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Schön is gwen, Herr Richter! –

Was der Brantl noch aus seiner Jugendzeit erzählt hat, als wir beim »Auerhahn« beisammen saßen.

Mit derer Bohn und dy Duristn is d gonzi Gmütlichkeit hi; sidr Zit (seit der Zeit) gibt's bold koa rechti Intrholtung nimmr. Wenn i denk, wos frejr vor schöni Intrholtungn worn – obs ejz bei oanr Kirchweih gwen is, obr bai dr Musi – und wejs übrollt stad zugeiht – ka Vergleich!«

Ejt sitzns do, wej a poor ölendigi Stodr, trinken dös Bier schö stad obr und gengn wiedr hoam – höchsens, doss sie si an Rausch trinken – und der is nix wert. Himmlkruzifix, wenn i so denk, wejs freir wor! A mol – schöi a poor Johr is fraila scho her, san mir, ünsre drai, i, dr Holleritzkorl und dr Andredltonerl afs Hoidl umi af d Kirchweih.

Glei wej mr eini kemma sant, – a Menschheit hots do scho gebn, wej ei Prog obr Pilsn – hon i vor mei Mensch – selmol bin i mitr Rieglwebrjuli gongn – hon i vor d sel a lezeltnrns Herz kaft um fufzieh Kreuzr, und der Korl kaft dr Sein an Raitr um an Sechser.(Af man Herz is, ›Lo‹ – uise gstondn.)

I wickl dös Herz in mein Scheuztejchl eini, doss dem nix gschiegt und doss nyt a jeds glei segt, wos dös is, und geh glei mit die ondrn ins Wirtshaus eini. Weil, an Durst hon mir ghot wej a Kalbl, wos drai Täg nix gsuffa hot.

D Musikanten worn scho olli beianand und hon si schon zammgstimmt, weil dr Segen scho glei z End wor. Mir setzen uns nidr, i leg mei Herz neben meiner und schwoib in dr Gschnelligkeit a poor Krügl oba. – Setzt si nyt in dem der Malefizsakra, dr Schworzboirluisl vo dr Hütten, af mei Herz draf?!

Himmelkreuzsölement – gmoant hon i scho, i muss dem ölendign, schiechn Karl af dr Stell oani umilongn, dossr hi wird! I holt mi ober zruck und sog ehm ner: »Lust hätt i, du boirischer Lümmel, und hauet die vo derer Bank oba, das d Haxen in d Höh reckst! Is dös a Bildung, si af an ondrn sei lezeltns Herz affisitzn, grod af mein Herz?«

Ejz hättr afbegehrt a no, der Zaunstecken der kropfeti. Hot mr obr der Holleritzrkorl blegenzt (geblinzelt), und er Tonerl sogt z'mir: »Loss san; af d' Nocht find si schon a Gelegenheit – ejz kemmn grod d Kirchleut; holt die zruck!«

Richti kemmens doher, a Schippl ums ondri, und steht nyt long o, so hon d Musikanten s Spyln oghebt – nix Zweits. I kent (onkenten = anzünden) mr a Vadschina o, deut der Lenznmirlkatherl, doss i tonzn mog mit ehr und flach mit der sel, dossr zletzt scho dr Schwitz obagrunna is – weil, dös müsst's wissen, a Tonzer bin i olleweil gwen, oanr vo die Erstn. –

Ollried, wann i zu dem Luisl hi' kim, zwiedr i ehm o, moch an Juchezer und stöß eini in jem odr sei Tonzrin, doss bold hi und bold her tonzt san. Moanst er hätt wos gsogt? Nix nyt hotr gsogt.

Wej dr Tonz aus is, zuig i s Katherl firi zu mein Tisch, loss trinken und erzähl ehr dös Malör mit mein lezeltn Herz und zeig's ehr a, wejs dr Luisl samt den Bildl und n Nom zamgsessn hot af an Kantsch. »Gibs mir«, sogt's, »und kafst holt dein Mensch a neuchs Herz.« »Wegn mainr«, sog i, obr musst mr a ondrs Herz varschoffa und grod s nämli, wej dös is! I greif in d Toschn, gib'r fufzeih Kreuzer und sy rennt domidr am Morkt.

