Rudolf Gottschall
Im Banne des Schwarzen Adlers
Rudolf Gottschall

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Achtes Kapitel.

Sonder Furcht und Tadel.

Am folgenden Tage fanden sich gegen Abend hinter den geschlossenen Läden im unteren Thurmzimmer die Ritter jenes Geheimbundes ein, welcher die Gemüther der Schloßdamen so angelegentlich beschäftigte. Obgleich es draußen noch taghell war, brannten Kerzen auf dem großen schwarzverhangenen Tisch, um den sich die ritterliche Tafelrunde versammelte.

Alle Ritter trugen das silberne Kreuz, das sie sonst am versteckten buntseidenen Bande auf bloßer Brust zu tragen pflegten und welches mit den Anfangsbuchstaben ihres Namens und Beinamens bezeichnet war, heute offen zur Schau. Außerdem waren ihre Finger mit dem Ordenszeichen geschmückt, einem in der Gestalt eines Schwertes 278 zusammengebogenen Ringe mit der Inschrift: Vivent les sans-quartier!

»Es lebe, wer sich nie ergiebt« – es war ein Bund des aufopfernden, todesmuthigen Heldensinnes, jener großen Gesinnung, welche die Mutter großer Thaten ist!

Wie der Bund der Ritter des Königs Artus, sollte auch diese Tafelrunde aus zwölf Rittern bestehen. Wenn Einer von ihnen ausschied, so wurde einem Novizen der Ritterschlag durch den Großmeister ertheilt. Eine solche Feierlichkeit stand heute in Aussicht.

Ein junger Offizier der Ruppiner Garnison sollte in den Orden aufgenommen werden. Der Großmeister war nicht der Kronprinz, sondern ein ernster, etwas finster aussehender Herr mit soldatischen Mienen, der nicht in die schöngeistigen Kreise von Rheinsberg zu passen schien. Es war der Oberst von Fouqué, ein ritterlicher Degen, der inzwischen in dänische Kriegsdienste getreten, jetzt aber wieder zu den preußischen Fahnen zurückgekehrt war. Sein Ordensbeiname: le Chaste bewies schon hinlänglich, daß der Oberst dem frivolen Ton und dem leichtfertigen Wesen unzugänglich war, welches sich mit der französischen Freigeisterei zugleich in den Rheinsberger Kreis eingeschlichen hatte.

279 Der ernste Großmeister nahm den auf einem Lorberkranze liegenden Degen, das Symbol des Ordens, und redete den Novizen, der mitten im Kreise der Ordensritter stand, welche sich von ihren Sitzen erhoben hatten, mit feierlichen Worten an:

»Hier in Gegenwart dieser semperfreien und mannhaftigen, hochehrbaren und hochmuthigen Ritter frage ich Dich jetzt, ob es Dein ernster Wille ist, Mitglied unseres hochberühmten Ordens der Bayard-Ritter zu werden?«

Der Novize antwortete mit einem lauten und kräftigen Ja!

»Du trittst in eine Gemeinschaft, die nach hohen Zielen strebt, wie ihr leuchtendes Vorbild, der Ritter Bayard ohne Furcht und Tadel. Furcht – Du darfst sie nicht kennen, Tadel – er darf Dich nicht treffen! Furcht ist ein Erbtheil der staubgeschaffenen Creatur, die sich um des armen Lebens willen im Staube krümmt; es ist die Herrlichkeit der freien Menschenwürde, nicht die Furcht zu kennen. Kein Tadel trifft den Tapfern, der eingedenk seines unsterblichen Theils nur die Erde berührt, um seine Spur mit großen Thaten zu zeichnen. Die Gesinnung ist die Geburtsstätte der Thaten – wir sind die Priester edeln Sinnes. Gelobst Du, diesen edeln Sinn stets durch edle Thaten zu bewähren?«

280 Abermals bejahte der Novize diese Frage.

»Doch neben dem allgemeinen Zweck, der uns als Menschen heilig ist, hat unser Orden noch einen besonderen, dem wir als Krieger nachstreben. Sich zu vervollkommnen in der Führung der Kriegsrotten, sich anzuschließen an die Massonei der großen Feldherrn aller Zeiten, ihren Kriegsfahrten nachzuforschen und zu lernen von ihren Thaten – das ist's, was jedem ehrsamen Ritter unseres Ordens ziemt. Gelobst Du, auch nach diesem Ziele zu streben?«

»Ich gelobe es!«

»So verheiße bei Deinem Ehrenworte, daß Du Dich befleißigen willst aus allen Kräften, Dich als einen wackeren, lehngetreuen und ehrsamen Rittersmann zu erweisen, gelobe es, die Hand auf dieses Schwert legend!«

Der Novize sprach die Worte des Großmeisters nach.

»So empfange den Ritterschlag von meiner Hand, der Dich aufnimmt in unsern Bund!«

Der Novize kniete nieder, Fouqué schlug ihn nach alter Form mit dem blanken Schwerte zum Bayardritter.

