Ferdinand Gregorovius
Der Kaiser Hadrian
Ferdinand Gregorovius

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Fünfundzwanzigstes Capitel.

Die Stadt Rom zur Zeit Hadrians. Römische Bauten des Kaisers. Vollendung des Forum Trajanum. Der Tempel der Venus und Roma. Das Grabmal Hadrians.

Hadrian fand als Kaiser die Stadt Rom nicht nur in ihren wesentlichen Hauptcharakteren schon vollendet vor, sondern dieselbe hatte auch fast schon den Umfang erreicht, welchen später Aurelian durch die von ihm aufgeführten Mauern für immer festgestellt hat.Wenigstens gilt das von der Zeit Marc Aurels und des Commodus, welche um 175 eine Finanzlinie (die man heute etwa Burgfrieden nennen würde) für Rom durch lapides festsetzten, und diese Linie entsprach etwa den späteren Mauern Aurelians. De Rossi, Piante Icnografiche di Roma, c. VII, Limiti di finanza stabiliti da Marco Aurelio e da Commodo. Die Flavier hatten das Capitol glänzend erneuert, die palatinische Kaiserburg war von Domitian prachtvoll ausgebaut worden, das Forum Romanum hatte seinen monumentalen Abschluß erhalten, und von Augustus bis auf Trajan war auch das große System der neuen Kaiserfora vollendet worden. Auf den Trümmern des goldenen Hauses des Nero hatten Vespasian und Titus das Amphitheater und Thermen bis zum Esquilin hin gebaut, an welche sich die trajanischen auf den Carinen anschlossen. Der Circus Maximus war von Domitian neu gebaut und von Trajan vollendet worden; das Stadium Domitians, die heutige Navona, glänzte in seiner frischen Schönheit, und reihte sich dem Pantheon und den Bädern Agrippas und Neros an. Die Zahl der Aquäducte war von Trajan vermehrt worden.

Mit der Baulust der Kaiser hatten die Großen und die Bürger gewetteifert; Paläste, Villen und Gartenanlagen bedeckten die Hügel und Täler Roms. Alle Künste hatten die wunderbare Stadt mit Schönheit geschmückt; das Höchste, was die Baukunst der Römer in ihrer Verbindung mit den Formen Griechenlands und bei ihrer Neigung zum Prunk und zu colossaler Größe leisten konnte, war schon in den Bauten der Flavier und Trajans erreicht worden. Zur Zeit der Antonine konnte ein geistreicher Betrachter, wie der Grieche Aristides, urteilen, daß die gesammte Erde nichts Rom Gleiches hervorgebracht habe.

Die Erkenntniß, daß er die Werke seines Vorgängers Trajan in Rom nicht übertreffen könne, mußte hier die Schöpfungslust Hadrians mäßigen, und wenn es auch irrig ist zu glauben, daß er Rom nicht geliebt hat, so konnte ihn doch die lange Entfernung auf Reisen der Hauptstadt etwas entfremdet haben. Außerdem war die Zeit gekommen, wo Rom aufhörte, der alleinige Gegenstand des Ehrgeizes der Herrscher zu sein. So erklärt sich die Thatsache, daß der Baulustigste unter den Kaisern die Hauptstadt des Reiches nicht gerade mit vielen und außerordentlichen Denkmälern ausgestattet hat. Auffallend gering ist die Zahl der uns erhaltenen römischen Localinschriften, die sich auf hadrianische Bauten beziehen.C. I. L. VI, 1, n. 1240 Herstellung der ripae Tiberis und der Cloaken, a. 121; n. 976 Herstellung des Auguratorium (Palatin?), a. 136; n. 1233 Herstellung der Cippi des Pomerium, a. 121. Da Hadrian keine Eroberungen gemacht hatte, konnte er nicht wie Claudius, Vespasian und Trajan das Pomerium erweitern, n. 973 Bau des pons Aelius, a. 133; n. 975 Ehreninschrift der Regionenvorsteher (von 5 Regionen erhalten) im Capitol, a. 136. Sie läßt auf eine große Thätigkeit Hadrians für Rom schließen, n. 981 verstümmelte Inschrift einer unbestimmbaren Restitution.

