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'n Heger-Ferdl seine Jaga- und Hundsg'schicht'n

Der Rustikalheger Ferdinand Oberhofer (allgemein aber nur unter dem Namen Heger-Ferdl bekannt) war ein Unikum. Unverwüstlich war sein hagerer Leib, unverwüstlich sein Durst, unverwüstlich sein Humor, und wenn der Leib zur Sitzruhe kam und das Bier gut war, ließ er sich gern bewegen, etwa zu erzählen. Natürlich betraf das zumeist die Jagd, die Hunde und was sonst noch so einem, in des Waldes tiefsten Gründen aufgewachsenen und mit ihm verwachsenen Recken interessieren konnte. Was und wie er das tat, davon hier ein Beispiel.

»Dös möchte i, meine Herrn, gleich im Voraus g'sogt hob'n, wer a Freund vom Jägerlatein is, der soll sich das Büchl von dem Freiherrn von Münchhausen kaufen, ob'r i bin net von Münka (München), sondern aus'm gren Wold do und erzähl' ka so derlogens und derstunkens Zeug, weil 's mir net nottut und weil i selbst wos erlebt hob' und überoll selb'st dabei war. Besonders, wo meine Hund anbelongt, und vo' denen will i z'erscht red'n.

Do wor z'erst mein Vorstehhund, der Harras. Dös wor ehnan a Hund, der war am End' g'scheiter als mir do olle miteinander, und er hot ner den einen Fehler g'habt, dass i den alle vierzehn Tog' hob' nach Eisn'stoa' mitnehmen müss'n zum Senninger, der ehm jedsmol d' Hoor hot schneiden müss'n.

Weg'n wos? Dös war a so: Der Harras wird a so dreiviertl Johr olt g'wes'n sein, kriegt 'r a Sucht und kummt um olli seine Hoor. Is erst so a schön'r Hund g'wes'n, und jetzt schaut 'r aus, doss m'r graust vor seiner und doss i mi scham, mit dem aus d'r Stub'n z'gehen. Do loss' i ehm an Haarwuchsmittel aus dr Zeitung bring'n und schmier 'n domit fleißig ein. Monna und Leut', olle, wie 's do beianand seids, g'schaut hätts, wie dem Hundvieh d' Hoor g'wochs'n sein – olli Tog um an Zoll mehr, und olle Tog, bis dem d' Hoor bis auf die Erd' häng'n, und olleweil no mehr und furt a so. Endla hot 's ob'r doch afg'hört, und wie i die Hoor dann mess'n tu, hot's akurat 165 Zentimeter dös Riesenloreleihundshoor g'rod a sou, weil 's in derer Zeitung g'stand'n is, wo druckt wor ›Ich, Anna Czilag, mit meinem 165 Zentimeter langem Riesenloreleihaar‹. Natürla bleibt m'r do nix anders übrig, ols i loss' den Hund von derer Zeit an alle vierzehn Täg scher'n. Zu Martini werden 's sieb'n Johr, is 'r hin g'wor'n; hot an Fuchsköd'r wo derwischt. Hernach'r hob' i an Dackl g'hot – Waldmann hot 'r sich g'schrieb'n – dös wor schon ein üb'rg'scheit'r Hund, und den sein Mud'r muss si' rein an ein Advokat'n verschaut hob'n, so g'scheit wor der. Kumm i mit dem amol in Budweis in a Wirtshaus und a jedesmal, wenn der Wirt ein- und ausgeht, gibt der Waldmann an Standlaut. Erst scham i mi weg'n dem, hernach'r ob'r, meine Herrn und Leut', wie i dahint'r kumm, weg'n wos der den verbellt – grod schaun hon in müss'n, und d' Leut' hob'n a nur so g'staunt: Zum ›Rehböckl‹ bin i einig'rot'n g'wen, und weil der Hund g'hört hat, dass alle Leut' zu dem Wirt'n, ›Rehböckl‹ sog'n,verfolgt der Hund den Mann; weil, wos sich amol vom Wild schreib'n tut, dös verbellt'r.

Hätt' dazumol zwoa Hundert'r für den Hund kriegt, hob' 'n ob'r net hergeb'n. Erst'ns jogt m'r so a Hund in an Jahr mehr zam als zwa Hundert'r, zweit'ns hot der Hund, wie er vom Verkauf'n red'n g'hört hot, so viel g'heult, doss 'r mi' erbormt hot.

