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XVI

Ganz wie es Basia vorausgesagt hatte, brauste der kleine Ritter anfänglich heftig auf, als sie ihm ihre Absicht kundgab, mit Ewa nach Raszkow zu reisen. Niemals, so erklärte er, werde er dazu seine Einwilligung erteilen, er selbst könne nicht abkommen, und ohne seine Begleitung gestatte er es nie und nimmer. Doch nun bedrängte man ihn von allen Seiten so sehr mit Bitten und Flehen, daß er in seinem Entschlusse wieder wankend wurde.

Basia selbst legte ihm indessen ihre Wünsche weit weniger stürmisch dar, als Wolodyjowski dies erwartet hatte, da ihr vor allem daran gelegen war, gemeinsam mit ihrem Gatten zu reisen, und das Unternehmen ohne ihn viel von seinem Reize für sie verlor, allein Ewa kniete vor ihm nieder und beschwor ihn bei seiner Liebe für Basia, dieser die Erlaubnis für die Reise zu erteilen.

»Niemand außer Basia hat den Mut,« erklärte sie, »vor meinen Vater zu treten und unsere Sache bei ihm zu verfechten, nein, keines von uns hat den Mut, weder ich, noch Azya, noch mein Bruder. Frau Basia allein kann dies thun, denn ihr schlägt mein Vater nichts ab.«

Drauf erwiderte Wolodyjowski:

»Basia soll das Heiratstiften lassen! Uebrigens müßt Ihr ja jedenfalls auf Eurer Rückreise über Chreptiow, und dann wird sich ihr schon Gelegenheit bieten, etwas für Euch zu thun.«

Nun brach Ewa in einen Strom von Thränen aus.

»Gott weiß,« klagte sie, »was bis dahin alles geschieht. Gram und Kummer bringen mich ins Grab, doch ist dies kein Unglück für mich verwaistes Mädchen, das bei niemand Erbarmen findet.«

Das Schnurrbärtchen des kleinen Ritters zitterte merklich, besaß er doch ein gefühlvolles Herz, und er begann erregt in der Stube auf- und abzuschreiten. Doch nein, das konnte er nicht zugeben! Er sollte sich auf Wochen hinaus von seiner Basia trennen, von seiner Basia, die er kaum ein paar Tage missen mochte! Nie und nimmermehr!

Gleichwohl hatten die Bitten Ewas Eindruck auf ihn gemacht, denn kurze Zeit nach diesem Ansturme hub er eines Abends plötzlich an:

»Wäre es mir möglich, mit Euch zu reisen, hätte ich gegen Euren Plan nichts einzuwenden, doch kann des Dienstes wegen keine Rede davon sein.«

Nun sprang Basia auf ihn zu, drückte ihre rosigen Lippen auf seine Wange und wiederholte fortwährend:

»Reise mit uns, Michal, bitte, bitte, reise mit uns!«

»Davon kann keine Rede sein, wie ich Euch ja schon gesagt habe!« ließ sich hierauf Wolodyjowski in entschiedenem Tone vernehmen.

Nun verflossen abermals etliche Tage, während derer der kleine Ritter verschiedenemale den Herrn Zagloba um Rat anging, doch dieser erklärte, außer stande zu sein, irgend einen Rat zu erteilen.

»Wenn nur Deine Gefühle den Hinderungsgrund bilden, wie soll ich da einen Rat erteilen!« sagte er. »Du allein mußt hier entscheiden. Unser Wildfang würde uns freilich sehr fehlen. Oede und leer ist's ohne sie. Traun, wenn nicht mein hohes Alter und der schlechte Weg in Betracht gezogen werden müßten, würde ich selbst mitreisen, denn ohne den Wildfang ist's fürwahr kein Leben.«

»Ach, seht, Euer Liebden! In Wirklichkeit ist eigentlich kein Hindernis vorhanden. Das Wetter ist ein wenig kalt, das ist aber auch alles. Die Wege sind sicher, denn allerorts befinden sich Streifwachen, ohne die es auf die Dauer eben doch nicht geht.«

