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1. Teil. Streit und Versöhnung.

Erstes Kapitel. Zukunftsträume.

Die Selekta der höheren Töchterschule hatte Zwischenstunde. Die Lehrer waren mit den »Kindern« beschäftigt und die jungen Mädchen durften in dem großen, schönen Musiksaal, in den alle Klassentüren mündeten, zusammensitzen und Handarbeiten machen. Nur von Zeit zu Zeit steckte Fräulein Werder ihren Kopf aus der »Fünften«, in der nach Kommando Ferse gestrickt wurden, um nachzusehen, ob eine der Selektanerinnen ihres Rates bedürfe; dann verstummte das Flüstern der jungen Mädchen, und sie arbeiteten mit doppeltem Eifer; sowie aber Fräulein Werders Kommandostimme drinnen aufs neue erschallte, begann auch draußen wieder das Plaudern.

Die neun frischen Mädchen, alle nur Monate im Alter voneinander verschieden, besuchten seit ihrer Einsegnung zusammen die Selekta; das war nun bald ein Jahr und immer näher kam die wunderbare Zeit, wo sie der Schule für immer den Rücken kehren sollten. Acht Tage noch! Selbst diese ungebundene Zwischenstunde, die eigentlich genau so hübsch war wie eine Handarbeitsgesellschaft, wurde in dem übermächtigen Lichte der künftigen Freiheit nicht mehr geschätzt.

»Gott sei Dank,« sagte Melanie Schönbach mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung, »über acht Tage bin ich endlich eine junge Dame.«

»Das heißt, wenn du nicht mehr aus der Tasche naschest,« klappte schnell ein übereifriges Züngelchen hinterdrein, zugehörig Mike Hennings, genannt »Schnepperchen«.

Obgleich der lustige Ton dieser Zwischenrede ohne Spitze und Schärfe war, fuhr die hübsche, braunäugige Melanie doch rasch vom Sitz auf und rief ziemlich laut: »Das geht dich gar nichts an, Mike, wenn ich mir Bonbons kaufe!«

»Sssst!« flüsterte Lili Roßbach, die Blonde, die am kleinsten, aber auch am zierlichsten war, »wer wird so schreien! Wenn nicht gerade die zwölfte Nadel da drin mit lautem Kommando abgestrickt würde, hättest du Fräulein Werder schon heraustrompetet.« Und zwei andre sagten begütigend: »Aber Melanie, Schnepperchen meint's doch nicht bös, der darf man nichts übelnehmen.«

Melanie schickte der bedrohlichen Klassentür einen Seitenblick zu, schob die frische Oberlippe schmollend vor und sagte etwas leiser: »Ich sehe nicht ein, weshalb ich mir von Mike alles gefallen lassen soll, bloß weil sie nun einmal so ist.«

»Oja, gerade deshalb!« sagte nachdrücklich Anna Krause, ein großes, blondes Mädchen mit freundlich offenem, klugem Gesicht; sie war nicht besonders hübsch, aber sah lieb und gewinnend aus und strich Mike gönnerhaft über den braunen Scheitel, der sich durchaus nicht locken, noch weniger aber zum Festanliegen bequemen wollte. »Narrenfreiheit für unsre Mike!«

»Danke,« sprach Mike mit einer tiefen Verbeugung, »danke schön für gütige Hilfe – ich brauche sie aber nicht, ich schlage mich schon selber durch.«

»Mike,« erwiderte Anna Krause feierlich, »ich bin im Gegenteil davon überzeugt, daß du noch einmal furchtbar hineinfliegen wirst mit deiner fabelhaften Zungenschnelle; der Verstand kann durchaus nicht nachkommen, obwohl auch Hennings Mikelein im Kopf hat Salz und Grützelein.«

»Ich! – ich hineinfliegen?« Mike lachte hell und lustig auf, als säße sie zu Hause in der Kinderstube und wolle da mit dem Kanarienvogel um die Wette lärmen.

