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8

Von nah und fern waren zum Jahrestag des heiligen Ilja Wallfahrer ins Kloster geströmt, Bauern, Bäuerinnen, Weiber mit Rucksäcken über den Schultern, Pilger, Bettler, Blinde auf kleinen Handwagen … Vom Morgen an standen sie in Scharen vor der heiligen Pforte, vor der Kathedrale, auf den Stufen vor den Zellen, überall im Klosterhof; hell schimmerten die farbigen Sommerkleider, Kopftücher, Perlenketten …

Die Kathedrale war während des Gottesdienstes gedrängt voll. Dem Bischof, der einer zahllosen Menge von Erwachsenen und Kindern das heilige Abendmahl reichte, schmerzte der Arm so stark, daß er ihn kaum noch bewegen konnte. Die feierliche Messe mit dem Akathistos zu Ehren der Gottesmutter wollte kein Ende nehmen. Darauf folgte noch eine große Totenmesse in der unterirdischen Kapelle der alten Kathedrale, an der Grabstätte des Klostergründers Simeon. Die Menschen lagen vor den Gitterfenstern auf dem Bauche, um hineinzulugen, und als die Geistlichkeit nach der Messe die Grabstätte verließ, stürmten endlose Mengen in die Kapelle, um sich vor dem Grabe zu verneigen, die Bußketten des Starez zu küssen, sein altes Käppchen einen Augenblick auf den Kopf zu setzen, was gegen Kopfschmerzen half.

Der Abt hatte schon am Abend vorher einen Tisch neben das Grab stellen lassen und Vater Akindin beauftragt, etwaige Wundertaten des Starez aufzuzeichnen. Daß der Bischof eine feierliche Messe an Simeons Grab gehalten hatte, wurde ebenfalls in die Chronik eingetragen.

Neugierige traten auf Vater Akindin zu, alte Weiber, Bäuerinnen, befragten ihn über das Leben des Starez.

»Väterchen, wann ist denn der Starez gestorben?«

»Lange schon, meine Liebe, zu Zeiten der Kaiserin Katharina I. Und jetzt wirkt er Wunder, heilt Kranke und Sieche …«

Die Leute lauschten andächtig auf Vater Akindins Worte, bekreuzigten sich, ächzten vor Ergriffenheit.

Eine Bäuerin trat an das Tischchen.

»Väterchen, mir hat der Starez geholfen: ich habe sein Käppchen aufgesetzt, da sind meine Kopfschmerzen vergangen, und mein Mann liebt und herzt mich wieder …«

Vater Akindins Feder fuhr kratzend über das Papier; mit prüfendem Blick musterte er die junge Bäuerin.

»Wann warst du erkrankt, meine Liebe?«

»In jener Zeit, als mein Mann ins Bergwerk gegangen war. Ich blieb allein zu Hause, lebte aber züchtig, obwohl ich mich in Sehnsucht verzehrte.«

»Und hattest du starke Kopfschmerzen? Erzähle mal alles der Reihe nach …«

»Ach, Väterchen, so heftig waren die Schmerzen, daß ich gar nicht schlafen konnte, mich die Nächte durch hin und her warf; es war, als zwickte man mir den Kopf mit einer glühenden Zange. Was habe ich nicht alles dagegen getan! Bei weisen Frauen war ich, bei Zauberinnen. Dann kam ich hierher ins Kloster, um zur Gottesmutter um Hilfe zu flehen, und ein Mönch – der Herr gebe ihm Gesundheit! – riet mir, zum Starez Simeon zu beten, sein Käppchen aufzusetzen, den Kopf mit Wasser aus seinem Brunnen anzufeuchten, Sand von der Stätte, wo er gelebt hatte, auf die Stirn zu legen. Das habe ich denn alles getan, habe auch in meinem Kopftuch Sand nach Hause mitgenommen …«

»Nun, und hat dich der Starez Simeon geheilt?«

»Ja, Väterchen, er hat mir wunderbar geholfen! Den Sand habe ich immer auf die Stirn getan, und da kam auch der Bauer aus dem Bergwerk zurück nach Hause, und seitdem bin ich wieder ganz gesund. Geheilt hat mich der Starez Simeon!«

In dem Gewirr und Durcheinander fuhr Vater Akindins Feder über das Papier.

