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23. Abraham Lincoln.

Neben George Washington, dem Begründer der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten und ihrem ersten Präsidenten, besitzt Nordamerika keinen Volkshelden, der die ihm dargebrachte Liebe und Verehrung redlicher verdient hätte als Abraham Lincoln.

Wo habt ihr doch den Namen schon gesehen? Nun, ihr vielen tausend Briefmarkensammler unter meinen Lesern, erinnert euch der amerikanischen blauen fünf-Cents-Marke, die euch so oft zu Händen kommt! Ist euch darauf nie der charakteristische Kopf mit den ehrwürdig gefurchten Zügen, den breiten, vorstehenden Lippen, dem schmalen Schifferbart um das Kinn, den starken Ohren und dem grundgütigen Blick der Augen aufgefallen? Denkt euch darunter einen ebenso ungeschlachten riesenhaften Körper mit langen Armen, erstaunlich großen Füßen und ungelenken Bewegungen, eingehüllt in einen altväterischen Rock, den passend anzumessen keines Schneiders Kunst vermocht hat – und ihr habt den »Vater Abraham« oder »Abe Lincoln«, wie ihn seine Jugendfreunde und Bekannten aus seiner näheren Heimat und die kleinen Leute aus ganz Amerika vertraulich riefen, wenn sie bei vorkommender Gelegenheit durch Washington kamen und beim sechzehnten Präsidenten der Vereinigten Staaten im Weißen Hause vorsprachen, um ihm die Hand zu drücken oder ihm auch über dies und jenes, was sie an seiner Führung der Regierung auszusetzen hatten, ihre unverblümte Meinung zu sagen. Und »Abe Lincoln« wurde niemals müde, all die Hände zu schütteln, die sich ihm entgegenreckten, und all die krausen Ansichten und gutgemeinten Ratschläge zu hören, aus deren wirrem Durcheinander ihm des Volkes Stimme – Gottes Stimme entgegentönte.

Aber Lincoln ist nicht nur ein trefflicher Vater seines Volkes gewesen, der mit seiner naiv überlegenen Klugheit während der vier Jahre seiner Präsidentschaft das Schiff der Union durch die stürmische Brandung eines mörderischen Bruderkrieges glücklich hindurchsteuerte. Er hat nicht nur seinem Vaterlande, sondern der ganzen Menschheit unschätzbare Dienste erwiesen, indem er die Sklaverei in Amerika beseitigte und das gleiche Menschenrecht für die schwarze und weiße Rasse siegreich verkündigte. Ungeheure Opfer an Blut und Gut hat dieser Kampf zwischen der Barbarei und der Zivilisation gekostet, aber er war ein notwendiger, gewaltiger Schritt auf dem Wege der Kultur, und der, der ihn tat, ist ein Held nicht nur der neuen Welt, sondern ebensogut auch der alten.

England gebührt der traurige Ruhm, die Sklaverei in Amerika eingeführt zu haben. Im Jahre 1620 landete das erste mit Sklaven befrachtete Schiff aus Afrika am Gestade Amerikas, und der Sklaventransport war seitdem der einträglichste Handel, auf den sich die englischen Kaufleute werfen konnten. Die ganze Bewirtschaftung besonders der südlichen Teile von Nordamerika wurde durch die Sklaverei bestimmt. Ein Jahr nach der Einführung des »schwarzen Elfenbeins« wurde die erste Baumwolle in Amerika gebaut, und die Zucker- und Reisplantagen brachten erst durch die billige Arbeit der Sklaven den von ihren Besitzern gewünschten reichlichen Ertrag. Die Neger wurden wie Vieh behandelt und auf den Sklavenmärkten an den Meistbietenden verkauft. Wer kennt nicht die Schicksale Onkel Toms, des guten alten Negers, der von einem Herrn zum andern kommt, wie ein Leibeigener arbeiten muß, ohne Mitleid von den Seinen getrennt und schließlich von dem grausamsten aller schlechten Menschen zu Tode geprügelt wird! Wenige Bücher haben ein solches Aufsehen in der ganzen Welt gemacht wie diese schlichte, der entsetzlichen Wirklichkeit entnommene Erzählung einer tapfern amerikanischen Frau namens Harriet Elizabeth Beecher-Stowe, und zwölf Jahre nach dem Erscheinen von »Onkel Toms Hütte« war die Sklavenfrage für Nordamerika entschieden! Heute existiert die Sklaverei nur noch in Afrika und in Westasien.

