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Entschuldigung

(Aus dem Gedenkbuche der Stadt Ober-Wölz in Steiermark.)

Wer auf's Land geht, sich zu pflegen,
Braucht fürwahr nicht immer Regen,
Will nicht stetig vor'm Gesicht
Einen Nebelschwaden dicht;
Möcht' zu seh'n die Sonne kriegen
In des Himmels heit'rem Blau,
Hie und da im Grase liegen,
Wandern auch durch Flur und Au.
Doppelt hat des Wetters Gunst
Nöthig aber gar die Kunst,
Und der Malerei geht's kläglich,
Strömt der Regen fort alltäglich;
Pinsel und Palette feiern,
Trotzt der Himmel grau und bleiern.

Selbst die reizendsten Motive
Bleiben in des Chaos Tiefe
Ungekannt und ungemalt,
Ist's in Hand und Beinen kalt.

Hat dazu man hirnverbrannt,
Wind und Kälte überwindend,
Qualvoll frierend und sich schindend,
In Vorwürfe sich verrannt,
Welche hinterher gereuen,
Kann auf's Haupt man Asche streuen.

Der dies schreibt, so unklug that er,
Katzenjammer geistig hat er,
Und er wär' in Zorn und Graus
Längst aus Stadt und Thor hinaus,
Hielte nicht zu gutem Glück
Ihn ein starkes Band zurück –
Steirische Gemüthlichkeit,
Gut bekannt auf weit und breit.

Zwar besiegt des Unmuths Pein
Durch den Hexenmeister Wein
Ueb'rall man bei vollen Flaschen,
Hat man Geld in seinen Taschen;
Nur nicht jedes Land im Reich
Thut's dem Steirerlande gleich,
Wo die Herzen, frohgesinnt,
Deutsche Treue fest umspinnt,
Wo der Gast wird aufgenommen
Wie in Freundeshaus gekommen.

Dank dafür sagt dies Gedicht –
Worte sind's, statt schönen Bildern,
Geht zu streng nicht in's Gericht –
Auch versucht es klar zu schildern
Und mit Gründen zu erweisen,
Weshalb dieses Blatt, das reine,
Von des Schreibers Händen keine
Malerei hat aufzuweisen.
Stellt er nächstes Jahr sich ein,
Gibt der Himmel Sonnenschein,
Dann mit bess'rem Dank zu zahlen,
Wird er Euch auch etwas malen.

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