Während dem tonz i mit dr Annamirl von Nazifronznjogerl und renn wieder a poormol gegen den Luisl. Wieder toutr nix dargleichen! – Jo, Monna, mi hons gschichn derer Zeit! Heunt bin i a Scherbn gegen dozmol; obr dozmol, do hon i a törischi Kroft ghot, wej a Stier, und heunt no, dös kinnts mr glauben, hau i Eng no olli mitanand um d Erd! – I scho! – Alsdann doss i waitr drzähl. So um a Sechsi seg i s Agerl doherkemmn mit mein Mensch, dr Juli, mit derer i dozumol gonga bi, – heut hot's n Watzalschustern für an Moo.

Alsdann, i spring firi, wirf n Musikanten a Zangzgrl hi und sing:

»Musikantn, spylts af,
Lossts d Saitn klin – ga!
Hon a schöns Dirndrl draußt,
Wers glei eini brin – ga!«

Wej d Juli einikimmt, nimm i s bai der Händ und tonz a Soli mit ehr. No, und wejs holt gejht, tonzt hon mirs uns grod gnua, und zwoamol sand mir mitanand außi gonga – im Mondschein schaun. –

Um a Oans kimmt mr dr Zorn wieder, weil mr d Gschicht mit mein lezeltn Herz wieder einfollt, Wegen dem nimm i mir d Musikanten zu mein Tisch und heb zum Singen o:

»Der Seppl hot an Kropf,
Obr Augen hotr koani;
Der holt a lezeltns Herz
Für a Sitzbrettl, moan i!«

Wej olls locht – weil gwüsst hot scho a jeds vo dem Malör, – wird dr Luisl dennest hoaß. Er springt a af und singt dawidr:

»Af a lezeltns Herz
In an blobn Fetzn –
Do konn si vo mir aus
A jeds mitm Orsch darf setzn!«

Himmelkreuztürkn, do werd i obr sire (böse), und i sing:

»Setz di mit dein Orsch
Af a gschecketi Goas,
Dy, wej du, Lolai,
Vo koanr Bildung nix woas!«

No, und wejs schon gejht, oans, zwoa, drai – san mir scho bei anand, und in oanr Weil rafts gonzi Wirtshaus, doss d Scherben fluign.

Af meiner Seiten san obr d Mehr'rn gwen, und lauter Storki, und – außy hons meijssn!

Der Luisl obr, der Sakra, schleicht si z'm Fenster hi und schmeißt a Glasl af mi – grod do afn Kopf hotr mi troffn – segts heut no dös Plassl – doss i völli schwoch wir, und i foll um.

Bi ober glei wieder z mir kema und will a glei weiter rafn a, obr s Lo wor do a mol z' groußmachti, und s Bluat is mr übrs Gschau obagrennt, doss i ausschau wejs routi Meer in dr biblischn Gschicht. D Juli fongt s Schrein o und bettelt, i sollt mi woschn und varbindn lossn. – Schwoch bin i gwen, so hon i no'gebn; obr grod ner wegen dem Lo.

Wos obr s größt Malör nyt hot hobn mögn, is a Schtantar grod ins Wirtshaus kema, hot d gonzi Gschicht afgschriebn und a onzeigt beim Gricht, und mei lejbr Schworznboirluisl muss wegen derer Dummheit, mou ma scho grod sogn, ins Lo eini, und i muss afs Gricht af Hartmanitz a poor Täg draf. Wej i einikim afs Gricht, hots no an rechten Gschposs a no gebn. Frogt mi dr gschtrengi Herr Richter: »Jetzt sagen Sie mir, wie die Sache eigentlich war!«

»Geschtrenger Herr Gerichtshof«, sog i, »bitt recht schön, schön is es gewest, recht schön, eine sehr schöne Unterhaltung ist's gewesen.«

Do is obr der Richter wild gwen, er mog wissen, wej si olls zutrogn hot, und wegen wos mir rafet gworn san. – »Wegen wos«, sog i af hochdeutsch, »weil sich der hiergestellte Aluis Schwarz auf mein Herz gesetzt hat, was keine Bildung nicht is.«

