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Am 9. Juli setzten wir den Marsch in südlicher Richtung durch die Labyrinthe des Transhimalaja fort, und nun klärten sich allmählich meine hydrographischen Begriffe. Im Osten sieht man die Ding-la-Kette mit ihren Berggiebeln und Firnfeldern, mit ihren Gletscherzungen, deren Schmelzwasser sich zu einem Bache vereinigt, der 2,5 Kubikmeter Wasser in der Sekunde führte. Rechts erhebt sich ein kleinerer Kamm ohne Schnee. Zwischen den Bergen dehnen sich große Weidegründe aus, und Spuren ehemaliger Nomadenlager sind dort zahlreich.
Nach einer Weile standen wir am Ufer eines neuen Baches, der von Süden kam und sich durch ein breites, offenes Tal schlängelte. Sein Wasser, 5 Kubikmeter in der Sekunde, war halbklar und hatte eine schmutzig grüne Farbe; er nimmt weiter abwärts den zuerst überschrittenen Bach auf. Der vereinigte Fluß durchbricht dann in einem engen Quertale die Ding-la-Kette. Als ich mich erkundigte, weshalb denn die Straße sich nicht lieber längs des Flusses hinziehe, anstatt den mühsam zu ersteigenden Ding-la-Paß zu forcieren, antworteten mir unsere Tibeter, daß der enge Durchgang gänzlich unpassierbar sei.
Wir verweilten eine Zeitlang am Ufer dieses Wasserlaufs, des größten, den wir seit langer Zeit gesehen hatten. Gulam hatte stets Angelgerät bei sich und fing auch recht viele Fische.
»Wie heißt dieser Fluß?« fragte ich einen der Tibeter.
»Nja-mangbo-tsangpo«, erwiderte er, ohne eine Miene zu verziehen. »Nja« bedeutet Fisch, »mangbo« viel und »tsangpo« Fluß; also »der fischreiche Fluß«, ein Name, den mein Gewährsmann augenscheinlich für diese Gelegenheit fabriziert hatte.
»Der Fluß heißt Argok-tsangpo, Herr«, behauptete ein anderer Führer, »er kommt aus dem Argok-tso.«
»Er vereinigt sich in der Gegend Aong-dunker mit dem Aong-tsangpo. Von allen den Bergen und aus allen Tälern, die Sie im Süden erblicken, strömt das Wasser nach dem Argok-tso und daher wird der Argok-tsangpo zum größten Bache in dieser Gegend.« Ich konnte auch später bestätigen, daß der Argok-tsangpo der Hauptfluß und der Lavar-tsangpo nur ein Nebenfluß ist. Der vereinigte Fluß ist der größte der Wasserläufe, die sich in den Nganglaring-tso ergießen.
Überraschend ist, daß man die Wasserscheiden zwischen dem Satledsch und dem Nganglaring-tso erst so weit im Süden findet. An irgendeinem Punkte im Nordwesten muß es eine dreifache Wasserscheide geben, die sowohl dem Indus, wie auch dem Satledsch und dem salzigen See Bäche zusendet. Das Land dort ist aber unbekannt, und künftige Entdeckungsreisende werden in jenen Gegenden viel zu tun vorfinden. Meine Reise ist nur eine Rekognoszierung.
Auf kupiertem Terrain, zwischen üppig bewachsenen Quellsümpfen und Flußterrassen hindurch geht unser Weg nach Südwesten. Oft ist die Aussicht vollständig verdeckt, weil bleischwere Wolken am Erdboden hinschweben, und manchmal kommt auch ein Hagelschauer herangefegt, der uns ins Gesicht schlägt. Der Argok-tso ist uns nahe; soweit man sehen kann, hat der See eine ziemlich runde Form. Am Fuße der Hügel strömt ein dritter Bach, der Surnge-tschu, dessen Wasser sich in den Argok-tso ergießt. Am Rande des Baches schlugen wir das Lager 447 auf.
