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XI

Noch bevor das türkische Heer von dem Lager bei Adrianopel aufgebrochen war, hatte sich in allen am Dniestr gelegenen Standquartieren eine lebhafte Bewegung gezeigt. Besonders in Chreptiow, dem Kamieniec zunächst gelegenen Standquartier, langten fortwährend Kuriere vom Hetman mit verschiedenen Befehlen an, die der kleine Ritter entweder selbst ausführte oder, wenn sie ihn nicht direkt betrafen, weiter beförderte. Infolge dieser Befehle wurde die Besatzung des Forts von Chreptiow wesentlich vermindert. Herr Motowidlo zog mit seinen Semenen nach Human, zur Verstärkung Hanenkos, welcher mit seinen wenigen, der Republik treu gebliebenen Kosaken gegen Doroszenko und die Krimer Horde kämpfte, die sich mit diesem vereinigt hatte. Herr Muszalski, der unvergleichliche Bogenschütze, Herr Snitko, der den verschleierten Mond im Wappen trug, Herr Nienaszyniec und Herr Hromyka, sie führten das Reiterregiment der Adeligen und die Luckhauzschen Dragoner nach Batoh, unseligen Andenkens, dem Standorte des Herrn Leszecki, der mit Hanenko gemeinsam die Bewegungen Doroszenkos zu beobachten hatte. Herr Bogusz hatte den Befehl, Mohilow so lange besetzt zu halten, bis er die anrückenden tatarischen Horden mit bloßem Auge erblicken könne. Auch Herrn Ruszczyc, der nur von Wolodyjowski als Führer von Streifzügen übertroffen wurde, suchten die Befehle des Hetmans eifrig; aber Herr Ruszczyc war an der Spitze von etlichen hundert Mann in die Steppen gezogen und wie ein Stein im Wasser verschwunden. Man hörte erst später wieder von ihm, als das wunderliche Gerücht in Umlauf kam, er kreise um das Feldlager und um die Horde der Siehen wie ein böser Geist, welcher tagtäglich sowohl einzelne Krieger wie auch kleinere Abteilungen mit sich fortführe. Allgemein verfiel man auf den Gedanken, dies müsse Herr Ruszczyc sein, welcher den Feind so geschickt zu überlisten wisse, denn mit Ausnahme des kleinen Ritters sei sonst niemand dazu im stande. Und thatsächlich war es auch Herr Ruszczyc.

Wolodyjowski sollte sich wieder einmal nach Kamieniec begeben, da der Hetman dort dringend nach ihm verlangte. Wußte dieser doch, daß Herr Michal ein Soldat sei, dessen bloßer Anblick schon die Herzen der Einwohner und der Besatzung mit frischem Mut erfülle und deren Lebensgeister hebe. Der Hetman war überzeugt, daß Kamieniec sich nicht dauernd halten könne, es handelte sich jetzt für ihn nur darum, die Feste so lange wie möglich zu halten, namentlich so lange, bis es der Republik gelungen war, neue Kräfte zur Verteidigung zu sammeln. Und von diesen Beweggründen geleitet, sandte er den berühmtesten Kavalier, den beliebtesten Ritter der Republik in den sicheren Tod.

In den Tod sandte er den berühmtesten Soldaten und fühlte darob keinen Kummer. Der Hetman war stets jener Meinung, die er dann später vor Wien äußerte, daß nämlich der Frieden da sei, damit Menschen auf die Welt gesetzt werden, der Krieg aber stets Vernichtung bedeute.

Er selbst war jederzeit bereit, sich zu opfern, er dachte, dies sei geradezu Pflicht des Soldaten, und so jemand durch seinen Tod dem Vaterlande einen bedeutenden Dienst erweisen könne, dann müsse er den Tod als eine Gnade, als rühmlichen Lohn betrachten. Auch wußte der Hetman, daß der kleine Ritter dieselbe Ansicht hegte wie er.

