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Neuntes Kapitel. Wasser macht naß.

Der erste Sommer, den das Montagskränzchen erlebte, war wunderschön; er gönnte den Backfischen unverregnete Schwimmfreuden und regelmäßiges Im-Garten-sitzen, ja heute meinte er es besonders gut mit dem Kranz, der endlich seinen längst geplanten Ueberlandspaziergang unternehmen wollte. Ueber Nacht war ein leichter Regen niedergegangen und hatte die Glut der letzten Tage gemildert; nun aber zeigte der Himmel kein Wölkchen, ein würziger Hauch bewegte die Luft, die Felder standen hoch und dicht, das Heu lag in Haufen, auf den Abhängen und am Waldrand standen die Erdbeeren so dicht, wie sonst nur im Märchenbuch.

Die vier Freundinnen hatten sich durch einen Teil ihrer Geschwister verstärkt, und die kleine Schar wanderte vergnügt den Waldweg entlang, Vesperbrot in der Tasche, gute Laune im Herzen.

Franz und Fredi bildeten den Vormarsch, sie hatten die kürzesten Beine und sollten deshalb das Schrittmaß angeben.

Lise und Line waren mit Lilis Schwester Fritzi in ein tiefes, vertrauliches Gespräch über dasjenige Schulfräulein versunken, was sich augenblicklich der Schwärmerei der zweiten Klasse erfreute, und die beiden Gymnasiasten Karl Olfers und Kurt Krause fühlten sich mit ihren vierzehn Jahren sehr stolz als »Schutzherren der Karawane«.

In Frohsinn und Eintracht wanderte man ein Stündchen weit bis zu einem freundlichen Dorfe am Fluß, wo infolge eingehender Vorberatung mit sämtlichen Mamas die Sommerreisenden Kaffee trinken wollten. O dieser Kaffee! Anna dichtete sofort:

»Kaffee, du edler Trank,
Hilfst dem, der müd und krank,
Hilfst, wenn das Herz tut weh,
Wärmst uns in Eis und Schnee.
Aber zur Sommerszeit
Tust du uns auch kein Leid;
Wohl dem, der Kaffee trinkt,
Wohl uns, die Kanne winkt.
Hier gibt's Kaffee –
Vivat juchhe!«

»Vivat juchhe!« riefen Franz und Fredi, und die Gymnasiasten tauschten seitwärts die Meinung aus, daß in Anbetracht dessen, daß ein Mädel sie gemacht habe und auch noch »aus dem Kopfe«, die Verse ganz leidlich geraten seien.

Nachdem diese herrliche Mahlzeit unter blühenden Linden eingenommen war, wurde die Wanderung fortgesetzt.

Sie folgten auf gut gepflegter Waldstraße dem Laufe des Flusses, mit gemeinsamem Gesang den Schritt regelnd, und kamen nach einer weiteren Stunde zu einem hübschen Fischerhaus, dessen Pächter einen Kahn für Spazierfahrten vermietete. Auf diesen Kahn hatten es die Vergnügungsreisenden abgesehen.

Karl war vorausgerannt und rief triumphierend zurück: »Er ist da! Er ist da!«

Nahe bei der einsamen Hütte verbreiterte sich das Flüßchen zu einem hafenartigen See, in dessen weitem Raum zuzeiten zahlreiche Flöße lagen, die zusammengebunden wurden, oder auf der Reise zum Weltmeer hier einen Aufenthalt nahmen.

Heute waren nur zwei Balkenreihen im Wasser und dicht neben ihnen lag der ersehnte Kahn an der Kette. Während Anna ins Haus lief, ihn für eine Stunde zu mieten, kletterten die andern die hohe Rasenböschung hinab, die nach dem schmalen Sandstreifen des Ufers führte.

Nur die Fischerfrau war zu Hause. Zwei kleine Jungen hingen an ihrem Rock, ein drittes Kind lag im Bettchen und schlief. Nachdem das Mietgeld im voraus entrichtet war, löste sie Schloß und Kette, an welcher der Kahn lag, und ging beruhigt wieder ins Haus an ihre Arbeit.