Schwere, finstere Regenwolken zogen wieder über die Kämme des Gebirges hin, und der Donner grollte dumpf. Das Lager war kaum fertig, als das Unwetter ernstlich zum Ausbruch kam. Der Hagel trommelte auf den Zeltdächern, und dann und wann fiel ein prasselnder Regenschauer. Über mein Zelt, das auf allen Seiten undicht war, mußte ein großes Zeugstück gelegt werden. So ist es recht! Nun sind die Herden der Nomaden für den kommenden Winter geborgen, und ihre Besitzer haben ein ganzes Jahr lang ein sorgenloses Leben.
Gegen Abend verwandelte sich der Regen in Schnee, der ohne Pause stundenlang fiel, und zwar diesmal in großen, leichten Flocken, die lautlos das Zelt streiften und ihre weiße Decke über das ganze Land breiteten. Gegen Abend zerteilten sich die Wolken eine Weile, und in der Lücke stand der Mond; verdrießlich und verschwommen warf er sein bleiches Licht auf den vollständigen Winter, der uns umgab. Die Kälte ging auf einige Grade unter Null herunter, und der Schnee knirschte unter den Füßen. Und dabei war dies die heißeste Zeit des Jahres! Man konnte sich in den Winter nach Tschang-tang zurückversetzt glauben. Unser Lager lag 5155 Meter über dem Meer.
Die Wölfe heulten während der Nacht in unserer Nähe. Wir sind an sie gewöhnt und machen uns nichts aus ihrem unheimlichen Bellen. Aber wir müssen immer an unsere Pferde und Maulesel denken, die, von zwei Mann bewacht, draußen im Schnee grasen. Die Wölfe waren entschieden dreist, denn zwei Revolverschüsse hallten im Tale wider; nachher wurde es still.
Finster und drohend graute der neue Tag, und über winterlich weiße Hügel und durch knirschenden Schnee ging der Marsch westsüdwestwärts. Der Gewittergott fuhr auf seinem polternden Wagen durch die uns auf allen Seiten umgebende Gebirgswelt. Der Schnee lag einen halben Fuß hoch und verdeckte die tückischen Mauselöcher, in denen die Pferde stolperten. Er ballte sich auch, und halbkugelförmige Extrasohlen klebten unter den Hufen der Tiere. Später am Tage erhielt aber die Sonne die Überhand, die Schneedecke verschwand, und als wir in dem Lager dieses Tages (Lager 448) anlangten, war der Boden schneefrei.
Der Tagemarsch hatte am Surnge-tschu entlanggeführt, und wir waren durch eine ganze Reihe seiner Nebenbäche gewatet. Wie verschieden doch von der ausgetrockneten Gegend, in der der Indus seine Quellen hat! Der Lagerplatz heißt Taktsche, und 26 schwarze Zelte in zwei Dörfern sind unsere Nachbarn. Der Gova des Ortes hatte sich nach Purang begeben; aber sein Stellvertreter, ein kleiner feister, grobknochiger Tibeter, versprach, allen meinen Befehlen zu gehorchen. Yaks könnte ich zu der Reise nach Toktschen so viele erhalten, wie ich nur wünschte. Der Mann erzählte mir auch, daß Sonam Ngurbu gerade heute Taktsche verlassen habe; er habe die Nomaden auf meinen Besuch vorbereitet und ihnen gesagt, daß sie von uns nichts zu fürchten hätten. Daher waren die Nomaden von Taktsche schon vom ersten Augenblick an freundlich gegen uns.
Die Männer aus Kjangjang und ihre Yaks hatten ihre Dienste geleistet und konnten gehen. Sie wurden gut bezahlt und erhielten außerdem zwei Hunde, deren wir überdrüssig geworden waren. Der eine war schmutzig gelb und ein unangenehmes Tier; Kleinpuppy und Takkar konnten ihn nicht leiden. Der andere war ein kleiner brauner Köter, der Kamduk hieß. Beide hatten sich freiwillig zu uns gesellt und bellten die ganzen Nächte hindurch ohne jeglichen Grund. Nun wurden sie an der Leine nach Kjangjang mitgenommen. Doch schon im nächsten Lager war Kamduk wieder da; lustig und munter wedelte er mit dem Schwanze und kläffte vor Freude. Nach diesem Beweis der Treue wurde er von allen verzogen, und er begleitete uns nun auf dem ganzen Wege nach Indien, bis er dort in einem der ersten Dörfer aus eigenem Antrieb haltmachte. Er fürchtete die Wärme und sehnte sich nach dem Sommerschnee im Kjangjang-Tal zurück.
