Pierre Loti
Ein Seemann
Pierre Loti

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Zwölftes Kapitel

Vierzehn Tage später.

Sie trafen sich jetzt auf Verabredung eine halbe Stunde, nachdem sie vorübergegangen war, an einem entlegenen Ort bei sinkender Nacht. Sie ließ sich Küsse rauben und erwiderte sie, das war aber auch alles, und dann war sie, blitzschnell hinter die hohen Mauern huschend, verschwunden, mit der Drohung, nicht wiederzukehren, und er ließ sie gehen Abend für Abend, weil er die Unmöglichkeit einsah, sie gegen ihren Willen wiederzufinden, und sie ganz zu verlieren fürchtete.

»Wenn du hier bliebest . . . ja, dann . . .« sagte sie. »Oder wenn du auch nur wiederkämest!«

Wiederkommen? Ja, er wußte ja nie, wo er morgen sein würde! Er, der arme Matrose eines sehr bescheidenen Frachtschiffes, ohne Geld, ohne Freiheit, wie konnte er Pläne machen? Unbedingt von der Gnade seines finstern Kapitäns abhängig, konnte er nichts sagen, nichts versprechen, also mußte er wohl oder übel zufrieden sein mit dem, was ihm die Rothaarige freiwillig gönnte . . .

Und wenn die Nacht dann weiter vorrückte, nahmen ihn die Kameraden mit in eine Spelunke, wo immer noch schöne griechische Weiber mehr als Küsse gewährten.


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