Schon seit der Unabhängigkeit Nordamerikas von England war die Beibehaltung oder Abschaffung der Sklaverei ein steter Streitpunkt zwischen den Nord- und Südstaaten der Union gewesen. Der ganze Wohlstand der Südstaaten beruhte auf der Sklavenwirtschaft, während die Verhältnisse der Nordstaaten mit ihrer starken Industrie die freie Arbeit verlangten. Von Jahr zu Jahr verschärfte sich dieser Gegensatz, und jedesmal, wenn ein neuer Staat in die Union aufgenommen werden sollte, kam es über der Behandlung der Schwarzen zu immer heftiger werdenden Auseinandersetzungen. Solange der Präsident der Union, der bekanntlich alle vier Jahre neu gewählt wird, kein erklärter Gegner der Sklaverei, neue Gesetze gegen sie also nicht zu befürchten waren, ließen sich die Südstaaten beschwichtigen. Als aber im Jahre 1860 Abraham Lincoln, der als ein leidenschaftlicher Gegner des Sklaventums bekannt war, durch allgemeine Wahl an die Spitze der Vereinigten Staaten von Nordamerika gestellt wurde, sahen die Südstaaten den Augenblick gekommen, den sie im Stillen schon lange ersehnt hatten: sie traten aus der Union aus, gaben sich eine neue Verfassung und ernannten einen eigenen Präsidenten! Diesen Abfall durften die Nordstaaten natürlich nicht dulden, und die Antrittsrede des neuerwählten Präsidenten Lincoln am 4. März 1861 war zugleich der Beginn eines Bürgerkrieges zwischen dem Süden und dem Norden.

Amerika hat Staatsmänner und Feldherrn genug, die in einer Blockhütte geboren wurden; aber eine so elende Jugend wie Lincoln hat keiner von ihnen aufzuweisen. In einer trostlosen Gegend des Staates Kentucky besaß sein Vater eine armselige Farm, und hier kam Lincoln am 12. Februar 1809 zur Welt. Ungefähr so wie in der Hütte Rip van Winkles ging es auch in Lincolns Vaterhaus zu, und die Kinder wären vielleicht im Elend völlig verkommen, wenn nicht nach dem Tode der verbitterten Mutter eine energische praktische Stiefmutter sich ihrer angenommen und den Vater zur Arbeit angehalten hätte. Die Familie war zu dieser Zeit in die fieberverseuchten Urwälder von Indiana übergesiedelt, und schon der achtjährige Knabe mußte nun auf dem Felde des Vaters oder auf den Farmen der Nachbarn wie ein Tagelöhner arbeiten, um zum allgemeinen Unterhalt beizutragen. Zwischendurch war er als Ladendiener tätig, und mit neunzehn Jahren machte er seinen ersten Ausflug in die Welt, indem er als Schifferknecht auf einem Schleppkahn den Mississippi hinunter nach Neuorleans fuhr. Nachdem dann im Jahre 1830 sein Vater abermals ausgewandert war, diesmal nach Illinois, half ihm sein baumstarker Sohn noch bei der Errichtung eines neuen Blockhauses, trennte sich aber dann von den Eltern, um sich irgendwo und irgendwie durch seiner Hände Arbeit sein Brot zu verdienen.

