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Über die Watten.

Von Wilhelm Lobsien.

Durch meine Heimat möcht' ich mit dir wandern,
wenn hell im Sonnenglanz die Watten liegen,
wenn weiße Wolken, eine nach der andern,
wie Riesensilbermöwen seewärts fliegen!

Da sind wir fern der Welt und ihrem Streiten.
Nur leise klingt's herüber von den Kähnen,
die durch die Priele steuern, und aus blauen Weiten
ein Klageschrei von aufgescheuchten Schwänen.

Und unter unsern schnellen Füßen singen,
als wenn durch dürre Halme Winde wehen,
die stillen Wasser, die vom Grunde springen
und in der grellen Sonne jäh vergehen.

Am Horizont im hellen Sonnenflimmern,
wie Marmortempel aus den Märchenländern,
siehst du die weißen Inseldünen schimmern,
um die sich flammengoldne Fluten bändern.

Da wuchsen meine stolzen Jugendträume,
da sang ich selig meine ersten Lieder;
durch all die grenzenlosen stillen Räume
schritt morgenfroh mein Singen hin und wieder.

Und ist mir je ein helles Lied gelungen,
bei dessen Klang die Pulse dir geschlagen ...
Mein Herz war draußen, als ich es gesungen,
wo hoch am Wattenmeer die Deiche ragen.

Aus: Wilhelm Lobsien, Dünung. Gedichte. (Bremen, Carl Schünemann.)


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