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Frage der Zukunft

Krieg'risch wogt es und bedrohlich
              bald im Westen, bald im Osten,
Daß weit leichter Pflug und Spaten
              als Gewehr und Schwert verrosten.
Nach des Friedens gold'nen Früchten
              lechzen dürstend die Gemüther;
Rings doch pflanzt vor sie als Dorngurt
              Herrschsucht eisenstarre Hüter.

Kommen wird der Tag einst trotzdem –
              wär's in nicht zu fernem Dämmern! –
Wo den Ambos bloß der Stahl wird
              statt der Menschenschädel hämmern,
Wo der Säbel und die Kutte
              sind mit ihrer Kunst zu Rande
Und die Arsenale sinkend
              zeugen von verfloss'ner Schande.

Dann mag mancher Greis mit Schaudern
              seinem Enkel noch berichten,
Wie's in der Barbaren Zeiten
              Art war, Streit und Zwist zu schlichten,
Wo sich an den Kopf die Gegner
              bleischwer warfen ihre Gründe,
Donnernd sprachen Recht und Urtheil
              rauchende Kanonenschlünde;

Wie der Tod, des Rechts Vollstrecker,
              grinsend zückte tausend Sensen,
Wie des Rechtes Früchte Elend,
              Blut und Wunden die Expensen;
Wo die Menschen Hekatomben
              brachten dar dem finst'ren Wahne,
Und der Mord als heil'ge Losung
              stand auf blutgetränkter Fahne.

Und der Knabe, lauschend bange,
              mag dann schütteln seine Locken,
Fragend, ob's nicht damals gab schon
              Lenz und Licht und Blüthenflocken,
Ob den Menschen denn nicht Liebe,
              Recht und Freiheit damals theuer,
Ob sie echte Teufel waren
              oder blöde Ungeheuer?

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