Ueberdies hatte er keine Zeit an die Schonung einzelner Krieger zu denken, da das Verderben die Kirchen, die Städte, das Land, die ganze Republik bedrohte, da der Orient sich mit unerhörter Macht gegen Europa zur Unterjochung der ganzen Christenheit erhob, welche von der Republik mit dem eigenen Herzblute geschützt, nicht einmal daran dachte, dieser Republik Hilfe zu leisten. Dem Hetman konnte es daher jetzt nur darum zu thun sein, daß Kamieniec die Republik und daß dann später die Republik den Rest der Christenheit schirme.

Dies wäre auch möglich gewesen, wenn die Republik über die nötige Macht verfügt, wenn die im Lande herrschende Anarchie nicht alle Kräfte beinahe aufgerieben hätte. Allein der Hetman hatte nicht einmal genug Truppen für Streifzüge, geschweige denn für den Krieg. Zog er an einem Orte eine kleine Schar Soldaten zusammen, so entstand sofort an einem andern eine Lücke, durch welche sich die Wogen der Invasion ohne Hindernis ergießen konnten. Die während der Nacht im Lager des Sultans aufgestellten Truppen waren zahlreicher als des Hetmans Regimenter. Die feindlichen Massen brachen von zwei Seiten, vom Dniepr und von der Donau herein. Da Doroszenko mit der ganzen Horde aus der Krim näher herangerückt war, und sie schon mordend und sengend das Land überflutete, hatten die Hauptregimenter gegen diese ausziehen müssen, während es geradezu an Leuten mangelte, die nach der andern Richtung auf Kundschaft ausziehen konnten.

Unter solch schwierigen Verhältnissen schrieb der Hetman folgende Zeilen an Wolodyjowski:

»Schon hatte ich hin und her erwogen, ob ich Dich nicht bis Raszkow gegen den Feind schicken solle, doch schreckte mich der Gedanke davon ab, daß, sofern die Horde von der Moldau her durch sieben Furten den Flußübergang bewerkstelligt, das Land überflutet und es besetzt, Du der Möglichkeit beraubt sein würdest, nach Kamieniec zu gelangen, woselbst Deine Gegenwart unbedingt nötig ist. Gestern kam mir auch plötzlich Nowowiejski, der ein erfahrener, kühner Soldat ist, in Erinnerung, und da ein Mensch in der Verzweiflung auf alles Mögliche verfällt, nehme ich an, daß er mir die allerbesten Dienste leisten kann. Was Du von leichter Reiterei entbehren kannst, das sende ihm zu, er aber soll sich so weit wie möglich vorwagen, sich überall zeigen und Gerüchte über unsere großen Heere in Umlauf bringen, so er aber des Feindes ansichtig wird, möge er sich ihm da und dort zeigen, sich aber ja nicht von ihm umzingeln lassen. Der Weg, den der Feind nehmen wird, ist uns schon bekannt, doch wenn er etwas Besonderes wahrnimmt, muß er Dir sofort Meldung darüber erstatten, worauf Du ohne Säumen die Nachricht sowohl mir als auch nach Kamieniec zu senden hast. Nowowiejski möge rasch aufbrechen, und auch Du halte Dich bereit, nach Kamieniec zu gehen, warte jedoch den Zeitpunkt ab, bis Kunde von Nowowiejski aus der Moldau eingetroffen ist.«

Da sich nun Nowowiejski um diese Zeit in Mohilow aufhielt, und es verlautete, er werde jedenfalls nach Chreptiow kommen, that ihm der kleine Ritter nur zu wissen, er möge seinen Aufbruch möglichst beschleunigen, da ihm auf Geheiß des Hetmans in Chreptiow ein Auftrag übermittelt werden solle.

Am dritten Tage traf Nowowiejski ein. Seine Gefährten erkannten ihn kaum wieder und dachten bei sich, daß Herr Bialoglowski ihn mit Recht ein Gerippe genannt habe. Dies war nicht mehr jener über alles Lob erhabene, übermütige, heitere Krieger, der sich einstmals mit einem, dem Wiehern eines Pferdes gleichenden Lachen auf den Feind gestürzt hatte und dessen sausende Schwerthiebe an das Sausen der Flügel einer Windmühle erinnerten. Er war abgemagert, blickte stets düster drein, aber durch diese Magerkeit sah er noch riesenhafter aus als früher. Wenn er die Leute anschaute, blinzelte er fortwährend mit den Augen, als ob er seine besten Gefährten nicht erkenne, man mußte ihm auch ein und dieselbe Sache zweimal wiederholen, weil er sie nicht sogleich zu verstehen schien.