In der fünften Klasse verstummte das Fersenkommando, die Türe knarrte und Fräulein Werder sah prüfend heraus: »Wer macht denn hier solchen Lärm?«

»Seien Sie nicht böse, Fräulein Werder,« sagte Mike treuherzig, »ich mußte wirklich einmal ordentlich lachen, nächstes Mal will ich die Zähne zusammenbeißen.«

Fräulein Werder mußte selbst ein wenig lächeln, Mikes drollig-schelmisch-reuiges Gesicht war überwältigend, die Lehrerin hob nur drohend den Finger und verschwand eilig wieder hinter der Türe.

»O Mike, du Beneidenswerte!« sagte Anna Krause kopfschüttelnd, »sogar hier hast du Narrenfreiheit!«

Mikes Lachen wäre um ein Haar wieder ausgebrochen, glücklicherweise fiel ihr aber noch rechtzeitig das eben gegebene Versprechen ein und sie preßte die Lippen fest zusammen.

Einige Minuten lang arbeiteten die neun Mädchen stumm weiter, dann begann das Flüstern von neuem und die Zukunftspläne kamen wieder hervorgeflattert.

»Ich lerne die Buchführung,« sagte Grete Sonderstädt, und ihre Augen blitzten so freudig, als spräche sie: »Morgen ist Frühlingsfest.«

Melanie Schönbach strich sich über das elegante Modejäckchen, als läge plötzlich Staub darüber, rümpfte das Näschen und zuckte die Achseln.

Da aber keine der Altersgenossinnen etwas davon merkte, weil sie alle mehr oder weniger Greten anstaunten, so sagte sie nachdrücklich: »Ich habe so etwas nicht nötig.«

Grete wurde dunkelrot, und Mike, die überall zusprang, wo sie eine Sache nichts anging und geeignet war, ihr Unannehmlichkeiten zu bereiten, fuhr heftig herum und fragte: »Was hast du nicht nötig?«

»Noch zu lernen, wenn die dumme Schule zu Ende ist; nur arme Mädchen müssen etwas lernen. Gott sei Dank, in acht Tagen bin ich fertig damit.«

»Nun, da wirst du eine schöne Hausfrau werden, wenn du jetzt schon mit Lernen aufhören willst,« schnepperte Mike ihr zu; ehe aber Melanie zu einem neuen Zornausbruch Zeit gefunden hatte, schlug es elf Uhr: Direktor Frederichs, dem alle Selektanerinnen hohe Verehrung zollten, kam aus der »Ersten« und die Unterhaltung verstummte.

Die Mädchen packten ihre Handarbeiten zusammen und gingen nach ihrer Klasse, wo sie noch eine Stunde bei Monsieur Legrand hatten. Der mußte jedoch heute mit Staunen erfahren, daß die oft belobte Selekta, die »fein fühlte und fein spräck«, doch auch » absence« haben konnte.

Das machte die Unterhaltung in der Zwischenstunde.

Mike Hennings hing sogar auf dem Nachhauseweg einige Minuten stumm am Arme ihrer Intimen, der schlanken Emmy Olfers, dann sagte sie: »Es ist häßlich von Melanie, daß sie immer an ihr Geld denkt, du tust es doch nicht, obwohl ihr mindestens ebenso reich seid.«

Emmy lachte leise, es klang gerade wie Vogelgezwitscher. »Wahrscheinlich denk' ich nicht dran, weil ich hübschere Sachen zu denken habe. – Warum aber reibst du dich immer mit Melanie?«

Mike stutzte. »Tu ich das? – Wahrscheinlich redet sie öfter als die andern etwas, was mich ärgert, und dann krabbelt's im Köpfchen und dann platze ich los.«

»Ja, und dann verbrennst du dir den Mund, weil du für alle andern die Kastanien aus dem Feuer holst. Du tätest besser, du ließest sie schwatzen.«

»Sie redet manchmal ein bißchen gar zu dumm, weißt du, und ist auch immer hochnäsig,« schnepperte Mike los – »aber sonst ist sie ja ein ganz guter Kerl,« fügte sie schnell hinzu, als ihr einfiel, daß Melanie nicht mehr da sei.