Die Kinder aber stiegen jubelnd in das schöne Boot. Kurt und Karl nahmen die Ruder, Anna saß am Steuer, Emmy und Mike hatten je Franz und Fredi an der Seite. Lili schmiegte sich an die dünne Lise, und Fritzi und Line fanden trotz Fritzis Dicke ausgiebig Platz auf der letzten Bank.

Der Kahn war etwas schwer für die jungen Herren, aber dafür schön breit und sicher, und da zu Hause jedes mit der Mahnung entlassen worden war, recht vernünftig zu sein und sich nicht von den andern beschämen zu lassen, so ging die Fahrt still und schön, ohne gefährliches Schaukeln und ohne prahlenden Mut von statten.

Anna stimmte die Lorelei an, in die alle begeistert einfielen, dann sangen sie auf Wunsch der Jungen: »Deutschland, Deutschland über alles«, und »Lützows wilde verwegene Jagd«, wobei diese trotz der Arbeit des Ruderns machtvoll losschrieen.

Als danach mit »In einem kühlen Grunde« sanfteren Gefühlen Rechnung getragen wurde, »verpusteten« sich »die Männer« etwas, und da nun, leider viel zu rasch, die gemietete Stunde verstrichen war, ruderten sie würdevoll wieder nach dem Ufer. Um den kleinen Jungen kein schlechtes Beispiel zu geben, versagten sie sich sogar die Freude, ein wenig auf den Floßbalken entlang zu laufen, legten geschickt an und hielten ihre Zeit auf die Minute inne. Die Fischersfrau schloß mit verstecktem Bedauern darüber, daß sie nicht eine kleine Nachforderung machen konnte, den Kahn wieder fest an die Kette.

Das eigentliche Festprogramm war hiermit erschöpft, aber es war noch früh am Tag, und das Allerschönste hoffte eigentlich jedes unprogrammmäßig zu erleben.

Dies »Schönste«, das sie sich wünschten, war ziemlich verschieden geartet. Die großen Jungen erklärten, sie wollten nun mal allein ein bißchen in den Busch gehen und ein paar ordentliche Weidenstöcke schneiden, die kleinen Mädchen schwankten zwischen Kränzebinden und Binsenkörbchenflechten, zu welch letzterem Zwecke Kurt Krause noch großmütigerweise eine Handvoll Binsen und Schilf von einer für die Mädchen unerreichbaren Stelle der Bucht heranholte – etwas nasse Stiefel »waren ihm schnuppe«.

Die drei Kleinen suchten also Blumen zum Füllen der Körbchen, erbettelten sich noch ein paar Gläser Milch und setzten sich dann oben in der Nähe der Hütte unter den großen Baum.

Die vier Kränzchenblumen lagerten sich »poetisch« an der Böschung, die zum Wasser führte; Emmys Stern ging auf, die Stimmung war geeignet, sie zog ein Buch aus der Tasche – es war der geliebte Schiller.

»Aha«, bemerkte Anna, legte sich längelang auf den Rücken, kreuzte die Arme unter dem Kopf und starrte in die Wolken.

Lili seufzte »vor Wonne« und Mike, die gerade erst heraufgeklettert kam, weil sie Franz und Fredi geholfen hatte, die unten im Ufersand eine Stadt bauen wollten, schlug die Hände zusammen.

»Großartig, großartig – nun lies!«

Sie setzte sich dicht an den Rand der Böschung an einer Stelle, wo diese fast senkrecht zum Wasser hinabfiel und schaute sich satt an dem lieblichen Bilde vor ihren Augen: Rechts im Sande die eifrigen Buben, an ihrer Mauer knetend, vor ihnen der stattliche Kahn, den die großen Jungen »homerisch« genannt hatten, daneben die schwankenden, leise plätschernden Flöße.

Der Wind war etwas stärker geworden, er trug den Duft von Heu und Linden vom andern Ufer herüber, weiße Wölkchen zogen wie Schaumflocken über den blauen Himmel und eine Amsel pfiff munter vom Dach der Hütte herab.