Offenbar nagte der Kummer an ihm, offenbar bemühte er sich, an manche Dinge nicht zu denken, offenbar wollte er vergessen, um nicht wahnsinnig zu werden.

Wohl gab es in jener Gegend kaum einen Menschen, kaum eine Familie, keinen Offizier im Heere, der sich nicht über ein Unglück zu beklagen gehabt hätte, das ihm von seiten der Heiden widerfahren war, der nicht einen Bekannten, Freund, nahen und teuern Anverwandten beweint hätte; aber über Nowowiejski war ein geradezu unermeßliches Unglück hereingebrochen, hatte er doch an einem Tage seinen Vater, seine Schwester und auch seine Braut verloren, die er mit aller Kraft seiner schwärmerischen Seele liebte. Er hätte gewünscht, seine Schwester und jenes süße, inniggeliebte Mädchen wären beide gestorben, er hätte gewünscht, sie wären durch Feuer und Schwert umgekommen. Doch ihr Schicksal war derart, daß der Gedanke an sie allein schon Herrn Adam die größte Marter bereitete. Er bemühte sich, nicht an ihr Los zu denken, da seine Betrachtungen ihn dem Wahnsinn nahe brachten, doch war es umsonst.

In der That war seine Ruhe nur eine scheinbare. Für ihn gab es keine Resignation, und bei dem ersten Blick konnte jedermann erkennen, daß sich hinter dieser Starrheit etwas Unheilverkündendes, Furchtbares barg, etwas, das den Riesen gleich einem entfesselten Elemente zu einer schrecklichen That antreiben mußte, falls es zum Ausbruch kam. Dies stand so deutlich auf seiner Stirne geschrieben, daß sich ihm sogar seine Freunde mit einer gewissen Scheu näherten und im Gespräch mit ihm jede Erwähnung des Geschehenen vermieden.

Der Anblick Basias zu Chreptow vergrößerte noch den Schmerz, der in ihm wühlte, denn als er bei der Begrüßung ihre Hand küßte, begann er plötzlich wie ein zu Tode getroffener Bison zu stöhnen, wobei seine Augen mit Blut unterlaufen waren und die Adern an seinem Halse wie Stricke anschwollen. Und da Basia, in Thränen ausbrechend, mit wahrhaft mütterlicher Empfindung ihre Hände auf sein Haupt legte, fiel er zu ihren Füßen nieder und war lange Zeit unfähig, sich zu erheben. Nachdem er jedoch gehört hatte, welchen Posten der Hetman für ihn bestimmt hatte, ward er wie neubelebt, ein Strahl von unheilverkündender Freude überflog sein Antlitz, und er sprach:

»Das will ich thun, ja, ich will noch mehr thun!«

»Und wenn Du jenen tollen Hund triffst, so versetze ihm eins!« warf Zagloba ein.

Nowowiejski gab zuerst keine Antwort und starrte nur Herrn Zagloba an, urplötzlich aber leuchtete etwas wie Irrsinn in seinen Augen auf, er erhob sich und näherte sich dem alten Edelmanne in einer Art, als ob er über ihn herfallen wolle.