Emmy schüttelte lachend den Kopf. »O Mike, du bist wirklich unser Schnepperchen, ich glaube, man muß dir gut sein.«

»So? Deswegen?«

Emmy antwortete nicht auf diese Gewissensfrage, sondern da die beiden eben in die Gartenstraße einbogen, sagte sie: »Vergiß ja nicht, heute nachmittag zu kommen, wir müssen Schiller weiter lesen.«

»Sowie ich fertig bin.«

Sie drückten sich die Hand, denn sie standen an Hennings Wohnung. Dann rannte Mike im Sturmlauf die Treppen hinauf in das hübsche Dachkämmerchen, das sie mit ihrer älteren Schwester bewohnte.

Um diese Zeit tummelte sich Klara in der Küche und Mike war alleinige Herrscherin. Das liebte sie sehr; die Schwestern hatten sich den Raum ganz genau geteilt, und, wenn auch kein Kreidestrich durch die Mitte des Gemachs gezogen war, eine Dielenritze hatten sie doch, halb scherzend, halb im Ernst, zur Grenze gemacht.

Hier war Mikes Reich, hier lagen ihre Schätze. Sie hob die Schulsachen in dem bescheidenen Schrank auf, der sie wunderschön deuchte, weil er ihr Eigentum war, legte sich die Bücher zur Aufgabe auf dem Mitteltisch zurecht, warf einen Blick in das »Heiligtumschränkchen«, einen hübschen kleinen Aufsatz auf dem Schrank, der alle Erinnerungsschätze ihres langen Lebens, das Tagebuch und Emmys Bild barg, las schnell noch ein paar Zeilen in einem Buche, das in zierlichem Einband obenauf lag, und eilte dann ebenso hurtig, wie sie gekommen war, wieder die Treppe hinab.

Im zweiten Stock wohnte Gerichtsrat Hennings mit seiner zahlreichen Familie zur Miete.

Mama saß im Wohnzimmer beim Ausbessern, Lise und Line, das zehn- und neunjährige Schwesternpaar, überhörten sich die gemeinsame Aufgabe, denn Lise blieb Linen zuliebe stets ein Jahr in der Schule zurück, so daß sie immer zusammensaßen und aus diesem Grund die Zwillinge genannt wurden. Der siebenjährige Fredi spielte seine erste Tonleiter dazu, und Piep, der Kanarienvogel, schmetterte dem schönen Frühlingstag ein lustiges Lied entgegen.

Mike lachte, als sie dieses Familienbild mit schnellem Blicke übersehen hatte. »Da wendet sich der Gast mit Grausen,« sagte sie dann feierlich, rannte in die Küche, lief Klara und die Kartoffelstücken beinahe über den Haufen, schlängelte sich aber doch noch ohne Unfall zum Deckkorb und brachte den Mittagstisch glücklich zu stande, ehe Papa vom Amt nach Hause kam.

Bei Tisch hub sie an: »Du, Papa, Grete Sonderstädt lernt nächstens, wenn wir aus der Schule sind, Buchführung. Lerne ich auch was?«

»Du würdest schön Buch halten, du kannst ja nicht einmal siebenmal acht ausrechnen ohne Bleistift,« bemerkte Klara.

»Und dann würdest du alles vergessen,« fügte Line hinzu, die sich hie und da schon für sehr alt und verständig hielt.

Mike lachte und knabberte lustig an einer Brotrinde.

»Nun, es gibt andre Sachen,« antwortete der Vater mit einem Blick über die Kinderköpfe, »lernen müßt ihr natürlich alle etwas – aber was – das will überlegt werden.«

»Lerne Schneiderei,« riet die praktische Klara, der einfiel, was für Aerger, Sorgen und Bedenken immer ein neues Kleid brachte.

Mike zog das Näschen kraus. »Stich, stich, stich,« deklamierte sie, »in Hunger und Kummer verblüht – sang sie in Tönen schauerlich, sang sie vom Schneidern das Lied!«

Alle lachten, nur Papa seufzte leise und unbemerkt.

