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VIII

Ketlings blieben gegen drei Wochen. Nach Ablauf dieser Zeit versuchte Basia das Bett zu verlassen, aber es zeigte sich, daß sie noch nicht fähig war, auf ihren Füßen zu stehen. Sie war gesund, allein die alten Kräfte waren noch nicht wiedergekehrt, und der Arzt verordnete darum, sie solle so lange noch liegen, bis sie sich stark genug zum Aufstehen fühle. – Mittlerweile aber kam der Frühling. Zunächst wehte von den ›Wilden Feldern‹ und dem Schwarzen Meere her ein starker warmer Wind, welcher die graue Wolkendecke auseinander riß und wie ein altes zerschlissenes Gewand zerfetzte; dann trieb er das Gewölk am Himmel auseinander und wieder zusammen, wie ein Schäferhund die Schafherde zusammen und auseinandertreibt. Die vor ihm fliehenden Wolken näßten häufig in dicken Tropfen von der Größe einer Kirsche die Erde. Die schmelzenden Reste von Eis und Schnee bildeten in den weiten Ebenen der Steppe ganze Seen; von den Felsenabhängen rieselten Wasser hernieder; in der Tiefe der Schluchten wuchs es zu Strömen, und all diese Wasser eilten unter Brausen, Tosen und Lärmen dem Dniestr zu, wie die Kinder der Mutter freudig entgegeneilen.

Durch die Wolkenlücken leuchtete immer wieder die Sonne voll frischen Glanzes und wie feucht vom Bade in dieser allgemeinen Flut.

Dann sproßten aus dem durchfeuchteten, weichen Boden lichtgrüne Grashalme hervor; zarte Baumzweige trugen schwellende Knospen, und mit immer größerer Kraft strömte die Sonne Wärme aus. Am Firmament erschienen die Vögel scharenweise; jetzt Schwärme von Reihern, Wildgänsen, Störchen, dann wehte der Wind ganze Wolken von Schwalben herbei. Aus den erwärmten Wassern erhob sich der Chor quakender Frösche; es ertönte der Hymnus kleiner, grauer, vor Sangeslust in Verzückung geratener Vögel, und durch Wald und Gesträuch, durch Steppen und Schluchten zog der Widerhall wie ein wonnevoller, freudiger Aufschrei der Natur:

»Der Lenz, juchhe, der Lenz!«

Doch diesen unglückseligen Gegenden brachte der Lenz Trauer statt Freude und Tod statt Leben. Wenige Tage nach der Abreise der Ketlings erhielt der kleine Ritter folgende Nachrichten von Herrn Mysliszewski:

»Auf den weiten kauczukarischen Ebenen sammeln sich immer mehr Truppen. Der Sultan hat beträchtliche Geldsummen nach der Krim gesandt. Der Khan kommt mit einer Horde von fünfzigtausend Tataren dem Doroszenko zu Hilfe. Sobald die Wasser einigermaßen eingetrocknet sind, werden sich diese Heeresmassen auf der Czarnimstraße und der Straße von Kuczmienski in Bewegung setzen. Gott schütze die Republik!«

Wolodyjowski sandte sofort seinen Diener Pietka mit dieser Nachricht an den Hetman. Er selbst beeilte sich nicht mit den Vorbereitungen, Chreptiow zu verlassen. Als Soldat durfte er seinen Posten ohne Befehl des Hetmans nicht verlassen, und dann hatte er lange genug mit den Tataren zu thun gehabt, um nicht zu wissen, daß sich ihre Heerhaufen nicht so rasch in Bewegung setzen. Die Wasser waren noch nicht gefallen, das Gras war noch nicht hoch genug, und noch lagen die Kosaken in ihren Winterquartieren.