Durch die dicht gedrängten Reihen der Bauern und Weiber zwängte sich eine Kaufmannsfrau zu Vater Akindin hindurch, von ihrem Mann gefolgt, der in tiefem Baß brummte:

»Achtung, stoßt nicht … Seht ihr denn nicht, daß die Frau schwanger ist.«

Die Schwangere wandte sich an Vater Akindin:

»Väterchen, schreiben Sie auch das Wunder nieder, das der Starez an mir vollbracht hat … Ich hatte vor seinem Grabe das Gelübde abgelegt, daß ich noch einmal zu ihm pilgern, eine Messe an seinem Grabe lesen lassen und dem Kloster eine Spende machen würde, wenn er mir einen Jungen beschert … Ich bekam keine Kinder, trotzdem ich seit fünfzehn Jahren verheiratet bin. Ich hatte mich an berühmte Ärzte gewandt, mich von weisen Frauen behandeln lassen, Bäder gebraucht – es half alles nichts! Nachdem ich nun mein Gelübde abgelegt hatte, ging ich zu der Klause des Starez Simeon. Da trat mir ein steinalter Greis aus dem Walde entgegen, sein weißer Bart wallte ihm bis an die Knie herab und hinter ihm her schritt ein Vogel, ein Storch …«

»Der Starez Simeon ist Ihnen erschienen …«

»Ja, Väterchen. Ich blickte die wunderbare Erscheinung andächtig an und verstand das Zeichen: Hinter ihm schritt ja ein Storch, und Störche bringen doch die Kinder … Und nun bin ich wieder hergekommen – ich bin im neunten Monat – und da wollte ich den Segen des Starez auf mein Kind herabflehen und eine Messe an seinem Grabe lesen lassen …«

Vater Akindin nahm ihre Personalien auf und ließ die Richtigkeit der wunderbaren Begebenheit durch die Unterschrift der Zeugen, die den Bericht der Frau gehört hatten, bekräftigen. Vater Akindin strahlte: stündlich wurde das Buch mit den Aufzeichnungen der Wundertaten des Starez dicker und dicker!

Glockengeläut erklang; die hohe Geistlichkeit verließ den Speisesaal. Die Menschen in der unterirdischen Kapelle suchten möglichst schnell ins Freie zu gelangen, um den Zug der Geistlichen zu sehen. Ein Gedränge entstand, und die Kaufmannsfrau wurde, in der Menge eingekeilt und von ihrem Manne getrennt, mit fortgerissen. An der Tür schrie sie auf:

»O Gott … Ah, ah …«

Ihr Mann suchte sie zu erreichen, bahnte sich mit Fäusten und Ellenbogen einen Weg durch die Menge.

»Sie ist schwanger … Ihr Verdammten … Ihr drückt sie tot!«

Man führte die Frau an die freie Luft, setzte sie auf einen Grabstein.

»O Gott, o Gott! Diese Schmerzen …«

Eine alte Frau zwängte sich durch den Kreis der Weiber, die die Stöhnende umringten.

»Ihre Stunde ist gekommen … Was habt ihr da zu gaffen? Habt wohl noch nie ein Weib gebären sehen?« Sie wandte sich an den Kaufmann: »Man muß sie in die Herberge führen, sonst bringt sie das Kind hier zur Welt; – siehst du denn nicht, daß die Wehen eingesetzt haben!«

Die Kunde von dem Wunder war bald in aller Munde und wirkte um so überzeugender, als der Starez es dazu noch so gefügt hatte, daß das Kind nicht irgendwo, sondern hierselbst in seinem Kloster zur Welt kam!

