Julius Mosen
Georg Venlot
Julius Mosen

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Nachwort.

Obige wunderliche Geschichte erhielt der jetzige Herausgeber derselben in einem gutgeschriebenen Manuscripte von einem Schulmeister, Namens Wohlgemuth, welchen er auf einer Rheinreise kennen und achten lernte, mitgetheilt, mit der Erlaubniß, dieselbe durch den Druck bekannt machen zu dürfen. Wohlgemuth erzählte: daß ein unglücklicher, kranker Dichter diese Geschichte bei ihm kurz vor seinem Tode aufgesetzt hatte. – Eines Morgens habe er ihn vor diesem Manuscripte, an welchem er eben noch geschrieben gehabt, zu einem bessern Leben eingeschlafen gefunden. –

Der Arme wäre sein Jugendfreund gewesen, und er habe ihn deswegen gern bei sich beherbergt, gewartet und gepflegt; denn er wäre ein gar guter, stiller Mensch gewesen, und habe keinem Kinde etwas zu Leide gethan; gesprochen habe er fast gar nichts, aber zuweilen sehr bitterlich geweint. Wenn er nicht zu viel studirt hätte, setzte Wohlgemut hinzu, indem er traurig eine Prise Tabak nahm, so hätte es nicht so schlimm mit ihm werden können; doch müsse er vornehme Bekanntschaft gehabt haben; denn vor Kurzem habe ein fremder vornehmer Kaufmann, Namens Meier, sein Grab auf dem Kirchhofe aufgesucht und lange Zeit dort recht traurig verweilt.

Das ist es, lieben Leser, was ich rücksichtlich dieser Geschichte nebenbei erfuhr, und euch nicht vorenthalten mochte. Es dauert mich nur, daß ich der Frau Schulmeisterin das Versprechen gegeben habe, ihren Wohnort zu verschweigen; die thörichte Frau meinte, es würden sie alsdann zu viele Fremde überlaufen, wenn sie des Dichters Grab besuchten.

Leipzig, in der Ostermesse 1831.

Der Herausgeber.


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