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Mit fünfzehn Jahren bekam Matthias noch einmal Schläge von seinem Vater. Bei einer Jagd hatte er gesehen, wie der Graf einen ungeschickten Treiber mit dem Kolben seiner Flinte traktierte, und schäumend kam er heim. Er sprach während des Nachtessens exaltiert von nichts Anderem und vergaß sich schließlich so weit, vor den Eltern mit der Faust auf den Tisch zu hauen und etwas von »verfluchter Preußenwirtschaft« zu sagen. In diesem Augenblick schlug ihm sein Vater ins Gesicht. Ruhig und sachlich erteilte er ihm vier fürchterliche Ohrfeigen. Er haßte das großpolnische Gehetze, das sich, wie er wußte, mit sklavenmäßiger Unterwürfigkeit von Mann zu Mann vertrug, und in der Familie jedenfalls wollte er mit dem Treiben nichts zu tun haben. Er für seine Person kam aus Niederschlesien, und seine Frau, mochte sie braune Haut und dunkle Augen haben, war eben seine Frau. Immerhin fing sie und fing Susa bei der ungewohnten Szene zu weinen an; Matthias stand auf und legte sich im Dunkeln auf sein Bett.

Ein halbes Jahr später heiratete der Graf, und auf dem Gut wurde drei Tage lang getanzt und getrunken. Am Abend des dritten Tages saß Matthias bei den Arbeitern eines entfernten, des nördlichen Vorwerks. Es waren fast lauter Polen, und sie sangen. Die großen Worte der Lieder und der Branntwein stiegen Matthias zu Kopf, und er sagte den Polen begeistert und eindringlich, er gehöre zu ihnen. Weil er der Sohn seines Vaters war, den man als einen so scharfen Gegner der »Sache« kannte, so merkte man auf sein wirres Gerede und ermunterte ihn.

Die Kellnerin, die bediente, ein großes starkes Frauenzimmer, das man zur Aushilfe hatte kommen lassen, sah ihn mit Bewunderung an. Matthias war über seine Jahre gewachsen, er war weiß von Haut, mit schwarzem dichtem Haar. Seine Augen, ebenfalls dunkel, leuchteten vom Trinken und vom Reden. Schließlich fiel ihm ein, daß er nach Hause müsse, und daß der Weg ziemlich weit sei. Aber wie er zur Tür hinaus war, kam die Kellnerin um das Gebäude, faßte ihn ohne irgend etwas zu sprechen um die Hüfte und zog ihn mit sich zurück durch die hintere Tür. Es war nicht viel Zeit, in der Schankstube rief schon jemand nach neuem Schnaps. Hinter der Anrichte lag ein Verschlag mit einem primitiven Bett, wo das Mädchen die Nacht zubringen sollte. Sie warf Matthias, mehr als daß sie ihn legte, über den Strohsack, riß ihm die Kleider auf und nahm, in rasender Eile, Besitz von ihm. Dann brachte sie ihn eilig wieder in Ordnung, küßte ihn unter der Tür noch einmal tief in den Mund und schob ihn hinaus. Die Leute drinnen schrieen nach ihr, und der Schankpächter schlug an die Bretterkammer.

 


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