*

Zu gleicher Zeit saß Mikes Freundin Emmy neben ihrem Vater, dem weit berühmten Badearzt Olfers, in dem eleganten Eßzimmer des schönsten Hauses am Frankenweg zu Tisch.

Vor sieben Jahren, als der kleine Franz, der an ihrer andern Seite saß, noch im Kissen gelegen hatte, war die Mutter gestorben, und Fräulein Thilde Meyners, die runde, freundliche Dame, die dem Hausherrn gegenüber geschäftig die Suppe einlöffelte, führte seitdem die Wirtschaft. Johannes und Karl, die beiden »jungen Herren«, die mit ihren sechzehn und vierzehn Jahren die Gymnasiumsbänke drückten, unterhielten sich sehr eifrig darüber, ob der neue Lehrer, der Ostern erwartet wurde, ein »guter Kerl« sein werde, und Franz krähte dazwischen: »Ostern wird's sein, Ostern gibt's bunte Eierlein!«

»Weshalb ist mein Töchterchen heute so ernsthaft?« fragte plötzlich Doktor Olfers und sah Emmy in die Augen.

Ein feines Rot stieg ihr ins Gesicht, unwillkürlich glitt ihr Blick über die schöne Einrichtung des Zimmers, die geschnitzten Borte, die schweren eichenen Stühle, die kostbaren Kannen, Krüge und Teller auf der Anrichte; dann sah sie dem Vater voll ins Gesicht und fragte: »Nicht wahr, Papa, es ist falsch, zu sagen, reiche Leute brauchten nichts zu lernen?«

»Gewiß ist das falsch, sie müssen im Gegenteil recht viel lernen, denn erstens haben sie die Zeit dazu übrig, die Aermere für ihren Unterhalt aufwenden müssen, oder um sich all das Nötige herzustellen an Kleidern und im Haushalt, was der Reiche in Lohnarbeit geben kann, und zweitens ist der Mensch überhaupt nur das wert, was er gelernt hat und zu leisten vermag.«

Emmy hatte aufmerksam zugehört und sah ihren Vater dann bittend an. »So darf ich auch noch etwas lernen, wenn die Schule vorbei ist?«

Der Doktor lachte herzlich.

»Natürlich, Kind, das Lernen geht doch dann erst gründlich an; die Schule soll euch doch nur verständig genug machen, damit ihr nachher selbständig zu lernen vermögt, verstehen, bewältigen und beherrschen könnt, was das Leben bringt.«

»Ich meine: etwas Bestimmtes lernen,« fuhr Emmy lebhaft fort, »etwas ganz Ordentliches, einen Beruf wie die Jungen.«

Doktor Olfers sah bei diesen Worten Emmys sehr erstaunt aus.

»Wie kommst du denn mit einemmal zu diesem Wunsch?«

Eifrig erzählte Emmy den Vorgang vom Morgen.

»Du willst doch nicht Buchführung lernen?« rief Fräulein Meyners.

Die Brüder schrieen jetzt mächtig los vor Lachen, und trotz Vaters mißbilligendem Blick konnten sie sich über den »gediegenen Witz« nicht gleich beruhigen.

»Emmy als Emanzipierte!« jubelte Hans.

Emmy aber schüttelte lächelnd den Kopf. »O nein, dazu hätte ich keine Lust, aber ich möchte noch irgend etwas, außer der Wirtschaft, so recht gründlich verstehen, etwas, was dann ganz mein eigen wäre.«

»Nun, Emmychen,« bemerkte Fräulein Thilde, »die Wirtschaft ist eben auch kein Kinderspiel, daran kann man lange lernen, ehe man's zur Meisterschaft bringt, und ohne die wirst du als Frauenzimmer schlecht in der Welt bestehen; so verderbt die heutzutage ist, das gilt noch immer.«

Papa nickte seiner treuen Hausdame freundlich zu.

»Gewiß, und deshalb muß dies zunächst in Angriff genommen werden; bis du dich da eingelernt hast, bleibt uns reichlich Zeit zu überlegen, was etwa noch für dich und für uns von Nutzen sein könnte.«

Damit endete der Vater das Gespräch, und nur Bruder Karl konnte seine Lachlust noch geraume Zeit lang nicht völlig beruhigen.

