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X

Nach langem Aufenthalte auf der Kuczunkaurischen Ebene ritt Azya, der Sohn des Tuchay-Bey, mit seinen Lipkern an der Spitze des gesamten türkischen Heeres gegen die Grenzen der polnischen Republik.

Wenn sowohl seine Pläne als seine Person durch die tapfere Hand Basias einen schweren Schlag erlitten hatten, so schien jetzt sein Glücksstern von neuem aufzuleuchten. Er hatte seine Gesundheit wieder erlangt. Seine Schönheit freilich war auf immer zerstört. Das eine Auge war gänzlich ausgeflossen, die Nase zerschmettert, und sein Antlitz, das einst dem Kopf eines Falken glich, wirkte nun abstoßend und Entsetzen erregend. Aber gerade der Schrecken, den er einflößte, verschaffte ihm bei den wilden Tataren der Dobrucza noch größeres Ansehen. Seine Ankunft im Lager erregte großes Aufsehen, und seine Thaten wuchsen im Munde der Erzähler zur Riesengröße heran. Es ging die Rede, daß er alle Lipker und Czeremisen dem Dienste des Sultans zugeführt, daß er die Republik in einer Weise hintergangen habe, wie das noch keinem zuvor gelungen sei; daß er alle am Dniestr gelegenen Städte niedergebrannt, die Besatzungen niedergemetzelt und große Beute gemacht habe. Die, welche zum erstenmal den Weg nach Lechistan einschlugen, die, welche, aus den entlegensten Teilen des Orient stammend, das polnische Schwert noch nicht kennen gelernt hatten, die, welche in ihrem Herzen beunruhigt waren bei dem Gedanken, daß sie nun bald der schrecklichen Reiterei der Ungläubigen Auge in Auge gegenüberstehen würden, sie alle sahen in dem jungen Azya einen Krieger, welcher den »Lachen« bereits die Stirne geboten und sie nicht allein nicht fürchtete, sondern sogar schon besiegt und damit in glücklicher Weise den Krieg eröffnet habe. Der Anblick des »Bagadyren« Anmerk. d. Uebersetzerinnen: Bagadyren = Helden. flößte ihnen förmlich Mut ein, und um so mehr wandten sich aller Augen auf ihn, weil er der Sohn des schrecklichen Tuchay-Bey war, von dessen Thaten der ganze Orient widerhallte.

Die »Lachen« haben ihn großgezogen, erzählte man sich, aber er ist eines Löwen Sohn, er hat sie tüchtig gebissen und ist dann in des Sultans Dienst zurückgekehrt.

Selbst der Großvezier wünschte ihn kennen zu lernen, und »die aufgehende Sonne des Krieges«, der junge Kaimakam Kara Mustapha, der für Kriegsruhm und wilde Krieger schwärmte, schenkte ihm seine Liebe. Beide befragten ihn eifrig über die Republik, den Hetman, die Truppen und Kamieniec, und sie freuten sich seiner Antworten, denen sie entnahmen, daß der Krieg leicht zu führen sein werde, daß er dem Sultan Sieg, den Polen Niederlage, ihnen selbst aber den Ruhmestitel Ghazi Anmerk. d. Uebersetzerinnen: Ghazi = Eroberer. bringen werde. Von nun an hatte Azya häufig Gelegenheit, vor dem Großvezier auf das Antlitz niederzufallen und am Eingang des Zeltes des Kaimakam sitzend zu verweilen. Beide machten ihm reiche Geschenke an Kameelen, Pferden und Waffen.

