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58. Weltende.

Was ist unser Ziel? Wohin geht unsere Reise auf den dunklen Wegen der Zukunft? Das wissen wir nicht. Aber der Mann im Mond hegt große Befürchtungen über unser Schicksal. Er selbst ist ja einst ebenfalls eine glühende Masse gewesen, und jetzt ist er erstarrt. Bald erwärmt ihn die Sonne, bald durchdringt ihn die Kälte in der Nacht des Weltenraumes, und wie ein riesengroßes Denkmal seiner eigenen Vergangenheit schwebt er dahin. Er ahnt, daß auch der Erde das gleiche Schicksal bevorsteht, denn auch sie war einst glühend heiß, ehe ihre Oberfläche erstarrte. Ihr Inneres ist noch jetzt weit über unsere Verstandesbegriffe hinaus erhitzt. Die Gelehrten haben ausgerechnet, daß vierhundert Kilometer unter dem Erdboden eine Hitze von zehntausend Grad herrscht! Kein Stoff vermag eine solche Temperatur anders als in Gasform zu ertragen, und man glaubt, daß der größte Teil dieses Erdgases Eisen sei. Aber die Abkühlung der Erde schreitet weiter, wie auch die der Sonne. Die Zeit ist ewig, ohne Anfang und ohne Ende, der Raum ist unendlich und hat keine Grenzen, und die Materie ist unzerstörbar; sie verändert sich wohl, aber sie vergeht nicht. Wohl aber ist die Erde als Heimat der Menschen, Tiere und Pflanzen vergänglich. Auch sie muß dereinst in Milliarden Jahren zu kalt werden, um noch Leben bergen zu können. Die letzten Menschen ziehen zum Äquator, um dort zu sterben, die Meere gefrieren bis auf den Grund, und die feste Erdrinde verwandelt sich in eine Sandwüste. Doch immer noch dreht sich die schwere Erdkugel um ihre Achse und immer noch umkreist sie die Sonne, die dunkler geworden ist und rot mit erlöschendem Lichte glüht. –

Nun ist die Erde tot und still. Sie schwebt wie ein Friedhof durch den Weltenraum. Alle ihre Sorgen sind vergessen – das ganze Leben war nur ein Traum, und der Mann im Monde wird sich verwundert fragen, wo Sonne und Erde geblieben sind, und ob man ihm, dem Trabanten, auf immer den Laufpaß gegeben hat. Er könnte glauben, erblindet zu sein, wenn er nicht sähe, daß die Sterne noch immer in der beständigen Nacht so klar wie ehemals funkeln.


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