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Stille herrschte in der Einsiedelei der Starezen. In der Mitte stand eine alte Kirche, zweistöckig, ohne Turm. Hier rief kein Glockengeläut zu den Messen. Still lag die Einsiedelei inmitten des alten Waldes, abseits vom Wege. Skimniki gab es im Kloster Belobereshsk nicht; so hatte denn jeder, ob Mann, ob Frau, auch in die Einsiedelei freien Eintritt. Nach der Frühmesse wurde die kleine Nebenpforte geöffnet; das Tor blieb, mit Ausnahme der Ostertage, das ganze Jahr über geschlossen. Der Wald ringsum war dunkel, verwildert, man konnte kaum durch; im Winter stieß man oft auf Fährten von Wölfen, und des Nachts erklang ihr klagendes Hungergeheul. Nur im Winter fanden Gottesdienste in der Kirche der Einsiedelei statt, während des Sommers gingen die Starezen zu den Messen ins Kloster. Von Zelle zu Zelle führten Stege aus Fichtenbrettern, im Winter waren es weiße Gänge zwischen zwei hohen Schneewänden. Ringsum standen finstere Fichten in Zobelmützen. Hier lag auch im Sommer gleichsam Schnee, so weiß war der Sand. Wenn die Sonne den Schnee rosig färbte, erschienen schwarze Flecke – die Starezen in ihren Soutanen, die zur Messe in die Kirche schritten; Sie sahen aus wie Dohlen im Schnee vor einem Unwetter, die auf einer Waldwiese sitzen, hin und her hüpfen und, die Flügel ausbreitend, wieder über dem Walde verschwinden … Dann lag wieder alles wie ausgestorben da …

Novizen brachten den Starezen das Essen aus dem Speisesaal, Sommer und Winter. Die Zellen verschwanden in einem Gewirr von Spitzen: in den Gärtchen wuchsen Sträucher, vor den Fenstern Apfelbäume, so stand im Frühling alles in weißem Spitzenschaum, im Sommer dann in grünem verschiedener Tönung, im Herbst in goldenem, im Winter bildete Rauhreif verschlungene Muster. Das Jahr über war es gleichmäßig kühl in den Zellen. Jede Zelle hatte ein paar Stufen vor dem Eingang; auf dem Treppenabsatz waren Bänke angebracht, über ihm erhob sich ein Gitterdach, das, mit Hopfen oder wildem Wein umspannt, sich bis zum Pförtchen als gewölbter Laubengang hinzog …

Im Sommer streifen Wallfahrer vom Morgen an in der Einsiedelei umher. Seitdem der Starez Akakij hierher übergesiedelt ist, setzen sich die Pilger ins Gras vor seiner Zelle und warten auf sein Erscheinen. Bäuerinnen, alte Weiber befragen ihn über ihr Schicksal; er antwortet:

»Die Welt frönt der Sünde, der Herr versucht uns durch Prüfungen, wir Kleinmütigen aber zweifeln … Um unseres Kleinmuts willen kommen dann all die Heimsuchungen …«

Kaum hat er begonnen, da springt Waßja hinter ihm aus der Tür und zetert wie besessen:

»Den Satan, den stinkenden, vertreibt mit dem Besen, mit dem Besen – überall ist seine Wohnung … Ein Sodom und Gomorrha errichtet er im Menschen, der lüsterne Versucher!«

Der Starez winkt ihm mit den Händen ab.

»Was hast du denn, Waßenka, was ist mit dir? … Geh, Liebster, geh …«

Am Abend setzt sich der Starez auf die Bank vor der Tür, und Waßenka kauert auf dem Boden zu seinen Füßen. Seine langen Arme mit den knochigen Händen hängen wie Stricke über seinen Knien, sein Kopf sinkt zwischen die vorgebeugten Schultern, sein strähniges Haar weht hin und her, während er den Oberkörper schaukelt und seine Augen wie irr wandern. Er murmelt von den Versuchungen des Satans:

»In jedem Weibe hüpft der Satan der Buhlerei, hüpft und hopst nur so und wackelt mit dem Schwänzchen, Vater, blickt unterm Rocksaum hervor, kichert, blinzelt einen mit einem Auge an: ›Da bin ich halt!‹ Und verschwindet wieder, damit man ihn da suche … Festkriegen müßte man ihn und mit dem Besen bearbeiten, mit dem Besen, Vater …«

Der Starez schweigt, hört zu, bis Waßenka endlich verstummt, dann spricht er halblaut, wie zu sich selbst:

»Der Mensch leidet, Waßenka, aus Leid sündigt er auch, und nicht der Satan, sondern des Menschen Seele wogt und wallt ungestüm in ihm, irrt und verwirrt sich und stürzt sich ins Trübe und Bodenlose, um sich selbst zu entgehen. Das ist nicht Sünde, es ist Leid, Waßenka. Sünde gibt es auf Erden nicht, hat doch Gott den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, und in dem Ebenbilde Gottes kann ja nicht Sünde sein. Du aber sagst, der Satan sei im Menschen! Wie könnte denn Satan in Gott sein? Du lästerst Gott, Waßenka, indem du sein Ebenbild schmähst. Blicke nur recht hinein in die Seele eines Menschen, berühre sie zart und innig, und ein schimmernder Garten wird vor deinen Augen erblühen, von Freude überstrahlt … Du aber sprichst von dem Satan …«

»Und ich hatte gedacht, der Satan der Mitternacht quäle mich in Gestalt eines sündigen Weibes! …«

»Der Mönch soll dem weltlichen Leben entsagen, Waßenka, du aber hast das nicht fassen können und leidest, bist siech und gebrechlich, hast dein schwaches Fleisch von Jugend auf nicht bezwingen können, hast dich aufgelehnt gegen die Natur wie der Altvater Onan und dich selbst zu Leid und Qual verurteilt. Wer es fassen kann, der fasse es; du aber hast die Entsagung nicht fassen können …«

Der Blöde lachte meckernd.

»Auch Nikoluschka hat es nicht fassen können, obwohl ich ihm oft gesagt habe: Fenitschka, die Tochter des Bösen, verjag' mit dem Besen …«

Des Morgens bat Waßenka Vater Akakij wieder, er möchte ihm erlauben, einen Spaziergang im Walde zu machen. Der gütige Starez gestattete es ihm.

»Aber gehe allein, meide die Laien, damit deine Seele nicht wieder in Aufruhr gerät, mein Lieber.«

Wenn Waßenka nicht da war, konnte Vater Akakij auch ungestörter mit den Wallfahrern sprechen. Er liebte die einfachen Gespräche mit dem einfachen Volke, die Städter aber scheute er, schwieg meist auf ihre Fragen, hatte für sie nur eine Antwort:

»Ich kann Ihnen gar nichts sagen, mein lieber Herr, ich bin kein Gelehrter, und meine Worte sind nicht gelehrte Worte … Versuchen Sie die Wahrheit nicht.«

 

Vom ersten Tage an schnüffelte Barmanskij in allen Winkeln des Klosters umher. An jeden Mönch trat er heran und bat um seinen Segen, die Väter in Verlegenheit setzend. Bemüht, im singenden Tonfall der Mönche zu sprechen, sagte er freundlich:

»Verzeihung, Vater, aber ich möchte in Demut um Ihren Segen bitten.«

Mit jedem Mönche suchte er bekannt zu werden, ging in ihre Zellen, kaufte Löffel, lauschte Vater Akindins Erzählungen über die Wundertaten des Klostergründers und machte sich des Abends vor der Prinzessin, ihrem Vater und Frau Kostizina über alles lustig, was er gesehen und gehört hatte.

Fürst Rjasnoi furchte zum Schein abwehrend die Stirn, lachte aber innerlich.