»Steh auf als Einer der Unsrigen!« Der Novize empfing Kuß und Umarmung von den Rittern und einen Händedruck von Friedrich dem »Beständigen«.

281 Alle nahmen darauf ihre Plätze um den schwarzverhangenen Tisch wieder ein.

Friedrich le Constant bat den Großmeister um das Wort:

»Ihr meine Getreuen! Auf meinen Pilgrimsfahrten in die Welt des Geistes bin ich einem Drachen begegnet, der dicht am Wege nach unsern höchsten Zielen lagert. Dieser Drachen heißt Macchiavelli, und bereits hab' ich mein Schwert gezückt, um ihm das Haupt abzuschlagen. Sein giftiger Brodem ist Heuchelei und Hinterlist; seinen Schweif schlingt er um die Throne und zischelt den Mächtigen in's Ohr, daß jedes Mittel heilig sei, um die Macht zu wahren und zu vergrößern. Es ist ein Geist der Lüge, und wir als Kämpen der Wahrheit müssen ihm das Haupt zertreten. Dennoch führen die Wege der Staatsweisheit nicht immer ohne Umschweife zum Ziele, und in dieser Welt, in welcher die Schlauheit die Kraft der alten Recken abgelöst hat, bricht das Schwert allein nicht immer die Bahn zum Siege. Es droht die Gefahr, daß wir den Drachen erlegen, aber uns wie jener alte Recke unverwundbar zu machen suchen, indem wir uns in seinem Blute baden. Ich werfe die Frage auf: Wieweit geziemt es einem ehrsamen Bayardritter, sans peur et sans reproche, zur 282 Erreichung seiner edeln Zwecke abzuweichen vom geraden Wege?«

In der Tafelrunde herrschte ein tiefes Schweigen. Fouqué le Chaste schlug an den Degen: Sans peur et sans reproche! Wir wandeln den geraden Weg bis zum Tode!«

Da erhob sich Friedrich le Constant; sein großes feuriges Auge ruhte mit Wohlgefallen auf dem Großmeister; doch um seinen Mund spielte jenes eigenthümliche Lächeln, welches ein Fragezeichen des Zweifels an die Ausbrüche der Begeisterung heftete:

»Brav, ihr Genossen des Bundes! So ziemt es Jedem, der für sich selbst allein einsteht! Doch wenn den Bayardritter der Vorzug der Geburt auf den Thron erhebt, wo er einstehen muß für sein ganzes Volk – kann er da in einer Welt, in welcher Macchiavelli herrscht, mit offenem Visir durchdringen, wenn Alle mit heruntergeschlagenem kämpfen? Kann da Feder und Schwert »ohne Geheimschrift« siegen? Wirft er da nicht sein Scepter leichtsinnig hin als ein Spielzeug für die verschlagenen Masken, die ihn verhöhnen? Läßt er nicht sein Reich zerstückeln, sein Volk unterjochen, giebt er nicht den Ruhm seiner Ahnen preis, wenn er rückhaltslos dem Gebote der ritterlichen Ehrlichkeit folgt? Das sind die Zweifel, ihr Bundesbrüder, die mich verfolgen, wenn ich mit 283 den siegreichsten Gründen den Drachen Macchiavelli bekämpft habe – das ist das Blut des Besiegten, in das ich willenlos meine Seele tauche!«

Keiner der Bundesbrüder ergriff das Wort, diese Zweifel zu widerlegen. Alle lauschten mit athemloser Stille; denn sie glaubten in diesem Selbstgespräch des Prinzen die Stimme der Zukunft Preußens zu hören.

»Wohl hab' ich die verderblichen Irrlehren, welche die Geheimweisheit unserer Diplomatie bilden, widerlegt! Diesem Macchiavelli sind Fürstenherrschaft und Freiheit unvereinbare Dinge; die Fürsten sollen ihre Macht auf die Erbärmlichkeit der Völker bauen! O nein – der Fürst ist nur der erste Diener seines Volkes; er muß mit Redlichkeit, Wahrheit, Uneigennützigkeit handeln, als hätte er jeden Augenblick seinen Mitbürgern Rechenschaft über die Verwaltung seines Amtes abzulegen. Der Regent ist durch unauflösliche Bande mit dem Staatskörper verbunden, er fühlt durch eine unausbleibliche Rückwirkung alle Uebel, welche seine Unterthanen treffen. Es giebt nur ein einziges, höchstes Gut, das Wohl des ganzen Staates. Doch wo sind die Fürsten, die Staatsmänner Europas, die nach solchen Ueberzeugungen handeln? Und wie nach innen die Befestigung der Gewalt um jeden Preis, so gelten nach außen List, Gewalt und klug 284 angewandte Grausamkeit, das ganze Evangelium des Florentiners, als erlaubte Mittel zur Erweiterung der Macht! Wie soll man Thron und Reich behaupten, wie das Volk beschirmen in einer Zeit, wo an allen Grenzen, in allen Lagern, in allen Cabineten Macchiavelli auf der Lauer steht, wie mit dem ehrlichen Ritterschwert die feingeschliffenen Dolche pariren, die von allen Seiten drohn?«

»Die gerechte Sache siegt,« entgegnete Fouqué le Chaste.