Der kleine Ritter erwartete die Türken allenfalls im Sommer, denn wenngleich sie sich schon zu Adrianopel versammelten, so konnte sich doch solch ein riesiges Heerlager, konnten sich solche Massen von Truppen, von Felddienstleuten, von Lastfuhrwerken, Pferden, Kameelen und Büffeln nur sehr langsam vorwärtsbewegen. Auf das Erscheinen der Tataren jedoch mußte man früher gefaßt sein – so gegen Ende April oder Anfang Mai. Freilich gingen jedesmal den nach Zehntausenden zählenden Streitmassen kleinere, selbständige Horden voran und mehr oder weniger zahlreiche Kosakenschwärme, wie einzelne Regentropfen einem großen Gewitterguß vorangehen, allein diese fürchtete der kleine Ritter nicht. Selbst die tatarischen Kerntruppen vermochten nicht, der polnischen Reiterei in offener Feldschlacht stand zu halten, um so weniger also solche Banden, die schon bei der Nachricht von dem Herannahen regulärer Truppen wie Spreu im Winde zerstoben. –

In jedem Fall hatte er noch Zeit genug vor sich; und selbst wenn dem nicht so gewesen wäre – Herr Wolodyjowski war keineswegs abgeneigt, mit irgend einer der Horden einen Strauß auszufechten, und das in einer für diese ebenso empfindlichen als denkwürdigen Weise.

Er war ein Soldat von echtem Schrot und Korn, ein Soldat von Beruf. Die nahe Kriegsgefahr erweckte in ihm den Durst nach dem Blut des Feindes und gab ihm zu gleicher Zeit die Ruhe wieder.

Herr Zagloba war weniger ruhig, obwohl er während seines langen Lebens mehr als andere mit Gefahren vertraut geworden war. In Fällen plötzlicher Not hatte er stets Mut, und er hatte ihn in sich durch eine lange, nicht selten zufällige Uebung gefestigt und hatte zu seiner Zeit berühmte Siege erfochten; dennoch machte die erste Nachricht einer drohenden Kriegsgefahr stets tiefen Eindruck auf ihn. Als der kleine Ritter ihm jedoch seine Anschauungen darlegte, faßte auch er Vertrauen, ja er begann sogar den ganzen Orient herauszufordern und Drohungen auszustoßen.

»Wenn christliche Völker einander bekriegen,« sagte er, »dann trauert der Herr Jesus und alle Heiligen kratzen sich die Köpfe; denn ist der Herr bekümmert, so ist es auch das Gesinde; wer aber auf den Türken loshaut, der thut ein Gott gefälliges Werk. – Ich hörte es einmal von einem geistlichen Herrn, daß die Heiligen beim Anblick jener Hundesöhne geradewegs in Ohnmacht fallen; die Speisen und der Trank des Himmels bekommen ihnen nicht mehr gut, ja selbst ihre ewige Glückseligkeit kommt dabei zu Schaden.«

»Dies muß in der That so sein,« antwortete der kleine Ritter. »Allein, die türkische Macht ist unendlich groß, während wir nur über eine Handvoll Soldaten verfügen.«

»Sie werden doch nicht die ganze Republik erobern. Auch Carolus Gustavus hatte eine geringe Macht, und zu jener Zeit führte man gleichzeitig Krieg mit den Nordländern, mit den Kosaken, mit Rakoczi und mit dem Kurfürsten. Wo aber sind diese heute? Ueberdies drangen wir mit Feuer und Schwert bis in ihre heimatlichen Herde.«

»Das ist wahr! Persönlich würde ich ja auch diesen Krieg nicht fürchten, besonders auch deshalb nicht, weil ich, wie ich schon früher sagte, eine ganz besondere That zu thun gedenke, um dem Herrn Christus und der allerheiligsten Jungfrau Maria für Basias glückliche Rettung meinen Dank darzubringen; gebe mir nur der Himmel die Gelegenheit dazu! Allein mir liegt diese Gegend im Sinn, welche, wenn auch nur für eine gewisse Zeit, mit Kamieniec leicht in heidnische Hände fallen könnte. Stelle Dir vor, welche Schändung unserer Gotteshäuser und welche Unterdrückung des christlichen Volkes dann stattfinden wird!«