Barmanskij ging auch in die Einsiedelei; er hatte sich einer Schar Wallfahrer angeschlossen, erfuhr von einer Bäuerin von dem Starez Akakij und beschloß, ihn ein bißchen zum Narren zu halten, indem er ihm ein paar knifflige Fragen stellte. Als er aber mit demütiger Miene auf den Starez zutrat, die Augen hinter dem Glase zusammengekniffen, durchschaute ihn der Starez sofort, erkannte an seinem Gesicht, wes Geistes Kind er sei, und sagte ihm kurz, er möge die Wahrheit nicht versuchen. Barmanskij wollte ihn in einen philosophischen Streit verwickeln und seine Demut verspotten; einen glänzenden Dialog hatte er bereits in seinem Kopfe entworfen, aber durch Waßenka kam es nicht dazu. Der Blöde stürzte plötzlich heraus und stieß eine seiner gewöhnlichen Redensarten aus:

»Verjagt ihn mit dem Besen, mit dem Besen, den eklen Lüstling!«

Sowohl der Starez als auch Barmanskij schraken zusammen. Barmanskij meinte, die Worte bezögen sich auf ihn, und verstummte; verwundert, ja verwirrt starrte er Waßenka an. Vater Akakij, der fürchtete, der Herr könnte sich in ein Gespräch mit dem Blöden einlassen, um seinen Spott mit ihm zu treiben, trat auf Waßenka zu und schob und stieß ihn in die Zelle zurück. Er schloß die Tür hinter sich und erschien nicht mehr. Die Wallfahrer warfen Barmanskij unzufriedene Blicke zu, flüsterten:

»Wegen dieses Herrn kommt der Starez nicht mehr zu uns heraus …«

»Solche Leute kommen nur her, um ihren Spott zu treiben …«

Barmanskij wartete eine Weile, sah sich in der Einsiedelei um, da aber der Starez sich nicht mehr sehen ließ, ging er ins Kloster zurück, ärgerlich darüber, daß aus dem Spaß mit dem Starez und dem – wie er meinte – verrückten Mönch nichts geworden war.

 

Als Frau Kostizina am nächsten Vormittage von einem Spaziergang lange nicht zurückkehrte, begaben sich Barmanskij und Sinotschka auf die Suche nach ihr. Sie schritten über die Wiesen dem See zu und trafen am Waldsaum Wera Alexejewna und den Abt, der sich bald verabschiedete und im Walde verschwand. Wera Alexejewna kehrte mit den beiden zum See zurück.

Auf dem Rande des Bootes saß Waßenka und zog ein paar Wasserrosen spielend durch die Fluten. Er hörte Frauenlachen, zuckte zusammen. Als er Frau Kostizina erblickte, bekreuzigte er sie aus der Ferne und murmelte:

»Weiche von mir, Satan der Mittagsstunde! Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes! Amen, amen!«

Barmanskij erinnerte sich, daß er diesen Mönch am Tage vorher bei Vater Akakij gesehen hatte, trat auf ihn zu und bat um seinen Segen; er wollte mit dem Blöden ein Gespräch anknüpfen. Waßenka winkte ihm mit der linken Hand ab, während er fortfuhr mit der rechten Kreuze in die Luft zu machen.

»Bekreuzigen muß man ihn, den Lüstling, bekreuzigen; in Versuchung führt er die Mönche …«

»Wen muß man bekreuzigen, Vater?«

»Den Satan der Mittagsstunde, in Gestalt eines verführerischen Weibes …«

»Wo ist er denn, dieser Satan, Vater?«

Mit der Linken wies Waßenka auf Frau Kostizina.

»Er versucht Nikoluschka nachts und am Tage in Gestalt eines verbuhlten Weibes. Er heftet sich an seine Fersen und läßt ihn nicht – bald als Fenitschka, bald als Viehmagd, bald als vornehme Dame folgt er ihm in den Wald, auf das Vorwerk, auf den See. Immer, immer ist er hinter ihm her; eben erst waren sie beisammen an verborgenem Ort …«

Barmanskij verstand zuerst nichts von dem abgerissenen Gemurmel des Blöden, und erst als dieser, auf Frau Kostizina weisend, von einer vornehmen Dame sprach, begriff er, daß Waßja Wera Alexejewna und wohl den Abt meinte. Barmanskij wandte sich um und sah Frau Kostizina an. Ihre Augen trafen sich. Er fragte halblaut:

»Wera Alexejewna, was ist vorgefallen, was ist das für ein Nikoluschka? Ist es der Abt? Sie waren zusammen mit ihm an verborgenem Ort? …«

Waßenka hatte sich inzwischen leise davongeschlichen und verschwand im Walde. Barmanskij murmelte etwas und eilte ihm nach, als wäre ihm plötzlich ein Einfall gekommen.