Sogtr draf: »Wie konnten Sie aber in eine solche Lage oder Stellung geraten, da Sie der Stärkere sind?«

»Jo«, sog i, »das habe i nicht gesehen, weil ich grad ein Glas Bier oba – getrunken habe.«

»Das ist mir unverständlich«, sogt dr Richter wieder draf und frogt weiter: »War der Druck groß, haben Sie darunter gelitten, sind Sie vielleicht infolge eines organischen Herzfehlers in eine besondere Gefahr durch die auf ihrem Herzen ruhende Last geraten?«

»Gestrenger Herr Richter«, sog i draf, »herdruckt hotrs scho mit seinem Hintern infam, weil der hat doch ein Gewicht, aber organistisch bin ich nicht, weil ich überhapts nicht musikalisch bin, und das Herz is überhapts mein Mensch sein Herz gewesen.«

»Aber ich bitte Sie«, schreit do der Richter, »von was für einem Herzen reden Sie denn da? Von ihrem leiblichen Herzen, welches in Ihrer Brust schlägt oder von dem Herzen einer anderen Person?«

»Ah so«, sog i, »ejz sein mir im Klaren. Hoher Herr Gerichtshof, das war mein lezeltenes Herz, was ich vor fünfzeih Kreuzer vor meine Juli, was mein Mensch ist, gekauft habe.«

No, und do hob i ehm holt olls erzählt vom Onfong bis zum End, und der Luisl grod so und dr Schtantar a. –

Wej i obr hör, doss der Luisl und i wegen dem Gpschoß in a Strof kemma solln, do hon i mi afs Betteln varlegt. »Geschtrenger Herr Gerichtshof«, hon i gsogt, »wegen derer Kleinigkeit werdn's uns mit drai Täg strafen, und der Luisl sitzt scho a sou drai Täg im Loch davor? Der Seppl ist halt a weng hitzig und i holt a, und eine kleine Unterhaltung muss doch sein auf derer Welt da, nyt?«

Do mochtr obr a Wesen aus derer Sach, dossmr d Gall aufsteigt. »Na, Jesus Maria«, sog i, »dös is weiter was; wegen dem müssen Sie, hoher Gerichtshof, nicht gleich so siri werden. Wenn wegen so oan Tröpferl Blut a jeds gleich drei Täg bekommen müsst, do saßet jo dr holbi Wold im Lo drinnet, und d Buabn müsstn jo grod wej d Gschertn (Geistlichen) dositzen.«

Glaubts, mei Red hätt wos gnutzt? Nix hots nyt gnutzt; i hon meine drai Täg eim Lo sitzen müssen, und der Luisl mit die drai, wosr eh scho gsessen is, sechsi! Der Richter hot gsogt, s Gesetz vorlongt's a sou und gegen s Gesetz kann ma nix mochn.

Na, wegen dem sein mir no keini schlechten Leut' gwe'n. D Gesetzr san holt a mal a sou, und nyt ondrs, und wegen dem sog i eng Buabn a, wann a Kirchweih is ober sist wos und ös wollts rafn, so schauts erst af, ob ka Schtandarm am Lond is; sist kimmts eins – zwei ins Lo, und ihr wüssts nyt wegen wos. Weil seitr d Bohn gejht und dy Juristn umanandlafn, wird's olleweil no strenger und strenger, und drum hon i a recht, wann i sog, seit derer Zeit gibt's ka gmütli Rafferei nimmer und koan Interholt überhapts a nimmer.

Jo, und doss i z' End erzähl: Gsessn san mir mitanand, außi kemmn san mir mitanand und ins Wirtshäusl san mir mitanandr, und weil i grod a poor Guldala no ghot hon, hon i n Luis füf Moß und a Beuschl und a Vadschina zohlt, und herno san mir holt schöi stad hoam. S wor oani vo dy letzten Intrholtungen gwen, und heut no, wann i dron denk, muss i sogn, Monna: »Schön is g'wen!« –


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