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Siebenundvierzigstes Kapitel.

»Wie schön! O wie schön!« – Tommy und die Schweine. – Die Schätze der Schiffbrüchigen. – Wie eine Sorge die andere verjagt.

 

Am Nachmittage wurde das Boot beladen; die Fahrt nach dem Bootshafen und auch das Landen der zahlreichen Gegenstände gab für Rüstig und seinen jungen Gefährten ein hartes Stück Arbeit, dieselben waren daher seelenvergnügt, als sie sich am Abend auf ihr Lager strecken und der wohlverdienten Ruhe überlassen konnten.

Am andern Morgen wieder in dem alten Heim angelangt, fanden sie dort die ganze Gesellschaft zum Abmarsch bereit. Der Zug setzte sich in Bewegung; mit Hilfe der Merkzeichen an den Bäumen war der Weg leicht zu finden, das Zusammenhalten der Schafe und Ziegen verursachte jedoch manche Schwierigkeit und so kam man nicht allzu schnell von der Stelle. Es währte drei volle Stunden, ehe man die jenseitige Waldgrenze erreichte, endlich aber eröffnete sich der Blick auf die herrlichen, so malerisch mit Baumgruppen durchsetzten Triften, und sowohl Vater Sebald wie auch seine recht sehr ermüdete Gattin konnten sich nicht enthalten, auszurufen: »Wie schön, o wie schön!«

Auch die Stätte, wo sie die Zelte vorfanden, erregte ihr Entzücken; die frischgrünen Bananen mit ihren majestätischen, riesengroßen Blättern und ihren purpurnen Blüten verliehen dem Orte ein märchenhaft schönes Aussehen. Die Mutter zog sich bald in ihr Zelt zurück, um sich zu erholen, den Ziegen und Schafen gestattete man, frei umher zu streifen und nach Herzenslust auf der leckeren Weide zu schwelgen; Juno legte den kleinen Albert in sein Bett und machte sich dann mit Wilhelm auf die Suche nach Brennmaterial; Rüstig ging zum Brunnen, um Wasser zu holen, während Vater Sebald umherspazierte und mit großem Interesse die verschiedenartigen Baumgruppen musterte. Karoline hatte sich zu ihrer Mutter ins Zelt begeben und Tommy saß draußen auf der Erde und starrte mit großen Augen um sich.

Als Rüstig sein Wasser niedergesetzt hatte, rief er die Hunde und schlug den Weg zu den Yams ein. Nach einer Weile rappelte Tommy sich auf und trabte hinterher; die Hunde fuhren schnuppernd in das Yamsdickicht hinein und erhoben bald ein wütendes Gebell, was Tommy großen Spaß verursachte; plötzlich aber stürzten in dichtem Rudel sämtliche Schweine aus der Yamsplantage hervor in eiliger Flucht vor den verfolgenden Hunden, und da Tommy ein solches Ereignis nicht erwartet hatte und auch nicht Zeit fand, sich auf die Seite zu retten, so stießen die Schweine ihn um und trabten über ihn hinweg. Zuerst vermochte er vor Erstaunen keinen Laut zu äußern, dann aber raffte er sich hastig auf und floh brüllend zu der Mutter ins Zelt. Das Ganze geschah so schnell, daß Rüstig keine Zeit fand, dem Jungen zu Hilfe zu eilen, der übrigens nicht den geringsten Schaden davongetragen hatte.

Es war spät, ehe man sich zum Mittagessen niedersetzen konnte, und früher als sonst begab man sich an diesem Tage zur Ruhe.

Wilhelm und Rüstig, die Unermüdlichen, wanderten am folgenden Morgen mit Tagesgrauen durch den Wald zurück nach dem Hause, um die daselbst zurückgebliebenen Geräte und Kleidungsstücke noch im Boote herbeizuschaffen. Sie vervollständigten die Ladung mit einem Quantum Fleisch und Mehl aus dem Vorratshause und einer Schildkröte aus dem Teich und machten sich dann so eilig auf die Rückfahrt, daß sie schon zur Frühstückszeit wieder da waren. Nach der Mahlzeit halfen ihnen Vater Sebald und Juno die Sachen aus dem Boote nach den Zelten schaffen.