Wera Alexejewna war bei Barmanskijs Worten errötet. Sie ging auf das Boot zu, suchte einige übriggebliebene Wasserrosen heraus und rief Sina heran.

Ihre Stimme klang erregt. Sie war ärgerlich über sich selbst, weil sie mit Vater Gerwaßij in den Wald gegangen war. Sie hatte wohl damit gerechnet, daß der Abt, wenn er mit ihr allein war, vielleicht einen Annäherungsversuch machen würde, doch gehofft, ihn im Zaum halten zu können; aber ganz und gar nicht hatte sie erwartet, daß jemand sie zusammen sehen, und vor allem nicht, daß Barmanskij davon erfahren könnte.

Sina stand schweigend da; aus dem Gemurmel des Blöden hatte sie sich nichts zusammenreimen können, spürte aber, daß etwas vorgefallen war, was sie verlegen zur Seite blicken ließ. Als Wera Alexejewna sie rief, trat das junge Mädchen ans Boot und half ihr die Wasserrosen zu ordnen.

Sie warteten eine Weile, da aber Barmanskij nicht mehr erschien, kehrten sie ins Kloster zurück.

 

Barmanskij hatte im Laufe der Tage mit seiner Spürnase soviel Ergötzliches ausgekundschaftet, daß er das Kloster geradezu für eine Schatzkammer von Überraschungen hielt: wenn es so weiter ging, hatte er für den ganzen Winter Stoff zu lustigen Geschichten und Anekdoten! Die Begegnung mit Waßenka kam ihm äußerst gelegen; er müßte sehen, von ihm Näheres über den Abt zu erfahren.

Er hatte den Blöden bald eingeholt, schob die Hand freundschaftlich unter seinen Arm, sprach liebenswürdig auf ihn ein. Er fragte Waßenka, wer Nikoluschka sei, und als der Blöde erklärte, Nikoluschka sei der Abt, versicherte er ihm, daß die Dame, mit der der Abt Boot gefahren war, eine Frau und keineswegs der Satan sei. Waßenka aber antwortete:

»In jedem Weibe sitzt der Satan der Buhlerei, der Lüstling, in jedem, und verlockt Nikoluschka …«

Barmanskij suchte sich seinem Ton anzupassen und widersprach ihm nicht, um ihn zutraulich zu machen.

»Ja, Vater, das stimmt, in jedem Weibe sitzt der Satan der Mittagsstunde und auch der Mitternacht, Vater. Durch Gebet muß man ihn von hinnen scheuchen.«

»Mit dem Besen, mit dem Besen …«

»Meinetwegen auch mit dem Besen, mit einer Birkenrute …«

»Er versucht Nikoluschka …«

»Mönche werden immer durch den Satan in Frauengestalt versucht … Auch den heiligen Antonius hat der Satan durch das Weib in Versuchung geführt – darüber gibt's eine hübsche Geschichte bei Flaubert, einem französischen Dichter.«

»Auch in der Heiligen Schrift steht es geschrieben …«

»Jawohl, Vater, auch in der Heiligen Schrift steht es … Und nicht nur die Mönche werden so versucht, sondern auch …«

»Auch Nikoluschka, auch Nikoluschka …«

»Jawohl, Vater. Sie meinen den Abt?«

»Ja, ja, Nikoluschka meine ich …«

»Auch auf dem Vorwerk wird er versucht?«

»Auf dem See, im Walde, auf dem Vorwerk – überall ist sie, die kleine Fenja …«

»Könnte man sie nicht einmal sehen?«

»Das Kreuz muß man über sie schlagen, das Kreuz …«

»Wissen Sie was, Vater? Wir gehen hin und schlagen das Kreuz über sie, gut?«

»Über sie und ihr Kind, das kleine Teufelchen …«

»Schön, Vater, auch über ihr Kind …«

»Wie Rauch vor Gottes Angesicht …«

»Jawohl, Vater, wie Rauch vor Gottes Angesicht …«

Behutsam ausschreitend, als fürchtete er, den Satan aufzuscheuchen, führte der Blöde Barmanskij nach dem Vorwerk. Es war ein heißer Tag, schwül und windstill. Beide waren durstig, der Hunger meldete sich.

