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Zur Geschichte der Landwirtschaft.

Von Prof. Hansen.

Eigentümlich ist den Herzogtümern die abwechselnde Benutzung des Ackerbaues zum Getreidebau und zur Weide. Die von Karl dem Großen eingeführte deutsche Dreifeldwirtschaft hat nicht in den Herzogtümern existiert, wenigstens sind keine Spuren davon. Dagegen wurde im ganzen Westen des Landes von Pinneberg bis nach Ripen hin auf der Geest das Land fortwährend zum Kornbau benutzt, das entweder das fruchtbarste war oder am besten unter Dungkraft oder am nächsten bei dem Dorfe lag. So ist es noch heute auf Sylt, Föhr, Amrum. Solches Land lag nie zur Weide. Im ganzen war auf der Geest und selbst auf den größeren Gütern der Kornbau höchst unbedeutend bis in das 17. und 18. Jahrhundert hinein. Roggen und Hafer waren die Hauptfrüchte; Buchweizen verbreitete sich erst seit dem 16. Jahrhundert. Ein vier- bis fünffältiger Ertrag der Aussaat war schon zufriedenstellend, obgleich er oft kaum den Bedarf des Landes deckte. Die Bauern mußten häufig aus Not bald nach der Ernte ihr Korn verkaufen, dann aber für das Haus und die Aussaat entweder von dem Müller oder dem Gutsherrn wieder kaufen und waren so fortwährend im Druck. Bedeutender als der Ackerbau war zu der Zeit die Viehwirtschaft, wenngleich seit 100 bis 150 Jahren auf vielen Gütern die Zahl der Milchkühe sich verdoppelt und verdreifacht hat. Von dem Ackerlande lag etwa ¾ zur Weide und diente auf den Höfen zur Ochsengräsung, bei den Bauern zur Aufzucht von Jungvieh, wie noch heutigentags dieses im Amte Hadersleben vielfach geschieht. Als aber unter Christian II. Holländer ins Land kamen (1520), wurde auf den adligen Gütern die Milchwirtschaft (Holländerei) eingeführt. Wahrscheinlich nun erst ward das Land in regelmäßige Schläge eingeteilt und danach bewirtschaftet.

Über das Alter der lebendigen Hecken fehlen die Nachrichten. Mit der Einteilung des Ackerlandes in regelmäßige Schläge wurden sie allgemeiner. Die fürstliche Regierung war noch vor 100 bis 150 Jahren ernstlich bemüht, ihnen auf den Dörfern Eingang zu verschaffen, damit die bisherige Einfriedigung mit toten Zäunen überflüssig werde.

Einen ansehnlichen Nebenerwerb gaben die Wälder durch den Verkauf von Holz und Kohlen, wie durch die Schweinemast. Erstere gingen größtenteils über Itzehoe nach Holland, da von Kiel, Neustadt usw. zu der Zeit noch keine Verschiffungen stattfanden. Zur Mast in die Wälder aber schickten nicht bloß die Landesbewohner sondern auch die Hansestädte und Mecklenburg ihre Schweine.

Am kläglichsten waren in der Regel die Gutsbauern daran; sie hielten gewöhnlich zwölf Pferde (die fast das ganze Jahr draußen gehen mußten) und vier Milchkühe, während jetzt auf einer solchen Hufe zwölf Jetzt die fünffache Zahl. Milchkühe und vier Pferde sind. Aber auch in den Ämtern waren damals sehr oft mehr Pferde als Kühe. Gepflügt ward mit vier, auch mit sechs Pferden; auf Fehmarn vor 200 Jahren noch sogar mit zehn bis zwölf. Solange die Feldgemeinschaft dauerte, lagen große Strecken in beständiger Weide, und hier wurden besonders Schafe gezogen. Mit der Aufteilung der Gemeinheiten hat die Schafzucht im Lande abgenommen.

Durch Adam Schneekloth, geboren den 29. November 1744 in Barsbek, gestorben daselbst 1812 den 6. September, begann eine völlige Reform der Landwirtschaft. Er führte das Mergeln ein, seine Landsleute folgten ihm nach; die großen Höfe führten diese Reformen am schnellsten durch, und so kamen sie in den folgenden Jahrzehnten in die Bauernwirtschaften des Landes. Es wurde die reine Brache eingeführt, die sonst nur in der Marsch und auf Fehmarn zu Hause war. Ihr folgte der Kleebau, seit ungefähr 100 Jahren auf Fehmarn bekannt, der Rapsaatbau und der Anbau von Weizen und Gerste; die beiden letzten Kornarten waren sonst sehr selten gebaut worden. Eine Masse ehemals wüster Ländereien ward jetzt urbar gemacht und gab ungemein lohnenden Ertrag.

Seitdem ist die wichtige Änderung in der Hofwirtschaft die gewesen, daß der Milchertrag des Rindviehes mehr als die Hauptsache betrachtet wurde. Die Verpachtung der Kühe an Holländer ward vielfach aufgegeben, und die Kühe wurden des Winters mit Korn gefüttert, nicht bloß wie früher vor dem Hungertode gesichert. Dadurch hat man mehr Dünger erzeugt und hofft, den Ertrag des Ackers wieder zu heben, da allerdings die wohltätige Wirkung des Mergelns vorüber war. Auf bessere Düngung und das Drainieren feuchter Ländereien ist augenblicklich das Augenmerk gerichtet.


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