»Gerade deshalb sage ich Dir, daß Du allein die Entscheidung treffen mußt.«

Auf diese Unterredung hin geriet Herr Michal in noch größeren Zwiespalt mit sich selbst als zuvor. Er wurde nicht müde, die Sache in reifliche Erwägung zu ziehen. Für Ewa empfand er großes Mitleid, und er fragte sich schließlich, ob es überhaupt schicklich sei, das junge Mädchen mit Azya allein eine solch große Reise machen zu lassen, er fragte sich aber auch, ob gutherzige Menschen sich die günstige Gelegenheit entgehen lassen dürften, ihren Mitmenschen hilfreich beistehen zu können. Um was handelte es sich denn dabei? Um Basias Abwesenheit für zwei bis drei Wochen. Und selbst wenn Basia nur den Wunsch hegte, Mohilow, Jampol und Raszkow zu sehen, weshalb sollte ihr dieser Wunsch versagt bleiben? Azya mußte ja auf alle Fälle mit seiner Schwadron nach Raszkow! Unter diesem Schutze konnten Basia und Ewa aber ungefährdet reisen, ganz abgesehen davon, daß die Räuberbanden vernichtet waren, und daß man zur Winterszeit einen Ueberfall von seiten der Tatarenhorden nicht zu befürchten hatte.

Kaum bemerkten aber Basia und Ewa, daß der kleine Ritter immer schwankender in seinem Entschlusse wurde, so drangen sie von neuem mit Bitten auf ihn ein, indem die eine die Reise als ein gutes Werk hinstellte und es für ihre Pflicht erklärte, diese zu unternehmen, während die andere mit Thränen und Klagen ihn vollends zu erweichen suchte. Endlich beugte auch der Sohn von Tuchay-Bey die Knie vor seinem Kommandanten. Er wisse zwar wohl, so äußerte er sich, daß er einer solchen Gnade kaum würdig sei, doch fühle er sich durch die zahlreichen Beweise seiner Ergebenheit für den wohledlen Herrn Obristen und für dessen liebwerte Frau Gemahlin dazu ermutigt, um Erfüllung seiner Wünsche zu bitten. Niemals werde er es vergessen, daß er durch sie beide schon zu der Zeit vor einer verächtlichen Behandlung geschützt worden sei, in der man ihn noch nicht als Sohn von Tuchay-Bey gekannt habe, niemals werde es ihm aus dem Gedächtnis schwinden, welch fürsorgliche Pflege ihm die Frau Kommandantin nach seinem Sturze habe angedeihen lassen, denn nicht nur wie eine gnadenvolle Herrin, nein, wie eine gütige Mutter habe sie ihn gepflegt. Bei dem Kampfe gegen Azba-Bey sei es ihm ja schon vergönnt gewesen, ein kleines Zeichen seiner Dankbarkeit abzulegen, und auch in Zukunft werde man ihn jederzeit bereit finden, so sich, was Gott verhüten möge, die Notwendigkeit dazu ergebe, Blut und Leben freudig für die Gebieterin zu opfern.

Hierauf begann er von seiner früheren, unglückseligen Liebe für Ewa zu sprechen. Ohne das Mädchen vermöge er nicht länger zu leben, erklärte er. Seit seiner frühesten Jugend, die langen Jahre der Trennung hindurch habe er Ewa geliebt, und niemals werde seine heiße Liebe für sie erkalten. Allein zwischen ihm und Herrn Nowowiejski bestehe noch der alte Haß, noch das einstige Verhältnis von Herrn und Diener, wie durch eine breite Kluft seien sie daher noch immer voneinander getrennt. »Eurer wohledlen Gemahlin allein,« fuhr Azya fort, »dürfte es gelingen, diese Gegensätze zu versöhnen, jedenfalls aber könnte sie das geliebte Mädchen vor der Tyrannei des Vaters schützen, vor dem Kantschu, ja, vor der drohenden Freiheitsberaubung.«

Wie sehr nun auch Wolodyjowski gewünscht hätte, Basia wäre dieser ganzen Angelegenheit ferngeblieben, fand er doch bei seinem gutherzigen Gemüte deren warme Anteilnahme an dem Geschicke Ewas höchst begreiflich. Doch auch Azya gegenüber sprach er sich noch nicht bestimmt aus, und wiederum Ewas Thränen widerstehend, schloß er sich in seine Kanzlei ein, um ungestört sinnen und sinnen zu können.