»Droben in den Sternen,« rief Keyserling, »doch auf Erden nicht! Deshalb werden die Ritter des Bayardordens festhalten an ihrer Devise: Ohne Furcht und ohne Tadel – doch auch ohne Furcht vor Tadel!«

»Edle Genossen der Massonei,« fuhr Friedrich fort, »hier schlagen die Herzen für das Große, hier darf ich frei sprechen, wie mir's um's Herz ist. Ich darf bekennen, was ich der Welt nicht bekannt, aus Furcht vor Mißverständniß, daß in dieser Schlangenweisheit des Florentiners mich einzelne Sätze wie mit geheimem Zauber berückten. Wie glänzend vertheidigt er eine Politik der Eroberung – und wer wollte nicht mit Alexander und Cäsar schwärmen? Verwerflich sind die Mittel, die er lehrt, der Grundsatz, daß man den Menschen schmeicheln müsse oder sie zu Grunde richten, die Lehre von der Aussaugung des 285 eroberten Landes, von der Ausrottung seiner Einwohner! Sie sind verwerflich, weil sie unmenschlich sind – und älter als alle Staatsweisheit ist das Recht der Menschheit. Doch wenn er von »den bewaffneten Propheten« spricht, welche die Zukunft der Völker schaffen – ihr Bayardsbrüder, das weht uns so verheißungsvoll an, wer möchte nicht ein bewaffneter Prophet sein? Wer nicht eine große Sendung mit dem Schwert in der Hand erfüllen? Eine Sendung, wie die der Gewitter, die Luft zu reinigen und die Lande zu erquicken! Und Niemand wird zum Propheten, wer nicht den Auftrag in sich fühlt und die Kraft, ihn zu vollziehen. Glücklich, wenn er sich dabei stützen kann auf ein altes Recht, das vor den Menschen gilt und ihn rechtfertigt vor dem kurzsichtigen Auge der Zeitgenossen; wenn er's hervorziehen kann aus Staub und Moder, ein vergilbtes Pergament, eine vergessene Urkunde! Doch seine Vollmacht ist das neue Recht, das er aus dem eigenen Busen schöpft, das Recht, die Welt zu bewegen und zu reinigen, in verrottete Zustände den Odem eines neuen Geistes zu tragen, mit dem Schwerte den Boden umzupflügen für die Saaten des Lichtes und des Lebens! Ihr Bayardbrüder, nicht in diesen Versammlungen, nicht auf dem Exercirplatz erproben wir die Wahrheit und Kraft unserer Wahlsprüche – nur auf dem Feld der 286 That! Sans peur et sans reproche! Nicht der Tadel der Mitwelt kann unser Wappen entweihen – die Geschichte reinigt uns von jedem Makel! Macchiavelli stirbt; er stirbt von meinen Händen; doch sein bewaffneter Prophet lebt, er lebt in mir! Werdet Ihr treu stehen zu mir, wenn unser Ordensring wie ein geheimes Band sich um viele tausend Kämpfer schlingt und seine Losung aus dem Munde der Kanonen tönt: Vivent les sans-quartier

Voll Begeisterung erhoben sich die Ritter der Tafelrunde, die Finger wie zum Schwure ausgestreckt, und den Ruf des wackeren Großmeisters, dessen düsteres Auge von ungewohntem Feuer strahlte, wiederholten Alle, den Ruf: »Es lebe Frédéric le Constant

In diesem Augenblicke wurde die gehobene Stimmung durch einen sonderbaren Zwischenfall gestört. Es giebt komische Intermezzos des Zufalls, welche die Begeisterung nie rein austönen lassen, sondern mit einer schneidenden Dissonanz unterbrechen. Ueberall sind neckische Elementargeisterchen versteckt, welche den hochstrebenden Geist an seine sterbliche Herkunft erinnern.

Es ertönte plötzlich ein lautes Niesen, krampfhaft, heftig, wie mit Gewalt lange zurückgehalten und jetzt mit Gewalt sich Bahn brechend, eines jener unwiderstehlichen Naturereignisse, welche sich an keine gesellschaftlichen Schranken kehren.

287 Erstaunt blickten die Ordensritter sich an – und doch konnte Keiner an dem andern jene Unruhe entdecken, welche mit so ordnungswidrigen Aeußerungen der Lebenskraft verbunden zu sein pflegt.

Hatte der heilige Bayard selbst geniest, um seiner Gemeinde ein Zeichen zu geben, daß er ihr hilfreich zur Seite stehe, um ihre Gelöbnisse zu bekräftigen?