Immerhin sind es großartige Monumente, die er in Rom ausgeführt hat. Wenn man ihnen den Bau der ungeheuren Villa in Tibur zugesellt, so hat Hadrian eine nicht mindere Kunstthätigkeit in Rom hervorgerufen als Trajan. Zu manchen Bauwerken hat er selbst den Plan entworfen, und das hat kein Kaiser vor und nach ihm vermocht. Es ist sinnverwirrend, sich die Massen von Marmor vorzustellen, welche damals auf den Emporien des Tiber ausgeschifft worden sind. Kein Kaiser hat so viel köstliche Steine verbraucht, von Paros, von Scirus, von Luna, den phrygischen Marmor aus den Brüchen von Sinnada (Pavonazetto), den numidischen (Giallo antico), die Porphyre und Granite aus der Thebais, den karistischen Marmor vom Berge Ocha. Diese letzte Marmorart (Cipollino) wurde gerade in der hadrianischen Zeit häufig verwendet. Die größte Zahl der im Emporium gefundenen und mit Marken bezeichneten Massen dieser Gattung gehört ihr an. Sogar die Namen der kaiserlichen Aufseher dieser Brüche, der Sclaven Cerealis und Hymenäus haben sich erhalten.Bruzza, Iscr. dei marmi grezzi, Annal. d. Inst. 1870, S. 137 f. Eine Säule aus numid. Marmor, in der Villa zu Tibur gefunden, trägt das Consulatjahr Hadrians (118), ein Cipollinblock im Emporium den Consulat des Augurinus (132), die beiden Säulen von der Marmorata den Consulat des Aelius Cäsar und Balbinus (137).

Wie jeder Kaiser, so hat auch Hadrian Monumente Roms hergestellt; dazu gehörten außer mehreren von Spartian nicht bezeichneten Tempeln die Septa, die Basilika des Neptun, das Forum des Augustus, das Pantheon, welches zur Zeit Trajans von einem Blitz beschädigt worden war, und die mit ihm zusammenhängenden Thermen Agrippas. Wahrscheinlich hat er auch das Innere des Pantheon verschönert.Spart, c. 19. In den Thermen Agrippas nach der Minerva hin hat man nur hadrianische Ziegelstempel gefunden vom J. 123. Stempel beweisen eine hadrian. Restauration des Pantheon zwischen 123 u. 127, in welche Zeit auch die der Septa und der Basilika des Neptun fällt. Notizie degli scavi (Accad. dei Lincei) 1881, S. 280. 283. Stempel hadrian. Zeit fand man im palatin. Stadium (Notizie 1877, S. 201) und in dem neuausgegrabenen Häusercomplex am Forum. Einige Inschriften vom Forum Had. betreffend bei Jordan Sylloge Inscr. Fori Rom. (Eph. ep. III).

Die Reihe seiner Neubauten begann Hadrian mit der Vollendung des trajanischen Forum; hier weihte er zuerst das Templum Divi Trajani, welches der Senat diesem Kaiser errichtet hatte. Es war der einzige Tempel, auf den Hadrian seinen Namen setzte; dann baute er die westliche Seite des Forum aus und schloß sie mit einem Triumfbogen. Auf derselben Seite erhob sich hinter der Colonna Trajana ein Prachttempel mit Säulenhallen von Granit; diesen hat der Senat dem Kaiser Hadrian selbst errichtet.Hadrianische Münzen (Eckhel VI, 509 f.) mit einem Tempel von 10 Säulen (S. P. Q. R. Ex. S. C.) beziehen sich darauf. Rom. Stadtb. III, 2, S. 107. Es ist die Stelle des Palasts Imperiali; dort wurde die Inschrift des großen Schuldenerlasses vom Anon. von Einsiedeln abgeschrieben. So war das System der Kaiserfora bis zum Anfange des Marsfeldes vorgeschoben worden, und deshalb hat Hadrian auch die dort nahe liegenden Septa und die Basilika Neptuns wieder hergestellt.Nach Nardini ed. Nibby III, 119 scheint das Templum (Basilica?) Neptuni an der Septa des Agrippa gelegen zu haben; der Porticus Neptuni war von ihm erbaut worden. – Auf dem Marsfelde ließ übrigens Hadrian ein Theater abbrechen, welches Trajan erbaut hatte. Spart. c. 9. Die Antonine haben sodann diese Bauten fortgesetzt, und ein neues Forum ist um die Säule Marc Aurels her errichtet worden.