Freilich war auch Emmy in ihrem Herzen durchaus nicht mit diesem Thema fertig. Solange wie heute hatte sie noch nie zu ihren Arbeiten gebraucht, immer wieder spukte Grete Sonderstädt durch ihre Aufsatzgedanken, und alle Bekannte betrachtete sie prüfend darauf, wo sich wohl ein geeignetes Vorbild für Emmy Olfers fände.

Schließlich wurde die Arbeit aber doch fertig, und noch immer war keine Mike da, keine Mike, mit der man schwärmen, keine Mike, mit der man die heiligsten Sachen bereden konnte.

Gerade heute hatte Mike hundert und aberhundert Geschäfte. Von Klara bis zu Fredi hinab verlangte jedes ihren Beistand, und erst gegen Abend kam sie mit dem Nestküken an der Hand gelaufen. Bei Olfers wurde der anspruchsvolle Kleine von Franz in die Stellung seiner Armee eingeweiht und beteiligte sich feurig am Soldatenmord. Da das Geschütz aus Zuckererbsen bestand, litt die Munition sehr unter der Feuchtigkeit der beiden kleinen Mäulchen; mancher der bleiernen Krieger wurde dadurch gerettet.

Obwohl Emmy und Mike inmitten dieses Schlachtenlärmes saßen und ab und zu aufgefordert wurden, ihr Urteil auszusprechen, so sahen und hörten sie doch in Wirklichkeit nichts von alledem und kauften sich abwechselnd mit einem »wundervoll« oder »natürlich« bei den fragenden Feldmarschällen los.

Sie waren jedoch mit ihren Gedanken auch nicht bei ihrem Lieblingsschriftsteller Schiller, über dessen Jungfrau von Orleans sie schon manchmal die kleinen Genossen vergessen hatten: Grete Sonderstädt und die Arbeit der Zukunft füllte sie noch immer aus.

»Ich habe eigentlich noch niemals ordentlich darüber nachgedacht,« sagte Emmy, den seinen hübschen Kopf neigend, »aber nun erscheint es mir ganz unmöglich, nur so zum Vergnügen durchs Leben zu wandern – hast du schon einen Plan, Mike?«

Mike hatte die Arme um die Kniee geschlungen und sah zum Fenster hinaus nach den Bergen, die sich von dem zarten Abendhimmel abhoben.

»Ja, ich habe schon ein paarmal daran gedacht, denn siehst du, Emmy: mich Struwwelkopf, die ich nicht eine Spur hübsch bin und ungeschickt und fahrig dazu, und außerdem auch noch ›Schnepperchen‹ heiße, mich heiratet doch kein Mensch. Ich habe gehört, wie Tante Bertha es ganz ernsthaft zu Tante Geheimerat sagte, als sie letzten Sommer zur Kur hier waren, und Geld hat Papa auch keins, das weiß ich auch von den beiden, also muß ich mich gewiß einmal selber durchschlagen, aber – schneidern lernen, wie Kläre sagt, das tue ich nicht, das Stillsitzen halte ich nicht aus; lieber werde ich Waschfrau, wenn ich zum Lernen zu dumm bin, oder ich lege Kartoffeln, da ist man doch draußen in Gottes freier Natur.«

»O Mike!« rief Emmy, lachte dann und streichelte der Freundin kleine, braune Hand. »Ich sage wie Papa: das können wir uns noch lange überlegen, erst müssen wir doch kochen lernen, so sauer es mir werden wird, sonst blamieren wir uns zu sehr; wer weiß, was uns Kluges einfällt, ehe wir das Wirtschaften können.«

»Jetzt sind alle Kugeln kaput geschossen,« sagte in dem Augenblick Franz, der an der letzten kaute, und da gleichzeitig der Kuckuck Sieben rief, so nahm Mike Abschied, ohne daß die Freundinnen den geliebten Schiller heute ein einziges Mal zur Hand genommen hätten.

 


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