»Wundervoll,« seufzte Mike, sandte noch einen Blick hinüber zu den flechtenden Mädchen, einen zweiten hinab zu den städtegründenden Jungen, dann legte sie sich tief aufatmend ins Gras und Emmy begann zu lesen:

Der Eichwald brauset, die Wolken ziehn,
Das Mägdlein sitzet an Ufers Grün;
Es bricht sich die Welle mit Macht, mit Macht,
Und sie seufzt hinaus in die finstre Nacht, –

Wie das paßt, dachte Mike begeistert, es ist einfach großartig. Wenn auch nicht gerade finstere Nacht ist, und wir nicht weinen, an Ufers Grün sitzen wir alle.

Emmy las inzwischen begeistert weiter: »An der Quelle saß der Knabe,« und »Willst du nicht das Lämmlein hüten?« Da nun alles mit geduldigem Behagen hingenommen wurde, so bekam sie Mut, dachte: nun will ich mir einmal eine Güte tun, und begann:

»Fest gemauert in der Erden,
Steht die Form, aus Lehm gebrannt.«

Kein Widerspruch wurde laut ob der Länge, Emmy las sich glühende Wangen an der geliebten Glocke und die andern hörten zufrieden zu, durch nichts gestört.

Die kleinen Krabben Franz und Fredi, die des Städtebauens müde waren, und, klüger als Romulus und Remus, keine Fehde darüber begonnen hatten, kletterten indessen zur Abwechslung ein wenig in den angeketteten Kahn.

»Wohltätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,«

las Emmy mit warmem Schwung, Lili schaute ins Gras, Anna und Mike blickten in die Wolken, Franz und Fredi liefen balancierend nach der Spitze des Kahnes und Franz, der kühnere der beiden Helden, erwog eben eine kleine Wanderung auf dem nächsten Floß.

Es war wirklich vergnüglich in dem angebundenen Kahn, man hätte ihn gar nicht zu mieten brauchen; durch das Klettern der Jungen kam er in Bewegung, lief so weit ins Wasser hinaus, als es seine Kette erlaubte, und stieß dann wieder knirschend gegen die Balken an.

Hätte Emmy nicht eben mit tönender Stimme gelesen:

»Durch der Hände lange Kette
Um die Wette
Fliegt der Eimer;«

so wäre dieses Klappen nicht ungehört verhallt, und der Spaß im Kahn hätte ein Ende gehabt, so aber freute man sich oben und unten weiter –

»Hoch im Bogen
Spritzen Quellen, Wasserwogen.
Heulend kommt der Sturm geflogen,
Der die Flamme brausend sucht;
Prasselnd in die dürre Frucht –«

Halt! – was war das –? Das drang sogar bis in die Phantasiewelt des Dichters hinein.

Ein dumpfer Schlag – ein Plätschern – ein Gurgeln – darauf der Schrei einer Kinderstimme –

Mike schnellte empor. Unten im Kahn stand ihr Bruder, schreiend, mit ausgestreckten Armen – draußen im Wasser, nahe der äußersten Kahnspitze, liefen Ringe, sich weiter und weiter ausdehnend.

Von Franz Olfers war nichts zu sehen, nur seine Mütze tanzte auf den Ringen im Wasser.

»Da ist richtig Franzel hineingeplumpst,« dachte sie; aber sehen, erfassen und denken war eins. Ehe der Schrei ertönte, den Fredi späterer Aussage zufolge sofort als Echo auf den Schrei Franzens ausgestoßen hatte, bevor Anna sich aus ihrer »Denkerlage« aufrichtete, und Lili die Hand aufs Herz drückte, hörte man einen zweiten, noch heftigeren Schlag, ein zweites Plätschern und Gurgeln, und eine halbe Minute später tauchte Mike einen Meter weit vom Kahn entfernt wieder empor, ein kleines, dunkles Bündel mit der Linken vor sich herschiebend, während die Rechte rudernd den Kahn zu erreichen strebte.