Nach Spartian baute Hadrian auch den Tempel der Bona Dea.Da ein Tempel der Bona Dea auf dem Aventin stand, hat ihn Hadrian vielleicht neu hergestellt. Nardini III, 279. Der Biograph hat das griechische Gymnasium oder Athenäum übersehen, dessen Stelle unbekannt ist.

Das herrlichste Bauwerk Hadrians in Rom war der Doppeltempel der Venus und Roma an der Via sacra. Der Plan dazu war sein eigenes Werk. Der kaiserliche Dilettant wollte sich durch einen Monumentalbau ohne Gleichen verewigen, und in der That ist dieser Tempel der größte und prächtigste der Stadt gewesen. Welcher Architect ihn ausgeführt hat, ist unbekannt. Apollodorus ist es nicht gewesen, vielmehr hat eine Legende seinen Untergang gerade an jenes Bauwerk geknüpft. Dieser Syrer aus Damascus war das größeste Genie unter den Architecten des zweiten Jahrhunderts. Wir kennen nicht den ganzen Umfang seiner Schöpfungen, aber zu seiner Unsterblichkeit genügt die Thatsache, daß er für Trajan außer einem Odeum und Gymnasium das prachtvolle Forum und die Brücke über die Donau gebaut hatte. Ob Apollodor auch für Hadrian thätig war, ist zweifelhaft. Dio erzählt, daß ihm der Kaiser seinen Grundriß des Tempels der Venus und Roma vorgelegt, und der Baumeister ihm manche Fehler nachgewiesen habe; namentlich habe er die Größe der beiden Götterstatuen getadelt, weil sie das Dach abheben würden, wenn sie von ihren Sitzen aufständen – ein sinnloser Vorwurf, der auch den Zeuscoloß des Phidias in Olympia hätte treffen müssen. Auf Befehl Hadrians soll dann Apollodor erst verbannt, und endlich ums Leben gebracht worden sein.Dio 69, 4. Aber nichts bestätigt diese Sage; vielmehr hat Hadrian den großen Baumeister nicht nur zur Abfassung der Poliorketika aufgefordert, sondern ihm auch einen Coloß der Luna als Seitenstück zu jenem der Sonne aufgetragen.Aliud tale (simularum) Apollodoro architecto auctore facere molitus est, Spart, c. 19. Von diesem Coloß ist nichts bekannt. Weder Spartian, noch Eutropius, noch Aurel. Victor haben ein Wort vom Tode Apollodors. Duruy IV, 395 hat die Sinnlosigkeit der Fabel gut nachgewiesen. Es ist freilich möglich, daß Apollodor von der Laune des Kaisers zu leiden hatte, und zu großen Bauten nicht mehr verwendet wurde. Seine glänzende Thätigkeit schloß mit Trajan, und sein Ende ist unbekannt. Man glaubt sein Bildniß auf dem Triumfbogen Constantins zu sehen, wohin es versetzt wurde, als der Baumeister desselben einen Trajansbogen seiner Reliefs beraubte, um damit jenen zu schmücken. Es stellt einen Mann in griechischer Kleidung dar, welcher dem Kaiser Trajan eine Zeichnung überreicht.Niebuhr, Vorträge über röm. Gesch. III, 221.