Der Großvezier schenkte ihm einen Kaftan von Silberstoff, durch dessen Besitz er in den Augen sämtlicher Lipker und Czeremisen noch höher stieg. Kryczynski, Adurowicz, Murawski, Grocholski, Tworkowski, Aleksandrowicz, mit einem Worte alle Hauptleute, welche einst in der Republik ansässig waren und ihr gedient hatten, aber jetzt zu dem Sultan zurückkehrten, stellten sich ohne Zögern unter den Befehl von Tuchay-Beys Sohn, in dem sie zu gleicher Zeit die fürstliche Abkunft und den Krieger ehrten, dem die Auszeichnung des Kaftan zu teil geworden. So ward er zu dem bedeutsamen Range eines Murza erhoben, und mehr als zweitausend Streiter, unvergleichlich tüchtiger als die gewöhnlichen Tataren, gehorchten blindlings seinem Befehl. Der bevorstehende Krieg, in welchem es dem jungen Murza leichter werden konnte, sich auszuzeichnen als irgend einem andern, konnte ihn hoch emporheben; die Aussicht auf Ehren, Würden und Ruhm bot sich ihm.

Dennoch trug Azya einen Stachel in seiner Seele. In erster Reihe verletzte es seinen Stolz, daß die Tataren für die Türken, insbesondere aber für die Janitscharen und Spahis, keine höhere Bedeutung hatten, als etwa Hunde für die Jäger. Ihm selbst wurde Hochachtung erwiesen, aber die Tataren im allgemeinen galten für elende Truppen. Der Türke benützte sie, fürchtete sie zuweilen, verachtete sie jedoch im Feld. Azya nahm dies wahr und hielt seine Lipker von der großen Masse der Tataren fern, als einen besonderen und besseren Teil dieser Truppen. Dadurch aber empörte er die Mursen der Dobruczer und Bialogroder Horden und war gleichwohl nicht im stande, die türkischen Offiziere zu überzeugen, daß die Lipker wirklich besser seien, als die Krieger der anderen Horden. Ueberdies wurde es ihm, der in einem christlichen Staate, inmitten des Adels und der Ritterschaft auferzogen worden war, sehr schwer, sich in die Sitten des Orients zu fügen. Wenn er auch in der polnischen Republik nur ein gewöhnlicher Offizier gewesen war, und überdies niederen Ranges, so war er doch mit seinen Vorgesetzten, ja selbst mit dem Hetman in gesellige Berührung gekommen, ohne sich wie hier demütigen zu müssen, wo er doch Murza und Anführer sämtlicher Abteilungen der Lipker war. Hier mußte er sich vor dem Großvezier platt zur Erde werfen; er mußte in dem Zelt des Kaimakam mit der Stirn den Boden berühren, er mußte sich vor den Paschas, den Ulemas, dem ältesten Aga der Janitscharen beugen und tief verneigen. Azya war an derlei Dinge nicht gewöhnt. Er fühlte sich als der Sohn eines Helden; er hatte eine wilde, stolze Seele, hochfliegend wie der Adler, darum empfand er tiefes Leid.

Aber den brennendsten Schmerz verursachte ihm die Erinnerung an Basia. Nicht daran lag ihm so viel, daß eine schwache Frauenhand ihn vom Pferd geschlagen, ihn, der zu Braclaw und zu Kalnik und bei hundert anderen Gelegenheiten die gefürchtetsten Zaporogischen Fechter zum Einzelkampf gefordert und tot niedergestreckt hatte; er achtete kaum dieser Schmach und Schande!

Aber er liebte dieses Weib maßlos und bis zum Wahnsinn; er quälte sich Tag und Nacht in verzehrender Sehnsucht nach ihr und empfand doch auch wieder Grimm und Haß gegen sie, weil sie sich ihm auf eine ihn so beschämende Weise entzogen hatte. Wenn er die Wahl gehabt hätte, entweder Padischah zu werden und die halbe Welt zu regieren, oder Basia zu besitzen – o, dann hätte er sie Zowogrod, dem Bosporus und dem Kalifentitel vorgezogen. Er begehrte sie, weil er sie liebte, er begehrte sie, weil er sie haßte! Je ferner sie ihm war, um so heißer begehrte er sie; je reiner, treuer, makelloser sie ihm erschien, um so heißer liebte er sie. Mehr als einmal, wenn er in seinem Zelt daran dachte, daß er diese Augen einmal in seinem Leben geküßt hatte, damals in der Schlucht nach dem Treffen mit Azba-Bey, und daß er zu Raszkow ihre Nähe empfunden, dann packte ihn die Raserei der Leidenschaft. Er wußte nicht, was aus ihr geworden war, ob sie unterwegs zu Grunde gegangen sei oder nicht. Manchmal fand er Trost in dem Gedanken, sie lebe nicht mehr; dann wieder erfaßte ihn unsäglicher Schmerz darüber. – Und es gab Augenblicke, in welchen er sich sagte, es wäre besser gewesen, wenn er nicht ihre Entführung geplant hätte, wenn Raszkow nicht niedergebrannt worden, wenn er nicht in den Dienst des Sultans getreten, sondern in Chreptiow geblieben wäre, um sie immer und immer anzuschauen.