In der That hatte dies kräftige und doch dumpfe Niesen etwas Geheimnißvolles. Als sich die hochehrsamen und hochmuthigen Mitglieder des Ordens noch verwundert ansahen, wiederholte sich das Niesen mit gleicher Kraft; doch nun konnte kein Zweifel mehr darüber sein, es war ein unterirdischer Maulwurf, der dies Lebenszeichen gab; diese Naturlaute tönten unter dem Tische hervor. Rasch hoben mehrere Hände die bis zur Erde herabreichende schwarze Decke desselben in die Höhe – und, in der That, ein lebendes Wesen, wie ein Knäuel zusammengerollt, alle seine Fühlfäden eingezogen, um nicht in unliebsame Berührung mit der Außenwelt, namentlich mit den Füßen der Ordensritter zu gerathen, kauerte mitten unter dem breiten Tische. »Ein Spion,« ertönte es gleichzeitig von allen Lippen. Der Großmeister hielt es für keine Entweihung des Ordensdegens, mit seiner flachen Klinge die ihm zugekehrte Nachtseite dieser athmenden Kugel so lange mit Schlägen zu bearbeiten, welche 288 sich durch ihren Nachdruck und ihre Taktlosigkeit von den feierlichen Ritterschlägen wesentlich unterschieden, bis sich das seltsame Geschöpf zu gliedern und zu bewegen begann und plötzlich mit einem Satze, wie ein an's Ufer springender Frosch, zu den erstaunten Bayardrittern in die Höhe schnellte. In ihrem Unmuth fanden sie kaum Muße, das seltsame Figürchen mit dem großen Kopfe und der spitzen Nase näher in's Auge zu fassen. Ihre Augen waren von Zorn wie verschleiert und einige Offiziere griffen nach dem Degen, um den frechen Eindringling niederzustoßen. Eine Handbewegung des Prinzen mäßigte ihren Eifer.

Der ertappte Verbrecher sah sich indessen wie fragend im Kreise um, als wäre die Ueberraschung ganz auf seiner Seite. Dann verbeugte er sich mit dem Anstande eines Cavaliers, indem er würdevoll, die Hand auf die Brust legend, ausrief: »Sans peur et sans reproche.«

Dies Benehmen erbitterte die erregten Gemüther noch mehr. Wieder hinderte nur die Gegenwart des Prinzen den Ausbruch des Zornes, so daß es bei drohenden Geberden blieb. Doch mitten unter den aufgeregten Gruppen stand der kleine Gnom unerschütterlich, wie der brave Mann des Horaz, flüsterte leise für sich den Schluß der horazischen Strophe: »Impavidum ferient ruinae« und rief dann dem 289 erzürnten Richter, seine bunte Mütze schwenkend, mit gewaltigem Pathos zu:

»Vivent les sans-quartier!«

Der Prinz, der mit gekreuzten Armen den abenteuerlichen Vorgang mit angesehen, sagte jetzt zum Ritter der Keuschheit:

»Großmeister, schließen Sie die Sitzung!«

Erst als die üblichen Formen nach dem Ordensstatut beobachtet waren, zur großen Verwunderung des Spions, daß ihm das Zusehen jetzt so bequem gemacht worden, wandte sich der Prinz an seine hochtugendsamen Genossen mit den Worten:

»Da die Sitzung geschlossen, meine Herren, so bitte ich Sie, sich zu verabschieden und mir allein es zu überlassen, über diesen ebenso kecken wie sonderbaren Eindringling und über die Gründe seines Benehmens in's Klare zu kommen. Ich zweifle nicht, wir sind jetzt den Intriguen unserer Feinde auf der Spur –«

»Königliche Hoheit wollen sich der Gefahr aussetzen,« warf Fouqué le Chaste ein.

Friedrich zuckte mit den Achseln, indem er einen verächtlichen Blick auf den Spion warf, der durch eine leichte Verbeugung sein Verständniß dieser schmeichelhaften Geberde an den Tag legte.

290 Die Bayardritter räumten das Feld mit sehr gemischten Gefühlen, unter denen sich auch das einer unbefriedigten Neugierde befand, welche durch die Ordensstatuten nicht verfehmt war. Wer war der seltsame Kauz, was wollte er und wem diente er?