Während des übrigen Tages stellten alle sich unter die Befehle der Mutter und legten die letzte ordnende Hand sowohl an das Innere der Zelte, als auch an die äußere Umgebung derselben; dabei wurde die Reise besprochen, die Vater Sebald demnächst mit Rüstig nach der Bucht unternehmen sollte, wo man damals zuerst das Land betreten hatte.

Gegen Abend machten sich Rüstig, Sebald und Wilhelm noch daran, den Schutzgraben bei der Yamsplantage in Angriff zu nehmen; in dem weichen, sumpfigen Erdreich ging die Arbeit leicht von statten. Der Graben wurde drei Fuß breit angelegt und die ausgestochene Erde hinter demselben wallartig aufgeworfen. Während zwei gruben, schnitt der dritte Schößlinge von den Stachelbirnensträuchern ab und pflanzte dieselben oben den Wall entlang. Ehe es Nacht wurde, hatten sie zwanzig Fuß dieser Schutzwehr vollendet.

»Ich glaube nicht, daß die Schweine noch zu den Yams gelangen können, wenn unsere Schutzwehr fertig ist,« meinte der alte Rüstig; »Wilhelm kann die Arbeit ganz gut allein vollenden, wenn wir beide nicht hier sind.«

»Dann geht's aber langsamer, Papa Rüstig,« sagte der Knabe.

»Du hast ja auch Zeit genug, und während der Nacht bindest du die Hunde rings um das Yamsfeld an, dann wird sich kein Schwein heranwagen.«

Am nächsten Morgen machten die beiden Männer sich auf den Weg, jeder mit einem Gewehr bewaffnet, außer welchem Rüstig auch noch seine Axt trug. Sie hatten einen langen Marsch vor sich, da sie zuerst nach ihrem bisherigen Wohnsitz und von dort nach der Bucht wandern mußten; es blieb ihnen nichts anderes übrig, weil sie darauf angewiesen waren, sich nach den Merkzeichen an den Baumstämmen zu richten.

Sie besuchten den Garten auf der Landzunge, wo die Kartoffeln und die Erbsen über Erwarten gut standen, auch der Zwiebelsamen war aufgegangen. Rüstig untersuchte die Einzäunung und besserte hier und da ein wenig daran aus, weil er fürchtete, daß sich die Schweine, denen man den Zugang zu den Yams abgeschnitten hatte, mit der Zeit herziehen würden.

»Wie unheimlich und öde der Ort jetzt aussieht, seit nichts Lebendiges sich hier mehr regt,« sagte Sebald, einen Blick in die Runde werfend; »lassen Sie uns weitergehen, Rüstig.«

Zwei Stunden später erreichten sie die kleine Bucht, wo sie zuerst gelandet waren. Die klippenreiche Küste war noch mit Planken und Balken bestreut, die teils in der Sonne bleichten, teils halb im Sande begraben lagen.

Sebald setzte sich nieder und blickte tief aufseufzend um sich.

»Der Anblick dieser Trümmer, aus denen einst unser gutes Schiff bestand, erweckt Empfindungen in mir, die ich längst überwunden glaubte,« sagte er. »Diese traurigen Überbleibsel erscheinen mir wie das letzte Bindeglied zwischen uns und der civilisierten Welt, und alle Sehnsucht nach der Heimat und alle Gedanken an das, was ich verloren habe, erwachen in mir so stark, wie nur je zuvor.«

»Das ist nicht zu verwundern, Herr Sebald; ähnliche Gefühle regen sich auch in mir,« entgegnete der Steuermann. »Zwar befinde ich mich auf dieser Insel ganz wohl, weil ich in der Welt nichts zurückgelassen und nichts mehr zu wünschen oder zu hoffen habe; aber ich dachte an Kapitän Osborn und an meine Schiffsgenossen, und ich wünschte wohl, denen noch einmal die Hand drücken zu können. Auch schon der bloße Gedanke an das Schiff stimmt mich traurig. Wir Seeleute lieben unsere Fahrzeuge, besonders wenn sie so gute Eigenschaften haben wie der alte Pacific. Die Planken und die Spanten dort kommen mir vor wie die Gebeine eines Menschengerippes, die nackt und bloß unter der brennenden Sonne und in Wind und Wetter liegen müssen. Solche Empfindungen sind natürlich, aber wir dürfen uns von ihnen nicht beherrschen lassen.«

Sebald nickte dem Alten beistimmend zu und stand auf.

