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Allzustark ist ungesund

Die Riesenmaid hielt Klage,
Sie kriege keinen Mann. –
»Ach, lieber Vater, sage,
Was fang' ich Aermste an?

Beinah' ist ausgestorben
Der Riesen ganzes Haus,
Verrottet und verdorben
Sieht auch der Rest schon aus.«

Dem Vater wurde bange
Um sein geliebtes Kind,
Er patschte ihr die Wange
Und sprach zum Trost geschwind:

»Mein zuckersüßer Engel,
Ich schaffe baldigst Rath.
Im Waldhof haust ein Bengel,
Der starke Fäuste hat.

Ihm ward mit uns'rer Sippe
Die größte Aehnlichkeit,
Er hat die stärkste Rippe
Der heut'gen Christenheit.«

Am Hute ein Bouquetchen,
Trat er den Thalgang an
Und warb dem starken Mädchen
Im Waldhof seinen Mann.

Bald ward's im Thal lebendig,
Die Hochzeitsstunde schlug,
Nach einem Kuß unbändig
Die Braut Verlangen trug.

An ihre Brust, die warme,
Schloß sie den Liebsten fest,
Der von dem Druck der Arme
Ward breit und flach gepreßt.

Er fiel, kaum losgelassen,
Zur Erde und war todt –
Da sprach der Maid Erblassen
Von ihrer bittern Noth.

Allein sie zu beglücken
Im Stande war nur er,
Und diesen zu erdrücken ...
Die That wog furchtbar schwer.

Sie riß sich aus die Haare,
Sie riß sich ab das Kleid,
Und bald auch auf der Bahre
Lag sie – die Riesenmaid.

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