In Taktsche blieben wir noch einen Tag. Hier wollten wir Schafe, Tsamba und Milch, sowie Gerste für die Pferde kaufen. Das Wetter lud auch nicht dazu ein, in den Sattel zu steigen. Es goß in einem fort, und der Boden verwandelte sich in eine einzige Schlammsuppe. Hier würde das Gras saftiger werden, als es seit mehreren Jahren gewesen war! Ich verkürzte mir die Zeit mit dem Zeichenstift und brauchte auf Modelle nicht zu warten. Sie kamen scharenweise, jeden Geschlechtes und Alters, und füllten Abdul Kerims geräumiges Zelt, wo die Atmosphäre durch die Ausdünstung, schmutziger Nomaden und ihrer klatschnassen Kleidungsstücke bald ein gemütliches tibetisches Aroma erhielt. Aber drinnen im Zelte herrschte Sonnenschein, während draußen, der Regen ohne Unterbrechung über das straffgespannte Zelttuch spülte. Es war wirklich ein großes Vergnügen, den ganzen Tag im Kreise der Söhne und Töchter der Wildnis zu sitzen, sie in der Nähe in den auf ihren Schafen und Yaks gewachsenen Anzügen zu sehen und ihrem ausgelassenen Geplauder und ihrem hellen Lachen zu lauschen. In einer Ecke des Zeltes sitzt eine junge Mutter mit ihrem Säugling. Sie ist ärmlich und zerlumpt gekleidet, aber hübsch gewachsen, und ihre Züge sind energisch. Jedesmal, wenn der Modellplatz frei wird, drängt sie sich vor und behauptet, daß sie jetzt an der Reihe sei, und schließlich setzt sie ihren Willen durch.
Eine richtige Volksversammlung drängte sich draußen vor den Zelten, als wir am 12. Juli aufbrachen. Sie konnten unmöglich alle aus Taktsches schwarzen Dörfern sein; es stellte sich auch heraus, daß viele aus den Nachbartälern waren. Sie hatten davon gehört, daß das Zeichnen fortgesetzt werden sollte, und nun hofften sie, ebenfalls eine Rupie oder eine Tenga zu verdienen. Aber ihre Hoffnungen wurden zu Wasser, denn eine neue Kompanie prächtiger Yaks wartete schon mit ihren Treibern, und die Nachbarn Taktsches durften nur Augenzeugen unserer Abreise sein.
Die ganze Gegend war in einen seltsamen Nebel gehüllt; der Erdboden schien zu dampfen, naheliegende Gegenstände traten schwach hervor, die entfernteren Berge waren überhaupt nicht zu sehen. Das Phänomen beruhte offenbar auf dem starken Regen des gestrigen Tages in Verbindung mit der Kälte der Nacht. Am Vormittag fiel ein tüchtiger Hagelschauer, und der Führer, der stets neben mir gehen mußte, erklärte, der Hagel nütze gar nichts, nur der Regen vermöge die Graswurzeln zu erfrischen. Weiter südwestwärts, sagte er, sei die Weide besser, und in einer Woche werde das Gemeinwesen von Taktsche dorthin übersiedeln, denn so lange gebe es noch Weide am Surnge-tschu.
Das Terrain hebt sich außerordentlich langsam. Wir sind dicht beim Surnge-la, einem wasserscheidenden Passe erster Ordnung im Transhimalaja. Und dennoch ist das vor uns liegende Land so gut wie eben. Auf beiden Seiten erheben sich Berge, aber wir wandern zwischen ihnen wie in einem offenen Tal (Abb. 82).
82. Auf einem Passe des Transhimalaja. (S. 100.)
»Hier ist der Surnge-la«, behauptet mein Begleiter.