Und abermals verstrichen etliche Tage. Nach deren Verlauf erschien aber plötzlich der kleine Ritter mit heiterer Miene beim Abendbrote und wandte sich nach Beendigung des Essens zu Azya mit der Frage:

»Azya, wann gedenkst Du Dich auf den Weg zu machen?«

»In einer Woche, Euer Liebden,« antwortete der Tatar in erregtem Tone, »Halim wird seine Unterhandlungen mit Kryczynski schon zu Ende geführt haben.«

»Dann laß den großen Schlitten in Bereitschaft setzen, denn Du sollst diese beiden Frauenzimmer hier nach Raszkow geleiten.«

Als Basia diese Worte hörte, da klatschte sie freudestrahlend in die Hände und eilte auf ihren Gatten zu, ihr folgte Ewa mit den Dankesbezeugungen, während Azya, der sich dem Obristen zu Füßen geworfen hatte, thatsächlich nicht wußte, was er vor wahnsinnigem Glücke beginnen solle.

Lächelnd versuchte der kleine Ritter die Ungestümen von sich abzuwehren.

»Was wollt Ihr eigentlich,« sprach er. »Ist es etwas so Wunderbares? Einem jeden fällt es schwer, Hilfe zu versagen, es sei denn, er sehe die Unmöglichkeit dazu ein. Ich bin aber weder gefühllos, noch ein Tyrann. Basia, mein teures Lieb, trachte darnach, sobald wie möglich wieder zu mir zurückzukehren, Du aber, Azya, schütze die beiden vor Ungemach, dadurch kannst Du am besten Deine Erkenntlichkeit beweisen. Nur nicht so ungestüm, laßt mich jetzt in Frieden!«

Da mit einemmale zitterte sein Schnurrbärtchen bedenklich, und wie um sich selbst zu ermutigen, setzte er, sich zur Heiterkeit zwingend, rasch hinzu:

»Das Schlimmste bei allem sind stets diese Weiberthränen! Wenn ich nur eine Thräne sehe, gleich ist's um mich geschehen! Du, Azya, bist jedoch nicht nur mir und meiner Gattin zu Dank verpflichtet, sondern auch diesem kleinen Fräulein hier, das sich unaufhörlich an meine Fersen heftete, mir gleich einem Schatten folgte und mir jederzeit seinen Schmerz vor Augen führte. Reichlich vergelten mußt Du ihr diese große Liebe.«

»Ich werde ihr alles lohnen, ich werde ihr alles lohnen!« rief nun der Sohn von Tuchay-Bey in eigentümlichem Tone, worauf er, Ewas Hände ergreifend, so leidenschaftlich seine Lippen darauf preßte, daß es den Anschein hatte, er wolle seine Zähne in das Fleisch bohren.

»Michal!« ließ sich nun plötzlich Zagloba, auf Basia deutend, vernehmen: »Michal, was werden denn wir beide ohne dieses liebe Kätzchen anfangen?«

»Traun, schwer genug wird uns die Trennung fallen,« entgegnete der kleine Ritter, worauf er aber dann sofort leise hinzufügte:

»Vielleicht wird dann aber Gott dies gute Werk segnen ... Versteht mich Euer Liebden?«

Mittlerweile streckte das »liebe Kätzchen« sein neugieriges blondes Köpfchen zwischen die beiden und fragte:

»Von was redet Ihr?«

»Ei ... von nichts!« erwiderte Zagloba. »Wir meinten nur so, ob sich nicht etwa im Frühjahr der Storch einstellen werde!«

Daraufhin rieb Basia ihr Gesichtchen, gleich einer wirklichen Katze, an dem Antlitz ihres Gatten und flüsterte ihm zu:

»Michal, ich werde nicht lange fern von Dir bleiben.«

Nach dieser Unterredung beratschlagte man mehrere Tage hindurch über die Vorbereitungen zur Reise. Herr Michal beaufsichtigte alles selbst, in seiner Gegenwart mußten die Schlitten für Basia und Ewa in Ordnung gebracht und mit Fellen von den im Herbste getöteten Füchsen ausgelegt werden. Herr Zagloba spendete seine eigene, aus kleineren Fellen zusammengesetzte Decke zum Warmhalten der Füße. Auf mehreren anderen Schlitten wurden Bettwerk und Lebensmittel verpackt, auch das Pferd Basias sollte mitgeführt werden, damit diese es an besonders gefährlichen Wegstellen besteigen könne, Herr Michal erteilte auch allerlei Anordnungen wegen der steilen, geradezu halsbrecherischen Fahrt nach Mohilow, die vornehmlich seine Besorgnis erregte, und gebot dem Azya, wennschon nicht die geringste Wahrscheinlichkeit eines feindlichen Ueberfalles vorlag, die eingehendsten Sicherheitsmaßregeln zu treffen, jederzeit eine bestimmte Anzahl von Leuten als Vorhut auf wenigstens hundert Schritte vorauszusenden und zur Nacht nur an den Plätzen Rast zu machen, wo sich Militärposten befanden, doch nicht genug damit, Herr Michal legte es dem jungen Tataren auch ans Herz, er möge stets mit Tagesgrauen aufbrechen, vor Einbruch der Nacht Rast machen und so rasch wie möglich vorwärts zu kommen suchen; ja, so weit ging die Fürsorge des kleinen Ritters, daß er eigenhändig die für die Sattelhalfter von Basias Rößlein bestimmten Terzerole lud.

Der Augenblick der Abreise kam schließlich heran. Noch war es völlig dunkel, und schon standen zweihundert Lipker auf dem Waffenplatze zum Aufbruch bereit. Auch in dem Hause des Kommandanten ging es schon lebhaft zu. Eine große Gesellschaft hatte sich in der Wohnstube versammelt, in deren Kamin harzige Holzscheite hell aufflammten. Sämtliche Offiziere waren anwesend, so außer dem kleinen Ritter und Herrn Zagloba Herr Muszalski, Herr Nienaszyniec, Herr Hromyka, Herr Motowidlo und alle Kameraden der in der Nähe liegenden Schwadronen – sie alle hatten sich hier eingestellt, um Abschied zu nehmen. Basia und Ewa mit heißen, noch vom Schlafe geröteten Wangen, stärkten sich mit Weinsuppe. Wolodyjowski saß neben seinem jungen Weibe, um das er den Arm geschlungen hatte, während Herr Zagloba, der selbst die Weinsuppe ausschöpfte, bei jedem Löffel, den Basia hinunterschlürfte, sagte: »Noch ein ganz klein wenig, denn draußen ist's kalt!«

Basia sowohl wie Ewa hatten, wie fast alle Frauen, die in diesen Grenzlanden eine Reise unternahmen, Männerkleider angelegt. Basia, einen kleinen Säbel an der Seite, trug einen mit Marderpelz gefütterten und mit Wieselpelz bebrämten Oberrock, einen mit Ohrenklappen versehenen Kolpak aus Hermelin, weite Pumphosen, nach Schnitt und Form einem Frauenrock ähnlich, und weiche, bis an die Knie reichende, warm gefütterte Stiefelchen. Darüber sollte dann noch zur Fahrt ein langer Pelz und eine Schaube zum Schutze des Gesichtes kommen. Jetzt aber war dies Gesichtchen noch unverhüllt und konnte ob seiner Schönheit von den Kriegern wie gewöhnlich bewundert werden. Etliche der Offiziere betrachteten aber auch voll Entzücken Ewa, deren taufrische Lippen zum Kusse aufzufordern schienen, andere wußten fürwahr nicht, auf welche sie ihre Blicke wenden sollten, dermaßen schön und begehrenswert erschienen ihnen diese beiden jungen Frauenzimmer. Hei, gar mancher dieser wackern Krieger ergriff heißes Sehnen, und unwillkürlich flüsterte einer dem andern zu:

»Schwer ist's wahrlich, in einer solchen Wüstenei zu leben ... Glücklich ist der Kommandant, glücklich ist Azya zu preisen ... Uch!«

Lustig prasselte das Feuer in dem Kamin, und aus den Gehöften ertönte das Krähen der Hähne. Die Dunkelheit wich, ein zwar kalter, aber heiterer Tag brach an. Die mit einer hohen Schneeschicht bedeckten Dächer der Schuppen und der Soldatenquartiere erglänzten in rosigem Schimmer.