Von Schulbildung war natürlich bei diesen Hinterwäldlern nicht groß die Rede gewesen, und Lincoln würde kaum viel Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt haben, wenn nicht ein angeborener Wissensdurst die mangelnden Unterrichtsmittel ersetzt hätte. Wie ein Spürhund war er hinter jedem Buche her, das sich zu einem Ansiedler oder Händler verirrt hatte, und er verschlang jedes gedruckte Blatt, das ihm in die Hände fiel. Aus den Fabeln des Äsop lernte er frühzeitig kurz und klar erzählen, worin er später als Redner ein Meister wurde, und eine Geschichte der Vereinigten Staaten und eine Lebensbeschreibung Washingtons weckten schon in der Jugend sein vaterländisch-politisches Interesse. Das Bedürfnis, sich mitzuteilen und seine eigenen Ansichten zu entwickeln, zeigte sich schon, als er noch hinter dem Ladentisch die Kunden bediente, und sein drolliger Humor machte ihn bald zu einem gern gesehenen, weithin bekannten Spaßvogel, der bei keiner geselligen Gelegenheit fehlen durfte, um so weniger, da er auch bei jeder sich etwa entspinnenden Rauferei bereitwilligst seinen Mann stand.

Beizeiten aber gewöhnten sich Freunde und Bekannte, ihn als etwas Ungewöhnliches zu betrachten, denn er hatte hin und wieder seine nachdenklichen Stunden, in denen er nicht gestört sein wollte. Dann schrieb er mit Holzkohle auf eine weißgescheuerte Holzschaufel oder auf Schindeln von Lindenholz, denn das teure Schreibpapier war nur selten für ihn erreichbar, und er war schon deshalb darauf angewiesen, sich bei solchen schriftstellerischen Versuchen über Erfahrungen und Beobachtungen des täglichen Lebens so kurz und knapp wie nur möglich auszudrücken.

Großjährig wie er jetzt war, ging er abermals als Schifferknecht nach Neuorleans, und hier erlebte er etwas, was für seine spätere Entwicklung von entscheidendem Einfluß wurde: er wohnte zum erstenmal einer Sklavenauktion bei, und die tiefste Entrüstung über diese barbarische Einrichtung senkte sich hier in seine Seele als eine Mitgift fürs ganze Leben.

Dann kamen Jahre, in denen er, halb Bummler, halb Tagelöhner, von der Hand in den Mund lebte, heute auf einem Mississippidampfer Dienste tat, morgen in einer Mühle handlangerte, in einem Laden mit Branntweinverkauf aushalf oder auch durch Niederwerfung eines gefürchteten Raufbolds eine Schar muskelkräftiger Gesellen um sich sammelte, mit denen er in einem Indianerkrieg eine Freiwilligentruppe bildete. Er mißbrauchte aber seine Körperkräfte keineswegs zu Grausamkeiten gegen die Rothäute, sondern kam mehr als einmal in die Lage, mit Lebensgefahr einen von ihnen gegen die Wut seiner eigenen weißen Kameraden zu schützen.

Nach Beendigung des Krieges machte er selbst einen Laden auf, der ihm aber vom Gerichtsvollzieher bald wieder geschlossen wurde, und etliche andere Versuche, sich eine bürgerliche Existenz zu gründen, waren ebensowenig vom Glück begünstigt. Aber er ließ darum den Kopf nicht hängen. Unaufhörlich arbeitete er an seiner Weiterbildung; meilenweit konnte er wandern, um sich von einem Schullehrer eine Grammatik zu borgen, und mit unermüdlicher Ausdauer vertiefte er sich in die Gesetzbücher, ohne deren Kenntnis, das hatte er bald erkannt, eine öffentliche Wirksamkeit, zu der er sich berufen fühlte, unmöglich war. Schon 1834 wählte man ihn in die Verwaltung des Staates Illinois; zwei Jahre später ließ er sich als Advokat in der Stadt Springfield nieder, und hier machte er sich durch die Rechtschaffenheit seines Charakters und die liebenswürdige Originalität seiner Persönlichkeit bald so beliebt, daß er 1846 als Abgeordneter von Illinois in den Kongreß der Vereinigten Staaten gewählt wurde.