Nach dem Plane Hadrians bestand der Prachtbau der Venus und Roma aus zwei gewaltigen unter einem Dach vereinigten Tempeln; denn die halbrunden Nischen der beiden Zellen stießen mit ihren Rückseiten aneinander.Prudentius in Symmachum I, 219:

Delubrum Romae (colitur nam sanguine et ipsa
More Deae, nomenque loci ceu numen habetur)
Atque urbis, Venerisque pari se culmine tollunt,
Templa, simul geminis adolentur tura deabus.
Die Zellenräume waren von einem Tonnengewölbe bedeckt; bunter Marmor schmückte ihre inneren Wände, weißer von Paros die äußern. Die Fronte des Romatempels war dem Colosseum zugekehrt, die der Venus dem Forum, und zu jedem führten Marmortreppen empor; denn der gewaltige Bau erhob sich auf einer gemauerten Terrasse, welche noch erhalten ist. Zehn korinthische Säulen standen vor jeder Fronte, und je 20 vor den Langseiten. Ein Pronaos erstreckte sich gegen das Forum hin, und der ganze Bau war noch mit einer äußern Halle von Granitsäulen umschlossen.Ein Pseudodipteros decastylos, Adler S. 181; Hirt II, 371. Niebuhr in der Röm. Stadtb. III, 1, 299 f. mit Zusätzen von Bunsen. Bildwerke schmückten die Giebelfelder, Statuen die Nischen der Zellen, und Gemälde stellten wahrscheinlich die mythische Gründung Roms dar. In den beiden Tribunen waren hier die Colossalfigur der siegreichen Venus, dort des Genius Roms aufgestellt, beide sitzend und in kriegerischer Haltung. Die Venus trug auf der Rechten eine Victoria, in der Linken eine Lanze, die Roma den Globus und die Lanze.Eckhel VI, 510. So wurde die Roma auch später dargestellt: Bildsäule der Villa Medici. Siehe Reifferscheid in Ann. d. Inst. 1863, S. 363 f. Hadrianische Münzen Veneri Genitrici, Venus, die Victoria auf der Rechten, die Linke auf einem Schilde, worauf der fliehende Aeneas, Cohen II, n. 1444. 1446. Eine ähnliche im Bull. Comunale 1877, S. 78. Das COS IIII. ist ein Versehen. Ein Dach von vergoldeten Erzziegeln deckte beide Tempel. Das Bauwerk war durch seine Verbindung griechischer und römischer Formen merkwürdig; denn es vereinigte die rechtwinklige Tempelanlage mit dem Gewölbebau in der großartigsten Weise.Lübke, Gesch. der Architectur I, 200. Hadrian ließ den Marmorcoloß des Nero, ein Werk des Zenodorus, an den Anfang der Via sacra zwischen diesem Tempel und dem Amphitheater versetzen, wo noch das Postament erhalten ist. Das schwierige Unternehmen führte der Ingenieur Decrianus mit Hilfe von 24 Elefanten aus. Spartian bemerkt dabei, daß die gigantische Statue der Sonne geweiht wurde, nachdem ihr das Antlitz des Nero genommen war. Wahrscheinlich hatte dies schon Vespasian gethan, als er den Coloß nach dem Brande des neronischen Hauses ausbessern ließ.

Hadrian hatte den Doppeltempel sowol dem Genius der Stadt als der Stammmutter des Cäsarenhauses geweiht, und das war eine wahrhaft römische Idee; sie stand wol auch in Beziehung zur Feier des von ihm neu eingerichteten Geburtsfestes der Stadt Rom, welche in seiner Zeit und vielleicht von ihm den Namen aeterna empfing. Später wurde der Tempel überhaupt templum Urbis genannt.Athenäus VIII, 361. Zwei hadrianische Münzen mit Urbs Roma Aeterna und Veneris Felicis bezieht Eckhel VI, 510 auf diesen Bau, obwol die erste einen Tempel von 6 Säulen zeigt. Aus zwei Münzen des Antoninus Romae Aeternae und Veneri Felici hat Niebuhr a. a. O. S. 301 gefolgert, daß Antoninus Pius den Tempel vollendet habe. Die Münze Antonins bei Cohen II, n. 767 Romae Aeternae zeigt eine Tempelfronte mit 10 Säulen und an den Giebeln Reliefs. Der Name Roma Aeterna stammt erst aus der Zeit Hadrians, Cohen II, n. 1299 f., n. 1303; Rom auf einem Küraß sitzend, mit der Rechten die Häupter der Sonne und des Mondes haltend, in der Linken eine Lanze. Die Bauten Hadrians sind nicht, wie die Trajans durch Münzen verewigt. Nach der Chron. Cassiodors (ed. Mommsen) wurde der Tempel der Venus und Roma a. 136 gebaut, d. h. geweiht, und das nimmt auch Fea Varietà di Notizie S. 143 an. Nissen, Das Templum S. 202, bestreitet die Stelle im Athenäus VIII, 361, woraus man die Gründung am Palilienfest (21. April) geschlossen hat, und stimmt für die Floralien (28. April bis 3. Mai). Aber das Einfachere ist die Gründung an den Palilien. Siehe Preller, R. Mythol. II, 356. Er überstralte den capitolischen Jupiter, und den benachbarten Friedenstempel Vespasians, während selbst das flavische Amphitheater ihn nicht herabstimmen konnte.

