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Der alte Soldat

He, guter Freund, vergönn' ein Wort
Und lass' die Hand Dir reichen.
Wo kamst Du zu dem Bein von Holz
Und Deinem Ehrenzeichen?

»Bei Düppel, Herr, da ist's gescheh'n,
Beim Sturme auf die Schanzen;
Da hab' das Jubeln ich verlernt,
Das Springen und das Tanzen.

Heiß ging es zu an jenem Tag,
Wir mußten tüchtig raufen
Und jeden Zollbreit Bodenraum
Mit Schweiß und Blut erkaufen.

Wie Viele ich dort umgebracht,
Ich kann es Euch nicht sagen,
Eh' die Kanonenkugel mir
Den Fuß hat abgeschlagen.

Nicht wenig wohl, sonst trüg' ich nicht
Dies Ehrenkreuz am Bande.
Man ist aus Angst und Wuth genau
Zu sehen nicht im Stande.

Nur Eines blieb, was seit der Zeit
Ich nicht vergessen habe,
Ein Angesicht, so jung und lieb –
Es war ein halber Knabe.

Durch's Aug' hab' ich das Bajonnet
Ihm in den Kopf gestoßen.
Mich hat's geschaudert, wie sein Hirn
Und Blut herausgeflossen.

Der Rock ward mir bespritzt davon,
Da, wo das Kreuz jetzt baumelt,
Ich seh' den garst'gen Flecken noch,
Und wie der Arme taumelt.

Trag' ich auch heut' nicht mehr das Kleid,
Ich seh' doch stets den Flecken,
Und Band und Kreuz sind nicht so groß,
Um ganz ihn zu verdecken.«

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