Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

10

Es wurde fast sogleich für ihn gesorgt, denn ein Beamter der großen Straßenbahngesellschaft wählte ihn unter denen aus, die in einem der Depots bei einer bevorstehenden Hauptreinigung mithelfen sollten. Die Arbeit war auf drei Tage berechnet. Schon am zweiten taten Matthias die Kniee weh vom Hinkauern, seine Hände waren aufgerissen durch das kalte Wasser der Putzlumpen und Wascheimer, und er hustete vom aufgewirbelten Staub. Am vierten Tag saß er mit seinem Geld in der Tasche müde und ohne viel Hoffnung wieder auf der alten Bank. Doch er hatte hier Glück, es war klar.

Man ließ ihn in den Verschlag kommen, wo der Vorsteher an einem Tische zu sitzen und Formulare auszufüllen pflegte. In seiner Gesellschaft fand Matthias einen fetten, glattrasierten Mann von Aplomb, der seinen runden Hut auf dem Kopfe behalten hatte und Matthias überlegen musterte. Er fragte: »Haben Sie in Häusern gedient … ich meine: in guten Häusern?«

»Ich habe überhaupt noch nicht gedient.«

»So, aber der Herr Sekretär hat mir doch erzählt … Sie sind ja wohl nicht Arbeiter, das sieht man.«

Und auf eine Ermunterung des Vorstehers beschrieb Matthias ungefähr, was er sei. Der Rasierte blinzelte: »Ja – da sprächen Sie also zum Beispiel Französisch und wüßten, wie man sich so im Allgemeinen benimmt?« Matthias erklärte gedrückt, daß er es wisse. Und nach einer kleinen Viertelstunde war es ausgemacht, daß er, zunächst auf Probe, den Posten als zweiter Diener dort erhalten sollte, wo der gewichtige Mann als Kammerdiener bedienstet war. Schon am folgenden Tage sollte er sich im Grunewald zur Stelle melden.

Sein künftiger Meister ging. Mit der Klinke in der Hand sagte er noch, über die Schulter zurück: »Sie werden natürlich unsre Livree tragen.«

»Gewiß,« sagte Matthias.

 


 << zurück weiter >>