Zu derselben Zeit, als dieser Prachtbau und die Villa bei Tibur entstanden, erinnerte sich Hadrian, daß er sterblich sei, und er ließ sich sein Grabmal bauen. Er wählte dafür die Gärten der Domitia an der Triumfalstraße, die über die triumfalische Brücke nach der Stadt führte. Diesem vaticanischen Gebiet wollte er eine neue Gestalt geben. Er legte dort sogar einen Circus an, welchen er wol für die Festspiele zu Ehren seiner Göttlichkeit bestimmte. Die Gothen unter Vitiges haben sich noch in diesem Circus verschanzt, und seine Reste hinter dem Mausoleum blieben noch lange im Mittelalter sichtbar.Procop. de bell. Goth. II, 2, 1 spricht vom Circus, ohne noch seinen Namen zu kennen. Im Mittelalter hieß er theatrurn Neronis; er ist auf dem Stadtplan des 13. Jahrh. und auf anderen Planen abgebildet. De Rossi, Piante icnograf. di Roma, S. 85. Die Reste des Circus nahe an der Engelsburg sahen noch Blondus und Fulvius; Nardini III, 363. So glorreich wie Trajan im Postament seiner Ehrensäule in der Mitte der Stadt Rom konnte Hadrian nicht ruhen, aber er wollte sich ein Grabmal bauen schöner als jenes des Augustus, dessen Gruftkammern schon überfüllt waren, bewundernswürdiger als das Mausoleum von Halikarnaß, und an Festigkeit sollte es den Pyramidengräbern der Pharaonen nicht nachstehen. In Wahrheit hat der eitle Kaiser ein Denkmal geschaffen, dessen Trümmer mit ihrem mittelalterlichen Ausbau noch heute einer der architectonischen Hauptcharaktere Roms sind, trotz der Nähe des Vaticans. Er hat lange Jahre an diesen Bau verwendet, den er ohne Zweifel selbst entworfen hatte.Daß schon im Jahre 123 daran gebaut wurde, haben Ziegelstempel mit ihrer Consularbezeichnung bewiesen. Bunsen, Röm. Stadtb. II, 1, S. 411.

