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Der »Hon i gsogt, sog i – sogt'r hot'r gsogt«

Dass manche Leute eine bei ihnen jeden Augenblick wiederkehrende Redensart bei jeder passenden und noch viel mehr unpassenden Gelegenheit zu gebrauchen pflegen, ist bekannt. Manche sagen z.B. nach jedem dritten Worte »natürlich«, wenn das auch direkt ein Unsinn ist und gerade das Gegenteil zuträfe. Im Gegensatz dazu sagte eine mir sehr gut bekannte Frau immer wieder: »Das is nimmer natürla«, wenn es sich hierbei auch um die natürlichste Sache der Welt handelte. Solcher deplatzierter Redensarten gibt es eine Legion.

Aber nicht nur einzelne Personen leiden an solchen übeln Gewohnheiten, sondern oft auch die Leute ganzer Gegenden, so sagen die Leute eines großen Teiles von Südbayern jeden Augenblick ganz unmotiviert »Net?« (Am Sonntag bin i in d'r Kirchn gwesn, net, und do hot der Herr (Pfarrer) predigt, d' Leut solln am heiligen Tog fleißi bet'n, net?)

Und in Sachsen ist das ganz überflüssige »Nu äbn« und das ebenso überflüssige »Ach Herrschöß« ebenso verbreitet wie das »Ok« in einem Teile von Nordböhmen.

Im höheren und mittleren Böhmerwalde gibt es zahlreiche Leute, welche sich das »Ho i gsogt, sog i« und »Sogtr, hotr gsogt« (Habe ich gesagt, sage ich; hat er gesagt, sagt er) derart angewöhnt haben, dass sie es »nimmer loun (lassen) kinn'n.«

Ein ganz ergötzliches Beispiel einer solchen mit lauter »Hon i gsogt, sog i; hotr gsogt, sogtr« gespickten Rede ist folgendes Gespräch, welches die mir seit vielen Jahren bekannten Holzhauer, der Joglfranzl und sein Freund, der Girglmathes, in L. miteinander geführt haben, und das ich zu belauschen Gelegenheit hatte. Dieser »Dischkurs« verlief – ohne Übertreibung – wie folgt:

»Grüß God, Mathes!«

»Grüß di God a, Franzl!«

»Wegn wos host den di(ch) mitm Fleischerjakobn z'rtrogn?«

»Wegn wos? Am Irda (Dienstag) wor dr Jakoberl bei mir, und er möcht's bis zum Pfinza(g) (Donnerstag) meine best' Kuh, d' scheckete Liesl, notwengi brauchn, sogtr, hotr gsogt. Jo, sog i draf, hon i gsogt, mei Lieb'r, dös geht net, sog i, hon i gsogt. Wegn wos net, sogtr draf, hotr gsogt, und er brauchets recht und i sollt mi net spreiln, und er zohlet mirs gut, hotr gsogt, sogt'r.

Geht net, sog is no amol, hon i gsogt; weil hon i gsogt, d' Jüdin (die vom Juden gekaufte Kuh!) steht (gibt keine Milch) und mir sand unser fü(n)f Leut dahoamt, sog i, hon i gsogt, und füf Leut brauchen schöi wos, sog i. Net grod ner a süßi und a sauri Midl, a Schmolz a, an Kas a und zeitweis a a Bröckl an Budr a. Sot i, hon i gsogt.

Sogt'dr Fleischrjakob draf, i hätt' jo zwoa Goas (Milchziegen), hotr gsogt, und d' Goasmidl war nohrhoftr und a gsündr wej d' Midl vo' die Kej, sogtr, bsundrs for die vier Kindr und af a poor Täg habt uns der Haslbauer a a Midl, hotr gsogt.

Do bin i obr siri (zornig) g'word'n, und i sog: ›Bin i a Norr, sogi, hon i gsogt, dass i mei best' Kuh ausm Stoll tou und d' Midl vom Baurn kafn tat?‹ hon i gsogt, sog i. ›Und was tat denn der Baur, sogn, wann i dös tat?‹ sog i, hon i gsogt; der soget: ›Wegn wos verkafst denn du die best' Kuh, wennst ka Midl host?' hättr gsogt, sogetr. In dem kimmt d' Mein' doher, hebt no a mol vo der Lies'l z redn on, und sie sollts hergebn. Obr do hättst sei (sie) hörn solln: ›Wos?' hots gsogt, ›i sollt d'r mein best Kuh verkafn', sogts, ›wo i do(ch) selbr ka Midl bold nimmr hon‹, hots gsogt, ›und grod ner, weil du di(ch) draf setzn tust? Ös Fleischer‹, hots gsogt, ›Ös meints jo grod, mir orm'n Leut kinnt'n a Wossr sa'f'n und varhungern, wenn ner Ös Eng d Wompn anfressn und vollsafn kinnts?' sogts. ›Na, na', hots gsogt, ›so weit san mir non et, Fleischer‹, sogts. –

Ejz (jetzt) wird wiedr der Jakoberl siri, und er schreit: ›Für mi' brauchet i(ch)s jo eh net, und wos i friss und sauf, geht di' an Dreck on! I friss und sauf vor mein Geld! Wann mi obr der Herr (Förster) bedlt, doss i ehm a zeidlete Khou varschoffn soll, wer i do(ch) frogn därfn, ob der Herr Holzhauer net so freundli war und gabets für an Buschn Banknoten her?‹ So sogtr, hotr gsogt. No, und wies holt scho geht; d' Mein' is a net fein und sie sch … ehm af sein Buschn Banknoten, hots gsogt, und mir gehen net guat ausanand.

Und seit dem Irda red er nix af mi und i nix af ehm, und wenn er si' aufmandln mog – i hon nix dagegn; obr mir do sand a wer! Dös sog i! – Ejz weißt, Freunderl, wej mir uns zrtrogn hobn.« –


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