»Rede mir nicht von den Kosaken! Diese Schufte! Sie erheben die Hand gegen die eigene Mutter; mögen sie denn erdulden, was sie selber herbeigeführt. Am wichtigsten ist es, daß Kamieniec sich hält. Was meinst Du, Michal, wird es sich halten?«

»Ich bin der Meinung, daß der Herr General von Podolien die Festung nicht genügend ausgerüstet hat, und daß auch die Einwohner, durch die Lage des Platzes allzu sicher, nicht das gethan haben, was sie zu thun schuldig waren. Ketling erzählte, die Regimenter des Bischofs Przebicki seien in sehr schwacher Truppenanzahl eingetroffen. Aber bei Gott! wir haben uns bei Zbaraz hinter einer elenden Schutzmauer gegen eine ebenso große Uebermacht verteidigt, also werden wir uns auch jetzt halten können, denn dies Kamieniec ist ein wahrer Adlerhorst.«

»Ha! ein Adlerhorst, weiß man aber, ob auch ein Adler drin ist, wie Wisniowiecki einer war, oder nur eine Krähe? – Kennst Du den General von Podolien?« –

»Ein mächtiger Herr ist er und ein tüchtiger Soldat, aber etwas nachlässig.«

»Weiß schon, kenne ihn! Hab's ihm öfter vorgeworfen. Die Herren Potocki wünschten seiner Zeit, ihn in meiner Begleitung seiner Erziehung halber ins Ausland zu schicken, damit er von mir seine Manieren lerne. Allein ich sagte: Eben seiner Nachlässigkeit wegen gehe ich nicht mit, denn bei ihm findet man keinen Stiefel mit ganzen Strippen, und er würde in den meinen bei Hofe paradieren wollen, das Saffianleder aber ist teuer. Später, zur Zeit der Maria Ludovika, trug er französische Tracht; allein seine Strümpfe hingen immer herunter, und er zeigte die bloßen Waden. – Der reicht an den Wisniowiecki nicht heran!«

»Die Kamienienser Kaufleute fürchten sich sehr vor einer Belagerung, weil zu solcher Zeit Handel und Wandel darnieder liegen. – Sie würden lieber türkisch werden, wenn sie ihre Kramläden dann nicht zu schließen brauchten.«

»Die Hallunken!« rief Zagloba.

Und er und der kleine Ritter, sie hegten beide große Besorgnis wegen des künftigen Schicksales von Kamieniec; kam doch dazu, daß Basia im Fall der Uebergabe der Feste das Los der übrigen Einwohner teilen mußte.

Einen Augenblick darauf schlug sich Zagloba an die Stirn: »Bei Gott!« sagte er, »warum quälen wir uns denn so sehr? Warum müssen wir denn nach diesem widerwärtigen Kamieniec reisen und uns dort einschließen lassen? – Wär's nicht besser für Dich, an der Seite des Hetmans zu bleiben und in offenem Felde gegen den Feind zu kämpfen? Und in einem solchen Fall könnte Basia nicht mit zum Regiment und müßte irgend wohin reisen, aber nicht nach Kamieniec, sondern weit weg, vielleicht zu den Skrzetuskis. Michal, Gott sieht mir ins Herz und weiß, wie leidenschaftlich ich jene Heiden hasse; aber Dir und Basia zu liebe will ich's thun, – ich will sie begleiten.«

»Ich danke Dir dafür!« sagte der kleine Ritter. »Gewiß, wenn ich nicht nach Kamieniec gehe, wird auch Basias Sinn nicht darauf gerichtet sein; aber was ist zu thun, wenn mich der Hetman dorthin schickt?«

»Was zu thun ist, wenn dies der Hetman befiehlt? – Mag doch der Geier alle diese Befehle holen! Was da zu thun ist? ... Halt, mir kommt eine Idee. Zuvorkommen muß man dem Befehl!« –