Das Mausoleum Hadrians, in mehreren Aufsätzen emporsteigend, mit Statuen geschmückt, von Marmorpracht stralend, muß einen herrlichen Anblick gewährt haben. Doch ist kein Abbild seiner Wirklichkeit auf uns gekommen, und die nach spärlichen Beschreibungen, zumal des Procopius, von Labacco, Piranesi, Hirt, Canina und Andern versuchte Wiederherstellung ist zum Teil phantastisch.Auf den mittelalterlichen Stadtplanen hat sich eine Form für das Mausoleum festgestellt, welcher eine dunkle Erinnerung zu Grunde liegt; es wird gezeichnet als ein Turm von zwei Aufsätzen über dem viereckigen Unterbau. Diese Gestalt hat das Grabmal auch auf den bronzenen Thüren des St. Peter, wo der Künstler Filarete den ersten Versuch seiner bildlichen Wiederherstellung gemacht hat. Der gigantische Bau ruhte auf einer mit Travertin bekleideten vierseitigen Basis von 15 Palm Höhe; sie ist noch im Wesentlichen erhalten, wenn auch halb verschüttet. Auf den Ecken dieses Sockels sollen vier Pferde von vergoldetem Erz gestanden haben. Ueber dem Unterbau erhob sich ein Rundturm, mit Marmorplatten bekleidet, von einer korinthischen Säulenhalle umgeben. Offenbar diente ihm als Muster das Grabmal der Cäcilia Metella mit seinem Friese von Stierschädeln und dem Architrav, unter welchem die Schilde mit den Inschriften der Todten angebracht waren. In dieser Halle wie auf der Platte des Turms, zu der eine Treppe emporführte, waren Werke plastischer Kunst aufgestellt, Bildsäulen von Rossen und Männern, wie Procopius sagt, von bewunderungswürdiger Arbeit, und dort soll auch die Figur Hadrians auf einer Quadriga gestanden haben, ein Werk von ungeheurer Größe.Proc. de bell. Goth. I, 22. Panvinius urbs Roma, S. 114. Winckelmann XII, c. 1, 290.

Vom Portal des Mausoleum, welches eine eherne Thüre (die berühmte porta aenea des Mittelalters) schloß, führte ein gewölbter Gang, ähnlich wie in den Pyramiden Aegyptens, in einer Windung zur kaiserlichen Gruftkammer empor, und diese nahm die Mitte des großen Rundturmes ein. Sie ist viereckig, ans starken Quadern gebaut, die einst mit köstlichem Marmor bekleidet gewesen sind. Vier große Nischen nahmen dort Sarkophage auf, und auf die Bänke daneben konnten Aschenurnen gestellt werden. Ein Porphyrsarg in der Mitte umschloß die Reste des Kaisers.

Ueber dem großen Rundbau scheint noch ein zweiter kleinerer in Tempelform mit Säulenhallen gestanden zu haben, und auch in ihm soll ein gewundener Gang zu einer zweiten Gruftkammer geführt haben.Bunsen a. a. O., S. 418. Welchen Abschluß die Kuppel dieses Tempels gehabt hat, ist unbekannt; die Meinung, daß sie mit dem großen Pinienapfel aus vergoldetem Metall gekrönt gewesen sei, welcher jetzt im Hofe des Belvedere steht, ist nicht begründet.Lacour-Gayet (Mélanges d'Arch. et d'Hist., Ecole française de Rome 1881, S. 312 f.) weist nach, daß die pigna nicht vom Mausoleum stammt, und bekräftigt die Ansicht mittelalterlicher Autoritäten, wonach sie die Kuppel des Pantheon gekrönt habe. Dies läßt sich freilich nicht beweisen. Das ursprüngliche Portal des Grabmals ist heute vermauert. Es war der älischen Tiberbrücke zugekehrt, die der Kaiser nicht weit von der triumfalischen erbaute, und diese wurde damals wahrscheinlich abgetragen. Die neue Brücke, auf sieben Bogen von Travertin ruhend und reich mit Statuen geschmückt, wurde schon im Jahre 134 fertig. Die Vollendung des Grabmals aber hat Hadrian nicht mehr erlebt. Es ist sogar ungewiß, ob er seine Gemalin Sabina und seinen Adoptivsohn Aelius Cäsar dort bestattet hat; vielleicht that dies erst sein Nachfolger Antoninus Pius, welcher die Asche des Kaisers aus Puteoli holen und im Mausoleum beisetzen ließ. Eine Inschrift bezeugt, daß er das Grabmal seinen Adoptiveltern Hadrian und Sabina im Jahre 139 geweiht hat.Siehe den ersten der Titel des Mausoleum, n. 984–995, C. I. L. VI, 1.

Das prachtvolle Mausoleum war der Schlußstein des Lebens und der Thaten des Kaisers Hadrian. Es hat dann nach dem Untergange des Reichs in den finstern Jahrhunderten des Papsttums als Kerker, Burg und Festung Roms eine tragische Geschichte gehabt, wovon in den Chroniken der ewigen Stadt im Mittelalter zu lesen ist.


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