Jetzt war Anna zum Bewußtsein gekommen, im Notfall konnte sie sich auch rasch bewegen; ehe Lili einmal die Hände gerungen und Emmy von ihrem starren Schrecken erlöst war, stand sie an der Kahnspitze, legte sich lang auf den Boden, um nicht etwa zu kippen, und streckte Mike die Arme entgegen, um die Freundin so schnell wie möglich von dem schweren kleinen Missetäter zu befreien.

Die Rettung Franzels glückte auch, ehe Mike die Kräfte verließen; sie sank zwar, als sie den Jungen los war und unwillkürlich aufatmete, denn mit den schweren Kleidern und Stiefeln schwamm sich's nicht so bequem wie im Bassin, aber sie kam schnell wieder auf und erreichte das Ufer in demselben Augenblick, als Anna mit dem nassen Franz aus dem Kahne stieg und Lili zurief, sie solle Fredi heraushelfen, damit der nicht auch noch Dummheiten mache.

Fredi war indessen durch den Schaden seines Freundes klug geworden und zeichnete sich höchstselbst durch Vorsicht aus, was jedenfalls sicherer war als die Hilfe der verwirrten Lili, der Verse, Angstrufe und das »schreckliche Wasserpurzeln« in buntem Durcheinander in den Ohren nachklangen.

Die arme Emmy stand noch immer auf demselben Platz; das Buch war herab auf den Rasen geglitten und ihre Kniee zitterten so stark, daß sie sich nicht zu rühren vermochte.

Erst als ihr Anna im Vorbeigehen mit gutmütigem Lachen zurief: »Da ist er ja!« vermochte sie die Glieder wieder zu bewegen und der Voranschreitenden zu folgen.

Die drei Kleinen standen bestürzt neben den herabgefallenen Binsen, der Junge der Fischersfrau starrte dumm nach dem tropfenden Tragbündel Annas, und die Frau selbst kam herbei, angelockt von dem Geschrei Lines, die ohne zu wissen warum, herzhaft losgeschrieen hatte.

»Du meine Güte,« sagte sie verdrießlich, »so ein Unfug!«

Sie litt aber, daß die vier Großen mit dem Sünder hineingingen, half ihn auskleiden, trocken reiben und war auch bereit, als Anna etwas von Bezahlen stotterte, ein Feuer anzumachen.

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Anna streckte Mike die Arme entgegen, um die Freundin von dem kleinen Missetäter zu befreien.

Glücklicherweise kam Franz, nachdem er auf eine Decke gelegt und gerieben worden war, ziemlich schnell wieder zur Besinnung, denn die Mädchen wußten nur, daß man sich auf besondere Weise mit dem Wiederbeleben im Wasser ohnmächtig Gewordener zu befassen hat, aber das »Wie« konnte keine von den Lebensretterinnen angeben.

»Es ist greulich,« sagte Anna, »tausend Sachen lernt man und trotzdem weiß man nie, was man braucht.«

Da schlug Franz die Augen auf.

Er schaute sich etwas dumm verwundert um, aber schnell dämmerte es dem schlechten Gewissen und scheu blinzelte er mit den Augen die Umstehenden an.

»Nun ist's gut,« rief Anna vergnügt, lief hinaus, erklärte den Kleinen, sie sollten nur ihre Körbchen gemütlich fertig machen und wieder vergnügt sein.

In Wirklichkeit aber sah sie sich besorgt nach Karl und Kurt um mit dem lebhaften Wunsch, sie möchten, ohne irgendwo den Hals oder einige Beine zu brechen, schleunigst wieder erscheinen.

Es war aber nichts von ihnen zu sehen, sie machten eben einige ihrer großen Entdeckungen in den Urwäldern von Amsel. Rufen erwies sich als vergeblich. Da fiel Anna der Pfiff ein, mit dem ihr Vater sie aus den etwas weitläufigen Gängen ihres schönen Gartens ins Haus zu locken pflegte. Einfall und Ausführung war ein Augenblick – hell und klar tönte Professor Krauses Pfiff ins Gehölz hinaus.