»Euer Gnaden glaubt doch,« sagte er, »daß ich diesem Menschen niemals etwas Böses zufügte, und daß ich ihm immer wohlgesinnt war?«

»Ich glaube es, ich glaube es!« erwiderte Herr Zagloba hastig, sich vorsichtigerweise hinter den kleinen Ritter zurückziehend, – »Ich würde selbst gerne mit Dir gehen, wenn mich das Podagra nicht in den Beinen zwickte.«

»Nowowiejski,« fragte der kleine Ritter, »wann willst Du aufbrechen?«

»Heute nacht noch!«

»Ich gebe Dir hundert Dragoner mit. Ein zweites Hundert, nebst dem Fußvolk, bleibt hier bei mir zurück. Komm mit mir auf den Waffenplatz!«

Und sie traten hinaus, um die nötigen Befehle zu erteilen. Vor der Thüre wartete schon in strammer Haltung Zydor Lusnia. Die Kunde von der bevorstehenden Expedition hatte sich schon verbreitet, daher trug der Wachtmeister in seinem eigenen Namen und in dem seiner Abteilung dem Obristen die Bitte vor, ihn mit Nowowiejski ziehen zu lassen.

»Wie? Du willst von mir gehen?« fragte Wolodyjowski verwundert.

»Herr Kommandant, wir haben uns gegen jenen Elenden verschworen. Und vielleicht gerät er in unsere Hände.«

»Richtig! Herr Zagloba sprach mir schon davon!« antwortete der kleine Ritter.

Lusnia wendete sich nun an Nowowiejski:

»Herr Kommandant!«

»Was begehrst Du?«

»Daß ich mich mit ihm befassen darf, wenn wir seiner habhaft werden.«

Und auf dem Gesichte des Masuren malte sich ein so ingrimmiger, wilder Haß, daß Nowowiejski sich sofort vor Wolodyjowski verneigte und in bittendem Tone sagte:

»Gestatten mir Euer Liebden, diesen Mann mitzunehmen!«

Wolodyjowski dachte nicht daran, diese Bitte abzuschlagen, und noch an demselben Abend machte sich Nowowiejski an der Spitze von hundert Reitern auf den Weg.

Sie zogen auf der bekannten Straße durch Mohilow und Jampol dahin. Zu Jampol trafen sie mit der ehemaligen Besatzung von Raszkow zusammen, von der sich, laut Befehl des Hetmans, zweihundert Leute mit Nowowiejski vereinigten, während sich die übrigen, unter Anführung des Herrn Bialoglowski, nach Mohilow begeben mußten, woselbst Herr Bogusz stand.

Nowowiejski aber zog nach Raszkow.

Die Umgegend von Raszkow bot nunmehr das Bild einer völligen Einöde, das Städtchen selbst war in einen Aschenhaufen verwandelt worden, den der Wind nach allen Richtungen verwehte, die geringe Anzahl von Bewohnern aber hatte sich schon vor der Katastrophe geflüchtet. Es war schon anfangs Mai und die Horde aus der Dobrucza konnte sich jeden Augenblick in dieser Gegend zeigen, daher erschien es gefährlich, hier zu verweilen. In Wirklichkeit aber lagerten die Horden noch samt den Türken auf dem Blachfelde von Kuczunkaury.

Doch hatte man hierüber in den bei Raszkow liegenden Gehöften keine Kenntnis, und deshalb trachtete ein jeder aus dem letzten Gemetzel entronnene ehemalige Einwohner von Raszkow, sein Haupt bei Zeiten irgendwo in Sicherheit zu bringen.

Unterwegs beschäftigte sich Lusnia in Gedanken mit allerlei Plänen und Kriegslisten, welche seiner Ansicht nach Herr Nowowiejski anwenden mußte, um dem Feinde gegenüber erfolgreich zu sein. Und diese Ideen teilte er dann huldreich seiner Mannschaft mit.

»Ihr Dickschädel,« sprach er sie an, »versteht Euch nicht auf solche Dinge, aber ich bin alt, ich verstehe mich darauf. Wir ziehen nach Raszkow, wir verbergen uns dort irgendwo und warten dann geduldig. Kommt die Horde zur Furt heran, dann überschreiten zuerst kleine Streifpatrouillen den Fluß, wie dies bei ihnen der Brauch ist, denn die Hauptschar bleibt stehen und wartet, bis ihr die Meldung gemacht wird, daß keine Gefahr vorhanden sei. Dann aber brechen wir vor, setzen ihnen in aller Stille nach und jagen sie vor uns her bis nach Kamieniec.«

»Auf jene Art können wir jenen Hundsfott wohl nicht in unsere Gewalt bekommen,« bemerkte einer der Krieger.