»Ja, wie denn?«

»Schreibe auf der Stelle an Herrn Sobieski, als ob Du ihm Neuigkeiten mitzuteilen habest und bemerke am Schluß, daß Du angesichts des herannahenden Krieges aus wahrer Anhänglichkeit und aus Verehrung für seine Person gern an seiner Seite ins Feld ziehen möchtest. Beim Blute des Erlösers, das ist ein herrlicher Gedanke! Fürs erste wäre es auch ein Unsinn, einen solchen Führer von Streifzügen hinter Wälle zu stecken, statt ihn in offenem Felde zu verwenden, und fürs zweite wird ein solcher Brief den Hetman noch günstiger für Dich stimmen und den Wunsch in ihm wachrufen, Dich in seiner Nähe zu haben! ... Auch wird er zuverlässige Krieger nötig haben! ... Höre nur, wenn Kamieniec sich hält, wird der Ruhm davon dem General von Podolien zufallen. Deine Verdienste aber kommen dem Hetman zu gute. – Sei unbesorgt! Der Hetman stellt Dich nicht unter das Kommando des Generals. Viel eher gäbe er irgend einen andern hin; aber auf Dich und auf mich wird er nicht verzichten! ... Schreib an ihn! Bring Dich in Erinnerung! Ha! Mein Witz ist noch etwas wert und zu gut, als daß man ihn den Hühnern auf dem Misthaufen vorwirft! Michal, trinken wir eins bei dieser Gelegenheit! – Schreibe den Brief nur!«

Wolodyjowski war in der That sehr froh, schloß Herrn Zagloba in die Arme und sagte nach einiger Ueberlegung:

»Und dabei wird weder Gott, noch das Vaterland, noch der Hetman verlieren, denn sicherlich habe ich im Feld Gelegenheit, meine Leistungsfähigkeit zu zeigen. Ich danke Dir von ganzem Herzen! Auch ich glaube, daß der Hetman wünscht, mich bei sich zu behalten, insbesondere wenn ich ihm in dieser Weise schreibe. Aber um auch Kamieniec nicht zu vernachlässigen, weißt Du, was ich thun will? Ich werde ein Häuflein Fußvolk auf meine Kosten ausbilden und dann nach Kamieniec schicken. Auch darüber will ich dem Hetman gleich berichten.«

»Immer besser! Aber Michal, woher willst Du die Leute nehmen?«

»In den Kellern stecken über vierzig Räuber und sonstige Missethäter, die will ich dazu nehmen. Basia – die, so oft ich einen hängen lassen wollte, um Gnade für ihn bat – hat mir schon mehrmals geraten, aus Räubern Soldaten zu machen. Ich wollte das nicht, denn es galt, ein warnendes Beispiel zu geben; jetzt aber, da der Krieg vor der Thüre ist, kann man sich dergleichen gestatten. Es sind das ganz fürchterliche Gesellen, die schon längst Pulver gerochen haben. Ich will auch verkünden lassen: wer aus den Verstecken in den Schluchten oder in den Ansiedelungen freiwillig hervorkommt und sich stellt, dem sind frühere räuberische Handlungen vergeben. – So werden fast hundert Mann zusammenkommen; Basia wird froh darüber sein. Du hast mir eine große Last vom Herzen genommen!«

Am gleichen Tage noch sandte der kleine Ritter einen zweiten Boten an den Hetman aus; auch ließ er den Räubern verkünden, daß ihnen Gnade, Leben und Freiheit zugesichert werde, wenn sie sich zum Dienst im Fußvolk melden würden. Freudig gingen alle darauf ein und versprachen, noch andere mitzubringen. Basias Freude darüber war sehr groß. Schneider zur Anfertigung von Uniformen wurden aus Uszyc, Kamieniec und woher es nur immer möglich war, herbeiberufen. Die ehemaligen Räuber wurden auf dem Waffenplatz von Chreptiow einexerziert, Herr Wolodyjowski aber freute sich von Herzen darüber, daß er dem Feind im offenen Feld gegenüber treten, sein Weib nicht den Gefahren einer Belagerung aussetzen müsse und sowohl der Feste Kamieniec, als dem Vaterlande wesentliche Dienste leisten könne.

Alle Vorbereitungen waren schon wochenlang im besten Zug, als eines Abends der Bote mit einem Brief des Herrn Sobieski zurückkehrte.