Unsere Leser werden nicht entfernt daran zweifeln, daß wir einen alten Bekannten, den Doctor Salomon aus der Waldschenke, hier vor uns haben, welcher Mittel und Wege gefunden, sich in das Allerheiligste des Geheimbundes einzuschleichen. Da stand er in Gedanken versunken, legte den Finger an seine spitze Nase und harrte der Anrede, welche der erzürnte Prinz an ihn richten werde. Friedrich ging mehrmals im Zimmer auf und ab, wie um eine innere Erregung niederzukämpfen, stellte sich dann dicht vor den Spion, blickte ihn mit jenen niederschmetternden Blicken an, welche seine großen Feueraugen zu schleudern verstanden, und fragte ihn: »Wie heißt Er?«

»Salomon, Sire!«

»Er spricht nicht mit dem König!«

»Bitte um Verzeihung, daß ich das Futurum als Präsens conjugirte!«

»Er ist wohl gewohnt mit dem König zu sprechen, Monsieur?«

»Dies Recht hat Jeder seiner Unterthanen!«

291 »So entkommt Er nicht! Weiß Er, daß Er der Criminalbehörde verfallen ist! Ihn rettet Nichts, als die offensten Geständnisse! Versteht Er mich?«

»Vollkommen, Königliche Hoheit!«

»Was ist Er seines Zeichens?«

»Ein Doctor der Weltweisheit.«

»Warum kriecht Er unter die Tische? Warum stellt Er sein Licht unter den Scheffel?«

»Ich wollte, es stünde noch darunter, statt hier in dem unangenehmen Luftzug hin und her zu flackern!«

»Das ist keine Antwort!«

»Die Antwort muß sehr lang ausfallen, wenn ich die letzten Gründe aller Dinge auseinandersetzen soll!«

»Hör' Er, Monsieur, für einen Doctor der Weltweisheit, einen Schüler des großen Wolf in Halle, hat Er ein sehr possirliches Aussehn, wie es sich kaum mit der Würde der Wissenschaft verträgt. Ich hätte Ihn eher für einen Narren gehalten!«

»Königliche Hoheit thaten wohl daran! Wer kann die Grenzen der Weisheit und der Narrheit bestimmen? Schon unter den sieben Weisen Griechenlands hat es einige Narren gegeben, wie Jener, der sein ganzes Eigenthum mit sich herumträgt. Und auch der weise Salomon war gewiß ein Narr mit seinen tausend Weibern, da ein gebildeter Christenmensch schon an einem einzigen zu viel hat. Die drei Weisen aus 292 dem Morgenlande waren Könige – ich schweige daher über sie aus schuldigem Respekt. Doch spricht es wenig für sie, daß sie einem Stern nachgelaufen sind. Unsere neuen Könige tragen ihn stets auf der Brust. Was aber die Weisen des Abendlandes betrifft, deren Weisheit rite von den Facultäten anerkannt ist, so können sie doch nur Narren sein. Denn Weisheit besteht darin, seine eigenen Gedanken über die Welt zu haben. Die Facultäten erkennen aber das nicht an, sondern nur das Nachplappern des alten Zeugs, das in allen Köpfen gleichmäßig rumort. Eine Facultät ist die Narrheit in corpore. Wer in sie aufgenommen sein will, muß seinen Theil an der gemeinsamen Narrheit nachweisen können.«

Friedrich betrachtete den seltsamen Doctor mit wachsendem Interesse.

»Er weiß hierin sehr gut Bescheid.«

»Gewiß, es ist dies mein besonderes Thema. Und auch hierin bin ich ein großer Gelehrter, daß ich mich zu beschränken weiß. Ars longa, vita brevis. Wer kann das All erforschen? Ein großer Naturforscher beschränkt sich daher z. B. auf die Insekten. Doch auch das ist ein unerschöpflicher Stoff. Der Eine behandelt die Flöhe, der Andere die Fliegen! Doch wie leicht es auch ist, Einem ins Ohr einen Floh zu setzen, so schwer ist es, einen Floh zu fangen, und 293 jedes Fliegenauge hat 10,000 Facetten und erfordert ein langes Studium. Natürlich, wer sich in den Verdauungsproceß eines Flohs vertieft, hat nicht Zeit, sich um Sonne, Mond und Sterne zu bekümmern, und wird Zeitlebens, bei allem Renommee als Naturforscher, eine Tanne mit einer Fichte verwechseln – von andern Dingen nicht zu sprechen, die einen Cäsar, Alexander und Kronprinzen Friedrich angehn oder den innern Menschen und seine unsterbliche Seele. Wohl ist jedes Pünktchen in der Welt das Endpünktchen eines Radius, der zu ihrem Mittelpunkte führt. Doch diese großen Geister bleiben wie Tangenten ewig an der Peripherie hängen. Sie sehn den Wald vor lauter Bäumen nicht – und auch das ist das Kennzeichen eines großen Gelehrten. So hab' auch ich mich beschränkt in meiner Wissenschaft, und über die Narrheit der Weisen nachgedacht – ein Thema, das ich bereits einmal glänzend vor einer großen und glänzenden Corona an einem hohen Sitze der Gelehrsamkeit vertheidigt habe.«

»Wenn Er mich belügt, so schützt Ihn weder seine Weisheit, noch seine Narrheit vor meinem Zorn. Wo hat Er dies Thema vertheidigt?«