»Unmöglich! Der Boden ist ja völlig eben; dies ist kein Paß.«
»Doch, dies ist, was wir den Surnge-la nennen«, erwidert er.
Ein seltsamer Paß! Nicht das kleinste Rinnsal verriet Gefälle nach irgendeiner Seite hin. Der Boden war völlig eben. Nach einigen Minuten gelangten wir indessen an ein kleines Bett, das sich südwärts zog. Nun erst war die Sache klar; das Siedethermometer mußte in Tätigkeit treten und gab eine Höhe von 5276 Metern an. Die vielen Steinmale des Passes verwirren, denn sie sind eine gute Strecke westlich von dem höchsten Punkte errichtet.
Bald wird der Aufbau deutlicher; wir reiten in einem langsam abfallenden Tal abwärts, dem Surnge-lungpa, dessen Bach zum Flußgebiete des Satledsch gehört. Ich hatte also den Transhimalaja zum achten Male überschritten. Der Paß Surnge-la war viel bequemer gewesen als irgendeiner der andern. Man kann ihn kaum einen Paß nennen; er ist nur eine flache Anschwellung in einem sehr niedrigen Teile des Systems.
Vom Lager 449 (4917 Meter) in der Mündung des Panglung-Tales aus sahen wir in Südwest einen alten Bekannten, den Pundi-Berg, der sich am Nordufer des heiligen Sees erhebt. In derselben Richtung zieht sich das Tal Surnge-lungpa weiter, das sich jetzt als der obere Teil des Patschen-Tals herausstellte, jenes Tales, in dessen Mündung ich im vorigen Jahre einen kurzen Besuch gemacht hatte. Während des folgenden Tagemarsches ließen wir dieses Tal rechts liegen und gingen anstatt dessen über den kleinen Paß Jübgo-la und eine Reihe niedriger Hügel und schließlich noch durch ein enges, gewundenes Tal.
Wir hatten eben das Lager 450 aufgeschlagen, als der Himmel sich wie in der Dämmerung verdüsterte. Eine Weile darauf sprengte der Hagel seine Fesseln und stürzte mit unbeschreiblicher Heftigkeit herab. Das ganze Land wurde wieder kreideweiß, aber die weiße Decke wurde bald von dichtfallendem Regen fortgespült. Nur die höheren Regionen des Gebirges, wo die Niederschläge noch immer als Hagel oder in Schneegestalt fielen, blieben weiß. Es klatscht und quatscht draußen in der Nässe. Kleinpuppy kommt ins Zelt gelaufen und richtet es natürlich so ein, daß er sich gerade vor meiner Nase, meinen Notizbüchern und meinen Karten das Wasser aus dem Felle schüttelt. Dann rollt er sich auf seiner Matte in der Ecke zum Trocknen zusammen. Aber er hat nun einmal keine Ruhe im Leib. Wenn er draußen Schritte patschen hört, muß er sofort hinaus, um den Gehenden anzusehen und anzuknurren, und wenn er dann wieder hereinkommt, verabreicht er mir eine neue Dusche.
Gegen Abend ging der Regen in Schnee über. Im Sommer ist in Hochtibet der Gang der Witterung immer so. Zuerst ein heftiger Hagelschauer, dieser geht in Regen über und endet mit Schneefall. Wie wenig glichen sich doch die beiden Regenzeiten 1907 und 1908! Während der ersteren waren nur ein paarmal einige Sprühregen gefallen, aber jetzt hatten wir unaufhörliche heftige anhaltende Regengüsse.