»Kommen Sie,« sagte er, »lassen Sie uns den Strand absuchen, vielleicht finden wir noch etwas Brauchbares.«

Sie schritten an der Wasserkante entlang; Stengen- und Spierenwerk lag dort in Menge, hier und da auch ein Faß voll Teer, etwas Wertvolleres aber entdeckten sie nicht. Faßdauben und eiserne Reifen lagen haufenweise umher, von den ersteren so viele, daß Rüstig auf die Idee kam, dieselben als Zaunlatten zu verwenden und ein Stück Land damit einzuhegen, das zunächst zur Grasgewinnung, später aber als Getreidefeld dienen konnte.

Nachdem der Strand abgesucht war, begaben sie sich zu dem Zelt im Walde, in dem sie die aus dem Schiffbruch geretteten Güter untergebracht hatten.

»Hier sind die Schweine bei der Arbeit gewesen,« sagte Rüstig, nach dem ersten Blick in das Zelt, »sie haben es fertig gekriegt, eins der Mehlfässer aufzubrechen; schauen Sie nur her, Herr Sebald. Zum Glück haben wir noch mehr davon; wir wollen einmal untersuchen, wie das Mehl sich darin erhalten hat.«

Er öffnete eins der Fässer mit seiner Axt, und es stellte sich heraus, daß die obere Mehlschicht sich verhärtet hatte und wie ein Brett anzufühlen war; unterhalb derselben aber befand das Mehl sich im besten Zustande.

»Alles in Ordnung,« sagte der Alte; »die übrigen Fässer werden ebenso beschaffen sein. Das eingedrungene Salzwasser hat diese harte Kruste gebildet und so den übrigen Inhalt vor dem Verderben bewahrt.«

»Ich möchte wohl wissen, was sich in jener Kiste befindet,« sagte Sebald, auf einen großen mit Blech beschlagenen Kasten deutend.

Rüstig erbrach denselben und ihren Blicken zeigte sich eine große Menge Pappschachteln, gefüllt mit Bändern, Garn, Fischbein und ähnlichen Gegenständen.

»Die Sachen sind jedenfalls für ein australisches Kurz- und Schnittwaren-Geschäft bestimmt gewesen,« meinte Sebald; »die Inhaberin desselben wird diese Sachen recht sehr entbehrt haben; wie dem auch sei, der Kram kommt uns ganz gelegen und wir nehmen von demselben zum besten unserer Madam und der kleinen Karoline Besitz. Nun weiter, Rüstig.«

Die nächste Kiste enthielt zwölf vierkantige Glasflaschen, angefüllt mit holländischem Genever.

»Das ist Schnaps, Herr Sebald,« sagte Rüstig; »was soll damit geschehen?«

»Vernichten wollen wir das Zeug nicht,« antwortete Sebald, »es ist ja möglich, daß wir es gelegentlich einmal als Medizin gebrauchen können; wir sind nun schon so lange an unser schönes Quellwasser gewöhnt, daß es jammerschade wäre, wenn wir uns unsern Geschmack durch geistige Getränke wieder verderben wollten; wir können eine Flasche mit uns nehmen, wenn sich einmal die Gelegenheit dazu bietet.«

»Ich will nur hoffen, daß uns niemals davon ein Tropfen über die Lippen kommt, weder als Medizin noch sonst wie,« entgegnete Rüstig. »Hier aber haben wir ein Faß mit hölzernen Bändern, das keine Flüssigkeiten enthält.«

Das Faß war bald geöffnet; dasselbe war angefüllt mit kostbarem, bemaltem Porzellangeschirr, sorgfältig in Stroh verpackt.