Die Mönche verstreuten sich nach dem Mittagessen in der Menge und erzählten ebenfalls von dem Wunder; alle sollten es erfahren, alle davon sprechen.

Vater Akindin unterbrach seine Aufzeichnungen und eilte, das Buch unter dem Arm, in die Abtei. Der Abt kam blaß und erschrocken heraus, in der Meinung, es sei wieder ein Unglück geschehen, wie bei der Ankunft des Bischofs. Er atmete heftig, fragte:

»Was ist vorgefallen, Vater Akindin, was ist schon wieder vorgefallen?«

»Der Starez Simeon hat ein großes Wunder vollbracht – vor allem Volke.«

»Sprich, sprich schnell.«

Nikolka hörte freudestrahlend zu … Während der Bischof die Messe zelebrierte, hatte der Abt, vor der Altartür stehend, sich in Gedanken den noch unendlich feierlicheren Gottesdienst ausgemalt, der bei der Heiligsprechung des Starez stattfinden würde. Nicht ein Bischof, sondern der Metropolit selbst würde zusammen mit vielen Bischöfen zelebrieren, und er, Nikolka, würde inmitten der Kirchenfürsten stehen, die schimmernde Archimandritenmütze auf dem Kopfe, und nicht bloß der Gouverneur – der Zar selbst würde mit seinen Ministern der Feierlichkeit beiwohnen. Und das alles würde er, der Sohn eines kleinen Dorfdiakons, er, Nikolai Predtetschin, Abt Gerwaßij, vollbracht haben! Den Starez verherrlichend, verherrlichte er sich selbst. Im Speisesaal würde eine Inschrift melden, daß während der Amtswaltung des Abts Gerwaßij, eines demütigen Mönches von vorbildlichem Lebenswandel, der Klostergründer Simeon sich als Heiliger offenbart habe. In feierlicher Prozession, zwei- und dreiarmige Altarleuchter mit brennenden Kerzen in den Händen, würde die gesamte Bruderschaft die Reliquie des Heiligen in einem Silbersarkophag in die neue Kathedrale tragen, und er, Nikolka, würde tragen helfen, und dabei zusammen mit dem Zaren, dem Metropoliten, den Bischöfen durch eine unübersehbare Menge von Wallfahrern schreiten. Erregt sagte Nikolka zu Vater Akindin:

»Sage dem Kaufmann, er solle selbst herkommen und die Wahrhaftigkeit des Wunders vor Seiner Eminenz dem Bischof bezeugen …«

 

Die Tafel prunkte in feierlicher Aufmachung; wertvolles, an den Rändern ausgeblichenes Porzellan, das man einem altertümlichen Schrank entnommen hatte, mit schwarzem Leder überzogene Stühle aus Nußbaumholz und mit geschweiften Beinen, an einem Ende zwei große Lehnstühle für den Bischof und den Fürsten und daneben je ein kleinerer Lehnstuhl für den Abt und den Bewahrer der Kirchengeräte … Das Tischtuch war aus grober Leinewand.

Der Abt kehrte zurück und sagte entschuldigend:

»Es sind immer so viele Wallfahrer bei uns, Eminenz, da wird man beständig in Anspruch genommen … Sie kommen her, um ihre Andacht am Grabe des Starez zu verrichten und Messen zu Ehren der Großmutter lesen zu lassen …«

Der Fürst wandte sich an den Bischof:

»Erkläre mir eins, mein Freund: warum ist die Reliquie des Klostergründers noch immer nicht entdeckt worden? … Es wäre auch mir sehr angenehm, in meinem Gouvernement die Reliquie eines Heiligen zu beherbergen. In Sarow haben sie einen entdeckt, im Gouvernement Kursk ebenfalls; da müssen wir hier doch auch dafür sorgen! …«

Nikolka bemerkte:

»Wir haben ein Gesuch eingereicht, Durchlaucht, doch damals hieß es, der Starez habe seine Heiligkeit noch nicht genügend offenbart …«