Die nächste Tagereise führt in dem Tale Gelle-lungpa abwärts, das zwischen Felsen aus Hälleflinta und Grauwacke eingezwängt liegt. An einer Stelle, wo das Tal sich erweitert, holten uns zwölf Reiter ein, die mit großer Eile eine Yakherde und eine Menge Schafe vor sich hertrieben. Sie waren aus Nepal; ich fragte sie, als sie an uns vorüberzogen, weshalb sie es so verzweifelt eilig hätten. »Diebe aus Tibet hatten uns unser Vieh gestohlen«, antworteten sie, »und deshalb setzten wir der Bande sofort nach. Wir holten sie vor zwei Tagen ein und haben die Schufte so windelweich geprügelt, daß sie kaum gehen konnten. Aber unsere Tiere haben wir wiederbekommen, und nun sputen wir uns, um schnell über die Grenze und nach Hause zu gelangen.«
»Wo überschreitet ihr die Grenze?«
»Auf dem Passe Tschakpalung-la.« Ein Unheil verkündender Name, denn er bedeutet »Paß des Räubertals«!
»Helfen euch die Behörden nicht, wenn ihr euch beim Devaschung beschwert?«
»Nein. Die tibetische Regierung rührt keinen Finger, um bestohlenen Ausländern beizustehen. Wird man durch Tibeter beraubt, so muß man sich selbst Hals über Kopf in Feindesland hineinbegeben und sich seine Habe mit Gewalt wiedernehmen. Sonst ist sie spurlos verschwunden wie Rauch. Wie Sie sehen, sind wir gut bewaffnet. Leben Sie wohl!«
Noch einen Fluch über die Feigheit der Tibeter stieß der Sprecher der Nepalesen aus, dann verschwand die merkwürdige Reiterschar hinter einer Biegung des Tales.
Wir sind jetzt im Gebiete von Toktschen. Der Distrikt, den wir zuletzt durchzogen haben, heißt Hor-parjang. Noch bleibt eine kleine Paßschwelle zu überschreiten, der Rigong-la; von seiner Höhe aus sieht man in S 69° W einen kleinen Zipfel des heiligen Sees. Sonst ist die Aussicht dort oben nicht viel wert. Bleischwere, blauschwarze Wolken hängen über dem ganzen Land und verhüllen alles. Der Weg geht schließlich über schwach gewölbte Hügel in das Tal des Samo-tsangpo hinunter. Am linken Ufer des Flusses lagerten wir ganz in der Nähe des Platzes, auf welchem der Gova von Toktschen seine Sommerzelte aufgeschlagen hatte (Lager 451).
Wie gewöhnlich war das Lager schon fertig, und der Rauch stieg von dem Feuer auf, als ich anlangte. Ich stieg ab, reichte Lobsang die Reitpeitsche, ließ mir von Gulam die Lederstiefel ausziehen und die Leibbinde losknüpfen, schlug den tibetischen Mantel zurück, ging in das Zelt hinein und dankte Gott, daß er die anstrengende Arbeit ein glückliches Ende hatte nehmen lassen.
Dann legte ich mich auf mein Bett und dachte nach. Sieben Monate waren verstrichen, seitdem wir Ladak verlassen hatten. In mehreren Richtungen hatte ich den großen weißen Fleck im Norden des Tsangpo, des oberen Brahmaputra, durchquert. Ich hatte meinen Zweck erreicht, meine Pflicht getan und konnte nun mit gutem Gewissen die Straße nach Indien einschlagen.
Doch bevor wir die Rückreise durch das Satledschtal antreten, laßt uns gerade hier am Endpunkte der achten Überschreitung des Transhimalaja einen Augenblick haltmachen und uns ins Gedächtnis zurückrufen, was vergangene Zeiten von diesem Gebirgssystem gewußt haben. Und laßt uns auch das Andenken derjenigen Männer ehren, die jeder an seinem Teil zur Kenntnis des Transhimalaja beigetragen haben. Sie hatten hauptsächlich den östlichen und den westlichen Flügel berührt. Mir blieb das Zentrum, »der weiße Fleck«. Daher war mir das Glück beschieden, Theorien verwerfen zu können, die bei verschiedenen Gelegenheiten aufgestellt worden waren; ich konnte die beiden Flügel miteinander verbinden und beweisen, daß der Transhimalaja ein einziges, zusammenhängendes System ist, das aus einer Welt verschiedener Ketten besteht, ein Faltensystem der Erdrinde, das zwar vom Himalaja an Höhe weit übertroffen wird, aber an Mächtigkeit und Bedeutung seinesgleichen ist.