Die unglückselige Zosia war in seinem Zelt. Ihr Leben floß unter Sklavendiensten, Schmach und unaufhörlichem Schrecken dahin, denn in Azyas Herzen lebte auch nicht ein Funken von Mitleid für sie. Er quälte sie schon darum, weil sie nicht Basia war. Dennoch hatte sie die Lieblichkeit und den Reiz einer Feldblume; sie besaß Jugend und Schönheit; aber bei irgend einem Anlaß stieß er sie mit Füßen oder geißelte sie mit einer Riemenpeitsche.

Ihr Leben war eine Hölle, wie sie nicht schlimmer sein konnte, denn es war völlig hoffnungslos. Wie die Blüten im Lenz erblühen, so war ihr das Leben in Raszkow in der Liebe für den jungen Nowowiejski erblüht. Sie liebte aus tiefster Seele, sie liebte mit aller Kraft ihres Herzens diese ritterliche, edle und ehrenhafte Natur; und nun war sie das Spielzeug und die Sklavin dieses einäugigen Ungeheuers. Sie mußte auf den Knien vor ihm rutschen und vor ihm zittern wie ein geprügelter Hund und ängstlich in sein Gesicht oder auf seine Hände schauen, ob sie nicht nach der Peitsche griffen, und den Atem anhalten und die Thränen unterdrücken. –

Sie wußte sehr wohl, daß es für sie keine Rettung gäbe und auch keine geben könne; denn wenn auch irgend ein Wunder sie jenen entsetzlichen Händen entrissen hätte, sie war doch nicht mehr die frühere Zosia, die, weiß wie frisch gefallener Schnee, fähig war, Liebe mit einem reinen Herzen zu erwidern. All dies war unwiederbringlich dahin. Und da die fürchterliche Schmach, in der sie lebte, in keiner Weise durch ihr eigenes Verschulden über sie gekommen war, da sie im Gegenteil früherhin ein Mädchen ohne jeden Makel gewesen, fromm wie ein Lamm, unschuldig wie eine Taube, vertrauensvoll wie ein Kind, aufrichtig und liebevoll, so begriff sie nicht, warum dies schreckliche, nicht mehr gutzumachende Schicksal ihr auferlegt sei, warum Gottes Zorn in so unerbittlicher Weise auf ihr laste, und dieser Zwiespalt ihres Innern vermehrte noch ihren Schmerz und ihre Verzweiflung.

So flossen Tage, Wochen, Monate dahin. Azya war noch zur Winterszeit auf der Kuczunkaurischen Ebene eingetroffen; der Vormarsch aber an die Grenzen der Republik begann erst im Juni. Diese ganze Zeit verbrachte Zosia in Schmach, Qualen und harter Arbeit. Denn Azya liebte sie nicht, trotz ihrer Schönheit und Lieblichkeit, und obwohl er sie in seinem Zelt behielt, ja, er haßte sie fast, weil sie nicht Basia war; er sah in ihr nur eine gewöhnliche Sklavin und legte ihr die Arbeit einer Sklavin auf. Sie mußte seine Pferde und Kameele am Flusse tränken; sie mußte das Wasser für die Abwaschungen und Holz für die Feuerung herbeitragen; sie mußte die Tierfelle für das Nachtlager ausbreiten, sie mußte das Essen für ihn kochen. In anderen Abteilungen des türkischen Heeres verließen die Frauen nicht ihre Zelte aus Furcht vor den Janitscharen oder aus Gewohnheit; aber das Lager der Lipker stand etwas abseits, und es war bei ihnen nicht allgemein Sitte, die Frauen verborgen zu halten, da sie früher in der Republik gelebt, hatten sie andere Gewohnheiten angenommen. Die Sklavinnen gemeiner Soldaten, insoweit Soldaten Sklavinnen hatten, verhüllten nicht einmal ihre Gesichter mit dem »Jaszmak«. Anmerk. d. Uebersetzerinnen: Jaszmak = schleierartige Hülle. – Ueber die Grenzen des Lagers hinaus durften die Frauen sich nicht entfernen, denn jenseits dieser Grenzen würde man sie sicherlich fortgeschleppt haben; innerhalb dieser Grenzen jedoch konnten sie sich überall frei bewegen und ihren wirtschaftlichen Geschäften nachgehen.