Die Augen von ganz Amerika richteten sich aber erst auf ihn, als in den fünfziger Jahren wegen der Sklavenfrage die Geister mit besonderer Heftigkeit aufeinander platzten und Lincoln sich in den Debatten darüber als der geschickteste und ehrlichste Gegner der Sklaverei bewies. Was er in der Jugend unbewußt an sich selbst ausgebildet hatte, Klarheit, Kürze und Schärfe des Ausdrucks, kam ihm jetzt als Redner trefflich zustatten, und vor seiner unerbittlich logischen Beweisführung, die er mit einer Fülle schlagender Anekdoten zu würzen liebte, wurden die sophistischen Verteidiger der Sklaverei genau so kleinlaut, wie ehemals die Raufbolde vor der nachdrücklichen Sprache seiner Arme und Hände. Denn jeder fühlte, daß ihm seine Meinung aus dem Herzen kam und daß er es nicht über sich gebracht hätte, auch nur ein Wort zu sagen, von dessen Wahrheit er nicht felsenfest überzeugt gewesen wäre. Der Haß gegen die Sklaverei war zu einer Leidenschaft bei ihm geworden, die ihn ganz erfüllte und ihn nicht ruhen ließ, bis er das Volksgewissen aus seiner Gleichgültigkeit aufgerüttelt und vor die Entscheidung gestellt hatte: Für oder wider die Sklaverei! Und durch seine Erwählung zum Präsidenten gab ihm das Volk die Antwort, für die er so viele Jahre gearbeitet hatte.

Um so furchtbarer war es für ihn, den Menschenfreund, daß sein Name die Losung zu einem Bürgerkrieg wurde, der die Union entzweite, hunderttausende an Menschenleben kostete und Besitztümer von Milliarden vernichtete. Die gute Sache siegte zuletzt nach vier Jahren erbitterten Kampfes, und die Südstaaten wurden niedergeworfen, aber bis zu den letzten großen Entscheidungsschlachten war das Kriegsglück schwankend, und oft genug wurde des Präsidenten Gottvertrauen auf eine schwere Probe gestellt. Dabei führte dieser einfache Mann, der auch als Bewohner des Weißen Hauses in Washington seine Hinterwäldlerherkunft nie verleugnete und allezeit einem Holzfäller im ungeschickten Sonntagsrock ähnlich sah, seine Regierungsgeschäfte mit einer so überlegenen Ruhe und diplomatischen Klugheit, daß mancher ausgelernte Politiker vor ihm die Segel strich. Der Höhepunkt seiner Präsidentschaft war der 22. September 1862, wo Lincoln alle Sklaven Nordamerikas für frei erklärte und dadurch die ganze zivilisierte Welt wenigstens moralisch zur Bundesgenossin gewann. Jetzt beträgt die Zahl der Neger und der Mulatten in Nordamerika beinahe neun Millionen, und sie haben bei der Regierung der Vereinigten Staaten ein Wort mitzureden.

Die Früchte seines Sieges sollte Lincoln aber nicht mehr sehen. Eben hatte man ihn nach Ablauf seiner ersten Amtszeit zum zweitenmal als Präsidenten gewählt, und Washington war noch erfüllt vom Jubel über den letzten entscheidenden Sieg, denn die Hauptarmee der Südländer hatte am 9. April 1865 die Waffen gestreckt – da wurde Lincoln am 14. April während einer Theatervorstellung durch einen Pistolenschuß ermordet! Der Täter war ein Schauspieler, ein fanatischer Südländer, der die Niederlage seiner Heimat an dem siegreichen Präsidenten rächen wollte; so starb der »Sklavenbefreier« den Heldentod für die große Aufgabe seines Lebens!