»Das können wir brauchen, Herr Sebald,« sagte der Alte, »denn mit unsern Tellern, Schüsseln und Tassen sieht es schon recht kläglich aus. Einfache weiße Ware hätte freilich dieselben Dienste gethan.«

»Wäre auch passender für unsere gegenwärtigen Verhältnisse gewesen,« fügte Sebald hinzu. »Da dieses kostbare Porzellan aber genau so verwendbar ist wie schlechteres, so wollen wir es seiner Schönheit wegen nicht verachten.«

Rüstig kramte weiter.

»Hier ist ein Kasten, der Ihren Namen trägt,« sagte er; »wissen Sie, was darin ist?«

»Ich habe keine Ahnung davon, Ihre Axt aber wird die Sache bald klarstellen.«

Als der Kasten geöffnet war, zeigte sich sein Inhalt zunächst sehr feucht und verschimmelt; nachdem man jedoch eine Lage Packpapier beseitigt hatte, stieß man auf eine Fülle sehr wohlerhaltener Schreibmaterialien und ähnlicher Artikel, alles in bestem Zustande.

»Das ist ein glücklicher Fund, Herr Sebald,« schmunzelte der Steuermann. »Jetzt können wir unsere Schule einrichten, und da jedenfalls die ganze Bevölkerung der Insel daran teilnimmt, so wird es eine richtige Volksschule werden.«

Sebald lächelte.

»Ich erinnere mich,« sagte er; »der Kasten enthält außer Federn und Papier auch Schreibhefte, Bilderbücher für die Kinder, Farbenkasten und eine Menge ähnlicher Dinge. Da haben wir aber wieder ein Faß. Was mag darin sein?«

»Das kann ich schon von außen erkennen,« antwortete Rüstig, »das ist Öl, das uns sehr willkommen sein soll, da unsere Kerzen daheim bereits auf die Neige gehen. Aber wenn ich nicht irre, müssen sich unter diesen Gütern auch noch einige Kisten mit Lichten befinden; nun, wir werden ja sehen. Jetzt aber gelangen wir zu den Dingen, die gegenwärtig den wertvollsten Teil aller unserer Besitztümer bilden.«

»Und was wäre das, Rüstig?«

»Alle die Gegenstände, die ich zuerst vom Schiffe in dem Boote ans Land schaffte; denn, sehen Sie, Herr Sebald, Eisen schwimmt nicht und darum war es meine erste Sorge, so viel Eisengerät als möglich zu bergen, und so besitzen wir denn gegenwärtig einen geradezu großartigen Vorrat an Nägeln, kleinen und großen; die beiden Fäßchen hier sind voll bis zum Rande, auch dort die beiden Säcke enthalten Nägel, außerdem sehen Sie hier verschiedene Äxte, Hämmer und anderes Werkzeug; ferner einen ganzen Ballen Segelgarn, dazu Nadeln und Wachs; auch diese Rollen Segeltuch sind gänzlich unbeschädigt geblieben, wie ich zu meiner Freude wahrnehme.«

»Das sind in der That wertvolle Schätze, Freund Rüstig.«

»Nicht wahr, Herr Sebald? Wir würden den Kram auch bitter entbehrt haben, denn jene beiden malayischen Frauenzimmer haben alles mitgenommen, was ihnen an Eisenzeug in die Hände gekommen ist. Es war ein Glück, daß sie nicht viel davon vorfanden. Aber ich bin mit meinen Kostbarkeiten noch nicht zu Ende; hier sind die Schiffseimer, die zum Deckwaschen gebraucht wurden; hier ist die Butte mit den Messingreifen, die an Bord zum Aufbewahren des Wochenbedarfs an Salzfleisch gedient hat; da ist ferner der hölzerne Backtrog des Kochs, über den Juno sich freuen wird, darin aber liegen alle die Löffel, Schöpfkellen, Gabeln und Küchenmesser, deren ich in der Kombüse habhaft werden konnte; auch zwei Lampen sind hier, den Docht dazu habe ich irgendwo hingesteckt, ich weiß genau, daß ich ihn mitnahm. In diesem Tönnchen befindet sich Schießpulver; jenes ist voll fertiger Patronen, und dort liegen die übrigen sechs Gewehre, die allerdings etwas verrostet sind und gereinigt werden müssen; das aber war kaum anders zu erwarten.«