Nur an Fehl'r hot 'r g'hot, er war amol z' ehrgeizig, und der Ehrgeiz war sein Tod. Blamiert hot 'r sich amol, und dös hot 'r nöt vertrog'n. Mir hob'n nämlich amol an der Hoh'nzollrsch'n Grenz' g'jogt und auf amol hör i den Waldmann üb'r derer Grenz' jog'n. I pfeif' 'n, und wie er doherkummt, nimm i 'n beim Halsbandl, weis' ehm zum Grenzstoan hin und sog' z' ehm: ›Schamst denn Du Di gor nimmer? Jogst scho' in dem Revier 's dritt' Jahr und kennst d' Grenz' no net? Pfui Teufl! Af d'r Stell' marschierst Dich und kimmst m'r nimm'r unt'r d' Aug'n! Dog'stond'n is 'r, grod rot is 'r g'word'n, kehrteuch hot 'r g'mocht und – nimmer hob' i 'n g'seg'n! Er is standapede zum Lackasee hing'rennt, hot an mordstrum Stoa (Stein) in d' Gosch'n g'numma und is einig'hupft in den See, wo der am tiefsten wor. Schod' um den Hund, wirkla schod'! Jetzt hob' i kan Hund g'hobt, und do is 's Jog'n oft a Kunst. Wos obr a recht'r Jag'r is, der hilft si' ohne Hund a, und wenn's sein muss, derlegt 'r a a poor Hos'n als a schlofet'r. Wer mein Häusl kennt, der woas a, doss 's Doch auf der ein Seit'n bis zum Bergruck reich'n tut, und wenn d'r Schnee recht hoch is, kann mein Jogl bis zum Rauchfong ausikraxl'n und im Hintern obafohr'n. Wos ob'r der Bua konn, können d' Hos'n a, und wenn 's recht kolt bei d'r Nocht wor, sein mehrere so Hosala 'n Berg oba und am Doch wieder afa, is z' 'n Rauchfong und hob'n sich durt g'warmt. Na, denk' i mir, dös war m'r ob'r doch scho' z' dumm, eng d'rwisch i scho' no'. Ob'r alleweil aufstehn bei der Nacht, dös wär mi a zu dumm, und i denk m'r wos aus. I richt' am Heubod'n an Selbstschuss, s sou, dass d' Büx'n zur Dochluck'n heraussteht, grob' an Krautstingl im Schnee am Doch ein und richt' von dem a Schnürl bis zum Hohn von derer Büx'n und leg' mi hernoch'r schlof'n. Monna, Herrn und Leut' – fünf-, sechsmol hob i olli Nocht afstehn müss'n, weil olli Stund' hot 's knollt und a jedsmol is so a Haserl hin g'wen, und i hob 's ner holn brauch'n und d' Büx frisch lod'n. Do hot's Hos'n geb'n, olli Täg' z' Mittog und z'm Nochtmohl a und eing'lief'rt hob i olli Woch'n a Kirb'n voll.

Ob'r natürla, so wos hot bold a End, weil d' Hos'n mit der Zeit dohinterkommen san und nimma so traut hob'n. Alsdann hob i richtig wieder selber auf die Jagd gehen müss'n und an Hund hob' i a wied'r hob'n müss'n, scho' weg'n dem a, weil m'r Zeit long ohni so an Hund is.

Zum Glück krieg i an ferm Hund – Fox hot 'r si' g'schrieb'n – von mein Schwog'rn, weil den seine Flora an Hauf'n so Hundln g'schütt hot. A pickfeiner Hund is aus dem g'word'n und recht s'scheit, bold zu g'scheit wär' der mir und mein'r Olt'n g'word'n. Und dös is a so g'wes'n: Amol, 's is im April g'wes'n, und der heilige Oust'rsonntag, und mei Olte hot a schweiners Fleisch, schworze Knödl und a Kraut kocht, und Kropf'n hot's a geb'n, und recht g'schmeckt hot 's uns a. Sitzt ma holt a so nach 'm Ess'n und rührt si' net und red' nix, doss an dös Ess'n anschlog'n soll. Indem hebt der Foxl z' bell'n an und rennt zur Tür und wieder z'ruck. Wos hot ner dös Vieh? Möcht' 'r jog'n od'r kummt wer? Ob'r dös gibt 's net, um die Stund' jog' i niemols und 's kummt a ka Mensch daher, soweit ma sehn tut. I moch' 'm alsdann d' Tür auf, und er außa bei derer Tür, wie d'r Blitz. Is ob'r net zwei Minuten weg, kummt 'r wied'r, rennt z' mein Weib hi' und legt 'r wos vor d' Füss'. Und wos wor 's, wos meint 's? A Bleaml wor 's, a Vergissmeinnicht! Hot 's Weib af den Hund vergess'n g'hot und hot ehm nix zu fress'n geb'n, und weil so a arm's Viecherl nit red'n kann, hot si' der g'scheit Hund auf die Art g'holf'n. Hot a g'holf'n; weil 's Weib a gleich d'rauf komm'n is, wos dös zu bedeuten hätt'. No obr, wie i scho' g'sogt hob', so a Hund, wos mit der Blumensproch' scho' onhebt, könnt' am z' g'scheit a no wird'n mit der Zeit. Es is ob'r seit derer Zeit nix dergleich'n vorkommen. Do follt m'r a no a recht merkwürdige G'schicht' ein, die i und der Foxl mitanand'r derlebt hob'n. Amol schieß' i bei der Schwell' an Gobler am erst'n Schuss, und wie i den ausweid', is der am Kopf blessiert und am recht'n Hinterlauf a. Mit an einzig'n Schuss, und ma möcht glaub'n, dös könnt' net sein, und is do so einfoch: Der Gobler hot si' nämlich in dem selb'n Momang, wo i losdruck, mit 'm Hinterlauf hint'r 'm Öhrl krotzt.