»An der Hochschule zu Frankfurt, Königliche Hoheit! Sie mustern mein armes Selbst? O in dieser erbärmlichen Tracht hab' ich nicht auf dem Katheder 294 gestanden! Nein, ich trug ein schönes blausammtenes Kleid, mit lauter silbernen Hasen gestickt, mit großen rothen Aufschlägen, eine rothe Weste, eine sehr große, über den ganzen Rücken herunterhängende Perücke, auf dem Hute Hasenhaare statt der Federn und einen Fuchsschwanz statt des Degens. Doch das Hasenherz und das Hasenpanier war bei meinen Gegnern. Nicht aus eigenem Antrieb war ich in ein so siegreiches Gewand geschlüpft – es war der Wille Seiner Majestät des Königs, der mir auch das Thema gegeben: »Gelehrte sind Salbader und Narren!« und dann die Studiosi aufgefordert, mir zu beweisen, daß ich ein Narr sei!«

Friedrich fuhr auf, wie von einer Natter gestochen: »Also des Königs Wille! Und so war's wohl auch sein Wille, der Ihn hierhergeschickt? Ich weiß jetzt, wen ich vor mir habe.«

»Dr. Salomon Morgenstern, Eurer Königlichen Hoheit zu dienen, Hofrath Sr. Majestät des Königs von Preußen.«

Friedrich ging in großer Aufregung im Zimmer auf und ab: »Immer wieder das alte Mißtrauen, das meine Jugend vergiftet hat! O, mein Vater, so giebt's denn keinen Frieden! Wer sind die Creaturen, die sich fortwährend zwischen uns drängen? Es ist wahr, wir verstehen uns nicht! Und doch – unsere 295 Wege führen zu dem gleichen Ziel, dem Ruhm und der Größe Preußens!«

Der Prinz war so in Gedanken verloren, daß er selbst den sonderbaren Weltweisen zu vergessen schien, der zum Zeitvertreib seine bunte Mütze in der Hand hin und her drehte. Friedrich unterbrach die Pause mit den barschen Worten: »Weiß Er, daß Er ein Spion ist? Gälte Kriegsrecht hier – ich würde Ihn mit Vergnügen hängen lassen!«

»Es ist gut, daß wir im Frieden leben. Haben Hoheit noch andere Ordres und Wünsche?«

Friedrich blieb vor ihm stehen und sah ihn von Kopf zu Füßen an:

»Ordres und Wünsche genug – Er wird durch lange Reihen derselben Spießruthen laufen müssen. Also, der spiritus familiaris meines Vaters! die Wissenschaft muß ihm die Tabakspfeife und den Bierkrug reichen und ihn durch Narrenscherze belustigen – und mir ist sie eine Göttin, die mein Leben beherrscht, vor der ich huldigend das Knie beuge! Großer, unüberwindlicher Gegensatz! Er aber, würdiger Nachfolger des in dem Weinfaß begrabenen Freiherrn von Gundling, schämt Er sich nicht, eine Pritsche in die Hand zu nehmen, sich zum Narren degradiren zu lassen und mit dem Fuchsschwanz Komödie zu spielen?«

296 »Unser Leben ist eine große Komödie,« entgegnete der Doctor mit einem ernsten, fast wehmüthigen Ton. »Wir werden zuerst von Gott für bestimmte Fächer engagirt und alsdann von den Herren der Erde, den Königen.«

»In einer Zeit,« fuhr Friedrich eifriger fort, »in welcher die Großen der Erde einem Voltaire schmeicheln, in welcher ein Wolf die Ehren der Wissenschaft als einer Erleuchterin der Geister würdig aufrecht hält, den glänzenden Harnisch der Minerva anzuschnallen, um als lächerlicher Zwerg darin possirliche Sprünge zu machen – es ist eine Schmach!«

»Ich wiederhole, Königliche Hoheit,« fuhr Morgenstern mit gleichernstem Tone fort, »es war mein Wille nicht. Ich hatte in Halle Vorlesungen über Erdkunde und Geschichte den Studenten bei einer Pfeife Tabak und einem Glase Bier gehalten und wollte nach Rußland auswandern, wo mein Werk über russisches Staatsrecht bei der Kaiserin Anerkennung gefunden, um dort an dem neuen Gymnasium zu Moskau eine Anstellung zu finden. Ich kam durch Potsdam. Seine Majestät hat der Thorwache dort Befehl ertheilt, ihm von allen auffallenden Persönlichkeiten, die hindurchpassiren, Meldung zu machen. Ich hatte die Ehre, die Aufmerksamkeit des wachthabenden Offiziers auf mich zu ziehen, wurde dem König gemeldet und 297 durfte, da ich unverdienterweise auch den Beifall Sr. Majestät fand, nicht weiter ziehen, sondern wurde als Königlicher Hofrath installirt und bald auch in das Tabakscollegium aufgenommen. Der Herr ist ein strenger Herr über Leben und Tod – und ich steh' jetzt in seinen Diensten.«