»Maul gehalten!« entgegnete Lusnia. »Wer soll denn an der Spitze marschieren, wenn nicht die Lipker!«

In der That schien sich die Voraussage des Wachtmeisters zu verwirklichen. In Raszkow angelangt, ließ Nowowiejski seine Leute rasten. Alle wußten schon, daß ihr Marsch sie nach jenem zerklüfteten Terrain führen werde, das reich an Felsenhöhlen war, worin man dann bis zur Ankunft der feindlichen Patrouillen im Hinterhalt liegen konnte.

Doch am zweiten Rasttage ließ der Kommandant seine Schwadron wieder aufsitzen und führte sie über Raszkow hinaus.

»Wir rücken am Ende bis Jahorlik vor?« sprach der Wachtmeister bei sich.

Mittlerweile kamen sie jenseits Raszkows dicht an den Fluß heran und hielten eine Weile später an der sogenannten »Blutigen Furt«. Nun aber trieb Nowowiejski ohne ein Wort zu sagen sein Pferd in den Strom und ließ es ans andere Ufer hinüber waten.

Voll Verwunderung schauten die Soldaten sich gegenseitig an. »Was soll Dies? Reiten wir denn zu den Türken hinüber?« fragte einer den andern. Doch waren es ja nicht die »gnädigen Herren« von dem allgemeinen Aufgebot, die stets bereit waren, lange Beratungen zu halten und Protest zu erheben, sondern gemeine, an die eiserne Disziplin der Standquartiere gewöhnte Soldaten, also trieb die erste Reihe ihre Pferde dem Kommandanten nach ins Wasser, und ihr folgte die zweite, sowie die dritte Reihe. Da gab es kein Zaudern, kein Schwanken. Sie staunten nur darüber, daß sie, das winzige Häuflein von dreihundert Reitern gegen das türkische Reich ausziehen sollten, welchem die ganze Welt nichts anhaben konnte, allein sie folgten ihrem Kommandanten. Binnen kurzem schlug das hochaufschäumende Wasser um die Flanken der Rosse, die Krieger hörten auf, sich zu wundern, und waren nur noch bemüht, die Quersäcke mit den Nahrungsmitteln und dem Futter für die Pferde vor der Nässe zu bewahren.

Erst am jenseitigen Ufer begegneten sich wieder fragend ihre Blicke.

»Um Gottes willen! Wir sind ja schon auf Moldauischem Boden!« erscholl es in leisem Geflüster.

Und gar mancher warf noch einen Blick nach rückwärts über den Dniestr, welcher in den Strahlen der untergehenden Sonne wie ein breites rotgoldenes Band erglänzte. Die zerklüfteten, am Ufer aufragenden Felsenmassen mit ihren zahlreichen Höhlen waren gleichfalls übergossen von dem grellen Scheine. Sie türmten sich auf wie eine Mauer, welche in diesem Augenblick das kleine Häuflein Menschen von ihrem Vaterlande trennte. Für gar viele unter ihnen war dies gewiß der letzte Scheidegruß. Der Gedanke schoß Lusnia plötzlich durch den Kopf, daß der Kommandant vielleicht verrückt geworden sei, doch war es des Kommandanten Sache, zu befehlen, die seine aber zu gehorchen.

Mittlerweile begannen die aus dem Wasser kommenden Rosse gewaltig zu schnauben.

»Zur Gesundheit! Zur Gesundheit!« ließen sich die Stimmen der Soldaten vernehmen. Man betrachtete dies Schnauben als günstige Vorbedeutung, und neuer Mut erfüllte alle Herzen.

»Vorwärts!« erscholl das Kommando Nowowiejkis.

Die Reihen setzten sich in Bewegung und zogen der untergehenden Sonne zu gegen jene Tausende, jenen Menschenschwarm, gegen jene Völkerscharen, welche aus der Ebene von Kuczunkaury lagerten.


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