brest wandern mit dem Engelskleidchen, das ja »so gut wie keinen Platz« einnahm. Des Großvaters schwarzer Rock, sein Spazierstock mit dem silbernen Knopf und andre Dinge aus seinem persönlichen Besitz mußten natürlich auch mit, und für arme Leute, wie sie es jetzt waren, hatten sie recht viel überflüssiges Gepäck.


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