»So will Er seine Possenreißerei rechtfertigen, Herr Magister legens des Tabakscollegiums? Es ist wahr, mein Vater spaßt nicht, und am wenigsten mit solchen Käuzen, deren Wappen das Tintenfaß ist; doch ein braver Kerl weiß, wo sein eigener Wille anfangen muß. Da war sein Vorgänger, der Gundling! Er ließ sich viel gefallen – man legte ihm junge Bären in's Bett, handfeste Grenadiere ließen ihn, als er betrunken war, an Stricken in den gefrorenen Schloßgraben hinunter und zogen ihn wieder hinauf so lange, bis er das Eis aufgestoßen; man mauerte ihm sein Studierzimmer zu, daß er Abends die Thür nicht finden konnte, und beschoß ihn mit Schwärmern und Raketen. Wohl – doch bei dem Weinfaß, in dem er begraben wurde, er hätte sich nie dazu hergegeben, den Spion zu spielen, selbst auf die Gefahr hin, noch einmal mit der glühenden Pfanne gezüchtigt zu werden, wie ihn einst Freund Faßmann im Tabakscollegium gezüchtigt hatte. O Ihr Männer der Wissenschaft, verdient Ihr nicht, daß man Euch 298 den Fuchsschwanz an die Seite hängt und zu Hofnarren erniedrigt? Wo ist der Adel der Seele, die Ihr Euch hergebt zu den niedrigsten Diensten, vor denen Ehrenmänner zurückbeben?«

»Ich gebe mich zu keinem Dienste her, der nicht von dem Doctor Salomon Morgenstern approbirt wird.«

»Und der heutige?«

»Hören Sie mich an, Königliche Hoheit! Ich war überzeugt, daß auch dieser Dienst dem König und dem Vaterlande zum Heil gereichen müsse. Wir in Berlin glaubten an eine geheime Verschwörung, welche die Ruhe Preußens bedrohe. Immerfort lagen Grumbkow und Seckendorff Sr. Majestät in den Ohren – und die schönsten Melonen und Spargeln, Blumenkohl und Weintrauben, Poularden und Capaunen, Kibitzeier, Pasteten und Rouladen, die von Rheinsberg aus in die Küche des Königs wanderten, konnten diesen Argwohn nicht zerstreuen.«

»So schickt Euch der König!« rief Friedrich ungeduldig auffahrend dazwischen.

»Nein, der General von Grumbkow! Ich beurlaubte mich, unter dem Vorwand, einer kurzen Erholung zu bedürfen nach den Strapazen des Winterfeldzuges hinter den Bierkrügen in Potsdam und Wusterhausen. Ich kam, um eine Verschwörung zu entlarven. Können Sie den Ehrgeiz tadeln? Nicht 299 blos die Prinzen und Könige, auch unsereins will seine Rolle spielen in der Geschichte. Ich las bereits in den bengalischen Feuerwerken der Nachwelt die verschlungenen Schriftzüge: S. M. Der kleine Salomon Morgenstern hat das Vaterland gerettet! Exegi monumentum aere perennius! Alles rief vor Bewunderung: Diesmal hat Aesop keine Fabeln erzählt, und der König drückte mich an sein Herz und rief: Freiherr von Morgenstern, Präsident meiner Akademie! Was war Gundling gegen Sie?«

»Der Ehrgeiz eines Hofnarren,« rief Friedrich die Achseln zuckend, »o über den mag die glühende Pfanne kommen! Doch jetzt beantworte Er meine Fragen ohne Narrheit und Umschweif!«

»Ich bin bereit dazu,« antwortete Morgenstern mit ungeheucheltem Ernst.

»Wer an meinem Hofe correspondirt mit Grumbkow?«

»Die Frau Oberhofmeisterin von Katsch!«

»So ist mir diese Dame als Wächterin an die Seite gestellt im Dienste der österreichischen Intrigue! Ich wollte es nicht glauben, die Freundin der Kronprinzessin! Mit wem hat Er correspondirt?«

»Mit der Frau Oberhofmeisterin von Katsch!«

»Wo war Er, ehe Er in's Schloß kam?«

»In einer benachbarten Waldschenke!«

300 »Wer hat Ihn in's Schloß gebracht und hier versteckt?«

»Der Neffe der Frau Oberhofmeisterin, der Baron Arthur von Seidlitz.«

»Ich habe Ihn und den Andern zur Nachtzeit durch den Garten schleichen sehen. Das sind infame Dinge, Monsieur! Und wie kam Er hier in's Zimmer?«

»Ich wußte, daß heute Sitzung sein würde; ich schlich mich aus dem Cavalierhause in die Gallerie und benutzte den Augenblick, wo Fredersdorf, mit den Zurüstungen beschäftigt, die Saalthüre offen gelassen, um mit Blitzesschnelle unter den verhangenen Tisch zu kriechen.«

»Diese offenen Geständnisse erleichtern Seine Schuld.«

»Meine Lage war nicht beneidenswerth! Ich hatte mich bei meinem nächtlichen Spaziergange erkältet und ich bewundere Eure Königliche Hoheit, daß Sie sich nicht ebenfalls in der kalten Nacht einen Schnupfen geholt haben. Die unglücklichen Folgen dieser Erkältung sind Ihnen bekannt! Was Ihnen aber nicht bekannt ist, bitte ich, Eurer Königlichen Hoheit mittheilen zu dürfen.«

»Fahr' Er fort!« sagte Friedrich.