Bischof Ioßaf suchte das Gespräch von dem Starez abzulenken. Der Bewahrer der Kirchengeräte verstand und ließ sich mit dem Abt in ein Gespräch ein. Der Bischof beugte sich zum Fürsten hinab und. sagte halblaut:

»Weißt du denn nicht, mein Lieber, daß da im Synod eine äußerst strenge Reihenfolge besteht und die Sache nur schwer durchgedrückt werden kann?«

»Na, du kannst sie jedenfalls durchdrücken – bei deinen Verbindungen! Also sei nett und erweise mir diese Gefälligkeit.«

Der Bewahrer der Kirchengeräte, der sich mit dem Abt unterhielt, nestelte an dem Abzeichen der Akademie und lauschte mit einem Ohr auf den Wortwechsel der beiden. Er hatte nicht alles gehört, aber verstanden, daß der Fürst den Bischof um die Heiligsprechung des Starez gebeten hatte, und blinzelte dem Abt zu.

Frau Kostizina hatte sich zwischen Barmanskij und den Abt gesetzt, mit dem sie über Boris sprechen wollte. Die Prinzessin und Sina saßen ihr gegenüber, neben dem Bewahrer der Kirchengeräte, dessen Frau sich mit dem Protodiakonus am anderen Ende des Tisches begnügen mußte.

Barmanskij fiel die Geschichte von der Unterbringung der beiden Damen in der alten Herberge ein; die Prinzessin hatte ihm auf dem Wege vom Bahnhof davon erzählt. Er wandte sich an den Bischof und sagte in scheinbar entrüstetem Tone:

»Stellen Sie sich vor, Eminenz, eine junge bezaubernde Dame und ein liebreizendes junges Mädchen – sehen Sie mich nicht so vorwurfsvoll an, Sinotschka: das ist die lautere Wahrheit – sind hier einer Folter unterworfen worden, haben um ihres frommen Glaubens willen, der sie ins Kloster geführt hat, leiden müssen … Die wahren Märtyrerinnen, Heilige …«

Frau Kostizina erriet, was er erzählen wollte, und fuhr ihn an:

»Valentin Viktorowitsch, hören Sie auf mit dem Unsinn.«

»Meine Herrschaften, darf ich fortfahren?«

Der Fürst, der einen lustigen Scherz erwartete, nickte zustimmend.

»In diesem Kloster herrscht nicht nur Fasten und Gebet, sondern auch Ungeziefer. Hunderte, Tausende von Wanzen – Verzeihung! haben sich gleich einem Feuerregen von der Zimmerdecke auf die Damen herabgestürzt … Ist das vielleicht keine Folter, sind die Damen hier nicht richtige Märtyrerinnen?«

Das allgemeine Lachen wurde durch eine Bewegung des Bischofs kurz abgebrochen; nur Frau Obolenskaja konnte ihre Heiterkeit nicht gleich unterdrücken und stieß die Frau des Protodiakonus unter dem Tisch mit dem Fuß an.

In diesem Augenblick stürzte der glückliche Kaufmann mit dem freudigen Ausruf ins Zimmer:

»Einen Knaben, einen Knaben hat meine Frau geboren! Dank dem Starez Simeon – ein Wunder hat der Starez vollbracht, ein großes Wunder …«

Er sank vor dem Bischof auf die Knie.

Barmanskij stand vor Neugier auf und trat hinter den Stuhl des Gouverneurs, um besser beobachten zu können; er sagte halblaut – aber so, daß alle es hörten – zu dem Fürsten:

»Das ist fürwahr ein Wunder – von einem Greise ein Kind zu bekommen, und dazu noch von einem toten Greise!«

Der Bischof, der noch nicht verstand, um was es sich handelte, hielt bei Barmanskijs Erläuterung mit Mühe ein Lächeln zurück. Er sah den freudig begeisterten Kaufmann fragend an und warf dem Fürsten verstohlene Blicke zu, als wollte er ihn bitten, Barmanskij zum Schweigen zu bringen. Der Fürst lachte laut und gutmütig über Barmanskijs Worte, während der Abt den Bischof gespannt betrachtete, um festzustellen, was für einen Eindruck das Wunder auf ihn machen würde. Barmanskijs Bemerkung hatte Nikolka nur halb gehört und nicht verstanden.