Ein lauter Schrei des Schmerzes und der Empörung über diese Tat eines Wahnsinnigen hallte durch die Welt, und besonders die Soldaten, die noch im Felde lagen und sich des endlich errungenen Friedens freuten, vernahmen die Kunde von diesem Meuchelmord mit wildem Ingrimm. Ein Glück, daß der Bruderkrieg beendet war! Wären diese Leute noch einmal in Feindesland losgelassen worden, sagt der Deutsche Karl Schurz in seinen Lebenserinnerungen, so hätte die Rache für das vergossene Blut ihres guten »Vater Abraham« Taten gezeitigt, vor denen das Jahrhundert geschaudert hätte! Den Mörder Lincolns ereilte schnelle Rache. Er war nach Virginia geflohen, wurde aber von seinen Verfolgern in der Scheune eines Farmers entdeckt. Trotzdem er auf der Flucht ein Bein gebrochen hatte, setzte er sich mit der Flinte in der Hand zur Wehr, so daß nichts übrigblieb als die Scheune in Brand zu stecken; beim Schein der Flammen empfing er dann trotzig die rächende Kugel. Bei dem Toten fand man ein Tagebuch, worin er sich mit Brutus und Wilhelm Tell verglich und bittere Klage darüber führte, daß er wie ein Wild gehetzt werde, während jene als Helden der Weltgeschichte gefeiert würden! Seine Mitverschworenen endeten, weniger theatralisch, am Galgen. –

Einer der begeistertsten Anhänger und Freunde Lincolns war der vorhin erwähnte Deutsche Karl Schurz, der als Zwanzigjähriger an den revolutionären Bewegungen des Jahres 1849 teilnahm, den wegen gleicher Vergehen gefangenen Dichter Gottfried Kinkel aus den Kasematten von Spandau rettete, dann nach Amerika flüchtete und hier zu hohen Ehren gelangte. Er ist in seinen Erinnerungen unerschöpflich, wenn es gilt, den staatsmännischen Scharfsinn, die Herzensgüte und den unverwüstlichen Humor des geliebten Präsidenten zu schildern. Einen großen Teil der Popularität, die Lincoln auch bei denen gewann, die nie seinen hohen Menschenwert aus persönlicher Nähe zu würdigen Gelegenheit hatten, verdankt er seinem allzeit schlagfertigen Witz, und zahlreiche köstliche Anekdoten darüber gehen in Amerika noch heute von Mund zu Mund. Zwei davon erzählt auch Karl Schurz. Als Lincoln bei Beginn des Bürgerkrieges Freiwillige aufrief, strömte eine Menge von Deutschen zusammen, die als geschulte Soldaten besonders willkommen waren, vielfach zu hohen Stellungen aufrückten und an den Waffentaten der Unionsarmee ruhmvollen Anteil nahmen. Darunter war mancher Adlige von hohem Rang, und oftmals hatte einer der bürgerlichen Unionsgenerale Prinzen von Geblüt und Freiherren zu Adjutanten.

Eines Tages meldete sich ein deutscher Graf, um Dienst im Heere der Union zu suchen, aber er bestand darauf, eine persönliche Audienz beim Präsidenten zu haben. Als er dann schließlich vor ihm stand, hatte er nichts anderes mitzuteilen, als immer nur zu wiederholen, daß seine Ahnen schon seit Jahrhunderten deutsche Grafen seien. Der Präsident hörte ihn eine Weile ruhig an, dann sagte er tröstend zu seinem Gast:

»Nun, deshalb brauchen Sie sich keine Sorge zu machen! Das wird Ihnen bei uns nicht im Wege stehen, wenn Sie sich nur als Soldat gut führen.«

Der Graf war über diese Antwort nicht wenig verblüfft und zerbrach sich noch lange darüber den Kopf, was Lincoln mit einer so sonderbaren Bemerkung wohl gemeint haben könnte.

Ein andermal machte ein junger Engländer, der die Vereinigten Staaten bereist hatte, einen Besuch bei Lincoln und äußerte sein Erstaunen darüber, daß in Amerika manch angesehener Herr höchstselbst seine Stiefel putzte.

»Ja, das ist richtig,« entgegnete Lincoln, »würden denn angesehene Herren bei Ihnen zu Hause das nicht tun?«

»Nein, gewiß nicht!« erklärte der Engländer mit Entrüstung.

»So?« meinte Lincoln ruhig, »Wessen Stiefel putzen sie denn?« –


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