»Das ist die Umwandlung, die sich unter dem Tische, zu Füßen sämmtlicher Bayardritter, mit dem kleinen Morgenstern vollzog! Mein Kopf wurde auf 301 den Kopf gestellt und ich stand als mein eigener Antipode wieder auf. Hätt' ich mein Inneres in einem Spiegel sehen können, ich hätte es nicht wieder erkannt! Ich habe im Tabakscollegium Gespräche mitangehört, die einen Dampf verbreiteten, wie alter, dumpfer Knaster, Behauptungen, zerbrechlich wie die Thonpfeifen, die man dort rauchte, und Witze, glimmend wie Feuerschwamm, der es zu keinem Funken bringen kann. Mein Geist hatte sich hineingewöhnt in diese qualmige Atmosphäre, und sie schien mir so olympisch, als schwebte die Göttin der Weisheit selbst in diesem Rauchgewölk und als würde sie jeden Abend neu aus dem Haupte des Donnerers und aus seinem Pfeifenkopfe geboren. Ich verdumpfte und verschimmelte selbst bei diesen Einflüssen, wie gute Waare auf schlechtem Lager. Da mußte ich hier unter den Tisch kriechen, um zu hören, daß es in der Welt noch eine Sprache des Geistes und der Begeisterung giebt, auch in der Nähe des Thrones, funkensprühenden Witz, edle, hohe Gesinnung, und daß ich so lange die Eule der Minerva für die Göttin gehalten! Ich mußte erfahren, daß, wo die engen Köpfe und Herzen, auch die des kleinen Salomon, Verrath und Verschwörung witterten, ein schöner Bund seine Sitzungen hält, harmlos für die Gegenwart, verheißungsvoll für die Zukunft! Ich hörte die Reden eines künftigen Fürsten 302 – und mein inneres Ideal, das der Hofnarr Purzelbäume schlagen ließ und auf den Kopf stellte, weil es nur so in die schlechte Welt paßte, trat in lebendiger Wirklichkeit vor mich hin. Ich wäre vor Scham gern in die Erde gesunken, was mir auch in jeder Hinsicht bequemer und angenehmer gewesen wäre. Die Ordensklinge des Großmeisters die mich züchtigen sollte, hat mich zum Ritter geschlagen, ohne es zu wollen. Hony soit qui mal y pense! Sans peur et sans reproche! Ich kniee vor Ihnen nieder – ich bitte nicht um Verzeihung! Machen Sie mit mir, was Sie wollen; aber meine Mütze muß ich schwenken und ausrufen, wie mir's um's Herz ist: Es lebe Kronprinz Friedrich, der Weise, Edle und Ritterliche, Preußens glänzende Hoffnung, den der arme Salomon verehren wird, wie streng er ihn strafe, bis an sein Lebensende!«

»Doctor und Hofnarr – was soll man Ihm glauben?« rief Friedrich nicht ohne Erregung; »wo hört der Narr bei Ihm auf und wo fängt der Weise an? Was will Er jetzt thun?«

»Ordre pariren – und ging's zum Galgen!«

»Er kann nach Berlin zurückkehren – was wird Er aussagen?«

»Ich werde aussagen, was ich gesehen und gehört; ich werde die Verleumder Lügen strafen. Der König 303 wird glücklich sein auf seinem Schmerzenslager, daß eine große Furcht und Sorge von ihm genommen ist! Ich aber werde zwar nicht berühmt werden, doch hab' ich dann ein gutes Werk vollbracht, wodurch freilich noch Niemand berühmt geworden ist.«

»So zieh' Er hin, ungefährdet, melde Er dem Könige, was Er gehört und erlauscht. Ich hoffe Ihn wiederzusehen – Er gefällt mir, so widerwärtig auch der Anlaß der ersten Begegnung ist. Er hat Mutterwitz, Kopf und Muth, leider auch zu schlechten Dingen. Ich werd' Ihn brauchen können!«

»Diese Gnade – darf ich die Hand Ew. Königlichen Hoheit küssen?«

»Geh' Er jetzt unter, kleiner Morgenstern!«

»Mit Freuden, doch nur im Glanze der aufgehenden Sonne,« erwiderte Doctor Salomon, indem er nach mehrmaligen tiefen Verbeugungen zur Thür hinaussprang. 304

 


 


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