Sie klopften, Arischa öffnete. Waßenka wollte etwas sagen, doch Barmanskij fiel ihm ins Wort und bat um eine kleine Erfrischung. Er faßte den Blöden unter den Arm und folgte zusammen mit ihm Arischa in die Stube.

Barmanskij wußte nicht recht, wie er sie anreden sollte; da sie aber ein schwarzes, weißgetupftes Kleid und ein weißes, schwarzgetupftes Kopftuch trug, entschied er, daß sie Nonne sei und nannte sie Mutter. Als er die Wiege erblickte, die nach Bauernart von der Zimmerdecke herabhing und mit weißem Mull verhängt war, trat er heran und spielte den Gerührten, um die Nonne in Verlegenheit zu setzen.

»Wie ein Engelein sieht er aus, so wie man sie auf Bildern malt … Ein reizendes Bübchen …« Noch immer über die Wiege gebeugt, fügte er hinzu: »Ist es Ihr Kind, Mutter?«

»Ja, meins …«

Er wandte sich schnell um und lächelte ihr belustigt zu.

»Aber auch Sie sind ja liebreizend – da wundert's mich nicht weiter, daß Ihr Bübchen so hübsch ist … das wahre Christkindlein …«

Der Vergleich entzückte ihn; er eilte auf Waßenka zu, der, den Blick hartnäckig auf den Fußboden gerichtet, abseits stand, nahm ihn bei der Hand und zog ihn an die Wiege.

»Vater, sehen Sie doch nur hin – das wahre Christkindlein, sogar einen Heiligenschein hat es um das Köpfchen!«

Waßenka blickte hin, wich zurück, murmelte:

»Nikoluschka, ach Nikoluschka, verführt hat dich der Satan der Mitternacht!«

Bald an die verlegene Mutter, bald an den Blöden gewandt, fuhr Barmanskij fort, vor Entzücken ganz außer sich:

»Wie die heilige Jungfrau sind Sie, Mutter, und hier liegt Ihr Christkindlein, und auch Krippen sind da und Hirten und Ochsen und Schafe … Wir sind hier in Bethlehem … sind wie die Weisen aus dem Morgenlande gekommen, um uns zu verneigen, zu verneigen …«

Arischa stand verstört da, zwei Stücke Brot und einen Krug Milch in den Händen, und blickte betreten von dem Herrn mit dem einfältigen Gebaren auf den sturen Blöden, der sein Sprüchlein von Fenitschka und dem Besen murmelte. Sie verstand nicht, was vor sich ging, begriff aber, daß Waßenka mit dem Namen Fenitschka an die Vergangenheit ihres Nikolai rührte. Ihr Herz schlug heftig, Tränen traten ihr in die Augen. Das Kind fing an zu weinen, Waßenkas Schreie hatten es erschreckt. Arischa stellte den Krug schnell auf den Fußboden, legte das Brot darauf und eilte an die Wiege.

Im Hof ertönten die Hufe der Kühe, die über eine Bretterunterlage in den Stall stampften, Peitschenknallen, das Brummen der Kühe, das Brüllen eines Ochsen.

»Fürwahr, wir sind in Bethlehem …«

»Mit dem Besen, mit dem Besen, vertreibe Fenitschka, die Tochter des Bösen …«

 

Am Abend erzählte Barmanskij Frau Kostizina und der Prinzessin von dem Vorwerk, der jungen Nonne und schloß mit gespielter Rührung:

»Ein reizendes Kind, ein kleiner Engel, und die Mutter – ich sage Ihnen, die reine Jungfrau Maria … Kurz, Bethlehem und das Christkindlein … Wir müssen einen Ausflug nach dem Vorwerk und dort ein Picknick machen, unbedingt …«

 

 


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