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Der Tauernwanderer

Nacht ist's in dem Dorfe Hohentauern,
Hunde winseln, und die Menschen schauern.
Raben fliegen kreischend hin und wieder,
Und die Tannen ächzen grause Lieder.
Auf dem Ecktisch in dem Wirthshauszimmer
Zittert spät noch trüber Kerzenschimmer.
Einer bei dem Armensünderlichte
Sitzt daselbst mit bärtigem Gesichte.

Tief vergräbt die spitze Adlernase
Häufig er im hohen Deckelglase;
Aber zornig stets, wenn er getrunken,
Sprüh'n aus seinem Auge Blitzesfunken.

Drohend schüttelt er die dunklen Locken,
Daß die Wirthin vor ihm bebt erschrocken.
Krampfhaft ballt zusammen er die Hände,
Als ob Haß und Abscheu er empfände,
Als ob Reueschmerzen arg ihn plagten
Und voll Gier an seiner Seele nagten.
Endlich ruft er's: »Nimmer, Du Verruchte,
Trink' ich dieses Zeug hier, das verfluchte!
Diesem Tranke gab kein Gott den Segen ...
Leuchte mir – ich will mich schlafen legen.«

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