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Auf dem Hörselberge

Tief im dunklen Hörselberge
Glänzt ein Saal von Marmelstein,
Allda nach der alten Sage
Soll der Thron der Venus sein.

Heimlich rieseln Zauberbrunnen,
Ueppig blüht manch' Rosenstrauch,
Wie von Geigen klingt's und Cymbeln
Und von Wollustseufzern auch.

Oben auf des Berges Zinnen
Glänzt der Abendsonnenstrahl,
Und ein Wand'rer schaut betrachtend
Von der Höh' hinab ins Thal.

Und ein süßer Wonneschauer
Rührt alsbald das Herz ihm an.
Hat die Welt mit ihrem Blühen,
Hat's Frau Venus ihm gethan?

Leuchtend taucht die alte Fabel
Plötzlich auf in seinem Sinn,
Und er preist der Erdenschönheit
Gnadenvolle Königin.

»O Frau Venus, in des Berges
Oedem Schooße weilst Du nicht,
Auf den stolzen Gipfeln thronst Du
Hoch in Glanz und Sonnenlicht!

Sammt'ne Matten sind der Schemel,
Der zu Deinem Thronsitz führt.
Ist kein Baldachin der Himmel,
Herrlich wie er Dir gebührt?

Rund die weiten Thäler dampfen
Auf zu Dir geweihten Rauch;
Schon deckt er die fernen Gründe
Wie ein zarter, blasser Hauch.

Nicht im Pfuhl der dunklen Tiefe
Liegst gebannt Du unkengleich,
Weltverklärend weht Dein Athem,
Nicht die Sünde ist Dein Reich!

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