»Ihr braucht niemand zu erzählen, daß ich pfeifen kann wie ein Fuhrknecht,« sagte sie lachend, »schön find ich's auch nicht gerade, aber Not kennt kein Gebot.«

Sie hatte richtig gehofft, der gewohnte Pfiff war vernommen und verstanden worden, die Jungen kamen in hellem Laufe heran.

Sehr betreten waren sie, als ihnen von allen drei Kleinen zugleich unter Annas beistimmendem Kopfnicken die Geschichte der letzten Viertelstunde erzählt wurde; daß sich Franz schließlich lebendig vorfand, schwächte die Sache etwas ab, es blieb eigentlich nur noch Entrüstung übrig darüber, daß ihnen das mißgünstige Schicksal den Spaß vergällt hatte, den »dummen Jungen« selber herauszuziehen, und obwohl keinem ein Leid geschehen war, blieben sie innerlich doch überzeugt, daß sie die Rettung bedeutend schneidiger ins Werk gesetzt haben würden.

»Er war nicht mal unter die Flöße gekommen,« sagte Karl – »ja dann!«

»Na, jedenfalls war's gut, daß sie ihn nicht im Wasser ließen, bis wir kamen,« meinte Kurt endlich großmütig, »und es war ganz hübsch von Mike, denn naß ist die Patsche doch immerhin, und Frauenzimmer sind ja stets Hasenfüße.«

Wozu Karl noch fragte: »Tropft denn der Unnütz noch?«

Nein, Franz tropfte nicht mehr; inzwischen war er getrocknet worden, hatte heiße Milch bekommen und stak in den Kleidern des ältesten Fischerjungen. Gegen die nassen Sachen und einen Taler Pfand hatte die Frau widerstrebend das Zeug hergegeben.

Mike bekam es nicht so gut. Für sie gab es keinen Sonntagsstaat; die Frau war eine halbe Elle zu lang und zu breit. Sie hatte die Kleider ausgezogen, an den Herd gehängt und saß nun, in den »ganz überflüssigerweise mitgenommenen Regenmantel« und einige geborgte Tücher gewickelt, schauernd am Feuer.

»O Mike, goldige Mike, wenn du dich nun auch noch um unsretwillen erkältest!« klagte Emmy.

Mike lachte. »Bewahre, ich werde mich mitten im Sommer von einem Flußbad erkälten – ich erkälte mich überhaupt nie!«

Die Zeit verging, die Binsenkörbchen waren fertig, die Jungen hatten die letzten Butterbrote aufgezehrt, vom Nachbardorf schlug's sechs herüber, und die Sachen wollten nicht trocken werden.

Emmy und Franz waren so müde, daß sie kaum ein Glied rühren konnten; alle standen beisammen am niedrigen Fenster, teils innen, teils außen, und hielten großen Rat. Um acht Uhr wurden sie zu Haus erwartet – was tun?

»Wißt ihr was,« sagte Anna endlich, »Station Klamm ist kaum fünfzehn Minuten von hier, nach Amsel laufen wir mit den Kleinen zwei Stunden, wollen wir nicht lieber fahren?«

»Ja, ja, fahren!« riefen alle, nur Mike schüttelte den Kopf, sie wollte lieber gehen, dabei würde man wärmer.

Da sich bei genauer Berechnung auch noch herausstellte, daß all ihr Geld zusammengenommen für Fahrkarten nicht mehr ausreichen würde, so mußte Lili mit Emmy und den fünf Kleinen fahren, Anna und die »großen« Jungen wollten mit Mike laufen.

Mike war froh, fortzukommen, sie zog die halbgetrockneten Kleider an, schärfte den Geschwistern ein, gut zu folgen, sofort in Amsel nach Haus zu kommen und sie dort oben in ihrer Stube abzuholen, denn die Eltern brauchten nicht gleich zu erschrecken (der Zug ging erst nach einer Stunde von der Station ab).

So trennte sich die Gesellschaft, im Sturmschritt eilten die Fußgänger nach Hause. Den Schiller hatten sie vergessen, er blieb im Rasen der Böschung liegen und wurde über Nacht von einem ausgiebigen Sommerregen völlig durchweicht.

 


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