Der Hetman schrieb wie folgt:

»Mein lieber und sehr werter Wolodyjowski! Für die so fleißige Mitteilung von Nachrichten bin ich Dir ebenso dankbar, wie das Vaterland Dir dankbar sein muß. Der Krieg ist gewiß. Ich habe auch von anderer Seite Berichte erhalten, daß in den Kuczunkaurischen Feldern eine furchtbare Macht versammelt ist; mit den Tatarenhorden zusammen gegen dreimalhunderttausend Mann. Das Vorrücken der Horden ist jeden Augenblick zu gewärtigen. Nichts aber ist dem Sultan so wichtig als Kamieniec. Die verräterischen Lipker werden den Türken die Wege zeigen und sie über Kamieniec unterrichten. – Ich hoffe, daß durch Gottes Fügung jenes Ungeheuer, der Sohn des Tuchay-Bey, in Deine Hände fällt, oder in jene des Nowowiejski, dessen Unglück ich tief beklage. Quod attinet die Sache, daß Du mir zur Seite stehen möchtest, so weiß Gott, wie gern ich Dir willfahrte, aber es ist unmöglich. Der General von Podolien hat mir zwar nach der Königswahl allerhand zweifelhafte Freundschaftsdienste erwiesen; dennoch will ich ihm die tüchtigsten Krieger schicken, denn die Felsenfeste von Kamieniec hüte ich wie meinen Augapfel. Es werden daselbst viele Leute sein, die einmal, auch zweimal im Leben einen Krieg mitgemacht haben, allein nur in der Art, wie jemand, der einstmals von einer besonderen Speise gegessen hat und nun sein Leben lang davon spricht. An Männern aber, welchen der Krieg das tägliche Brot ist und die mit ihrem erfahrenen Rat dienen können, ist Mangel, oder wenn solche sich finden, so entbehren sie des nötigen Ansehens. – Deshalb schicke ich Dich dorthin, da Ketling, wiewohl er ein erfahrener Soldat ist, dennoch weniger bekannt ist, wohingegen Deine Person in hoher Achtung bei der dortigen Bürgerschaft steht. Und so hege ich die Meinung, daß Deine Worte leicht Gehör finden werden, wenn auch ein anderer das Kommando führt. Der Dienst in Kamieniec mag gefährlich sein, allein wir sind ja gewöhnt, daß der Regen uns durchnäßt, vor dem andere sich verbergen. Der Ruhm ist uns ein genügender Lohn und das dankbare Andenken, das man uns bewahrt; die Hauptsache aber bleibt das Vaterland, zu dessen Rettung ich Dich nicht erst auffordern muß.«

Dieser Brief, in Gegenwart der versammelten Offiziere vorgelesen, übte eine bedeutsame Wirkung aus; alle hätten den Dienst im Felde dem Festungsdienst vorgezogen. Wolodyjowski senkte das Haupt auf die Brust.

»Worüber sinnst Du nun, Michal?« frug Zagloba.

Jener erhob das Antlitz, das bereits einen gefaßten Ausdruck zeigte, und sprach mit einer so ruhigen Stimme, als habe er in seinen Hoffnungen keine Enttäuschung erlebt:

»Wir gehen nach Kamieniec ... worüber soll ich da wohl nachsinnen?«

Und es hätte scheinen können, daß er niemals einem andern Gedanken Raum gegeben. Nach einiger Zeit sagte er, indem sein Schnurrbärtchen bebte:

»Hei! meine lieben Waffengefährten, wir gehen nach Kamieniec, der Feind aber soll nicht in die Festung eindringen, oder doch nur über unsere Leichen!« –

»Nur über unsere Leichen!« wiederholten die Offiziere im Chor. »Einmal muß doch gestorben sein!«

Herr Zagloba hatte eine Weile geschwiegen und seine Blicke über die Anwesenden schweifen lassen, und als er wahrnahm, daß alle darauf warteten, was er sagen würde, schöpfte er tief Atem und sprach:

»Ich gehe mit Euch! Hol's der Geier!«


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