Trotz der schweren Arbeit lag für Zosia eher eine Art Trost darin, nach Holz zu gehen, oder die Pferde und Kameele zur Tränke zu führen; sie fürchtete sich, in dem Zelt zu weinen, und unterwegs konnte sie ungestraft ihren Thränen freien Lauf lassen. Einmal, als sie mit einer Last Holz in den Armen in das Zelt zurückkehren wollte, begegnete sie ihrer Mutter, welche Azya dem Halim geschenkt hatte. Sie fielen einander in die Arme und ließen sich nicht, bis man sie gewaltsam trennte; und wenn auch Azya nachträglich Zosia schlug und sogar ihres Kopfes mit der Peitsche nicht schonte, das Wiedersehen war dennoch süß gewesen. Ein andermal, als Zosia für Azya Tücher und Fußlappen am Flusse wusch, erblickte sie in der Ferne Ewa, die ein paar Wassereimer trug. Sie ächzte unter dieser Last, ihre Gestalt war völlig verändert und schwerfällig geworden; allein ihre Gesichtszüge, obwohl verschleiert mit dem Jaszmak, erinnerten Zosia an die Adams, und ihr Herz ward von solchem Schmerz ergriffen, daß sie für einen Augenblick das Bewußtsein verlor. – Die Furcht hielt beide zurück, miteinander zu sprechen.

Diese Furcht unterdrückte und beherrschte mehr und mehr alle andern Gefühle in Zosia, bis sie schließlich allein an der Stelle früherer Wünsche, Hoffnungen und Erinnerungen zurückblieb. Nicht mißhandelt zu werden, das war ihr einziges Ziel. – Basia an ihrer Stelle würde gleich am ersten Tag den Azya mit seinem eigenen Messer getötet haben, ohne Rücksicht auf das, was daraus für sie entstehen könne; aber die furchtsame Zosia, die noch ein halbes Kind war, hatte nicht Basias Mut. Und es kam zuletzt so weit, daß sie es als eine Gnade betrachtete, wenn der entsetzliche Azya, unter dem Einfluß momentaner sinnlicher Leidenschaft, sein entstelltes Antlitz ihren Lippen näherte. Wenn sie im Zelte saß, verwandte sie kein Auge von ihrem Herrn, suchte an seinem Gesichtsausdruck zu erkennen, ob er zornig sei oder nicht, und folgte seinen Bewegungen, um seine Wünsche zu erraten.

Und wenn sie diese zuweilen nicht erriet und unter seinem Schnurrbart, wie einst unter dem des Tuchay-Bey, die Zähne zu blinken begannen, dann krümmte sie sich besinnungslos vor Entsetzen zu seinen Füßen, preßte die bleichen Lippen an seine Stiefel und schrie, konvulsivisch seine Knie umklammernd, wie ein bedrängtes Kind:

»Schlage mich nicht, Azya! verzeih' mir! schlag' mich nicht.«

Und er verzieh ihr fast niemals; er weidete sich an ihren Qualen, nicht allein darum, weil sie nicht Basia war, sondern auch weil sie die Braut Nowowiejskis gewesen. Azya hatte eine unerschrockene Seele; aber so furchtbar war die Abrechnung zwischen ihm und Nowowiejski, daß bei dem Gedanken an diesen Riesen, dem der Rachedurst das Herz verhärten mußte, eine gewisse Unruhe den jungen Lipker beschlich. Der Krieg stand bevor; sie konnten zusammentreffen, und es war wahrscheinlich, daß sie zusammentrafen. Azya vermochte nicht den Gedanken daran zu unterdrücken, und weil er ihm beim Anblick Zosias kam, so nahm er an ihr Rache dafür, als ob er durch Peitschenhiebe seine eigenen Befürchtungen zerstreuen wolle.

Und nun war der Augenblick gekommen, da der Sultan den Befehl zum Abmarsche gab. Die Lipker und hinter ihnen die Dobruczer und Bialogroder Tataren waren in der Vorhut, wie es zwischen dem Sultan, dem Großvezier und dem Kaimakam vereinbart worden.

Indessen war das Vorrücken ein allgemeines, bis man an den Balkan gelangte.

Der Marsch, bei Nacht und nach einer Rastzeit von wenigstens sechs Stunden war bequem. Mit Pech gefüllte Fässer brannten längs der Straße und die »Massaldziralows« leuchteten dem Sultan mit ihren buntfarbigen Laternen. Die Menschenmassen wogten einem Strome gleich über die weiten, unendlichen Ebenen, füllten gleich Heuschrecken die Thalmulden und überdeckten die Berge. Nach dem Heere kam der Wagenpark, die Harems inmitten desselben; den Schluß bildeten die zahllosen Herden.

Aber in den diesseits des Balkans gelegenen Sümpfen versank der goldstrotzende Purpurwagen der Sultanin Kasseka so tief, daß selbst zwanzig Büffel nicht im stande waren, ihn aus dem Morast zu ziehen. »Das ist ein schlimmes Omen für Dich, o Herr, und für Dein ganzes Heer!« sagte der älteste Mufti zu dem Sultan. »Ein schlimmes Omen!« wiederholten im Lager die halbverrückten Derwische. Darüber erschrak der Sultan und beschloß, sämtliche Frauen, samt der wunderschönen Kasseka aus dem Lager zu entfernen.

Der Befehl ward dem Heere verkündet. Diejenigen Soldaten, welche ihren Sklavinnen keine Unterkunft verschaffen konnten und sie aus Liebe nicht an Fremde verkaufen wollten, gaben ihnen lieber den Tod. Andere wurden tausendweise durch Kaufleute der Karawansereien erhandelt, die sie später auf den Märkten Stambuls und anderer nahegelegener asiatischer Städte verkaufen wollten. Dieser große Sklavenmarkt währte drei Tage lang. Azya bot Zosia ohne Zögern zum Verkaufe aus, und ein alter Kaufmann aus Stambul, ein Zuckerwerkhändler, erstand sie zu hohem Preise für seinen Sohn.

Er war ein gütiger Mann, und von Zosias Thränen und Bitten gerührt, kaufte er auch deren Mutter von Halim, um einen Spottpreis freilich. Am andern Tage zogen beide mit einer Schar anderer Frauen nach Stambul. Hier wurde Zosias Schicksal ein besseres, wennschon es nicht aufhörte, schmachvoll zu sein. Der neue Herr liebte sie und erhob sie nach einigen Monaten zu der Würde einer Gemahlin. Und ihre Mutter trennte sich nicht mehr von ihr. –

Viele Leute, darunter nicht wenige Frauen, kehrten häufig nach einer oft lange währenden Sklaverei wieder in ihre Heimat zurück. Und es wurde auch auf allen möglichen Wegen, durch Armenier, durch griechische Kaufleute, durch die Bediensteten des Gesandten der Republik nach Zosia geforscht, aber ohne jeden Erfolg! Dann hörten plötzlich alle Nachforschungen auf, und Zosia sah niemals wieder die heimatliche Erde, noch das Antlitz derer, die ihr teuer waren.

Sie blieb bis an ihr Lebensende im Harem.


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