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Schnelle Genesung

Wie im Fluge hingetragen
Jagt thalein das Postgespann,
Aus dem Polstergrund im Wagen
Schaut ein stiller, bleicher Mann.

Wald und Felder, lieblich winkend,
Schwinden hinterwärts vorbei,
Fern im Schneekleid blank und blinkend
Rückt das Hochgebirg herbei.

Schöne Welt der Gletscherriesen,
Ueberwölbt vom Aetherblau,
Grüner Hang der Alpenwiesen,
Sonnengluth und würz'ger Thau,

Euch begehrt mit heißem Sehnen
Jener Mann, der still und bleich
Sich entrafft dem Leid und Thränen
Und Gesundung sucht bei euch.

Euer Balsam soll ihn heilen,
Eures Zaubers Wundermacht
Finst're Wolken ihm zertheilen,
Lichten seines Unmuths Nacht.

Jetzt vom Schwager angehalten,
Stehet still der Rosse Saus,
Zwischen Fenstervorhangs Falten
Blickt ein holdes Kind heraus.

Wie sich grüßend neigt das Köpfchen,
Rahmt als gold'ner Heil'genschein
Ein verschlung'nes Paar von Zöpfchen
Des Gesichtes Rundung ein.

Gletscherleuchten, Alpenfunkeln,
Ist versunken euer Glanz?
Dieser Wangen Roth, verdunkeln
Muß es eure Schönheit ganz.

Heller wie das Schneegeflimmer
Glänzt der Stirne weißer Schnee,
Und des dunklen Auges Schimmer
Trübt das Blau im Alpensee.

Freundlich grüßt ein holdes Lächeln
Zum Willkomm den fremden Gast,
Warm wie linden Südwinds Fächeln
Hat's den Fremdling rasch erfaßt.

Schließt, ihr hohen Berggestalten,
Mit der Liebe einen Bund,
Ohne eures Zaubers Walten
Wird der Kranke sonst gesund.

Noch bevor ein Berg erklommen,
Sieht er sich, von Gram befreit,
Auf dem Gipfel angekommen
Irdischer Glückseligkeit.

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