»Das sind, wie gesagt, Reichtümer für uns, mein alter Freund, und dennoch – wie gut haben wir uns bisher ohne dieselben zu behelfen gewußt!«

»Schon richtig, aber mit denselben werden wir uns noch viel besser behelfen können, und wenn wir erst die neue Wohnung im Vorratshause beziehen, dann können wir uns dieselbe jetzt viel behaglicher und bequemer einrichten, als die alte gewesen ist. Schauen Sie dorthin, Herr Sebald, da unter den Sandhaufen liegen all die fichtenen Bretter und Planken, die Wilhelm und ich begraben haben, die sollen treffliche Dielen für die neue Wohnung hergeben, und auch richtige Bettstellen können wir mit der Zeit daraus zimmern.«

»An die hatte ich gar nicht mehr gedacht,« antwortete Sebald; »die geben noch mehr als Holz zu Dielen und zu Bettstellen her. Wenn die Furcht vor den Wilden mich nur nicht so unablässig quälte, dann könnten wir, glaube ich, sogar auf dieser Insel recht glücklich leben.«

»Das freut mich zu hören, Herr Sebald, denn ich ersehe daraus, daß Sie wieder ruhiger und ergebener geworden sind.«

»Das bin ich, mein lieber Freund, wenigstens glaube ich es zu sein; vielleicht aber habe ich mich der Gedanken, aus dieser Verbannung erlöst zu werden, nur deshalb vorläufig entschlagen, weil die uns von den Wilden drohende Gefahr mein ganzes Sinnen beschäftigt, und so mag die eine Sorge die andere verjagt haben.«

»So wird es sein. Jetzt aber lassen Sie uns weiter in unsern Schätzen kramen. Hier finde ich die Kompasse des Pacific, die Lotleinen und auch die Senkbleie, das große wie das kleine. Dafür giebts im Boot Verwendung.«

»Die Kompasse sind mir sehr willkommen, Freund; die sollen mir gute Dienste thun, wenn ich einmal Zeit haben werde, die Insel zu vermessen; Ihr Taschenkompaß ist für diesen Zweck zu klein.«

»Wenn Sie diese Kunst verstehen, dann können Sie auch wohl einmal ausrechnen, aus wieviel Morgen unser Weideland besteht?« fragte Rüstig.

»Mit Leichtigkeit; das soll geschehen, sobald wir wieder zurück sind; nachher aber möchte ich mit Hilfe der Kompasse einige Richtungen feststellen, da ich nicht weiß, wann ich wieder einmal hier sein werde.«

Rüstig hatte inzwischen eine andere Kiste hervorgeholt, auf welcher ebenfalls Sebalds Name zu lesen war.

»Lassen Sie uns die noch öffnen, das ist dann für heute die letzte, denn die Sonne geht unter und ich fühle, daß ich müde werde,« sagte er; »hernach machen wir uns, so gut es geht, ein Lager zurecht, essen ein wenig und gehen zu Bett.«

»Einverstanden,« antwortete Sebald. »Die Kiste enthält Bücher, das kann ich Ihnen schon jetzt sagen; welcher Teil meiner Bibliothek aber darin steckt, das kann ich nicht wissen.«

»Sie werden's aber sogleich wissen,« entgegnete Rüstig, den Deckel der Kiste mit seiner Axt aufbrechend. »Die Bücher sind etwas fleckig geworden, viel aber hat das Wasser ihnen nicht geschadet, da sie so fest gepackt sind. Da, hier ist eins.«

»Ein Band ›Plutarch‹,« lächelte Sebald; »ich freue mich, den zu haben, er ist gut zu lesen für jung und alt. Die übrigen lassen Sie nur stecken, Freund Rüstig, die Kiste enthält lauter Geschichtswerke, wie ich mich jetzt entsinne, sie verdiente daher auch vor allen andern gerettet zu werden.«

»Meiner Ansicht nach müssen noch zwei Bücherkisten da sein, das aber können wir morgen feststellen.«


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