Hobt 's ös 'n Jag'r Felzmann af d'r Ascherlhütt'n kennt? Dem is a so a Schuss unt'rkemma, von dem ma glaub'n könnt', dass derlog'n is. Der geht amol am Panz'rberg und möcht' an Hos'n schuiß'n, und weil 's so gach den Berg afi geht und er bold af dem Platzl is, wo er den Hos'n vermeint hot, hasp'lt er sich in einer Irrwurz und follt zam und muss wo ankemma san mit die beid'n Hahn – d' söll Büx'n hat an Kugellauf und an Schrotlauf g'hot – und so gehen holt beide Schuss mit einmol los. Da wär' freilich nix weit'r dabei g'wen, obr wos passiert is. Der Has wor beim Teufl, dahingeg'n hot die Kugl an Kapitalhirsch'n, der g'rod üb'r d' Schneiß'n rennt, d'rwischt und mit dem Schrotschuss trifft 'r fünf Rebhend'ln, die weg'n dem Hirsch'n sein Durchbruch aufg' flog'n san. Der Zufoll is holt mächti', und man vermeinet net, was af derer Welt oll's passieren kann.

Monchmol is ob'r wied'r etwos ka Zufoll net, wos so ausschaut', und wenn man die Sakra, dös Hochwild net bess'r kenn'n möcht und die Schlich' und Strich', wos die sich hob'n, glaubet ma' richti', es wär' a Zufoll.

Amal steh' i am Anstand, kummt m'r af d'r Hohhäng'rschneiß'n a Ochtend'r und a Tier g'rod vor'm Lauf, und i brauch' ner anleg'n und hinschuiß'n und hätt' a Zeit derzu g'rod gnua, weil die zwoa si' schoi Zeit loss'n und stad äs'n, wie wenn i g'rod' der niemand wär'.

Jo, jo, i bin 's a so und kumm net zum Schuss und warum? Weil g'rod' Schonzeit vor dieTier' is, und dös Sakra, dös Tier, si' olleweil a sou vor den Hirsch stell'n tut, dass i unmögli' hinfeuern konn. Draht si' der Hirsch a so, draht si' 's Tier a so; draht er si hinzu, draht si dös Tier herzu; geht 'r füri, sie a! Die zwoa spiel'n do a Zeitl g'rod a Kumödie mit mir und manövrier'n so lang' umanand, bis im mein' schön' Stand verloss' und af die zwa losgeh'. In dem moch'n s' ob'r z' gleich'r Zeit an Hops'r und pfutsch, san s' mitt'n im Wold, und i bin der Norr! Und dös meschante Mäul, wos dobei g'mocht hob'n, g'rod ausg'lacht hab'n s' mi und das g'rod d' Schonzeit vor die Tier' is, wiss'n die olt'n Böck' und Tier' af 'm Tog.

Erlebt man jo so an Hauf'n mit d'r Zeit, doss am net oll's af amol einfollt, und monch'smol is a bess'r, ma erzählt gor nix, weil ma zeitweis' Leut trifft, die vo' d'r Jogd gor nix versteh'n, wie dazumol der Pforr'r Cölestin, der den olt'n Baron von Selz auf Religionsstörung klog'n wollt', weil der in Wirtshaus erzählt hot, dass 'r d' Hirsch'n am liebst'n von der Kanzel schieß'n tut. Kunnt' m'r a no so wos am End passier'n, und i hör' weg'n dem lieb'r auf a. 's Mäul und der Hols sein mir von dem Dischkurier'n eh' scho' a so truck'n g'wor'n, dos m'r 's scho' a wenig staubt vom Mäul. Wirt, no an Doppllit'r zum Obschied!