»Groß ist die Macht des Starez, ein Heiliger ist er! Fünfzehn Jahre lang war meine Frau unfruchtbar, nachdem sie aber am Grabe des Starez gebetet hatte, ist sie mit einem Knaben niedergekommen …«

Barmanskij beugte sich zu Frau Kostizina hinab und flüsterte:

»Was für Folgen mag das Wunder von heute morgen wohl bei Ihnen haben, Wera Alexejewna? Oder glauben Sie nicht an Wunder? …«

Frau Kostizina benutzte den Umstand, daß die allgemeine Aufmerksamkeit auf den Kaufmann gerichtet war, stand unwillig vom Tisch auf und warf Barmanskij flüsternd zu:

»Wie unverschämt Sie sind, Valentin Viktorowitsch …«

Der Kaufmann verbreitete sich noch immer über die wunderbare Begebenheit und bat schließlich den Bischof, das Neugeborene zu segnen; unter Freudentränen rief er:

»Auf den Knien flehe ich Sie an, Eminenz, erteilen Sie der Mutter und dem Kinde, dem kleinen Simeon, Ihren bischöflichen Segen … im Namen des heiligen Starez …«

Der glückliche Vater wurde der Tischgesellschaft allmählich lästig. Ioßaf wandte sich an Gerwaßij:

»Vater Abt, bringen Sie dem Kinde meinen Segen …«

Auf den Knien näherte sich der Kaufmann dem Bischof und empfing dessen Segen. Nikolka stand auf, um mit dem Kaufmann fortzugehen, der sich aber noch nicht trennen konnte und auf den Fürsten zutrat.

»Eure Durchlaucht, Eure Exzellenz, ich bitte Sie: um des großen Wunders willen, das der heilige Starez an uns gewirkt hat, willigen Sie ein, Pate des Kindes zu sein; Sie würden dadurch meine Familie auf immer glücklich machen.«

Barmanskij lachte ungeniert:

»Hä-hä-hä!«

Um dem Auftritt ein Ende zu machen, sagte Frau Kostizina:

»Ich will Taufpatin Ihres Jungen sein.«

Barmanskij konnte wieder nicht an sich halten:

»Wie Wunder auf manche wirken …«

Wera Alexejewna mochte seine Anspielungen nicht mehr hören und benutzte die Gelegenheit, um sich zu entfernen.

»Als zukünftige Patin will ich mit Vater Gerwaßij hingehen und mir mein Taufkind ansehen.«

 

Frohlockend begab sich Nikolka in die Herberge; die Wallfahrer sprachen überall von dem Wunder, das wichtigste aber war, daß die Sache dem Bischof zur Kenntnis gelangt war.

Gereizt, empört durch Barmanskijs Spötteleien, schritt Frau Kostizina schweigend neben dem Abt her. Sie dachte an Boris; bestimmt würde Barmanskij auch ihn zur Zielscheibe seines Spottes machen! Sie sagte zum Abt:

»Vater Gerwaßij, ich möchte mit Ihnen sprechen, gleich morgen wann und wo es Ihnen beliebt; es soll aber niemand von unserer Unterredung wissen.«

Als hätte er die Worte seit langem vorbereitet, antwortete Nikolka hastig:

»Ich werde Sie morgen früh an der Mühle erwarten.«

»Ich werde kommen …«

Wera Alexejewna betrachtete das Kind, küßte es sogar und ging in ihr Zimmer.

Ohne sich umzukleiden, legte sie sich auf das Bett, das Gesicht in die Kissen gedrückt, die Hände über dem Nacken verschränkt, und lag so, bis Sina kam; zuweilen zuckten ihre Schultern, als weine sie ohne Tränen.

 


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