Von dem Waffenplatze her erscholl das Schnauben der Pferde. Laut knisterte der Schnee unter den Tritten der Soldaten aus den verschiedensten Schwadronen, die von allen Seiten herbeieilten, um von Basia und von den Lipkern Abschied zu nehmen.

»Es ist Zeit!« sagte Wolodyjowski schließlich.

Nun sprang Basia empor und warf sich in die Arme ihres Gatten, der seine Lippen auf die ihren preßte, sie leidenschaftlich an sich drückte, und bald ihre Augen, bald ihre Stirne, bald ihren Mund küßte. Es war, als ob sich diese zwei Menschen, die sich so tief, so innig liebten, nicht zu trennen vermöchten.

Erst nach einer geraumen Weile riß sich Basia los, aber nur, um nun Herrn Zagloba Lebewohl zu sagen, und dann näherten sich ihr noch die Offiziere, die ihr zum Abschiede die Hand küßten, während Basia mit ihrer Kinderstimme immer wieder sagte:

»Lebt wohl, liebwerte Herren, lebt wohl, recht wohl!«

Hierauf entfernte sie sich mit Ewa, da sie noch die Pelze und die Schauben anlegen mußten. Durch die weitgeöffnete Thüre, durch welche nun alle Versammelten auf den Waffenplatz eilten, strömte eine eisigkalte Luft in die Stube.

Draußen verbreitete die unabsehbare Schneedecke größere Helle. Der Morgen war nicht mehr fern. So starker Reif bedeckte die Pelze der Lipker, und das kurze, harte Haar ihrer Pferde, daß es den Anschein hatte, als ob die ganze Reiterschar weiß gekleidet sei und auf Schimmeln sitze.

Als Basia und Ewa die mit Fellen ausgelegten Schlitten bestiegen, da riefen ihnen die Dragoner und die Soldaten anderer Reiterabteilungen allerlei gute Wünsche für die Reise zu.

Kaum ertönten aber diese Rufe, so schwang sich eine große Schar von Raben und Krähen, welche durch den harten Winter in die Nähe menschlicher Wohnstätten getrieben worden waren, von den Dächern empor und kreiste mit lautem Gekrächze unter dem rosig angehauchten Himmelsgewölbe.

Der kleine Ritter beugte sich über den Schlitten und versenkte sein Antlitz in die, das Köpfchen seines Weibes verhüllende Kapuze.

So verharrte er lange Zeit, dann richtete er sich empor, machte das Zeichen des Kreuzes und rief:

»Im Namen Gottes!«

Jetzt erhob sich Azya in den Steigbügeln. Der helle Schein der Morgenröte fiel auf sein Antlitz, auf dem sich eine wilde Freude spiegelte. So wuchtig den Säbel schwingend, daß sein Mantel sich gleich den Fittigen eines Raubvogels weit ausbreitete, schrie er mit wahrer Donnerstimme:

»Vorwä–ä–rts!«

Der Schnee knirschte unter den Hufen, dichter Dampf entströmte den Nüstern der Pferde. Langsam setzte sich die erste Reihe der Lipker in Bewegung, ihr folgte die zweite, dritte und vierte Reihe, dieser schlossen sich die Schlitten an, hinter denen weitere Reihen von Reitern den Schluß des Zuges bildeten, der sich, über den allmählich abfallenden Boden des Waffenplatzes dahinziehend, dem Thore zuwendete.

Der kleine Ritter segnete alle mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes, als aber die Schlitten durch das Thor fuhren, da legte er die Hände an den Mund und rief nochmals:

»Lebe wohl, Basia!«

Doch als Antwort darauf drangen nur noch die schrillen Töne der Querpfeifen und das Gekrächze der schwarzen Vogelschar an sein Ohr.

 

Ende des zweiten Teiles.

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